Zum neuen Jahr

 

Zu Neujahr

Will das Glück nach seinem Sinn
Dir was Gutes schenken,
Sage Dank und nimm es hin
Ohne viel Bedenken.

Jede Gabe sei begrüßt,
Doch vor allen Dingen:
Das, worum du dich bemühst,
Möge dir gelingen.

(Wilhelm Busch, Zu Neujahr, aus: Gedichte, Schein und Sein, in: Sämtliche Werke, herausgegeben v. Otto Nöldeke, Band 6, München 1943, S. 388. Quelle)

 

Zum neuen Jahr

Ich war wieder zu meinem kleinen Hause zurückgegangen und stand oben auf seinem Dach und wollte in dem allem ein gutes Ende sehen und einen guten Anfang in mir finden.
Und nun wollen wir glauben an ein langes Jahr, das uns gegeben ist, neu, unberührt, voll nie gewesener Dinge, voll nie getaner Arbeit, voll Aufgabe, Anspruch und Zumutung; und wollen sehen, daß wirs nehmen lernen, ohne allzuviel fallen zu lassen von dem, was es zu vergeben hat, an die, die Notwendiges, Ernstes und Großes von ihm verlangen.
… Guten Neujahrsmorgen …

(Rainer Maria Rilke, aus einem Brief an seine Frau Clara, Capri, datiert auf den 1. Januar 1907, Quelle)

 

Das Leben

Von den Alten zu den Jungen
Muß das Leben wandern.
Was du gestern noch bezwungen,
bezwingen morgen schon die andern.
Das Lied, das du gestern gepfiffen im Weitertraben,
Will schon morgen der andern Lippen haben.
Und dir entschwundene Augenblicke kannst du sehen,
Wie sie im Blut der Jungen auferstehen.
Darüber, seit ich’s erfahre, muß ich die Hände falten,
Muß leiden, daß ich mich wandle, und laß es walten.
Das Leben — ach, einst da kam es umhalsend gesprungen,
Jetzt grüßt es noch im Vorüberschweben und geht zu den Jungen.

(Max Dauthendey, Das Leben, aus: Weltspuk, in: Gesammelte Gedichte und kleinere Versdichtungen, Albert Langen, München 1930, S. 407)

 

Schneemännchen | 365tageasatzaday
Quelle: Pixabay

 

Nicht etwa, dass es in Hamburg schneien würde, aber ich bin an dem kleinen Kerl einfach nicht vorbeigekommen …  😉  Und wie passend ist das, das neue Jahr mit einem Stückchen Rilke begrüßen zu können, wo ich ihn ebenfalls aus einem Brief an seine Frau auch schon zu Weihnachten hatte …

Ihr Lieben, ein gutes neues Jahr 2018 wünsche ich euch, möge es möglichst viel von dem mit sich bringen, was ihr euch wünscht, und mögen es fruchtbringende Wünsche sein, die nicht nur eure Geldbeutel, sondern auch eure Herzen, Seelen und Geister weit werden lassen!
Danke, dass ihr es hier interessant genug findet, immer wieder bei mir vorbeizuschauen, dass ihr likt und euren Senf dazugebt und dadurch mit mir meine/n Blog/s am Leben erhaltet, das bedeutet mir viel.
Also, auf ein Neues, wir lesen uns!

 

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43 Kommentare zu “Zum neuen Jahr

  1. Dein Blog, Deine Ideenvielfalt, der Ernst und vor allem Dein so ganz spezieller Humor, mir würde etwas fehlen, wenn es eines Tages wegfallen sollte. Für 2018 begleiten Dich meine besten Wünsche und falls hier jetzt Tippfehler sind, das war Capucchio, der schreibt voller Übermut mit.🤗🐈😼 das Klette Smiley h hihhrc3zurm bg erxq2

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    • Zu den Gedichten und dem Bild, bei dem ich auch nicht hätte widerstehen können, mein Kompliment, es war wohltuend, so den Neujahrsmorgen lesend zu begrüßen. Den ersten Kommentar schrieb ich noch in den Federn auf dem Tablet und da hüpfte der kleine Monsieur herum und schrieb mit -:)))
      Habe einen schönen Tag, hier stürmt es kräftig.
      Lieber Gruß, Karin

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      • Guten Morgen, liebe Karin, mein erster Kommentar in diesem Jahr ist für dich 😉
        Danke für die guten Wünsche und für das über mich verschüttete Zuckerwasser, es ist mir eine Freude.
        Mein Fellträger und ich sind wohlbehalten im neuen Jahr angekommen, er ist heilfroh, wenn/dass die Knallerei jetzt durch ist und hat sich gestern Abend vorsichtshalber verstärkt in meiner Nähe aufgehalten – ist ja nicht nur so, dass die Katze ihren Menschen tröstet, das geht ja auch umgekehrt.
        Heute Morgen habe ich ihn dann von zwei Katzengenossen loseisen dürfen, die auf einen Neujahrsbesuch vorbeigekommen waren, dass ich denen erzählt habe, dass sie hier NICHT wohnen, war wohl sehr nach seinem Gusto, jedenfalls kam er gern mit rein und hat dann noch eine Runde im Bett mitgepennt.
        Kaffeetrinkende Grüße
        Christiane

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    • Danke, du siehst mich lächeln, liebe Karin. oder du siehst es auch nicht, ist aber doch da. Das Klette Smiley h hihhrc3zurm bg erxq2 hat sich mir noch nicht vorgestellt, was isn das? Allerliebste Grüße Gerda

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  2. Liebe Christiane,
    ein wundervolles (=voller Wunder) und kreativ-produktives neues Jahr wünsche ich dir! Wenn meine krankheitsbedingte Müdigkeit es zulässt, werde ich gern auch wieder aktiver deinen Schreibeinladungen folgen. Ich tue das üblicherweise morgens oder abends, aber im Moment fallen mir genau zu diesen Schreibzeiten einfach nach weniger als fünf Sätzen die Augen zu. 😪
    Liebe Grüße von Elke

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    • Wunder sind toll, liebe Elke, die hätte ich gern in meinem Leben – und dir wünsche ich im neuen Jahr auch welche! Ich freue mich, wenn es wieder Geschichten von dir zu lesen geben wird, aber werde du erst mal gesund, das hat Vorrang. Aber immerhin wirst du schon ungeduldig, ein gutes Zeichen …
      Liebe Grüße
      Christiane

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  3. Liebe Christian,
    vielen DANK, ebenso für die schönen Gedichte!
    Ein frohes und gesundes Neus Jahr,
    alles Liebe und Gute, viel Glück und
    gute Gesundheit für 2018!
    Herzlichst, Elke

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    • Ich fand es auch äußerst passend, nach Gedichten/Texten zu schauen, die den Kreislauf bzw. das Wiedereinsetzen thematisieren, liebe Ulli, wo ich doch die Montagsgedichte habe und zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann 😉
      Gutes auch dir!
      Herzlich
      Christiane

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  4. Danke herzlich, liebe Christiane, für diese besonderen Neujahrsgrüße. den weisen von Wilhelm Busch, den zaudernden von Rilke und den resignierten von Dauthendey, Am meisten nachdenken werde ich wohl über den Rilkeschen Text und das kleine Wörtchen „wollen“. Sei von Herzen gegrüßt! Gerda

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    • „Wollen“ im Sinne von „lasst uns“, oder? Ich glaube nicht, dass dieses Wollen Selbstmotivation im Sinne von „Wir müssten ja, aber“ ist, oder glaubst du?
      Herzliche Grüße gern retour
      Christiane

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      • Ich weiß nicht, wie das „sollen“ von Rilke gemeint ist. Es ist ja ein Brief an seine Frau, und wechselt auffällig zwischen „ich“ und „wir“. Wenn ich solchen Brief bekäme, würde ich mich merkwürdig fühlen: so viel Distanz, Vorsicht, in der Schwebe gehaltene Absicht. Echtes Wollen fühlt sich anders an. Oder was meinst du?

        „Ich …wollte in dem allem ein gutes Ende sehen und einen guten Anfang in mir finden“.

        „Und nun wollen wir glauben an ein langes Jahr, das uns gegeben ist, …; und wollen sehen, dass wirs nehmen lernen…“

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      • Okay, das erste „Wollen“ ist kein „Lasst uns“. Die beiden anderen schon in meinen Augen. Und ich bin deiner Meinung: Echtes Wollen hört sich anders an. Was mich dann wieder auf den Punkt bringt, den ich in meinem Weihnachtsposting angesprochen hatte: Rilke inszeniert sich. Er inszeniert seine Gefühle, bzw. er sagt das, was er glaubt, in dem Moment zu fühlen bzw. fühlen zu müssen.
        Aber: Ich bin kein Rilke-Experte (der ein ausgewiesener Vielschreiber von Briefen war), ich weiß nicht, ob ich diesen Vorwurf belegen kann. Ich weiß auch nicht, ob man zu seiner Zeit Wollen nicht ganz anders ausdrückte als heutzutage; wir sind immer davon abhängig, dass bestimmte Dinge so und so (oder eben nicht) gesagt werden, und, last but not least, ich kenne die Situation nicht, in der Rilke (bezogen auf seine Frau) diesen Brief schrieb.
        Also: Interpretiere ich Rilke als meinen Zeitgenossen, stimme ich dir vorbehaltlos zu, zähle ich hinzu, dass dieser Brief 110 Jahre alt ist, bin ich mir nicht mehr so sicher, wie man ihn werten kann.

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      • Danke, ja, so kann ich es auch sehen. ich wollte auch gar nicht am Rilke rummäkeln, sondern die Wirkung solcher Formulierungen auf mich überprüfen. Und da merkte ich eben, dass mir dies „wollte ich“ wenig Vertrauen einflößt und das „wollen wir“ ziemlich gegen den Strich geht. LG

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      • Ich will auch nicht mäkeln, ich bin bloß irgendwann bisschen von der Heldenverehrung abgerückt, bedauernd, ich gebe es zu, ich hätte so gern, dass Werk und Mensch eins sind … 😉
        Liebe Grüße
        Christiane

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      • und genau das mußte ich langsam lernen und es fiel mir sehr schwer, daß Werk und Mensch ganz und gar nicht eins sind…
        Bei Hesse hatte ich anfangs auch meine Probleme, bis mir jemand sagte, ich dürfe sein Menschsein nicht mit dem Dichter gleichsetzen.

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      • Hesse: auch so ein Armer, Getriebener. Den habe ich sehr gern gelesen, und wo ich seine Figuren nicht verstand, habe ich mich gefragt, was sie über ihren Erschaffer aussagen … ich bin mit dem Steppenwolf nie völlig warm geworden.
        Liebe Grüße
        Christiane, die schon länger denkt, dass sie mal wieder Hesse lesen müsste

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      • *lach*, ja und dann kam eine lange Hessepause bei mir, bis ich mit der Nase wieder auf ihn gestupst wurde, heftig und immer mal wieder 🙂 und wie gut war das

        Liebe Grüße an Dich

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      • Jetzt muss ich mal was gestehen: ich bin ein Hesse-Verweigerer. Totalsperre. Das fing mit einem Glanzverriss seiner Gedichte in Deschners „Kitsch Konvention und Kunst“ an (Seltsam im Nebel zu wandern) – da war ich 16 oder 17, und seither hat sich bei mir der Hesse–Nebel nicht gehoben. Ich kann seinen Stil nicht ertragen.
        Vielleicht sollte ich doch noch mal einen Versuch wagen?

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      • Ich kann dir da nicht raten. Ich habe Hesse in einer frühen Phase gelesen, als ich noch dabei war, mit jedem Buch primär „Welt hereinzulassen“. Meine Jugend ohne Hesse geht nicht, und ich weiß nicht, ob er mich heute wieder so packen würde, ich hab mich das nie gefragt. WAS ich allerdings sagen kann, ist, dass ich seine Gedichte nicht so übermäßig mag, dafür aber wieder viele seiner Aquarelle …

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  5. Liebe Christiane, danke für ein volles Jahr mit vielen guten Ideen. Dass Dauthentey-Gedicht drückt gut die Gefühle aus, die mich angesichts meiner heranwachsenden und erwachsenen Kinder so langsam einschleichen. Sie übernehmen was sie von uns gesehen haben, und machen daraus etwas Neues. Irgendwann haben sie das Sagen. Aber noch ist Zeit, sich zumindest Respekt dafür zu verschaffen, was man selber auf die Beine gestellt hat.
    Ein gutes Neues wünsche ich dir.

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    • Frohes Neues auch dir, lieber Rolf!
      Ja, und dann frage ich mich manchmal: Waren unsere Eltern auch so, voller Schwung aufgebrochen, die Welt, den Status quo zu verändern und weiterzuentwickeln, und dann irgendwann von uns überholt und nur noch drum bemüht, sich einen guten Abgang zu verschaffen (dein „sich Respekt verschaffen“ etwas weit interpretiert)? Und dann denke ich: Ja, ist wohl so. Und deren Elterngeneration auch. Und dann finde ich das gar nicht mehr resigniert, wie Gerda schrieb, sondern einfach „nur“ den Lauf der Welt.
      Dir Gutes!
      Christiane

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  6. Pingback: Zum neuen Jahr | Irgendwas ist immer | ragbag

  7. Bekannte Namen, liebe Christiane, und schon stellen sich so viele Gedanken dazu ein.
    Bewundernswert sind ihre Werke und wie sie als Menschen waren, schmälert ihr Werk nicht…
    Liebe Grüße von mir
    und ich kann Karin nur zustimmen, Deine Art von Humor liegt mir und deshalb lese ich hier, aber nicht nur deswegen 🙂 , liebe Christiane. Vielfältig ist Dein Blog und es gefällt mir, wie er ist.

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    • Liebe Bruni, nein, es schmälert ihr Werk nicht, es färbt es höchstens ein bisschen ein. Normalerweise verfahre ich nach dem Motto „Leben und leben lassen“, nicht alles, was ich für mein Leben ablehne, habe ich jemandem anzukreiden, der eine macht es so und der andere anders, so what? Aber dennoch, in bestimmten Bereichen wirft es einen Schatten, mehr oder weniger stark. –
      Ich will dir ein anderes Beispiel nennen: Eine Autorin, die ich sehr geschätzt habe, ist/war (sie ist tot) aktiv stark in Kindesmissbrauch verwickelt. Irrtum ausgeschlossen. Es hat meine Liebe zu ihren Büchern, zu ihren Wahrheiten belastet, es belastet sie immer noch, ich habe keine Lösung dafür.
      (Auch dir danke ich für deine lieben Worte zu Mensch und Blog!)
      Liebe Grüße
      Christiane

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      • manches wirft Schatten, das ist klar.
        Von wem Du da sprichst, kann ich mir jetzt wirklich nicht denken. Aber es klingt ganz und gar nicht gut.

        Liebe Gutenachtgrüße von Bruni

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      • Es hat mich erschüttert. Aber der Name tut hier nichts zur Sache, die Diskussion ist anderswo (nicht in Blogs, die ich kenne) laut und heftig geführt worden, ich will es nicht mehr aufrühren. Nimm es einfach als Beispiel.
        Liebe Grüße
        Christiane

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