Sie sei gegen die Tür gelaufen, behauptete er. Als ihm keiner so richtig glaubte, versuchte er es damit, dass ihm halt die Hand ausgerutscht sei. Könne ja mal passieren und käme nicht wieder vor. Sie wusste es besser.
Wann war ihr eigentlich klar geworden, dass ihr Mann, der ihr geschworen hatte, treuer als Gold und immer an ihrer Seite zu sein, das wörtlich nahm: jeden ihrer Schritte zu kontrollieren und zu bestimmen? Und der schon verzweifelt laut wurde und weinte und bat, ihn nicht zu verlassen, wenn sie sich – ohne ihn zu fragen! – hin und wieder die kleine Freiheit herausnahm, allein am Fluss spazieren zu gehen.
Prügel und blaue Flecken waren jedoch eine neue Dimension des Problems, und sich seinen unkontrollierbaren Ängsten ausgeliefert zu fühlen, ließ sie kaum mehr zur Ruhe kommen. Als sie ihn vor der Tür des Schlafzimmers nach ihr brüllen hörte, fasste sie nach dem Küchenmesser, das seit ein paar Tagen griffbereit neben ihr lag. Was passieren würde und wann, wusste sie nicht, aber zurück ging nicht mehr. Wer Wind sät, würde Sturm ernten.
Visuals mit freundlicher Genehmigung von ludwigzeidler
Textstaub’sche abc.etüden, KW 5/ 17. Kürzestgeschichten in 10 Sätzen um die Liebe. Vorgegebene Wörter: Hand, Wind, Gold.
Dieses Mal ein garstig Lied, ich weiß. Seid versichert, dass ich nicht der Meinung bin, dass die von mir geschilderte Lösung die beste ist, und schon gar nicht die einzige.
Gruselig und doch so realistisch.
Toll geschrieben, liebe Christiane!
Lieben Gruß
Anna-Lena
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Ich war nie in der geschilderten Situation, daher kommt es mir so vor, als spräche hier ein bisschen der Blinde von der Farbe. Andererseits glaube auch ich, dass es nicht komplett unrealistisch ist. Danke dir, freut mich, dass du es magst!
Liebe Grüße
Christiane
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Nein, liebe Christiane, das ist mitten aus dem Leben. Zum Glück kenne ich so etwas auch nicht. Aber du stellst es realistisch und glaubhaft dar. Ich möchte nicht wissen wie viele Frauen so etwas schon erlebt haben.
Liebe Grüße!
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Stimmt, ich auch nicht.
Nachdenkliche Grüße
Christiane
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Richtig gut geschrieben!
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Danke dir!
Liebe Grüße
Christiane
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Das du dich entschuldigst wie die Geschichte verläuft muss nicht sein. Beim schreiben ist alles möglich. Sonst müsste man ja Autoren verhaften. Die Freiheit lässt alles zu.
Und sogar im Leben gibt es fatale Wendungen.
Ich finde du hast es gut in Sätze gepackt. Dramatisch und hart.
Auch dies kann die Liebe sein.
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Oh, wenn du es so verstehst, als ob ich mich entschuldige, dann habe ich mich falsch ausgedrückt. Im Gegenteil. Wenn ich der Meinung gewesen wäre, sie hätte ihn mit dem Fleischerbeil in Stücke hacken sollen, dann hätte sie das getan.
Ich habe allerdings bisher das Bedürfnis, meine Geschichten so zu schreiben, dass sie so passieren könnten (okay, die ohne Fantasy-Elemente). Und dann, weiter gedacht, sage ich mir: Hey, für eine Konfliktlösung im realen Leben ist das nicht gerade die beste Reaktion. Aber das ist keine Entschuldigung, und ich finde dein „fatale Wendung“ trifft es genau.
Ja, Liebe ist ein weites Feld …
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… das ist gut geschrieben, aber unter ‚Liebe‘ läuft das nicht mehr… da liebt keiner mehr!!!
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Aber es war mal Liebe …
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… war… heimeligen Abend Christiane mit Katzenflaumtherapie 😉
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Laut Projektbeschreibung ist auch das „war“ okay …
Kuscheligen Abend auch dir
Christiane
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;-)))))
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da bin ich schon skeptisch, liebe Christiane
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Wenn das Thema nicht so vielschichtig wäre, würde es keine Millionen von Büchern füllen.
Ich würde auch sagen: Da hat höchstens mal einer was für Liebe gehalten … dennoch …
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Womöglich Liebe unter sehr dunklen Vorzeichen Nachzeichnen und Wolken.
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… Liebe tut das nicht… das ist klinisch aber Textlich einwandfrei… 😉
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Ich streite nicht über die Definition. 😉
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😉
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nein, DAS ist keine Liebe, wirklich nicht
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Liebe hat auch Abgründe. Vielleicht ist es für ihn ja Liebe?
Und, wie schon an Rita geschrieben: Ich streite nicht über die Definition. Ich bin aber auf keinen Fall der Meinung, dass Liebe immer hell, klar und gesund ist …
Verschneite Grüße
Christiane
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Hell, sonnig und klar ist sie bestimmt nicht immer, liebe Christiane.
Aber in diesem Falle ist sie nicht das, was sie sein sollte, so wie wir alle sie verstehen.
Klar ist es eine Definitionsfrage, aber ich glaube, wenn sie Gewalt beinhaltet, wandelt sie sich in ein anderes Gefühl. Vielleicht auch schon in Hass? Hier müßte vermutlich ein Psychologe gefragt werden…
Liebe Grüße von mir
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Auf das „sein sollte“ können wir uns verständigen, liebe Bruni, da bin ich unbedingt deiner Meinung. Und auch ja, die Meinung eines Menschen „vom Fach“ würde mich interessieren.
Liebe Grüße zurück
Christiane
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Genau, genau, genau. Danke, du formulierst es viel besser, als ich gekonnt hätte. Und speziell dieses „Retten wollen“ kann eine böse Falle sein.
Liebe Grüße
Christiane
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Gibt es bei uns in den Bücherhallen. Danke für den Hinweis.
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Ist gut, danke.
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Genug Frauen in Gefängnissen können dir bestätigen, dass es für manche Frauen Realität ist…..aber auch für manche Männer!
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Ja, ich weiß. Nur, meine Frage ist: Ist meine 10-Satz-Geschichte angemessen?
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Absolut!!!
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Danke. 🙂
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Jupp
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Liebe Christiane,
du hast in 10 Sätzen das ganze Drama so vieler Frauen (und Männer) erzählt- klasse, wenn auch der Stoff so wahr, wie fürchterlich ist!
Was mich noch nachdenklich stimmt ist, dass ich jetzt auch schon zwei Texte geschrieben habe und alle haben einen sehr ernsten, traurigen touch- ob dies diese drei Worte machen?
herzliche Abendgrüsse
Ulli
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Liebe Ulli,
die Worte sind nicht schuld, nein, das glaube ich nicht, ganz und gar nicht. Ich hatte heute einfach keine spontane Assoziation zu „bunt“ oder „lustig“, mir war eher heftig zumute – ohne konkreten Anlass. Ich denke, das ist auch die Lösung: Irgendwas stimmt uns so, und das beeinflusst unser Schreiben. Gedanken würde ich mir erst machen, wenn es/ich/du gar nicht mehr heiterer würde …
Liebe Grüße zum Abend
Christiane
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Ja, liebe Christiane, irgendwas stimmt uns so …
herzlichst
Ulli
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Auch dir einen schönen Abend (schwermütig kann ja auch schön sein)!
Liebe Grüße
Christiane
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mal so, mal so 😉
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Deshalb „kann“ 😉
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🙂 – ich glaub grad ist so 😦
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Kuschel dich mit Tee und Decke ein und lies was Schönes? Ach, du wirst schon wissen, was dir guttut. Und wenn das nicht greift, dann musst du da eben durch. 😦
(Ich weiß wenigstens, dass ich heute bisschen unduldsam bin, weil ich mich gesundheitlich mies fühle.)
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die Wohnungsfrage nagt und jetzt gehe ich duschen und dann ins frisch bezogene Bett in der frisch geputzten Kemenate, werde Tee trinken und lesen 🙂
habs schön noch und danke
herzlichst
Ulli
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❤
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Kürzlich ist doch in Frankreich von Hollande persönlich eine Frau begnadigt worden, die ihren Mann umgebracht hat, nachdem er sie jahrzehntelang gequält hatte.
Deine Geschichte finde ich sehr gut
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Ja, jahrzehntelang, ich hatte es auch gehört. Hab noch gedacht, wie selten derartige Begnadigungen vermutlich trotzdem sind.
Freut mich, dass du sie magst.
Liebe Grüße
Christiane
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Bild und Geschichte: gruselig beeindruckend. Bravo. Liebe Grüße. Priska
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Danke!
Liebe Grüße
Christiane
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Gut und statistisch korrekt. Das übliche „Mordinstrument“ in Deutschland ist ein Haushaltsgegenstand. 😀
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Klar. Man nimmt, was gerade zur Hand ist. 😀
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Du hast eine total packende Geschichte geschrieben, liebe Christiane
Sie packt ein Thema an, bei dem jede Frau, selbst wenn sie es GottseiDank nie erleben mußte, weiß, daß es oft genug passiert und immer passierte.
Ob es nun die Frau ist, die quält oder der Mann ist fast nebensächlich, es ist diese bodenlose grausame Gewalt, die dem nächsten Menschen angetan wird und dann die hoffnungslose Hoffnung auf Besserung…, in der schon die Resignation steckt.
Wäre Deine Geschichte nicht gut, hättest Du nicht diese große Resonanz.
Lieber Gruß von Bruni an Dich
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Ich glaube, liebe Bruni, dass das etwas ist, vor dem wir alle irgendwie Angst haben.
Mir jedenfalls geht es so.
Liebe Grüße
Christiane
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Wir können alle sehr froh sein, es nicht selbst erleben zu müssen, liebe Christiane.
Liebe Grüßle an Dich
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Ja, das ist wahr …
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Sehr eindrücklich und einfühlsam geschrieben. Und leider so realistisch
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Danke. Ja, leider viel zu oft Realität, so etwas.
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