In Bewegung kommen

Es gibt zwei Hebel, um Menschen in Bewegung zu setzen: Furcht und Eigennutz.

(Napoleon Bonaparte, 1769-1821, französischer General und Kaiser, (Quelle))

Niederschmetternd, aber wahr? Wie seht ihr das? Was treibt euch um, was treibt euch an?
Ich stimme Napoleon zu. Punkt 1 hat mich gerade aktuell wieder am Wickel, Punkt 2 kann man natürlich eng sehen (Geld), aber auch in einem anderen Rahmen: sich selbst zu entfalten, sich weiterzuentwickeln, aus den eigenen Fähigkeiten das Beste zu machen, ist auch Eigennutz, oder? Man hat ja was davon (und kann es auch für andere einsetzen, klar.)
Ich merke, dass ich eine entschiedene Ablehnung gegen dieses Wort verspüre.

Weil es so schön passt, noch ein Zitat zum Thema: „Weg finden“, denn schließlich folgt eines aus dem anderen …:

„Grinsekatze“, fragte Alice. „Würdest Du mir bitte sagen, welchen Weg ich einschlagen muß?“
„Das hängt in beträchtlichem Maße davon ab, wohin du gehen willst“, antwortete die Katze.
„Oh, das ist mir ziemlich gleichgültig“, sagte Alice.
„Dann ist es auch einerlei, welchen Weg du einschlägst“, meinte die Katze.

(Charles „Lewis Carroll“ Dodgson, 1832-1898, englischer Schriftsteller und Mathematiker, Alice im Wunderland (1865) (Quelle))

Bin gespannt auf eure Gedanken.

 

Grinsekatze Cheshire-Cat Tenniel – 365tageasatzadayQuelle: Wikimedia Commons

 

32 Kommentare zu “In Bewegung kommen

  1. Das Verspüren einer „entschiedenen Ablehnung“ gegen das Wort „Eigennutz“ ist gut… Es ist eine Denkungsart, die zu diesem Begriff führt: Kosten-Nutzen-Denken. Diese Denkungsart sollte man in den Lebensbereichen anwenden, wo sie Sinn macht. In den Bereich der inneren Welten (Psyche, Zwischenmenschlichkeit, Motivation, …) passt sie zwar, jedoch mehr wie ein Kleid für einen Mann. Und auch Begriffe prägen Denkungsarten…

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    • Ja, danke! 🙂
      Ich bin sowas von deiner Meinung!
      Und ja, Begriffe prägen, klar, und ich denke oft, sehr viel mehr, als uns bewusst ist …
      Liebe Grüße
      Christiane

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  2. „In Bewegung kommen“
    Der Begriff der Motivation ist abgeleitet von lat. movere, bewegen, anregen, dass Motiv ist der Beweggrund und grundsätzlich verfügt so gut wie jeder Mensch über Motivation, also Triebkraft oder Energie für zielgerichtetes Verhalten. Dieses „um-mich-werfen“ mit lateinischen Worten wird dann sinnvoll wenn wir wissen, dass lat. e movere = hinwegbewegen, der Ursprung unseres Wortes Emotion ist. Gefühle bringen Energien zum fließen.
    Die drei Grundmotive Beziehung (Zugehörigkeit), Macht (Einfluss) und Leistung werden noch um die strukturelle Dimension hin zu (Motive, Wünsche, Hoffnungen, Möglichkeiten) und weg von (Ängste, Befürchtungen, Notwendigkeiten) ergänzt und ergeben so ein aus meiner Sicht differenzierteres Bild von möglichen Antrieben.
    Nur taugt nicht jedes Motiv für den Erfolg in jeder Verantwortung. Den höchsten Wirkungsgrad und die höchste Zufriedenheit erreichen Menschen, wenn Hirn (explizite, rationale, Erkenntnis gesteuerte, bewusste Motive, Sinn), Herz (implizite Motive wie Wohlbefinden, Lust, Spaß an der Sache) und Hand (Fähigkeiten, Anwendungswissen, Fertigkeiten) zusammen wirken. Arbeiten Hirn und Herz nicht zusammen, braucht es ein gerüttelt Maß an Willensstärke und/oder auch Selbstverleugnung, um noch gute Resultate zu erzielen. Es geht also im Kern darum, für uns selbst herauszufinden, wo sich explizite und implizite Motive, Anforderungen einer Aufgabe und Fähigkeiten am stärksten treffen.
    Eigennutz
    Für mich stellt sich zudem die Frage, ob wir über Vorteile (sachlich, relativ zu einer anderen Möglichkeit) oder über Nutzen (persönlich, bedürfnisorientiert) sprechen. Erst wenn mögliche Vorteile die persönlichen Bedürfnisse eines Menschen treffen, entsteht für diesen ein Nutzen.
    Ich kann die Vorbehalte gegen den Begriff des „Eigennutzens“ gut verstehen. Allerdings begründen sich nicht wenige der Ressentiments aus einer Verknüpfung mit dem Gedanken der Rücksichtslosigkeit gegenüber den Bedürfnissen und Interessen möglicher Partner in einem gemeinsamen Handlungsrahmen. Das muss allerdings überhaupt nicht zutreffen.
    Statt des Ansatzes, ein „Sieger-Verlierer-Spiel“ zu spielen kann und muss der Eigennutz beider Partner gerade bei einem „2-Gewinner-Spiel“ berücksichtigt werden. Und Eigennutz wird ja nicht nur durch einen materiellen Nutzen, sondern auch durch einen emotionalen Nutzen (Sicherheit, Bequemlichkeit, sich geliebt fühlen) oder ideellen Nutzen (Entsprechung, Verstärkung des Selbstbildes einer Person) realisiert.
    Ohne eine dieser Formen des Nutzens bewegt sich niemand – nicht für sich allein und nicht in einem Kontext mit anderen.
    Weiterführende Informationen für Interessierte:
    Manchmal vermisse ich meine Motivation ja schon irgendwie. Ich hoffe es geht ihr gut, da wo sie jetzt ist. Twitter _@ungenau_
    Artikelserie Motivation auf meinem Blog „Hirnschrittmacher“:
    Was ist sie, die Motivation (Folge 1), wie ist der Stand der Motivationsforschung (Folge 2), wo isse hin, wie finden wir sie (Folge 3) und welche Rahmenbedingungen sind zu beachten (Folge 4). Die Reihe wurde mehr als 3000 mal gelesen – vielleicht ist auch für Sie eine Anregung oder Idee dabei.
    Sowie mein Brevier: Trottelfalle Nettigkeit: Wie Sie freundlich bleiben und sich trotzdem nicht ausnutzen lassen!

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    • Puh, danke für die Epistel!
      Ich gehe mit beim „Eigennutz“ und muss mich mit Ihren Gedanken zur Motivation noch intensiver auseinandersetzen. Ich glaube, ich komme die nächsten Tage mal bei Ihnen auf Ihrem Blog vorbei. Und „Trottelfalle Nettigkeit“ ist ein grundgenialer, bösartiger Titel.
      Abendgrüße
      Christiane

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  3. Kriegsherren gehören nicht zu den besten Ratgebern auf der Welt. Sie sehen die Dinge anders. Wie war das? Angst (vor Kriegen) lähmt, Furcht (vor Elend) treibt an.
    Was mich antreibt ist der Wille Dinge zu ändern. Dazu gehört Mut. Den habe ich. Stillstand, so heißt es, ist Tod.
    Fazit: Hintern hoch und ab dafür. Warum? Weil das Leben ist.

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    • Ich stimme dir zu, was die Kriegsherren angeht, klar. Schon allein deswegen, weil sie natürlich auch eigene Motive verfolgen.
      Du hast den Willen, Dinge zu ändern. Ja, wundert mich nicht, du bist eine Macherin. Aber warum? So global, wie du das schreibst, so global frage ich. Denn das war meine Grundfrage: was treibt dich/euch an? Ich wollte nicht pöbeln, auch wenn der Kaiser dazu einlädt.
      Nachdenkliche Grüße
      Christiane

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  4. furcht, ja, auf jeden fall, aber eigennutz?
    da stimme ich zu, ergänze aber, daß es nicht nur eigennutz ist, der uns zu etwas treibt, liebe christiane.
    es kann auch spontan hilfsbereitschaft sein, oh ja, ohne nachzudenken einem verunglückten zu hilfe eilen oder ihm sonstwie aus einer notlage helfen, das erfordert dann auch bewegung von uns, ein tun.
    und manchmal ist es auch der eigenschutz, der antreibt, den kann ich natürlich dem eigennutz unterordnen, aber ich sträube mich mit händen u. füßen, es so zu sehen…

    bei grinsekatze weiß der mensch automatisch, ach jaaaaaaa, die alice befindet sich im wunderland *lächel*
    und wege sind vielfältig. wobei manche von ihnen auch in sackgassen münden…
    gibt es kein ziel, ist die richtung tatsächlich egal. wobei bei mir z.b. immer die schönheit, eine besonderheit auf einer strecke wichtig ist… danach suche ich aus 🙂

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    • Ich überlege, liebe Bruni, ob nicht in allen altruistischen Handlungen irgendwie doch im weitesten Sinne eine Portion Eigennutz drinsteckt. Nein, ich meine nicht, dass man absichtlich deinem genannten Verunglückten zu Hilfe kommt, weil man (ich übertreibe) sich ausrechnet, dafür in die Zeitung zu kommen. Aber dass man hinterher stolz auf sich selbst ist (weil man es geschafft hat, weil der andere ohne Schaden aus der Situation rausgekommen ist etc.), es also z. B. das Selbstbewusstsein stärkt, das fällt für mich durchaus auch unter Eigennutz, siehe oben (S. Scheuermann), und ich denke, das ist auch völlig okay so.
      Ich glaube, ICH habe das Problem, dass ich „Eigennutz“ mit „egoistisch“ (= rücksichtslos) gleichsetze. Allerdings sagt mir mein Kopf, dass das falsch ist, und der Rest zuckt irgendwie noch ….
      Liebe Abendgrüße
      Christiane

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    • ich erkenne gut, wo du das problem siehst, aber ich denke an spontanes loslaufen, wenn man sieht, da passiert ein unglück, wenn nicht sehr schnell eingegriffen wird.
      ein impuls, der mit denken noch nichts zu tun hat. der eigennutz könnte später kommen, das warten auf ein lob in irgendeiner weise…
      vielleicht sollten wir den eigennutz auf seine reine bedeutung reduzieren, ohne ihn überhaupt zu bewerten. er nutzt dir, warum also nicht… er nutzt mir u. das freut mich…

      schlaf gut, liebe christiane. ich bin hundemüde

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      • Ich weiß schon, wie du es meinst, Bruni. Mich reizt es nur manchmal, die unterliegenden (auch unbewussten) Motivationen zu hinterfragen. Denn natürlich denkt man in dem Moment nicht, man handelt …
        Gute Nacht, schlaf gut. Geht es dir gut?
        Liebe Grüße
        Christiane

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  5. Kurz: Bedürfnisbefriedigung setzt mich in Bewegung. Pyramidenmäßig und so 🙂

    Weg einschlagen? Nein, treiben und überraschen lassen.

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    • Aha. Du bist dann also auf dem buddhistischen Trip: Der Weg ist das Ziel.
      „Bedürfnispyramide“ ist ein viiiiiiiel feineres Wort als „Eigennutz“.
      Wobei die Frage, wie Napoleon das gemeint hat (falls ihm das Zitat nicht zugeschrieben wird, wie so oft bei Zitaten), hier nicht diskutiert werden soll.
      Liebe Grinsegrüße
      Christiane

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  6. Der Herr Bonaparte mag nicht ganz falsch liegen. Aus seiner Sicht. Der Sicht eines Menschen, der andere Menschen „in Bewegung“ setzen will. Für (s)eine Sache, wie gut oder schlecht diese auch immer ist. Also ein fremdbestimmtes Bewegen (Steuern) von Menschen.

    Sich selbst und eigenbestimmt in Bewegung zu setzen, ist da sicher doch etwas anderes. Wie oben schon angeklungen hat es sicher etwas mit Willen zu tun, und oft auch mit Mut.
    Manchmal auch mit Kraft und Können. Meistens ist es aber doch der Wille, denke ich.

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    • Der Wille, was zu tun? Ich frage auch dich, nicht nur Mayumi.
      Ich denke, wenn wir über die Bedürfnispyramide sprechen/sprächen, (die Bernd ins Spiel gebracht hat,) wäre es vielleicht leichter. „Eigennutz“ scheint mir ziemlich emotional aufgeladen.
      Liebe Abendgrüße
      Christiane

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        • Ich bin dieses Wochenende noch verhindert, viel auf dem Blog zu machen, ich habe eine Lieblingsfreundin zu Besuch. Aber ich komm gern schauen …
          Fast noch Morgen-Grüße retour
          Christiane

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  7. Zuerst frage ich mich: Was heißt, ‚in Bewegung setzen‘? Etwas tun? Was? Für wen? Für sich? Für andere? … Da es der kleine Kaiser gesagt hat, regt es so richtig meinen Widerspruch hervor. Es mag seinen Erfahrungen entsprechen und er mag teilweise Recht haben, aber für mich ist das eine erbärmliche Sicht auf die Beweggründe der Menschen.

    Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr muss ich ihm leider Recht geben … Zum Beispiel wenn ich ach-so-sozial bin und einem anderen helfe, was steckt dahinter? Könnte man das ‚Eigennutz‘ nennen, wenn man sich dann ‚toll‘ fühlt?

    Nachdenkliche Grüße,
    Ingrid

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    • Ich finde, du fasst das prima zusammen. Ein Gefühl, auf „niedere Instinkte“ reduziert zu werden, und Napoleon ist nun sicherlich nicht derjenige, den man sich als leuchtendes Vorbild nimmt.
      Und dann ging es mir wie dir: er hat recht. Zumindest ziemlich oft.
      Klar ist die Frage, wie man „Eigennutz“ sieht und definiert, denn „Eigennutz“ ist ja eigentlich verpönt, wenn man nicht gerade im Wirtschaftsleben steht …
      Ich glaube, gerade in von dir angesprochenen Fällen definiert jede/r Eigennutz selbst …
      Danke!
      Liebe Grüße
      Christiane

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  8. Liebe Christiane,
    zur Aufmunterung, zu dem angesprochenen Thema und zum Kommentarverlauf möchte ich Dir gerne ein Buch empfehlen: PRINZIP MENSCHLICHKEIT, Warum wir von Natur aus kooperieren“ von Joachim Bauer.
    Da ich es (noch) nicht besprochen habe, zitiere ich mal ganz bequem den Klappentext: „Streben Menschen ihre Ziele rücksichtslos an oder arbeiten sie von Natur aus lieber zusammen? Der renomierte Medizinprofessor und Psychotherapeut Joachim Bauer widerlegt die weit verbreitete These, der Mensch sei primär auf Egoismus und Konkurrenz eingestellt. Ausgehend von aktuellsten neurowissenschaftlichen Erkenntnissen zeigt er, dass das menschliche Handeln viel mehr durch das Streben nach Zuwendung und Wertschätzung motiviert ist. Denn das Gehirn belohnt gelungenes Miteinander mit der Ausschüttung von Botenstoffen, die gute Gefühle und Gesundheit erzeugen. Ein Buch über das wichtigste Erfolgsgeheimnis der Evolution: Kooperation.“

    Mir hat diese Lektüre ausgesprochen gut getan und deshalb sage ich es Dir hier gerne weiter.

    In diesem Sinne – herzliche & kooperative Grüße
    von Ulrike

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    • Interessant, ich danke dir.
      „Das Streben nach Zuwendung und Wertschätzung“ ist Eigennutz …
      Punkt für den Kaiser. 🙂
      Hört sich sehr interessant an, muss mal schauen, ob die Bücherhallen es haben.
      Liebe Grüße
      Christiane

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  9. „Es gibt zwei Hebel, um Menschen in Bewegung zu setzen: Furcht und Eigennutz.“ – Ich stimme prinzipiell zu, doch eine Eigenschaft hat der Herr vergessen: Liebe!!! Sie setzt die Welt in Bewegung und hält sie gleichzeitig an…
    Liebe Grüße,
    Lettercastle

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