Du sprichst ja nicht über dich

„Du sprichst ja nicht über dich“, sagen die Freunde und gucken vorwurfsvoll. Stimmt. Ich weiß eigentlich nicht wie. Und worüber auch? Über die Ängste, die mich nachts schlecht schlafen lassen und tags den Atem nehmen? Über die Tränen, die geweinten und ungeweinten?

Es geht mir nicht gut. Das mit dem Sprechen ist wie mit zu viel Alkohol. Man lässt sich hineinfallen, nimmt einen zu groooooooßen Schluck davon, fühlt sich furchtbar und benebelt und stellt hinterher verheult fest, dass es überhaupt nichts gebracht hat. Alle Probleme noch da. Plus ein paar erschreckte Gesichter derer, die es unbedingt wissen wollten und dann nicht klarkommen.

Hallo, ich weiß es selbst nicht besser. Ich bin immer wieder ein ziemlicher Anfänger darin, mich nicht hinter einem netten Lächeln zu verkriechen und meine Seele zu zeigen. Wenn ich zugebe, dass es mir nicht gut geht, fühle ich mich ziemlich hilflos, und das gibt der Angstschraube wieder mehrere zusätzliche Umdrehungen. Und mein Bedürfnis nach Selbstdarstellung ist nicht besonders hoch, egal, was Bloggern zu diesem Thema immer wieder nachgesagt wird.

Dafür ist hier einer, der seine Seele raussingt. Ich kann mir das Ding immer wieder anschauen. Fucking amazing.

 

 

14 Kommentare zu “Du sprichst ja nicht über dich

  1. Das ist mir total in Erinnerung geblieben und ich bekomme jedes Mal wieder Gänsehaut … Fucking amazing. Das trifft es wirklich. Und Deine Zeilen fühlen sich an, als wenn Du aus/mit/in meiner Seele sprechen würdest. Alles Liebe. Melanie

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  2. Doch, du sprichst ja über dich. Und sehr mutig. Wie hier, in diesem Blogbeitrag. Die Erfahrung mit dem Reden teile ich nicht. Ich hatte das Glück, in den vergangenen Jahren mit Menschen über mich und meine Situation reden zu können, die mir jeder auf seine Art ein kleines Stück weiterhelfen konnten ohne Ratschläge zu geben. Helfen in dem Sinne, dass mein Denken die Richtung wechseln konnte und ich mir Schritt für Schritt Mut ansammeln konnte. Wenn du magst, kannst du mir gerne per E-Mail etwas schreiben und ich lasse meine Gedanken kreisen. | Der Typ im Video ist geil.

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    • Ich danke dir. Es hat tatsächlich Mut (und Verzweiflung) gebraucht, mich zu bewegen, und sei es „nur“ das Schrittchen zu diesem Blogbeitrag. Wobei ich auch festgestellt habe, wieder mal, dass die Berge in meinem Kopf höher scheinen als sie tatsächlich sind. Was aber auch eine Binsenweisheit ist, auch wenn ich sie immer wieder vergesse.
      Danke dir sehr für dein Angebot, ich weiß es zu schätzen.

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    • Hmhmhm. Es muss nicht reden sein, was hilft. Manchmal kann dabei sitzen und DSDS gucken helfen. Manchmal allein sein. Manchmal das Lieblingsessen essen. Oder baden. Duschen. Küche putzen. Je nachdem, worum es geht, ist das Problem auch danach (noch) da. Aber dann hat man vielleicht eine andere, neuere oder überhaupt eine Kraft damit umzugehen. Nehmen wir als Beispiel ein Gänseblümchen. Es steht da so und da sind doofe Kinder, die spielen Fußball auf genau d e r Wiese. Das ist NICHT lustig für das Gänseblümchen. Wenn es Tage vorher weder geregnet hat, noch die Sonne schien, noch ein lieber Gärtner ein bißchen Gänseblümchendünger gesäht hat – hm. Dann steht schlecht um unser Gänseblümchen. Wenn aber das Gänseblümchen nun die Tage vor ein bißchen Regen trinken konnte, die warme Sonne fühlen konnte und der Gärtner es mit einem besonders leckeren Dünger versorgt hat, dann spielen an besagtem Tag immer noch die doofen Kinder, aber rat mal, was das Gänseblümchen macht, wenn die Jungs nach Hause gehen. Es klopft seine Blätter, schüttelt sich ein bißchen zurecht … und genießt die aufgehenden Mondstrahlen …

      Es kann, muss aber nicht reden sein, was hilft. Ganz SICHER aber ist, dass es IMMER Möglichkeiten gibt, eine Situation um ein ganz kleines bißchen zu verbessern. Und manchmal beginnt das eben mit ein bißchen reden…

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      • Stimmt, es muss nicht Reden sein. (Und/aber DSDS schon gar nicht.) Was (in meinem Fall) aber sein musste, war, aus dem Schneckenhaus rauszukommen.
        Danke dir für die Anteilnahme und fürs Mitdenken.
        Liebe Grüße, Christiane

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        • 😀 Irgendwie hab ich geahnt, dass Du bei DSDS zuckst 😀 Ja. Das ist es eben. Manchmal ist es es bei einem Menschen ein aus dem Schneckenhaus rauskommen. Für einen anderen ist es das in ein Schneckenhaus rein gehen. Ich hab ein kleines Heftchen, da stehen all die Dinge drin, die mir aus ganz ganz eigener nurfürmichselbstgeltenderErfahrung ausschließlich GUT tun. Das isnd ganz einfache kleine Dinge, Handlungen. Und wenn mal so gar nix geht, schau ich da rein und mache eins davon. Ohne zu fragen, zu denkne, mit mir zu dikustieren ob ja oder nein. Das tut imme rgut und meist folgt dann noch eins und noch eins von ganz alleine … in Deinem Heft könnte dann vielleicht stehen – raus aus Schneckenhaus, Beitrag schreiben … oder oder … ich finds top, dass Du dazu was geschrieben hast. LG inerlime

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  3. Menschen, die nicht über und von sich reden, machen auch mich stumm. Weil ich nicht weiß, was ich dann sagen kann. Oder was der Mensch von mir erwartet. Vielleicht, weil ich ein Mensch bin, der eher rauslässt, was andere innerlich auffrisst. Weil ich der Meinung bin, dass man reden muss, wenn man jemanden zum Zuhören braucht. Den jeder braucht, auch Menschen, die reden. Und ein Schulterzucken zurückbekommen.

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