Blut und gut

„Oh! Das ist mir aber peinlich!“
„Das sollte es auch sein. Leg das wieder rein, aber plötzlich! Die oberen beiden Fächer des Kühlschranks sind mir, schon vergessen?“
„Schon gut, reg dich ab!“ Sie schob den Beutel wieder hinein und warf ihm verstohlen einen Blick zu. Eigentlich sah er ja ganz gut aus. Maximal Mitte 20, ein Typ mit Stil. So was war selten. Sie wagte sich vor. „Wofür brauchst du Blut? Das ist Kunstblut, oder? Jobbst du beim Film?“
Kurzes Zögern.
„Das ist mein Abendessen. Ich bin Vampir.“
Sie fühlte sich prompt verarscht. Wofür hielt der sie? Sie ging hoch wie eine Rakete.
„Sehr witzig. Ich hab auf diesen Twilight-Scheiß noch nie gestanden! Deshalb bist du auch so blass, was? Ach nee, als nächstes erzählst du mir bestimmt, dass du im Sonnenlicht glitzerst. Da sind mir die Vampire doch lieber, die in Särgen schlafen und anständig verbrennen, wenn sie auch nur einen Lichtstrahl sehen!“

Sie rauschte aus der Küche und knallte die Tür so laut zu, dass John fürchtete, sie würde gleich aus dem Rahmen fallen. „Idiot!“ hörte er noch. Er seufzte und sah ihr bedauernd nach. So viel dazu. Er nun wieder. Großartig gemacht. Was hatte auf seinem Glückskeks gestanden, den er Silvester gezogen hatte? Sie stehen kurz vor einer knisternden Begegnung. Auf der Party hatte er das noch für möglich gehalten. Im Moment sah es allerdings eher danach aus, als ob Sara ihn mit Knoblauch traktieren würde, wenn sie sich das nächste Mal begegneten. Was in einer WG höchstens eine Frage von Stunden war. Nervig. Und so gar nicht nach Plan.

Seine Auftraggeber hatten die Macht moderner Mythen doch ziemlich unterschätzt. Dass Aufklärung zum Thema Vampire nottat, okay. Aber … Glitzern? Da war eindeutig etwas schief gelaufen. Man musste sie informieren.
Er nahm die Blutkonserve behutsam aus dem Kühlschrank und ermahnte sich zur Besonnenheit. Sein Job an vorderster Front war nicht zu verachten. Die Studenten-WG eignete sich prima zur Feldforschung, wenn er erst mal passende Rahmenbedingungen geschaffen hatte. Den Rest würden die nächsten Jahrhunderte zeigen.

 

Vampire – 365tageasatzadayQuelle: Pixabay

 

Auch dies ist eine Generator-Geschichte, bestehend aus den drei Elementen „John (oft sehr blass)“, „Küche“ und „Oh! Das ist mir aber peinlich!“ Ja, das ist noch die Vorgänger-Version des aktuellen Generators. Dennoch wollte ich den Text an die Luft setzen, bevor ich mir überlege, wie ich Nina von der Käsetheke wegbekomme. 🙂

 

52 Kommentare zu “Blut und gut

      • Ich? Willste mal lachen?
        Ich habe als Jugendliche eine Vampirliebesgeschichte geschrieben bzw. angefangen.

        Ich habe hier noch einen Haufen Rezensionsschulden abzuarbeiten …

        Kennst Du diese Vampirromane:
        http://www.droemer-knaur.de/buch/1541907/kismet-knight-vampire-lieben-laenger
        Die sind ziemlich lustig, überzeichnet klischeehaft-groschenromanig und softpornographisch.
        Unsterbliche Liebhaber haben halt mehr Zeit, ihre Liebhaberqualitäten zu meistern … 😉

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          • Ich war mit 15/16 Jahren sowas von gothic – obwohl es diesen Begriff damals noch nicht gab. Ich trug nur schwarze Klamotten und schrieb beim Lichte einer schwarzen Kerze an meiner unsterblichen Vampirliebesgeschichte. Außerdem fand ich Christopher Lee toll.
            Zum Glück und zur Erleichterung meiner Eltern, wuchs ich aus dieser morbiden Phase ganz von alleine wieder heraus.

            Die Vampire in den KismetKnight-Romanen haben ausfahrbare Beißerchen, die nur bei Bedarf erscheinen.
            Wegen der ausführlichen Sexszenen drängte sich mir immer wieder unwillkürlich der Begriff „erigierte Eckzähne“ auf.
            *kichergrins*

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          • Cool. Das klingt ja so nach Klischee, dass es schon wieder herrlich ist 😀
            Aber auf Christopher Lee lasse ich auch nichts kommen! Und „erigierte Eckzähne“ muss ich mir merken *augenroll*
            (Hey, was für Zeiten … damals.)

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        • unsterbliche Liebhaber *kicher*, DU hast Ideen, liebe Ulrike.
          Aber ich bin auch dafür, daß Christiane eine Fortsetzung schreibt.
          Ich will wissen, ob er das Blut aus der Konserve als Abendessen braucht oder doch für ärztliche Notversorgung der normalen Art.

          Nein, ich will nicht wissen, wie Nina von der Käsetheke weggelockt wird, ich will eine gruseligblutrünstig geheimnisumwitterte Fortsetzung, bitte. Ich möchte wissen, warum John manchmal so fürchterlich blass ist. Vielleicht leidet er ja an einer besonderen Art von IchweißnichtwasUnverträglichkeit und kann Vampire ganz und gar nicht leiden.

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  1. Freue mich, dass du diese „alte“ Geschichte noch „rausgelassen“ hast und habe den Eindruck, aus dieser Fortsetzungnummer kommst du so einfach nicht raus 😉 Oder du greifst das Blut auf, das sich auch in der Nähe von Käsetheken befinden kann, wie ich gerade in einer anderen Geschichte erfahren habe … In jedem Fall: beste Grüße und weiter frohes Schaffen!

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  2. Pingback: Blut nicht gut | Irgendwas ist immer

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