Fanfare for the Common Man

Meine Erfahrung lehrt mich, dass der gemeine Hamburger und der, der es werden will, also der Tourist, wasser- und lichtbegeistert ist. Gern in Kombination. Wo drängeln sich die meisten Leute? Na? Richtig, zum Feuerwerk über den Landungsbrücken oder an der Alster. Reinfallen inklusive. Schön, das Geknalle mag dazu beitragen.

Aber um eine ziemlich geile Kombination aus Wasser und Licht zu genießen, muss mensch gar nicht auf diese Highlights warten. Sofern kalendarisch Sommerhalbjahr und das Wetter einigermaßen ist, reicht es, sich Kind und Kegel zu schnappen, sich eine Decke unter den Arm zu klemmen und sich nach Planten un Blomen an den Parksee zu begeben und den Einbruch der Dunkelheit abzuwarten. Und dann beginnen sie. Atemberaubend, umsonst und draußen: die Wasserlichtkonzerte. Seit 1973, was auch schon ganz schön lange ist. Die Musik dagegen wechselt alle zwei Wochen.

Stellt euch Fontänen vor wie in einem Springbrunnen, die abwechselnd bunt angeleuchtet und in der Stärke (= Höhe) reguliert bzw. auch mal gar nicht zugeschaltet werden. Das alles rhythmisch, synchron und live zu Musik vom Band. Ja? Nur dass es nicht 2 oder 3 Düsen sind, auch nicht 10, sondern 99.

An der Wasserlichtorgel, ‚Lichtklavier‘ genannt, „sind 762 Scheinwerfer mit bis zu 500 Watt in Schaltgruppen unterschiedlicher Farbe zusammengefasst. Das Lichtklavier hat allein 95 weiße Tasten. Zwei Pumpen saugen das Wasser aus dem Fontänenbecken an. Durch 99 Wasserdüsen wird das Wasser in virtuosen Formen versprüht. Der Hauptstrahl kann eine Höhe von 36 Metern erreichen.“ (Quelle)

Das Spektakel dauert ca. eine knappe halbe Stunde und beginnt immer mit der „Fanfare for the Common Man“ von Aaron Copland. Nun gibt es heute, 15 Jahre nach 9/11, mehr als genug Gründe, dem „gewöhnlichen Menschen“ eine Fanfare darzubringen. Und obwohl man 9/11-Gerede dieser Tage nicht entkommt, ist es nicht speziell mein Anliegen, daran zu erinnern, das tun andere zu Genüge. Nein, ich war einfach gestern Abend bei wunderbarem Wetter mit meiner Kamera (und ohne Decke zum Draufsitzen, selbst schuld, der Rasen war echt nass) auch wieder mal dort und … bezaubert.

 

Quelle: ichmeinerselbst

 

(Fotografische Anmerkung: Es war dunkel. Also wirklich dunkel, bis auf die Tatsache, dass natürlich rund um den See Laternen stehen. Ich hatte kein Stativ mit und die Kamera auf dem Knie aufgestützt, also habe ich die ISO-Zahl entsprechend hochgedreht und zum Teil die Blende runter. Der Kasten, den man auf einigen Bildern im Vordergrund sieht, ist der Lautsprecher (unbeweglich, scharf), ich habe also nicht gewackelt, sondern die Belichtungszeiten sind für sich schnell bewegendes Wasser einfach zu lang. Sozusagen echte Bewegungsunschärfe. (Wer sich auskennt: Ich war auf der „falschen“ Seite.) Ich habe versucht, zu entrauschen und bisschen zu bearbeiten, aber na ja.)

Hier ist ein Eindruck per Video. Aber nichts schlägt live.

 

 

Man sieht sich!

 

59 Kommentare zu “Fanfare for the Common Man

  1. Waaaahnsinnig schön ! Was es doch alles gibt bei Euch!!! Also auch deswegen muß ich mal rauffahren und Dir beim Fotografieren zuschauen und Käffchen trinken und schweigen und quatschen und lachen…viele liebe Grüße einstweilen!

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    • Ich habe deine Reisepläne für den Winter nicht vergessen, meine Liebe, und würde mich auf Käffchen etc. sehr freuen, das weißt du ja.
      Nur die Wasserlichtspiele sind dann wahrscheinlich eingefroren … nein, die sind dann einfach nicht.
      Viele liebe Grüße zurück
      Christiane

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    • Och, soooo umfangreich war der nun nicht, ich hätte mich noch erheblich mehr ausbreiten können … ich hatte da noch einen tollen Link zu Fanfare for a Common Man gefunden …
      Schön, freut mich, dass es dir gefällt 😉
      Liebe Grüße
      Christiane

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    • Ist es auch, danke! Dass das Ding schon so alt ist … als ich damals nach Hamburg kam, gab es das schon, okay, aber dass es aus den 70ern ist, hat mich echt überrascht zu lesen.
      Liebe Grüße
      Christiane 🙂

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  2. Da krieg ich ja schon vom Lesen und Anhören hier Gänsehäute; das war Deinen nassen Podex auf jeden Fall wert-:)))
    Wasserspiele sind schon schön, dann noch mit Musik choreografiert….ein Gedicht.

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    • Das war nicht diese Musik, liebe Karin, das Video ist nicht von diesem Jahr, aber bis auf die Musik sehr zutreffend. Ansonsten stimme ich dir zu: Ja, den nassen Hintern war es wert, auf jeden Fall 😀
      Liebe Grüße zur Nacht
      Christiane

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  3. Oh, ist das Klasse. Feuerwerkstechnisch bin ich Vollanfänger, gerade über Wasser schwierig und dann ohne Stativ! Respekt hoch drei!
    Zwei Anmerkungen zu deinen Anmerkungen:
    Danke für den Hinweis zum 9/11-Gerede. Ich hatte heute schon darüber nachgedacht ob ich merkwürdig auf andere Menschen wirke, weil ich kein betretenes Gesicht mache, wenn über diesen Tag gesprochen wird. Sicher, es ist kein Tag wie jeder andere. Aber angesichts…. nein lassen wir das, nur so im Sinn.
    Das Andere: Danke für die Foto-Info. 6400 ASA, äh ISO, ich glaub mein Schwein pfeift. (Das waren mal 39 DIN, glaube ich, gabs aber kaum zu kaufen). Klasse. Mit der entsprechenden Blende könnte es hier ein Schärfeproblem geben. Wie löst du das? Nicht drüber nachgedacht, AF oder manuell?
    So, ich wünsche dir einen schönen Restabend, LG aus dem heißen Süden.

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    • Weißt du, ich denke, dass 9/11 inzwischen kräftig instrumentalisiert wird. Ich bin gern betroffen (ja, klingt blöd), aber wenn sogar mir auffällt, dass man mich für dumm verkauft, dann kann ich es auch lassen. Aber selbstverständlich weiß auch ich noch, wo ich war, als … und wie ich davon erfahren habe. Hm.
      Foto: Haaaaaaalt. Das ist KEIN Feuerwerk, nur beleuchtetes Wasser!
      Ich hatte ohne Ende Schärfe-Probleme (siehst du ja vermutlich), ich habe nicht nachgedacht, munter per Autofokus drauflosgeknipst und mich auf Glück und auf das Tamron verlassen. Vermutlich ginge es besser, aber momentan weiß ich nicht, wie. Technisch total zufrieden bin ich mit keinem Bild, aber wer nicht übt, der nicht gewinnt. Ich bin früher auch mit Stativ durch die Nacht gezogen, aber eigentlich will ich die Kamera zücken und aus der Hüfte schießen … von daher ist dieses Ergebnis dann doch für mich ziemlich okay, vor allem, weil ich meine Bilder ja auch bearbeite (sonst würde ich sie nicht zeigen).
      Gute Nacht aus dem kühlen Norden
      Christiane 😉

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      • Ach richtig, das ist typisch für mich, ich hatte Feuerwerk im Kopf, warum auch immer (nach und bunt) und hatte es dann geschrieben, aber ich habs ja gelesen. Altersstarsinn vielleicht…
        Danke für die Infos. Ich mag Stativ häufig auch nicht. Die Schärfe-Probleme fielen mir praktisch nicht auf. Ich hab ein paar mal bei Konzerten geknipst. Eine Qual, Ausschuss ohne Ende. Aber wenn eine Handvoll übrig bleibt, die ok sind, bin ich schon voll zufrieden.
        Jetzt aber Gute Nacht!
        🙂

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        • Geht mir genauso, ich fotografiere auch für die Handvoll. Und dafür, dass ich manchmal hinterher verzückt auf den Bildschirm starre und denke: Verdammt, das ist ja stark, das hatte ich beim Fotografieren ja gar nicht gesehen …
          Fotografische Sternstunden …
          Gute Nacht *grins*

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  4. Wundervoll finde ich Deine Bilder und ich würde nicht wagen, an einem von ihnen herumzumäkeln, das haben sie nicht verdient, denn genau so, wie sie sind, sind sie einfach nur wundervoll und was um Himmels Willen will der Mensch denn noch mehr.
    Voller Wunder ist mehr, als der Mensch im Normalfall hinbekommt 🙂

    Wunderschön sind auch die Bilder des Videos und wäre ich vor Ort, würde ich mir ein solches Schauspiel nicht entgehen lassen, denn sei denn, ich läge mit hohem Fieber und krampfartigen Schmerzen im Bett.

    Liebe Grüße von Bruni

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  5. Was sich die Hamburger alles einfallen lassen, um die Menschen davon abzuhalten in wärmere Gegenden zu ziehen 😉
    Ich war mal beim Hafenfeuerwerk, auf dem Heck der auslaufenden Queen Mary II. Vom Feuerwerk habe ich nicht viel mitbekommen. Denn meine Freundin kuschelte sich an mich und flüsterte: Du, wir bekommen ein Kind…

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