Frau Luna stiftet eine Ehe | abc.etüden

Nur nicht auf die Fugen treten! Seit seiner Kindheit lief Thomas meist mit gesenktem Kopf einher. Schließlich musste er seine Schritte kontrollieren, denn auf Pflaster- oder Gehwegfugen zu treten, brachte Unglück, oder? Oder nein, natürlich nicht, haha, er war doch nicht bescheuert, obwohl, vielleicht war da ja doch was dran … ach, man konnte sich einfach nicht sicher sein.

„Ey, du Idiot, pass doch auf!“ Thomas war es gewohnt, von Passanten, Radfahrern oder Skateboardern angerempelt zu werden, so auch an diesem Tag, den er später als „die Zäsur“ bezeichnete. Dieses Mal sah er nämlich auf, dem Rempler auf seinem Skateboard hinterher – und erstarrte: Am Frühabendhimmel hing eine riesig große, rötlich angehauchte, fast liegende Mondsichel.

Sie war so ungewöhnlich und so schön, dass Thomas zum ersten Mal auf seinem Heimweg stehen blieb, um den Mond zu bestaunen, und damit Aufsehen erregte. „Toll, nicht?“, sagte eine Frau neben ihm ehrfürchtig, und als Thomas sich irgendwann von dem Anblick losriss und weiterging, musste sie auch in seine Richtung. Und Thomas dachte nicht mehr an Pflasterfugen – fast ein noch größeres Wunder –, sondern schaute Maja an – denn so hieß sie –, und als sie sich trennten, waren sie schon für den nächsten Tag verabredet.

 

lz abc.etueden schreibeinladung 1 autopict 28.17 | 365tageasatzadayVisuals: lz. (ludwigzeidler.de | odradet.de)

 

Für die abc.etüden, Woche 28.17: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Herrn autopict (autopict.wordpress.com) und lauten: Mondsichel, Zäsur, kontrollieren.

 

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34 Kommentare zu “Frau Luna stiftet eine Ehe | abc.etüden

    • Weißt du, allmählich kann ich die Leute verstehen, die sagen, mein Leben ist so voll mit großen und kleinen Katastrophen, ich will was lesen, wo es gut ausgeht. (Muss deswegen ja nicht schlecht geschrieben sein.) Klar, es wäre realistischer, wenn das eine „Hätte ich doch“-Geschichte geworden wäre, wobei ich mich dann schwergetan hätte mit der „Zäsur“. Also habe ich fröhlich beschlossen, mich um diese Realität nicht zu bemühen. Phhhh.
      Heitere Grüße
      Christiane

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  1. wobei es ja auch in der Realität oft gut ausgeht, die meisten Menschen wollen es nur immer noch besser -:))) Ich als der geborene Optimist gewinne meist allem auch etwas Gutes ab und ich werde jetzt danach Ausschau halten, wann die Mondsichel wieder auf dem Rücken liegt-:))
    Dir auch heitere Grüße, wobei es hier oben sehr heiter ist, ich warte auf die Maler für die Brüstung, die immerzu absagen müssen, weil Petrus zu viel Nässe schickt.
    Karin

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    • Fragen wir doch mal den Wortspender, dem ist das zuzutrauen, dass er das weiß …
      Aber blutrote Monde, die habe ich bisher nur sehr selten gesehen … und das war WIRKLICH jedes Mal ein Hingucker.
      (Auch wieder so ein Ding: Wann ist „gut“ gut genug, und wann muss es „perfekt“ sein? Auf jeden Fall lebt es sich leichter, wenn man nicht irgendeiner Perfektion nachrennen muss, da hast du sicherlich recht. Ich hab als Kind übrigens auch mal eine Zeit lang Fugen vermieden.)
      Viel Glück mit deinem Dach!
      Liebe Grüße
      Christiane

      Gefällt 3 Personen

      • Der Wortspender ist gefragt, wann die Sichel auf dem Rücken liegt? Hab ich das richtig verstanden?
        Puh? Hmm… Äh… Ah… Mhmmm…. Genau!!!
        Ich denke, die Sichel liegt dann auf dem Rücken, wenn sie relativ dicht an der Sonne ist, also extrem sichelig und entweder ganz kurz vor der Sonne aufgeht oder ganz kurz nach der Sonne untergeht. Das wäre die erste Bedingung. Die zweite Bedingung müsste sein, dass die Sonne und der Mond beim Auf- oder Untergang eher übereinander und nicht nebeneinander stehen. Das könnte der Fall sein in südlichen Breiten oder im Sommer vielleicht ein wenig bei uns wenn der Mond praktisch ‚oberhalb‘ der Sonne am Himmel seine Bahnen zieht. Oder so ähnlich.
        Am Äquator läuft die Sonne ja durch den Zenit (der gedachte Punkt genau über uns), und der Mond gondelt hinterher (oder voraus), d.h. da liegt er dann theopraktisch immer, also auch wenn er nicht dicht bei der Sonne steht.
        Ich such mal in meinem Archiv… ah, ich hab was, müsste gut 2 Tage nach Neumond gewesen sein, aber bei uns, das geht sicher noch besser… kann ich hier ein Foddo einfügen????

        Mondliegegrüße aus dem sitzenden Süden!

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  2. Oh – wie schön. Eine schöne Geschichte.
    Ich bin früher immer auf den Fugen gelaufen, da ich einen Charlie Chaplin Gang hatte und ich so gelernt habe meine Füsse gerader zu setzten. Meine Mutter wollte nicht so eine Watschelente neben sich haben – so ein kleiner Bauerntrampel 😉

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    • Ja, bei Kindern ist das völlig normal, Kinder spielen ja auch stundenlang Hüpfkästchen und andere dieser Spiele. Wenn du aber erwachsen wirst oder bist, solltest du damit aufgehört haben, Stichwort Zwänge und so.
      Ich mag den Text auch sehr, schönen Dank! Für mich hat er so was Leichtes, Schwebendes, Mondisches …
      Liebe Grüße
      Christiane

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  3. Klasse, ich war schon gespannt was von dir kommt. Erinnert mich an diesen Jack Nicholson Film, wenn ich nur immer wüsste wie die Filme heißen, hab ich vor vielen Jahren einmal gesehen, wie er da auch versucht nicht auf die Pflasterfugen zu treten. Überhaupt Jack Nicholson….
    Aber back to the roots: das Ende gefällt mir gut, hat so was beschwingtes. Ich hör die Frau Karin bis hierher seufzen…. 😉 Und dass die Zäsur schon im Mittelteil andeutet, dass etwas geschieht, gefällt mir ebenfalls, das gibt der Geschichte noch etwas extra Dampf, finde ich.
    Viele Grüße und auch dir ein Dank aus dem halbklaren Süden.

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    • „Besser geht’s nicht“? Jack Nicholson als Zwangsneurotiker? Komödie? Ja, Jack Nicholson … 😉
      Freut mich, dass du das Ende auch beschwingt findest. Ich fand auch, dass es einen ganz eigenen Groove entwickelt und war/bin ganz glücklich.
      In eigener Sache darf ich dir sagen, dass ich eigentlich immer zwei Etüden pro Woche schreibe, die man am leichtesten findet, wenn man nicht über den Reader liest, da ich eine herrlich aufgeräumte Seite habe *hüstel*. Du bist also kommentartechnisch noch nicht ganz aus dem Schneider …
      Liebe Grüße aus dem ebenfalls halbwegs klaren Norden, aber spätestens morgen soll es wieder regnen
      Christiane

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      • Ah, ja „Besser geht’s nicht“ Ganz klar, dass mir das mal wieder nicht eingefallen ist. Das Alter….
        😉 Ok, ich arbeite mich grade von in die Vergangenheit zurück, da ich kurz PC-abstinent war. Das ist nicht zu glauben, was alles in kurzer Zeit geschieht…. Und wer sucht wird finden…
        Grüße zurück!

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  4. ich habs auch oft gemacht *g*, das NichtaufdieFugentreten*

    Und am Ende wurde es soooooooooooo schöööööööön.
    Sie gefällt mir, die kleine Geschichte, die in meinen Augen eine sehr große wäre, würde sie in der Realität geschehen.
    Mondsicheltraumhaft wäre es

    Liebe Grüße von Bruni

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    • Jaaaaaaa! Ich mag so kleine Geschichten, von denen man nicht weiß, ob sie geschehen sind oder nicht … aber warum denn eigentlich nicht? 😉
      Verregnete Grüße
      Christiane

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  5. ich hab ja keine schlechte Laune, liebe Christiane. Das kenne ich eigentlich gar nicht, aber ich bin ein wenig deprimiert, kommt halt auch mal vor…

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  6. „und als sie sich trennten, waren sie schon für den nächsten Tag verabredet.“
    Soooo schön. Hast mir meinen Abend versüßt. Danke dir.
    Einen lieben Gruß
    Herbert

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