Zu spät | abc.etüden

Das verdammte Moped war im Arsch, verdammt, verdammt, verdammt! Er lief ungeduldig Kreise auf dem Bahnsteig und kickte einen der zahlreichen Coffee-to-go-Becher, die neben dem Müllbehälter herumgammelten.
Seine Gedanken sprangen wilder hin und her als Flöhe im Zirkus. Da half auch kein Meditieren über „Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten“ mehr, es war ziemlich sicher ein fetter Kolbenfresser. Ob der zu reparieren war, musste abgewartet werden, viel schlimmer war allerdings, dass er nicht rechtzeitig bei seiner Süßen sein würde. Egal, dass er auf einen Bummelzug Richtung Prag – ich meine, PRAG!, hallo? – wartete und vermutlich aus voller Fahrt abspringen musste, wenn der nicht den Sonderhalt einlegte, der ihm eben versprochen worden war; er war zu spät dran, einfach viel zu spät.
Der noch halbvolle Coffee-to-go-Becher flog kaffeespritzend ins Gleisbett und scheuchte ein paar Flugratten auf. Ein älteres Ehepaar mit Koffer, Hut, Mantel und Stock betrachtete ihn missbilligend. Ach, scheiß drauf. Er hätte schreien können.

 

abc.etueden schreibeinladung 06.17 | lzVisuals mit freundlicher Genehmigung von ludwigzeidler

 

Bis mir langweilig wird oder mein Hirn anderes ausspuckt: Noch ein Beitrag zum wöchentlichen Textstaub’schen Schreibprojekt, dieses Mal rauschte die Idee nur mit einer winzigen Stockung (ich saß gerade im Auto) in den Rechner. (KW 6/ 17, Thema nach wie vor: Bahnhof; Wörter: Prag, Moped, Zirkus.)

 

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32 Kommentare zu “Zu spät | abc.etüden

  1. Ich sehe die Süsse irgendwo wartend und mit den Füssen stampfend, damit sie nicht einfrieren und so langsam kocht in ihr der Unmut hoch: immer muss er sich verspäten 😉
    herzliche Grüsse an dich, liebe Christiane,
    Ulli

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  2. naja, so isses mit den Jungen wilden Männern und ihren Mopeds!

    Liebe Grüsse.
    ..huste immer noch…hoffentlich haste auch für mich so nen „neuen Ansatz“…vielleicht sollt ich ja einfach mal fluchen wie ein Kutscher…

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  3. Liebe Christiane,
    Sitze im ICE und geniesse WLAN für alle.

    „Zwei Zirkustickets liegen da am Frühstückstisch. In den Zirkus will er mit mir gehen. In Budapest. Ich war noch nie in Budapest. Ich stelle es mir schön vor und interessant.
    Am Bahnhof wollen wir uns treffen und den Nachtzug nehmen. Er hat ein Schlafabteil für zwei gebucht. Hab ich auch noch nie gemacht: in einem Zug im Schlafabteil geschlafen (ich dachte die gibt’s nicht mehr). Bin gespannt auf den Bahnhof in Budapest. 11 Stunden 44 Minuten dauert die Reise ab Zürich. Ohne Umsteigen.“

    HG aus dem Tunnel vor Basel
    Petra

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