Vorfrühling

Der Schnee des Rasens wird schon räudig,
Weil ihn ein kleiner Wind berennt.
Der Himmel dehnt sich traurig-freudig,
Ein leerer Rekonvaleszent.

Das Strauchwerk krampft den Arm nach oben.
Die Ruten dulden leidbereit,
Daß Spatzenvölker sie durchtoben
Mit pöbelnder Begehrlichkeit.

Noch ist kein Schaft zu treiben willig,
Da er die Weckung nicht begreift,
Indes die Vogelwolke schrillig
Um Einlaß schon und Anfang keift.

(Franz Werfel, Vorfrühling, aus der Sammlung Unruhe, Quelle)

 

Quelle: ichmeinerselbst

 

Minus 4 Grad, eisiger Wind, zögerlich Sonne, Schneereste sind alle weg, aber erneuter Schneefall ist angesagt … zumindest bis Samstagmittag. Die Spatzenhorden allerdings durchtschilpen wirklich schon die Hecke/n, diese Bilder sind nur ein paar Tage alt.

 

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42 Kommentare zu “Vorfrühling

  1. Auch ich erwarte Tschilpen Schnabel und Gefiedermusik.
    Spechthacken und Rohrpfeifentöne. Reiherschnabelklacken und Storchtrommeln.
    Womöglich zu früh.

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  2. Vorgestern im Frankfurter Palmengarten gab es zwei große Beetflächen mit Mulch, aus denen hunderte von Schneeglöckchen lugten, ein paar schon aufgeblüht. Manche Zweige zeigten dicke Knospen, aber es wird noch dauern, denn auch hier ist es kalt, Schnee allerdings immer noch ein Fremdwort in diesem Winter. Meine Terrasenbrüter inspizieren aber schon ihre Kästen und führen Hahnenkämpfe aus.
    Deinen Reihern sieht man an, dass sie frieren 😔freuen wir uns trotzdem auf ein gemütliches Zimmerwochenende.mit liebem Gruß vom Dach an Dich, Karin

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  3. Morgens hört es sich an, als flüstere der Frühling schon. Vogelgezwitscher zu hören und doch ist es noch Winter. Wie ein leiser Vorbote.
    Deine Vogelbilder… ich mag sie, wie du weißt. : )

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    • Ich weiß, das Vogelbuch … 😉
      Ich mag die Bilder auch. Momentan lauere ich gerade den kleinen Blaumeisen vor meinem Fenster auf, aber die sind so irrsinnig schnell!
      Ja, Vogelgezwitscher habe ich morgens auch schon gehört, bevor die Temperatur wieder unter Null fiel. Dauert nicht mehr lange, hoffe ich.
      Liebe Grüße
      Christiane

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  4. Es ist ein wunderschönes hoch anspruchsvolles Gedicht, liebe Christiane, das Du hier ausgesucht hast.
    Am Nachmittag war ich zwischen den Weinbergen unterwegs (mit Fotoapparat) und am Ende waren meine Finger so eisekalt, daß ich kaum noch die Auslösertaste drücken konnte.
    Es fing dann auch noch an zu schneien und die winzigen festen Flöckchen schmolzen auf dem Display meines Handys.
    Der Winter hat uns nicht verlassen, er zeigt im Moment noch mal sehr kraftvoll, daß er noch ein Weilchen bei uns verweilen wird.

    Liebe Grüße und ein freudevolles Wochenende wünscht Dir
    Bruni

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