Ausmisten ist irgendwie wie Abnehmen, dachte Merle. Zuerst ist das Ansammeln ganz toll, hiervon ein bisschen, davon ein bisschen, und später befreit dann das Loswerden.
Sie betrachtete die Holzkiste, in der die Habseligkeiten ihrer Kinderzeit geschlummert hatten, viele Jahre vergessen, jetzt neu befüllt. Darin lag auch ihr größter Schatz, die Glaskugel, eigentlich mehr eine Murmel, die in der Sonne bunt schillerte. Sie war als Kind fest davon überzeugt gewesen, dass die Kugel nachts auf der Fensterbank Sternenlicht speicherte und es wieder abgeben würde, wenn sie, Merle, in Gefahr geriete. Dunkle Orte hatte sie kennengelernt, funktioniert hatte es nie – obwohl … sie war während der letzten Tage ins Grübeln gekommen.
Zeit zu gehen. Sie nahm die Kiste, schloss die Haustür von außen doppelt ab und legte den Schlüssel für ihre Geschwister unter die Fußmatte. „Pass gut auf dich auf, Bruder Vogel“, sagte sie zu dem Zaunkönig, der sie aus dem Baum neugierig beäugte, „nicht, dass die blöde Katze dich doch noch kriegt. Ich komm so bald nicht mehr.“
Visuals mit freundlicher Genehmigung von ludwigzeidler
Nur falls jemand über „Bruder Vogel“ stolpert: „Merle“ (frz.) bedeutet „Amsel“. 🙂
Für die abc.etüden des Herrn lz: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Marion (Findesatz) (hurra!) und lauten: Murmel, Habseligkeiten und Zaunkönig.
Sehr schön erzählt!
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Danke! *strahl*
Liebe Grüße
Christiane
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Guten Morgen, liebe Christiane,
da hat dich die Muse aber doll geküsst! Wieder ist deine Umsetzung der drei Worte super gelungen!
Liebe Grüße
Anna-Lena
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Die Muse flatterte gestern Nachmittag beim Autofahren bei mir vorbei, liebe Anna-Lena, und dann abends noch mal. Und für heute Morgen war es dann endlich spruchreif …
Schön, dass du mein Textchen magst!
Liebe Grüße
Christiane
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Manchmal küsst sie einen in Augenblicken, in denen man das nicht erwartet. Mir geht es oft beim Saubermachen so.
Deine Texte sind mitten aus dem Leben, nachvollziehbar und lebensnah, das gefällt mir 🙂 .
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Bei mir flattert sie oft auch unter der Dusche vorbei, ganz klassisch sozusagen.
Danke für das „mitten aus dem Leben“. Das will ich auch, „mitten im Leben“ mit dem Schreiben anfangen und dann (mit dem Leser) los und vielleicht ein bisschen raus … 😉
Liebe Grüße
Christiane
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Wie gut ich dich verstehe…. 🙂 .
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😉
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So früh schon von der Muse geküsst? Gefällt mir auch sehr.
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Neeee, gestern … Aber für heute eingestellt.
Freut mich, dass dir meine Etüde gefällt!
Liebe Grüße
Christiane
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Wieder ein Kurzmärchen, das nach Fortsetzung schreit.Eine Murmel, die Sternenlicht fängt, was für ein zauberhafter Einfall! Gewittergruss vom Dach ☺
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Liebe Karin, die Murmel hat mich sofort an das „Hört, Hört“-Projekt der Frau Graugans erinnert, durch das auch eine blaue Murmel/Kugel rollte. Sie hat damals unsere gesammelten Beiträge online gestellt, wenn du reinhören möchtest, hier ist der Link.
Tja, ich war ein großäugig staunendes Kind … 😉
(Hier spielt das Wetter April. Heute hatten wir schon Sonne, Regen und Sturm.)
Liebe Grüße
Christiane
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Liebe Christiane, herzlichen Dank für den Link, das höre ich mir in aller Ruhe an; ich finde so ein Projekt bewundernswert.
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Die einzelnen Teile findest du an den Tagen vorher (Mai/Juni 16), wenn dir das alles auf einmal zu viel zu hören ist; mir ging es so …
Ich hatte echt Spaß mit meinem Teil der Geschichte und der Vertonung …
Liebe Grüße
Christiane
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Schön. Spannend. Magisch.
Toll, was du aus den drei Worten zauberst. Ich habe die Kommentare gelesen und staune, was dir beim Autofahren einfällt. 🙂
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Der Anfang und der Schluss, die fielen mir beim Fahren ein, und dann hatte ich ein paar Ideen, was dazwischen noch so sein könnte … Das Problem ist immer, das alles unvergessen nach Hause an den Rechner zu bekommen … 😉
Danke dir für die Worte!
Liebe Grüße
Christiane
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Vor sich hinmurmeln (ha, da ist die Murmel wieder), dann wird die Katze begrüßt, gestreichelt, mit ihr geredet und schwupps, was waren das nochmal für Wörter ? : )
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Genau. Und dann transportieren die ausgedachten Sätze ja auch eine spezielle Stimmung, die megawichtig ist … 😉
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schön und ein wenig traurig.
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So ist das manchmal, ja. *nick*
Liebe Grüße
Christiane
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Liebe Christiane,
die Murmel, die Sternenlicht speichert, könnte aus meiner Kindheit sein. Ich bin sowas von aus dem Märchenbuch in die Welt geplumpst … 😉
Deine Etüde flüstert in meinen Ohren nach einer Fortsetzung!
Märchenherzensgruß von mir zu Dir
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Dann denk dir eine aus! Machen wir eine Wandergeschichte draus: Du schreibst sie weiter (10 Sätze und mindestens die Murmel muss drin vorkommen, okay?), dann nimmt sie der/die nächste und schreibt weiter und so weiter …
Und bitte immer zu mir verlinken! 🙂
Sternenlichtmurmelnde Grüße
Christiane
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*hucherschreck*
Da werde ich erst mal drüber schlafen …
Bei liegen noch gefühlte 100 Rezensionen auf der Lauer! 🙂
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Da könntest du dann schön mal „In der Kürze liegt die Würze“ üben. Deine Rezis sind doch meist erheblich länger … 😉
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