Die einfachen Sterne

Die einfachen Sterne haben sich hoch über die Bäume geschoben.
Manchen, der nie tags sein Auge vom Boden gehoben,
Den machen nachts kopfhoch die blauen Lampen droben,
Die urewig gleichmäßig Wandelnden,
Die ewig fernen und nie laut Handelnden,
Die Sterngeister, die blauen, der großen Ruhe leuchtende Meister,
Die dem Weisen Zeichen und Weglicht geben,
Die alle Erdenkönige samt allen Königreichen überleben,
Die wie feurige Liebesgedanken über den nächtlichen Dächern schweben.

(Max Dauthendey, Die einfachen Sterne, aus: Lusamgärtlein, in: Gesammelte Gedichte und kleinere Versdichtungen, Albert Langen, München 1930, S. 245)

 

Milchstraße | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay

 

Ich habe eine Gesamtausgabe Dauthendey-Gedichte geschossen (blaues Leinen, Dünndruckausgabe, Fraktur!, 1930), dies ist mein erster Fund daraus. Ja, ich bin immer noch auf der Suche nach dem nämlichen Regengedicht, ich kann schon mal sagen, dass es unter dem Titel nicht auffindbar ist.

Kommt gut in die neue Woche!

 

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52 Kommentare zu “Die einfachen Sterne

  1. Herzlichen Glückwunsch zur Neuerwerbung und ich freue mich auf Deine Entdeckungen, die Du uns hier vorstellen wirst.
    So einen Sternenhimmel wie im Foto möchte ich noch einmal erleben!
    Lieber Gruß in die neue Woche, Karin

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    • Das möchte ich auch, liebe Karin, ich war noch nie an einem Ort, wo es so dunkel war.
      Ich habe schon so einiges an Gedichten entdeckt, die den Weg in den Blog finden werden! 🙂
      Liebe Grüße
      Christiane

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      • Als wir damals im Januar im Bryce Canyon waren, hatten wir so einen Sternenhimmel zum Gänsehaut kriegen und ich konnte gar nicht glauben, was uns hier entgeht. In der Wüste muss es ähnlich sein

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        • Man sieht auch hier in dunklen Nächten auf dem Land echt viel, also dann wirklich im Winter, wenn es klar und kalt ist. Was hier ja nun eindeutig nicht zutrifft.
          Ha, Bryce Canyon: Von dort kenne ich wunderbare Bilder von Felsformationen …

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          • lang, lang ist es her (1988), aber immer noch in Erinnerung: tagsüber bei strahlendem Sonnenschein, funkelndem Glitzerschnee bei 10° Minus mit kurzen Ärmeln durch diese Landschaft gewandert und nachts dann bei noch klirrender Kälte den Sternenhimmel betrachtet und dann: die Lodge dort oben ist normalerweise total überfüllt und wir waren mit noch einem Ehepaar die einzigen Gäste damals!

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  2. Ich finde es toll, die Woche mit einem Gedicht zu beginnen. Manchmal vergesse ich es, wenn ich hier lese und denke dann beim Lesen „Stimmt, das Montagsgedicht von Christiane.“ Dieses feine Ritual schenkt Freude.

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    • Ich glaube (ich hatte das neulich schon mal erwähnt), dass du es warst, die mir den Impuls dafür gegeben hat. Ich danke dir gern dafür, mir macht es auch Spaß, jede Woche ein Gedicht für meinen Montag herauszusuchen.
      Liebe Grüße
      Christiane

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      • Das ist doch immer wieder toll, wie Impulse – auch hier im Blog – von hier nach dort und von dort nach hier fliegen.
        Die „Sterne“ sind heute bei uns beiden, auch das fand ich schön (okay, bei mir war es gestern, doch heute erst den kleinen Satz ins Netz gestellt).
        Sie sind ohnehin ein feines Symbol für das Verbindende. Es sind nicht genau die gleichen Sterne, die wir Menschen sehen, wenn wir nachts im Garten oder auf der Straße hochblicken und doch sehen wir in den Nachthimmel, der eins ist.
        Wir sitzen an unterschiedlichen Frühstückstischen oder essen im Bett oder im Büro und blicken auf Zeitungsbilder, die von nahen oder entfernten Orten erzählen. Nun war es Hamburg. Und da denke ich an die, die in Hamburg leben, auch wenn ich einige „nur“ vom Bloggen kenne. Ich glaube, da wandern Gedanken von hier nach da. Das finde ich großartig.

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        • Ich möchte dich ein bisschen korrigieren: Wenn wir hier in Deutschland nach oben schauen, sehen wir die gleichen Sterne. Ja, da verschiebt sich das eine oder andere, aber so groß sind die Unterschiede nicht, dazu musst du erst aus Deutschland raus.
          Ansonsten geht es mir auch so: Wenn ich solche Nachrichten aus Berlin, aus deiner Region bzw. dem Ruhrgebiet, aus Stuttgart, vom Bodensee etc. lese oder höre, dann denke ich an die, die dort leben und sorge mich zum Teil um sie. Auch wenn ich sie nur vom Bloggen kenne. Finde ich völlig normal. So erweitert das Netz die persönlichen Welten. Ich mag das sehr.

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          • Ja, ich weiß, da müssen wir raus aus Deutschland, eine Reise in den Süden zeigt ein neues Sternbild. Ich wollte das Überregionale deutlich machen und finde toll, dass es Blogger aus ganz anderen Ländern gibt.
            Ich erinnere mich gerade, dass du mal zu einem Findesatz sagtest, hätte es das zu deiner Schulzeit gegeben, du hättest Astronomie gewählt. Ein wahrlich faszinierendes Feld. Von dem ich viel zu wenig weiß.
            Stimmt, das Netz erweitert unsere Welten und Städte, Regionen werden mit mehr Gefühlen und Verbindungen gefüllt. Da ist uns vieles nicht schnuppe.
            Liebe Grüße von hier nach da.

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          • Ich bin sicher, Gerda in Griechenland sieht die Sterne anders als wir hier, vielleicht liest sie ja mit.
            Und ja, hach, Astronomie, stimmt.
            Ganz liebe Grüße von Netzknoten zu Netzknoten
            Christiane

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  3. *Die wie feurige Liebesgedanken über den nächtlichen Dächern schweben.*
    Was für eine wundervolle Idee von ihm. Ich sehe sie vor mir, wie sie da schweben und am Liebesgeschehen weben *schmunzel*

    Herzlichst Bruni

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