All my bags are packed | abc.etüden

Geduld, Schatz, es ist bitter für dich, ich weiß, aber einmal noch, nur ein einziges Mal noch. Meine Koffer sind zum letzten Mal gepackt, ich bin so weit fertig, das Taxi ist gerade gekommen und hupt unten. Mal überlegen … die wichtigen Bücher sind im Handgepäck, es sind nicht viele, ich bin ja nicht lange unterwegs. Und ja, ich habe schon gesehen, dass du mir meine Lieblingsschokolade dazwischengeschmuggelt hast, du bist echt so süß, womit habe ich dich verdient?
Selbstverständlich werde ich so tun, als würde ich es erst heute Abend bemerken, wenn wir telefonieren. Wie ich es hasse, jetzt von dir fortzumüssen!

Nur dieses eine Mal noch, Schatz, dann ist Schluss mit diesen nervtötenden Reisen. Dann sind wir frei und können tun und lassen, was wir wollen. Zusammen. Ich bin so einsam ohne dich, ich könnte sterben.

 

abc.etueden schreibeinladung 08.17 1 | lzVisuals mit freundlicher Genehmigung von ludwigzeidler

 

Dies ist ein Beitrag zu den wöchentlich mit neuen Worten wiederkehrenden abc.etüden von Herrn Textstaub, KW 8 /17, und der Wortspenderin Margot M. Wörter dieser Woche: Geduld, Bücher, Schokolade.

Und im weitesten Sinne ist es auch „Song-Fiction“ (mit Dank an dergl, die mich diesen Begriff lehrte), denn dieses Lied spukte mir beim Schreiben beharrlich im Kopf rum …

 

(Peter, Paul and Mary, Leaving on a Jet Plane, Text, dt. Übersetzung)

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67 Kommentare zu “All my bags are packed | abc.etüden

  1. Und wir wissen nicht, ob das mit der Schokolade ein übler Trick war, da der/ die Verreisende strenggläubig in der Fastenzeit auf jegliches Genussmittel verzichten wollte und vom Gelingen dieses Vorhabens die Verehelichung mit dem/ der Schokoladenunterschmuggelnden abhängig machte. Diese/r wiederum brachte keine Geduld mehr auf, auf die Zustimmung der/ des Verreisenden zum vor Jahren schon vorgebrachten Heiratsantrag zu warten und versuchte durch das Schokoladenunterschmuggeln eine Entscheidung kurzfristig herbei zu führen.

    Je mehr ich darüber nachdenke, umso sicherer bin ich, dass es so ist.

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      • Ja, Moooooooooment. Bei uns „Evangelen“ gibt es die Fastenaktion „7 Wochen ohne“. Wer beschließt, Zucker zu fasten, der ist dann eventuell 7 Wochen unterzuckert. Aber ein/e verantwortungsvolle/r liebende/r Liebste/r würde doch dem/der verreisenden fastenden Liebsten keinen Zucker unterjubeln! 🙂
        Liebe Grüße
        Christiane

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        • Für uns Katholen beginnt am Aschermittwoch auch die Fastenzeit.

          In der Zeit habe ich keine Reise vor, falls ich also unterzuckere, habe ich zumindest meinen Honig in Reichweite. Und das zählt zur Ersten-Hilfe-Maßnahme 🙂 .

          Herzlich
          Anna-Lena

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          • Interessante Frage, die ich nur mit Nachschlagen beantworten kann.
            Aber auf http://www.katholisch.de steht:
            “ Die Fastenzeit bezeichnet die österliche Bußzeit, die 40 Tage dauernde Vorbereitung auf Ostern. Sie beginnt unmittelbar nach Karneval mit dem Aschermittwoch und endet mit der Osternacht. Die Sonntage in der Fastenzeit gelten nicht als Fastentage und werden deshalb nicht mitgezählt – daher dauert die Fastenzeit 40 Tage.

            Die Gläubigen sollen in der Fastenzeit als äußeres Zeichen von Buße und Besinnung auf Dinge verzichten, die ihnen angenehm und lieb sind – etwa auf Schokolade, Alkohol oder das Autofahren. Zudem sollen sie nur eine volle Mahlzeit am Tag und je zwei kleinere Stärkungen zu sich nehmen. Schließlich gilt an allen Freitagen das Gebot der Abstinenz, also des Verzichts auf Fleisch, weil der Freitag an den Tod Jesu Christi erinnert. Aschermittwoch und Karfreitag sind Fasten- und Abstinenztage in einem.“

            Auf das Autofahren verzichte ich nicht, ich bin auf mein Auto angewiesen, aber die „Luxusgüter“ wie Alkohol und Süßes werde ich versuchen zu vermeiden. Ich habe vor 11 Monaten mit dem Rauchen aufgehört, auf Alkohol zu verzichten macht mir gar nichts aus, aber das Süße ist schon ein Laster. Abnehmen würde ich auch gerne. Doch all das hat mit dem christlichen Osterfest wenig zu tun.

            Ich werde mich auf das innere Fasten, die Vorbereitung auf Ostern konzentrieren und versuchen, diese Zeit, wie auch den Advent, mit etwas Einkehr und Besinnung zu gestalten.

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          • Ich hab eben mal versucht, was über die Unterschiede zwischen unseren beiden Konfessionen zu erfahren. Wenn du mal hier bei Wikipedia (7 Wochen ohne) guckst, steht dazu da, „unterscheidet sich vom traditionellen römisch-katholischen Fastengebot darin, dass es zum einen keine konkreten (Speise-)Vorschriften und zum anderen keine allgemeine Verpflichtung zur Teilnahme gibt. Der Fastenbegriff ist weiter gefasst und beschränkt sich nicht darauf, auf bestimmte Speisen und Genussmittel zu verzichten (traditionell tierische Produkte wie Fleisch und Milch sowie Speiseöl). Er wird ausgedehnt auf die Enthaltsamkeit von persönlichen Gewohnheiten, auf das Umwerfen der eigenen Ordnung im Alltag, um sich frei zu machen von den Zwängen des Alltags, um das eigene Leben neu auf die eigenen inneren Wertvorstellungen und auf Gott auszurichten. Weil es den einzelnen Gläubigen freigestellt ist zu fasten, ist die Teilnahme an der Fastenaktion freiwillig.“
            Finde ich immer noch interessant, dass, rein kirchlich gesehen, „Katholen“ müssen und „Evangelen“ nicht. Okay, die tatsächliche Praxis dürfte wieder eine ganz andere sein. Ich könnte mir da vorstellen, dass wir gar nicht so weit auseinanderliegen bei unseren jeweiligen Wegen nach innen.
            Liebe Grüße, danke fürs Nachschauen
            Christiane

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          • Dieses „müssen“ bei den Katholen sehe ich auch nicht so eng, ich betrachte es eher als Empfehlung und es bleibt jedem selbst überlassen, wie er die Reise nach „innen“ gestaltet.
            Erfahrungsgemäß hinkt die kath. Kirche bei allen Umsetzungen der Neuerungen des 2. Vatikanischen Konzils zeitlich immer sehr hinterher.

            Letztendlich hast du auf jeden Fall recht, die Unterschiede sind nicht groß und wir nähern uns dank ökumenischer Bestrebungen immer weiter an.

            Auch dir danke fürs Nachschauen 🙂 .
            Liebe Grüße auch dir,
            Anna-Lena

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          • Überspitzt ausgedrückt bin ich froh, wenn jemand sich überhaupt auf die Reise nach innen macht, aber manchmal denke ich, es sind gar nicht so wenige und das Bedürfnis ist groß.
            Liebe Grüße, schönen Tag dir!
            Christiane

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          • Den Eindruck habe ich auch. Je hektischer und schnelllebiger unsere Zeit wird, desto größer wird die Sehnsucht nach Stille und vielleicht auf das, was dem Leben einen tieferen Sinn gibt.

            Auch dir einen schönen Tag.
            Herzlich
            Anna-Lena

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      • Ja sehr gerne. Schätze die Energie die Du & alle anderen Satzformerinnen in diese kleine Micronouvelles stecken & den lesenden Geist mit neuen Bildern nähren.
        Vielen vielen Dank.

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        • Und ich stelle fest, dass mir diese Form Möglichkeiten gibt, für mich (gefühlt) Unterschiedliches auszuprobieren. Das tun Schnellschüsse nicht, gleichzeitig wird es aber auch nicht langweilig, da immer wieder neue Wörter kommen. Ich würde sagen: Beharrlichkeit siegt, um das Wort „Geduld“ zu vermeiden … 😉

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  2. James Bond an seine Geliebte bevor er bei „M“ den Abschied einreicht? Barrack Oabama an Michelle vor seiner letzten offiziellen Reise als Präsident? (Ok, der würe nicht mit dem Taxi abreisen) mmmhhh, ein Bankräuber, der zum letzten großen Coup aufbricht? Ein Manager, kurz vor dem Ruhestand?
    Und der Song gehört zu meinen absoluten Lieblingsongs….flashback in die 70er, zurück ans Lagerfeuer mit Gitarren…
    sehr schöne „Etude“ !

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    • Ich habe mir kein konkretes Gesicht dahinter vorgestellt … aber da du schon „70er“ sagst: da könnte auch der Vietnamkrieg mitgespielt haben, das Entstehungsdatum fällt noch rein …
      Liebe Grüße, schönen Abend dir
      Christiane

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    • Ich sehe ihn nicht, bzw. ich gehe davon aus, dass das ständig wechselt. Das ist wie mit der Werbung bei WP: Es liegt nicht in meiner Hand, ich kann es nicht beeinflussen … mich höchstens prophylaktisch distanzieren … aber wofür, jede/r, der/die einen Blog hat, weiß, dass das passieren kann, dass man in eine Nachbarschaft gerückt wird, die einem nicht passt.
      Oder reden wir gerade über zwei verschiedene Dinge?

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  3. Ganz schön melodisch-dramatisch; bin gleich auf die Suche nach meiner Bitterschokolade gegangen-:))
    Was das Fasten oder 7 Wochen ohne anbelangt, ich wehre mich gegen diese zeitlich vorgeschriebenen menschengemachten Vorschriften. Ja, ist der kirchlichen Historie verpflichtet, aber in heutigen Zeiten verspüren die Menschen öfter das Bedürfnis zur inneren Einkehr, und zwar unabhängig von irgendeinem Datum und das finde ich sinnvoll.Ich kenne inzwischen Viele, die im Laufe eines Jahres eine Woche im Kloster verbringen.
    Schon wieder ein Orkan von Euch da oben, was treibt Ihr denn immer???? Bis zum Main hat er hoffentlich an Kraft verloren, mein Sichtschutz auf dem Dach ist brüchig.
    Mit auf der Zunge schokoladeschmelzenden Grüßen
    Karin

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    • Ach, weißt du, wenn du das Fasten als „Vorschrift“ begreifst, dann ist es natürlich ätzend, wer will sich schon Vorschriften machen lassen? Wenn du es aber als Gelegenheit, als Anlass begreifen kannst, kannst du dich zu diesem Zeitpunkt darauf einlassen, oder eben zu einem späteren, wenn es dir besser passt. Ich bin zum Beispiel überhaupt nicht sicher, ob ich in diesem Jahr etwas in die Richtung machen möchte, aber ich HABE schon mal vor ein paar Jahren und fand das auch ganz okay.
      Liebe Grüße
      Christiane, die den eventuellen Orkan auch lieber weiter nördlich hätte …

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  4. Es ist eine wunderschöne fiktive kleine Geschichte, die ich nicht hinterfrage, weil icgh beim Lesen diesen Wunsch einfach nicht verspürte 🙂 Ich habe sie nur genossen, liebe Christiane

    Liebe Grüße von mir

    PS Hier versucht sich ein kleiner Ableger des Sturmes, aber er zögert und weiß nicht recht, ob er weiter brausen soll *g*

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