Ubi bene, ibi Fellträger

Wer jemals Latein hatte oder in Sprichwörtern bewandert ist, wird jenes „Ubi bene, ibi patria“ („Wo es mir gut geht, ist das Vaterland“) kennen, über das man mit Sicherheit lange und gerechtfertigt diskutieren könnte. Heute will ich aber auf etwas anderes hinaus, das man auch mit „Eine Katze gibt dem Haus eine Seele“ (Urheber: möglicherweise Jean-Paul Clébert) umschreiben kann.

Ziemlich widrige Umstände (ein Wasserschaden) trieben mich die letzten 6 Wochen außer Haus, quasi ein Teil-Umzug/-Auszug. Nun kann man mich in ein 1-Zimmer-Apartement stecken, ich würde das überleben, sofern es Internet-Anschluss hat. Wer es nicht überleben würde, ist das felltragende Biestie, das Biestie ist Freigänger. Wenn der gesund und munter und länger als 24 Stunden eingesperrt ist, geht er die Wände hoch, und ich mit ihm, falls ich in dem betreffenden Raum sein muss. Meine größte Sorge war also: Was passiert mit dem Fellträger, wenn ich hier raus muss? Trennung, er also in ein Tierheim/Katzenpension? Abgesehen von den Kosten: NEVER EVER. Geht gar nicht, er hat es nicht so mit Artgenossen, das ist nur Stress.
Schließlich hatten wir wahnsinniges Glück, wir durften für die Zeit in ein ruhiges, leerstehendes, großes Haus mit einem echt fetten Garten mit vielen Bäumen.

Aber mit der Freude kamen auch die Bedenkenträger: Du willst den doch nicht etwa dort rauslassen? Ähm, doch, deshalb ja das Theater. Ja, und wenn er dir abhaut? Katzen sind doch standorttreu, der läuft bestimmt wieder zurück, wirst du ja sehen. Lass sicherheitshalber schon mal deine Telefonnummer da. Gut, das ist eh keine schlechte Idee, die Nachbarn zu bitten, mal aus dem Fenster zu schauen, ob da ein quakender hungriger Fellträger sitzt. Und den Rest … werden wir ja sehen.

Zwei Nächte dauerte es, bis er anfing, richtig zu nerven und ich dachte, okay, jetzt ist Training angesagt. Also ging ich mit ihm ein paarmal rein und raus, zeigte ihm den Garten, zeigte ihm seinen Eingang und bewies ihm im nächsten Schritt, dass ich angerast kommen würde, wenn er an der Tür stehen und maulen würde. Jederzeit. (Ich schlief nämlich im Zimmer neben besagter Tür.) Und abends entließ ich ihn zum ersten Mal in die Dämmerung mit klopfendem Herzen und der Angst, ab dem nächsten Tag vielleicht doch mit Suchzetteln die Laternenpfähle zupflastern zu müssen.
Unbegründet. Nachts um 3 schrie es vor der Tür. Man war hungrig, fraß sich satt und ging wieder raus. Ein oder zwei Nächte später kamen die ersten Mäuse mit. Ein „Mau“ klingt deutlich anders, wenn man den Mund nicht aufbekommt, weil eine lebende Maus drinsteckt 😉

Und so pendelte es sich ein. Er war kürzere Intervalle draußen als normal und, meiner Meinung nach, viel schreckhafter. Aber er blieb bei mir (von wegen abhauen, und es wäre nicht sooo weit gewesen) und kam nachts so regelmäßig, dass ich die Uhr fast danach stellen konnte. Tagsüber freute ich mich, in mein Interims-Zuhause zu meiner wartenden/dösenden Katze zu kommen, denn wo die Katze ist, da geht es mir gut, siehe oben. Er ist meine Katze, er ist eine überaus menschbezogene Katze. Ich bin sein Mensch, den er sich ausgesucht hat. Wir sind füreinander megawichtig 🙂
Jenes denkwürdige Ereignis jährte sich gestern, um auch das Thema noch mal aufzuwärmen. Katzenliebe: Was für ein Geschenk das ist!

Nachspann: Wir sind zurück. Er hat den Rückzugsstress ängstlich, aber gelassen ertragen und verschwand nach kurzer Inspektion neuralgischer Punkte (wer hat in meiner Abwesenheit denn da alles gegengestrullt?) nachts zu ausgedehnten Katzengeschäften. Nicht ohne um 3 Uhr maulend auf dem Dach zu sitzen: Kannst du vielleicht mal aufmachen, ich hätte jetzt gern was zu essen. Alles beim Alten also. Abenteuer bestanden. Ich bin so froh.

 

katze im garten – 365tageasatzadayQuelle: ichmeinerselbst und der Tiger meines Herzens

 

54 Kommentare zu “Ubi bene, ibi Fellträger

        • Okay, es gibt auch Einschränkungen, das darf man bei aller Idylle nicht vergessen. Was mache/n ich/wir, wenn ich mal woanders sein will, sprich, wenn ich für ein paar Tage weg bin? Länger als vier Tage war er noch nicht allein, aber das wird kommen. Und und und.
          Es ist auch ein Idyll, und ich bin sehr froh darüber. Aber wie gesagt, nicht ausschließlich.
          Liebe Grüße
          Christiane

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          • Das ist auch einer der Gründe warum ich trotz großer Katzenbegeisterung keine habe. Ich bin viel und gern unterwegs und kann meiner eh schon ziemlich beschäftigten Wohnungssitterin nicht auch noch Katzen zumuten. Wär aber schön *seufz*

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          • Ist halt ne Entscheidung. Wenn du viel und lang weg bist (und deine Wohnung groß genug ist, Wohnungssitterin hin oder her), dann nimm dir nicht eine, sondern zwei, die sich kennen, zum Beispiel Geschwisterkätzchen. Die werden dann zwar vermutlich nicht so menschgeprägt, haben dafür aber Gesellschaft …
            Liebe Grüße
            Christiane

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  1. 😍spontan verliebt 😍
    Unseren hab ich damals nach dem Umzug abends einige Wochen lang beim alten zuhause abgeholt, sind dann zusammen zur neuen Standstelle 😉 des Futternapfes geschlendert (800m Luftlinie). Irgendwann hatte ers begriffen…und ist 1 Jahr später friedlich in seinem Draussen-Körbchen überraschend über Nacht im Sommer eingeschlafen.
    Ihr seid ein tolles Team, nach Deinen Beschreibungen weiß er auch, was er an Dir hat .

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    • Gut, 800 m sind eine interessante Entfernung, dass sich da eventuell das alte und das neue Revier überschnitten haben, könnte ich mir vorstellen. Da waren wir doch weiter weg.
      Ich glaube auch, dass er weiß, was er an mir hat … ich darf ihm ja auch Tabletten geben und ihn anfassen, wenn was weh tut, ohne dass er explodiert. 😉
      Liebe Grüße
      Christiane

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  2. hallo meine Liebe
    dann weiß ich jetzt, dass du gut wieder in deinen vier Wänden bzw. den vier Wänden des Fellträgers angekommen bist (angeblich meinen die Katzen ja, dass es IHRE Wohnung ist und wir Menschen freundlicherweise da mit ihnen wohnen dürfen). Ich schicke euch virtuell Brot und Salz mit etwas Katzenfutter 🙂 und hoffe, dein Mitbewohner ist – im Herbst vielleicht? – in der Lage, dich für ein Wochenende in den Süden ziehen zu lassen….
    Liebe Grüße
    Carmen

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    • Liebe Carmen,
      danke! Ich sagte über meinen Mitbewohner ja schon mal, dass ich die einzige Katze bin, die er akzeptiert – von daher glaube ich durchaus, dass das hier SEINE Wohnung ist und ich nur mitwohnen darf. Und da ich ihm bereits mehrfach versichert habe, dass er für sein Essen nicht arbeiten (sprich: Mäuse fangen) müsse, kann ich ihn auch nicht an der Miete beteiligen. 😉
      Ich würde mich auf ein Wochenende im Herbst jedenfalls freuen! Ich arbeite dran …
      Liebe Grüße
      Christiane

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  3. Wie gut, dass es geklappt hat. Meine Katze hat einen Umzug nicht verkraftet. Erst versteckte sie sich im leeren Haus, ich fand sie völlig verängstigt. Im neuen Haus verkroch sie sich in den dunkelsten Ecken. Sie war eine freie Katze mit großem Revier, und jetzt wollte sie gar nicht mehr raus. Ich trug sie runter zur Haustür, da saß sie dann neben mir und schaute. Bald fing sie an, ihr Gleichgewicht zu verlieren. Sie starb in der Tierarztpraxis. Das ist viele Jahre her u ich trauere immer noch. Zeichnungen von „Mäusele“ habe ich unter „Katzen und Oliventeufel“ veröffentlicht. Sie Ruhe in Frieden.

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    • Sie ruhe in Frieden, ja. Ach herrje, das ist schlimm. Du weißt nicht, ob ihr während des Umzugs was zugestoßen ist, was sie so verängstigt hat? Arme Katze, arme Gerda!
      Wie unterschiedlich auch die Katzen sind, wie wir Menschen …. 😦
      Ich bin so froh, dass meiner meine Stimmung aufnimmt, dass ich ihm klarmachen kann, dass alles nicht so schlimm ist … und, hoffentlich, dass ich ihn nicht alleinlasse … Es hätte alles viel schlechter ausgehen können, das weiß ich auch.
      Liebe Grüße
      Christiane

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      • Wir waren sehr verbunden. Sie war geschockt, als das letzte Möbel (das Bett) verschwand. Ich fand sie später und fuhr mit ihr im Taxi hinterher. Sie war schon zu alt (12) für einen Neubeginn.

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        • Ich habe meinen eingesperrt, während geräumt wurde, damit er nicht Panik bekommt und wegrennt. Ich wusste, dass ihn der Lärm nicht stört, wohl aber die Nähe der fremden Stimmen.
          Gut, er ist jünger, ein Herr im besten Kateralter …

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  4. WIE gut kann ich´s verstehen, Bedenken, Angst und wieder Zurückkommen und weiter beisammen sein…
    Wundervoll, daß alles sooo gut überstanden ist, liebe Christiane

    Wie Gerda geht es mir auch immer noch, ich trauere nach wie vor u. kann mich zu keiner anderen Katze aufraffen…

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    • Ich habe mich danach nur noch um streunende Katzen gekümmert (füttern, sterilisieren). Seit zehn Jahren bin ich nun „auf den Hund gekommen“, was noch ein bisschen härter ist als bei der Katze: mehr Abhängigkeit u Verantwortung etc. Schluss mit grossed Reisen. Angst, ihm könnte was zustoßen (ich hab ihn schon mindestens 5 Mal vom Tod gerettet). Tja, diese Tiere! Aber ohne geht es auch nicht. Stimmt’s? Liebe Grüße! G

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  5. … wir haben Glück, unsere Nachbarin versorgt Katzo wenn wir im Urlaub sind. Zwei Wochen schafft er locker ohne uns und ohne beleidigt zu sein. Er hat ja seinen grossen Garten… ihr seid ein tolles Team Tiger und du Christiane❣

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    • Ich muss es noch austesten, wie lange ich weg könnte. Die passende Nachbarin-Freundin ist jedenfalls schon gefunden, bloß umgesetzt wurde es noch nicht.
      Liebe Grüße
      Christiane mit Tiiiiiiiiiiiiger

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  6. Ich sollte auch die Katze mal wieder vor die Linse setzen. So gemütlich im Gras, der Herzenstiger. Unser wilder Tiger wollte vorhin zum Stubentiger konvertieren, jedoch hat er sich an seiner kleinen grauen Begleitung festgebiss.. äh -gehalten. Soll er noch ne Runde sich bewegen. Gut für die Tigerhüften.
    😉

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    • Au ja, mach mal. Wie bestichst du sie, dass sie vor der Linse in Position bleibt? 😉
      (Mit großem Vergnügen das Wiederauftauchen gewisser floraler Hairstyles bei dir bemerkt. Hach!)
      Ich gehe dennoch jetzt schlafen. Gute Nacht!

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      • Na so einfach ist das nicht. Der neugierige Blitz steckt seine Nase meist fast in die Kameralinse.
        Und hast du dich schon für einen Hairstyle entschieden? Die Frisur sagt manchmal mehr als tausend Worte (nur mir fällt das selten auf).
        Ach ich freu mich schon auf die nächste Kollektion. Die wird sicher was mit Regenschirmcharakter… 😉
        Schönes Wochenende aus Wetterwechselhausen.

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        • Angestrebt: Office. Normal: Cheeky. Wobei ich keine Dauerwelle habe und meine Haare länger sind.
          Sag mal, was ist das, also die Blumen? Sind das echt Astern? Oh ja, bitte bitte bitte, mach eine Herbstkollektion. Ist ja bald ….
          Schönes Wochenende aus dem Seeklima (klingt besser als kühl und feucht)

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          • Echt, Office? Hm. Cheeky gefällt mir. Wobei The Beast hätte auch was. Wobei ich hier nicht auf The Beast machen sollte, ich bin eher Kurt meets Office, und das in unauffällig. Naja, so ist es eben. Nix 6-Pack-Superman.
            Ja das sind Astern. Ich warte jedes Jahr ungeduldig auf diese Phase. Aus der Ferne sehen sie wirklich grässlich aus, die meisten Nachbarn schneiden sie schon früh ab, es muss alles seine Ordnung haben. Die Frau des Autopicten hat aber mal beschlossen, das ist doch noch in Ordnung, wir lassen das mal stehen. Auf der Suche nach Insekten, ist mir diese Schönheit der Astern aufgefallen, wenn man ganz dicht ran geht. Das ist eine kleine Ansammlung von Kunstwerken. Ich glaube, ich werde manchmal für ein wenig durchgeknallt gehalten, da ich sowas mag und auch den kleinen Tierlein auflauere oder neben dem Kater im Gras liege. Aber eigentlich tun mir die anderen stocksteifen Besenschlucker leid.
            Seeklima klingt gut, da muss ich mir auch noch ’ne Frisur ‚zu ausdenken…. 😉

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          • Da hat der Autopict aber eine kluge Frau. 🙂
            Ich ernte auch verwunderte Blicke, wenn ich blümchenknipsend oder katzengrüßend vor fremden Vorgärten lauere. Aber okay, meine Nachbarn kennen mich inzwischen 😉 An meinem Rand der Großstadt wird es schon wieder dörflich.
            Frisur: Marke „Windsbraut“? Und findest du irgendwas, was nach Hochsteckfrisur aussieht? 😉

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  7. Das Angebundensein durch den felligen Hausgenossen kenne ich ja auch und auch wenn liebe Nachbarn nach ihm schauen, lasse ich Sir Percy allenfalls 4 Tage allein. Jetzt wo er noch dazu kränkelt, möchte ich das gar nicht, denn 80% seiner Nieren sind zerstört. Ich mache jetzt noch eine Kur mit ihm, aber wenn es dann nicht besser wird, muß ich mich sehr schweren Herzens von ihm trennen. 17 Jahre ist er am 31.7. geworden und war NIE krank.
    Über Euren gelungenen Umzug habe ich mich riesig gefreut, er scheint Dich als sein Lebenspartner ohne Trauschein adoptiert zu haben -:)))
    Kommt er wirklich jede Nacht um 3.00 Uhr???? Schließen dann bei Dir die Katzendiscos? -:)))
    Dir ein schönes Wochenende im renovierten Domizil
    wünscht Karin

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    • Liebe Karin,
      leidet er? Wenn nicht, kannst du ihm nicht die paar Monate lassen, die er dann noch hat, bis es einfach nicht mehr geht?
      Ich habe zwei Katzen im Arm gehalten, als sie eingeschläfert wurden (und Rotz und Wasser geheult). Bei beiden hätte ich persönlich länger gewartet und nehme es „Herrchen“ immer noch ein wenig übel, dass er entschied, es sei jetzt gut und das Katzen-Leben zu Ende … (ja, es gab medizinische Gründe).
      Der Fellträger ist, was seine Zeiten angeht, eindeutig dämmerungsabhängig. Er geht am liebsten in der Abenddämmerung raus und kommt in der Morgendämmerung rein. Wenn man nun aber zwischendrin Hunger bekommt, und das Mäuschen zu wenig fleischig ist, dann stellt man sich halt zu Hause an die Tür und grölt. Und wenn es einmal geklappt hat, dann ja vielleicht auch wieder … Jetzt, wo wir wieder zurück sind, schlafe ich wieder tiefer und etwas beruhigter, was ihn angeht (er fühlt sich hier sicherer), also denke ich, dass aus den 3 Uhr bald eher 6 Uhr wird oder wann immer es dämmert.
      Nach den Katzendiscos muss ich direkt mal fragen … 😉
      Liebe Grüße zurück
      Christiane, erleichtert

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