Die Razzia | abc.etüden

„Warum kannst du nicht ein bisschen mehr wie Alexander sein?“
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder, Schatz?“
Sein Ton allein hätte gereicht, die Klimaerwärmung aufzuhalten, außerdem liebte er Warum-Fragen ungefähr so wie alle Männer, was sie aber grundsätzlich souverän ignorierte. Und nach Alexander, dem Waschlappen von Mann ihrer Freundin Anne, würde er sich schon gar nicht erkundigen.

„Ich rufe die ganze Zeit nach dir, weil ich Hilfe brauche, aber du ziehst es vor, mit deinen Gangster-Kumpels brandschatzend, betrügend und mordend in irgendwelchen Internet-Welten einen auf dicke Hose zu machen und sonderst dabei hermetische Sprüche ab, die kein normaler Mensch versteht!“
Manchmal war die Unterwelt im Chicago der 20er-Jahre wirklich einfacher zu dirigieren, als zuzugeben, dass er sich allabendlich hinter seinem Computer vor einem Leben versteckte, das ihm über den Kopf wuchs. Also machte er die Katastrophe komplett und brüllte: „Lass mich doch endlich mal mit deinem Scheiß zufrieden!“

Als die Tür seines Arbeitszimmers zuschlug und er sie auf der Treppe schniefen hörte, warf er einen schnellen Blick auf den Bildschirm und sah entgeistert das FBI durch den eben erst mühsam fertiggestellten Kellerdurchbruch stürmen.

Was war er doch für ein dummes Arschloch.

Irgendwas lief hier grundsätzlich schief.

 

lz abc.etueden schreibeinladung 3 redskiesoverparadise 23.17 | 365tageasatzadayVisuals: ludwigzeidler.de

 

Ich hatte gedacht, die zweite Etüde dieser Woche würde fröhlicher ausfallen, dem ist aber mitnichten so. Dann eben nicht. Muss ja auch nicht.

Für die abc.etüden, Woche 23.17: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Bernd (redskiesoverparadise.wordpress.com) und lauten: Kellerdurchbruch, hermetisch, brandschatzen.

 

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13 Kommentare zu “Die Razzia | abc.etüden

  1. Es scheint, dass diese Worte nicht dazu einladen fröhliche Texte zu schreiben, dafür aber sehr wahre, solche, die im richtigen Leben spielen, seufz…
    liebe Christiane ich sende dir sonnige Morgengrüsse
    herzlichst
    Ulli

    Gefällt 3 Personen

    • Ich habe immer Kopfkino. Meist kommt ein Satz, oft vage, oft fliegt er wieder raus. Daran entzündet sich das Kopfkino. Wenn alles steht, schreibe ich es nur noch auf.
      Die meisten meiner Geschichten könnten erheblich länger sein.
      Ich kenne auch Spieler … 😉

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  2. Ich unterstelle dir höchstens, dass du bei derartigen Fragen eine kurze Leitung hast.
    „Zauberland ist abgebrannt“ trifft es sehr, danke dafür 😉
    Liebe Grüße
    Christiane

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    • Ah, okay, dann Ehre wem Ehre gebührt. Ich habe zwei, drei Sachen von Rio im Ohr, weiß aber sehr wenig über ihn. Stimmt, du hast von der Biografie (?) bei dir gesprochen. Ist sie gut?

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      • Hm. Ich hab keine großartige Anbindung an Rio, aber so, wie du es beschreibst, würde es mir vielleicht Spaß machen zu lesen. Danke auf jeden Fall.
        Liebe Grüße
        Christiane

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          • Die meisten Bücher, von denen ich nicht ganz sicher weiß, dass ich sie haben will, versuche ich über die Bücherhallen zu bekommen. Klappt in der Regel, wenn es nicht gerade Fantasy ist. Für Experimente ist mir das Geld zu schade.
            Ich hatte gestern schon danach geschaut, die Bücherhallen haben es eingestellt, aber momentan sind alle Exemplare ausgeliehen. Also warte ich. Ist ja nicht so, dass ich nichts zu lesen/zu tun hätte.
            Schönes Wochenende dir!
            Christiane

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  3. …und am Ende eine Erkenntnis, die hoffentlich noch einiges ändern kann.
    Ein Text, der zwar nicht fröhlich macht, liebe Christiane, von dem wir aber wissen, wieviel Wahrheit darin steckt.
    Liebe Abendgrüße von Bruni

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    • Ja, liebe Bruni, erst mit der Erkenntnis, dass was falsch läuft, fängt vieles an, wieder richtig (okay, besser) zu laufen. Nur leicht ist es nicht.
      Abendgrüße zurück an dich
      Christiane

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