Spätherbst

 

XLII.

Verdroß’nen Sinn im kalten Herzen hegend,
Reis’ ich verdrießlich durch die kalte Welt,
Zu Ende geht der Herbst, ein Nebel hält
Feuchteingehüllt die abgestorbne Gegend.

Die Winde pfeifen, hin und her bewegend
Das rothe Laub, das von den Bäumen fällt,
Es seufzt der Wald, es dampft das kahle Feld,
Nun kommt das Schlimmste noch, es regen’t.

(Heinrich Heine, XLII., aus: Neue Gedichte, 1844, Quelle)

 

Vor dem Winter

Kein Himmel in der Frühe,
nach halben Schritten wird es still,
und wie das Blatt vom Baume fiel,
verzuckt ein Lichtlein ohne Will,
grämt sich und hat nicht Mühe.

Es will der Tag nicht raten.
Als löste sich von unserm Mund
das Blatt, so sind die Worte wund.
Im Nebel rinnen Stund um Stund,
verrinnen unsre Taten.

Allein in letzter Höhe
steht noch ein Blatt und zittert bald
und wird im Sterben voll Gestalt;
ein Wind als wie ein Messer kalt
nimmt auch das letzte Blatt.

(Konrad Weiß (1880–1940), Vor dem Winter, aus: Der ewige Brunnen, München: Beck 1979, S. 316)

 

Herbststurm | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay

 

Kommt gut in die neue Woche!

 

22 Kommentare zu “Spätherbst

  1. Denken Sie immer dran: Wenn man die Augen zumacht, klingt der Regen wie Applaus. Und der Wind stakkatot kwasi den Rhythmus dazu…

    Ihnen liebe Herbstgrüße gen Norden, Ihre Käthe Knobloch, herbstgedichtebedankend.

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    • Ich mag die Mischung von Regen und Wind, liebe Käthe, auch wenn ich ausnehmend selten Applaus dabei heraushöre … liegt bestimmt an mir. (Aber die Mucke ist fein, ja.)
      Liebe Spätherbstgrüße zurück ins Lipperländische aus dem verregneten Hamburg
      Christiane

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  2. ach, bitte, liebe Christiane, könnts auch wieder was vom Sommer sein?
    Fröstelnde herbstregnerische Grüße von mir und ja, er wird kälter

    Liebe Grüße von Bruni

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