Lifestyle | abc.etüden

Okay, okay, sein Styling war etwas gewöhnungsbedürftig geraten. Er war irgendwo auch stolz darauf, es dokumentierte seinen rebellischen Pfad. „Sollte das so oder war das ein Unfall?“, hatte seine Mutter entsetzt gefragt, dagegen hatte seine zickige Schwester nur spitz bekundet, kein Interesse an dem Zeug zu haben, was er ja wohl wieder geraucht hätte. Nun, da war was dran, sie kannte ihn halt, völlig klar war bestimmt keiner von ihnen gewesen.

Aber eigentlich war es nur ein verdammt schiefgelaufenes Experiment, was er da auf dem Kopf trug; ihn hatte es von der Gang am schlimmsten erwischt. Die Dosierung mit der Honigpumpe war nicht zuverlässig gewesen, nun waren seine Haare einerseits strohig und abstehend (erwünscht), aber andererseits auch schimmelig-blond-grau-grün gesträhnt (ursprünglich nicht erwünscht, definitiv nicht).
Eindeutig zu heavy für die Trabantenstadt, genauso wie der neue Stoff, vielleicht würde er einen Schuh machen und ein paar Wochen bei seinem Vater pennen.

Er stoppte vor der Photobox am Bahnhof. Der krasse Look gab bestimmt ein spaciges Fahndungsfoto für Interpol oder so ab. Man musste das Bild von sich schließlich rechtzeitig prägen.

 

2017_40.17_zwei_lz | 365tageasatzadayVisuals: ludwigzeidler.de

 

Für die abc.etüden, Woche 40.17: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von dergl von den Fädenrissen (faedenrisse.wordpress.com) und lauten: Interpol, Trabantenstadt, Honigpumpe.

Zuerst habe ich gedacht, ich schreibe eine Fortsetzung zu den Interpolern. Aber dann fuhr dieser Typ auf einem Fahrrad an mir vorbei und ich reagierte wie die Mutter … und dachte dann, okay, daraus ließe sich auch eine Etüde machen.  😉

 

72 Kommentare zu “Lifestyle | abc.etüden

          • Die Experimente sind eher länger her 🙂 inzwischen trage ich ja graumeliert, bin allerdings schon wieder am Überlegen, ob ich nicht doch noch mal 😉 Und übrigens: Ja – die Kids wissen das. Der Räuberhauptmann will sich seit zwei Jahren die Haare weiß färben (OMG), darf das aber (komischerweise) mit seinen jetzt 13 Jahren noch nicht. Das Elfenmädchen hat bis jetzt nur mal so eine komische blaue Tönung ausprobiert, was ihr nicht gefiel 🙂

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          • Komischerweise! 😉
            Die Kids von einer Freundin (okay, die sind inzwischen alle längst über 18) haben sich eine Zeit lang gefühlt alle Woche die Haare anders gefärbt. Immer wenn ich hinkam, habe ich zuerst geschaut, wie jetzt wer aussieht … und es war immer irgendwie toll!

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          • Ich finde es gut, wenn sich Kids in einem gewissen Rahmen ausprobieren können und ich habe es meiner Mutter immer hoch angerechnet, dass ich das durfte. Witzigerweise habe ich auch gemerkt, dass manche Sache gar nicht mehr so interessant sind, wenn man sie erlaubt: Das Elfenmädchen wollte sich ewig piercen lassen. Als wir ihr es erlaubt haben, wollte sie nicht mehr :-))

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          • Kann das eine Mode gewesen sein mit dem Piercen oder nur der Reiz des Verbotenen? Eine meiner Freundinnen trägt zwei Tattoos, die sie sich hat stechen lassen, als sie es noch gar nicht gedurft hätte, und sie sagt offen, hätte sie es gedurft, wäre es viiiiiiiiiiel weniger interessant gewesen und sie hätte es vermutlich gelassen … 😉
            (Ich durfte nichts. Farbe hätte ich gern mal versucht, damals, aber daran war nicht zu denken, auch an Tattoos nicht.)

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        • Drollig. Ich habe sie IMMER schwarz getragen und tue es noch. Ist meine Naturfarbe. Bis auf ein einziges Mal, als ich anlässlich der Hochzeit meines Bruders meinem Punk-Friseur einen persönlichen Gefallen getan habe, habe ich nie gefärbt (damals waren es nachtblaue Strähnchen, passend zu meinem Festkleid). Ich werde auch nicht färben, wenn ich mal ergrauen sollte, was in meiner Familie SEEEEHR spät zu passieren pflegt. (Das Ergrauen setzt bei meiner Mutter gerade erst ein, und die ich 83.) Wir würden uns also in der Farbpalette hübsch ergänzen, grins.

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  1. Und heute, 30 Jahre später, sitzt der Typ als Beamter im Rathaus und bearbeitet Anträge auf außerordentliche Baugenehmigungen, Buchstaben A bis F. Und fragt sich, wie es sein kann, dass sein Sohn so gar keine Lust zeigt, sein Herumhängen nach dem Abi endlich aufzugeben. Früher war doch alles ganz anders!

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    • Oh, das muss ich dringend korrigieren. ICH BIN EINE EULE! Sprich, ein morgendlicher Radfahrer könnte mich ohne Zweifel inspirieren, aber dazu müsste ich um diese Uhrzeit erst mal draußen gewesen sein UND fähig, meine Eindrücke in eine Etüde zu formen. Oooooooh nein, nicht um diese Uhrzeit. (Den Radfahrer habe ich gestern gesehen, die Etüde abends geschrieben und für heute früh eingestellt.)
      Liebe Grüße
      Christiane

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  2. Einzureihen in die Kategorie „bunte Vögel“, aber die Mutter hat Humor, Klasse!
    Irgendwie scheint es in der Jugend so ein haarpubertäres Gen zu geben: bei uns wurde brisk-gegeelt, die Jungen trugen die Haleylocke, wir toupierten , die reinsten Brutstätten für Vogelnester, dann kamen die Pilzköpfe, Punks, Skinheads mit ihren Rasierklingen auf den Köpfen, Glatzen wurden modern (früher eine Schmach für das männliche Geschlecht) , das Buntschillernde, das Du beschreibst, heute ist es der hochrasierte Quadratschnitt auf den Köpfen, mal sehen, was uns da noch erwartet. Die Fußballspieler bieten da ja auch Fun, zwar nicht immer beim Spiel, aber auf dem Kopf -:)))
    Kopftheater…drinnen und draußen!

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    • Ich denke, der hier ist eher so ein verunglückter Punk. Prinzipiell erst mal gegen alles und keine Ahnung von nichts, aber voll einen auf dicke Hose machen.
      Aber in dem Alter finde ich das voll okay, höchstens bisschen anstrengend … 😉
      Liebe Grüße aufs Dach
      Christiane

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  3. Als Fan kann ich dir nur sagen, dass der Drummer schon recht auffällig war, aber natürlich das Problem aller Drummer hatte, nämlich in seiner „Burg“ zu verschwinden. Dumm, wenn es dann gerade die Haare erwischt, der Kopf ist doch fast das Einzige, was man bei Konzerten mit Chance sieht. (Wusste ich nicht. Frag ihn doch mal bei Gelegenheit, welches Konzert das war, ob er das noch erinnert.)
    Liebe Grüße
    Christiane

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  4. Unter die Punks geraten?
    Ich war vor zwei Wochen auf einer Lesung von Punkrock-Geschichten, aus „Für immer Punk“ unseres verehrten Perry Rhodan-Chefredakteurs Klaus N. Frick, das waren ausgesprochen freundliche Leute.

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  5. aber andererseits auch schimmelig-blond-grau-grün gesträhnt

    Ich würde ihn zu gerne sehen, liebe christiane!
    Eine echte Christiane Etüde. Aber bei dem Ausspruch *ich mache einen Schuh*, da stutzte ich schon sehr 🙂 Kannte ich bisher nicht *g*
    Lieber Gruß am Tag danach 🙂

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    • Er flitzte auf dem Fahrrad an mir vorbei, liebe Bruni, ich dachte wirklich, „oh, war das ein Unfall“ und musste über mich selbst lachen. Und das mit dem Schuh … irgendwo aufgeschnappt, ich benutze es normalerweise auch nicht.
      Liebe Grüße
      Christiane mit scheinheiliger Sonne

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  6. *lach*, solche Dinge zu sehen und einzubauen ist supergut. Ich mache es auch manchmal, verfestige so diesen Eindruck, den ich in meinem Moment hatte
    Das mit dem Schuh ist dann wohl Jugendsprache und es gibt da Ausdrücke, die wir Älteren wirklich nicht kennen *g*.
    Meine ältere Tochter mit dem Enkelchen kommt manchmal mit einem an und ich muß es mir erst mal übersetzen lassen *lach*

    Scheinheilig war sie hier auch, denn jetzt hat sie fast Dämmerung zurückgelassen, die Saumselige… und ist verschwunden

    Liebe Grüße von Bruni an Dich

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