Vor meinem Fenster

 

Vor meinem Fenster
singt ein Vogel.

Still hör ich zu; mein Herz vergeht.

Er singt, was ich als Kind besass
und dann — vergessen.

(Arno Holz, aus: Phantasus, 1. Heft 1898, Online-Quelle)

 

Zugegeben, das ist kurz und melancholisch, aber natürlich ist nicht alles von ihm so. Gern empfehle ich euch Arno Holz (-> Wikipedia) als Montagsgedicht, wer ihn nicht kennt, der kann sich hier und hier durch den Phantasus (1898/99) blättern.

Noch eins?

 

Alle tausend Jahre
wachsen mir Flügel.

Alle tausend Jahre
saust mein purpurner Drachenleib
durch die Finsterniss.

In entseelte Himmel
spei ich
Myriaden Sterne!

Am Bach,
unter Weiden,
sitz ich dann, flechte mein langes Goldhaar, singe
und freue mich, wie sie Oben glitzern.

(Arno Holz, aus: Phantasus, 2. Heft 1899, Online-Quelle)

Rotkehlchen | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay

 

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33 Kommentare zu “Vor meinem Fenster

  1. Ich mag diesen genialen Dichter sehr, liebe Christiane, man kann es an meinen Kommentaren bei Finbar deutlich erkennen. Mein Inselbändchen liegt rechts im Stapel neben mir.
    Wenn man mal am Blättern ist, hört man nicht so schnell wieder auf *schmunzel*´Du hattest toll ausgesucht! Aber bei ihm kann man/frau nichts falsch machen. Alle seine Poeme haben eins gemeinsam, sie sind von gleichbleibender Güte. Keines schwächelt bei ihm.

    Dieses mag ich nach wie vor sehr:

    Ich bin ein Stern. Ich glänze

    Ich bin ein Stern.
    Ich glänze.
    Thränenbleich hebst du
    zu mir dein Gesicht;

    deine Hände weinen.

    »Tröste mich!«

    Ich glänze.
    Alle meine Strahlen
    zittern in dein Herz.

    Ist es nicht auch wunderschön?
    Ich wünsche Dir eine gute Nacht, liebe Christiane
    Bruni

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