Man hatte die Reihenfolge ausgelost und er war Achter, was nicht allzu gut war, aber immer noch besser als Letzter, denn die meist eher trägen Drachen waren langsam richtig genervt von den ganzen Halbwüchsigen, die, angefeuert von dem gesamten Dorf und unter den kritischen Augen der Leute vom Königshof, in der natürlichen Arena mehr oder weniger geschickt zwischen ihnen herumrannten und versuchten, zu dem Nest im Hintergrund zu gelangen und die Eier zu berühren.
Er blendete alles andere aus, als er nach seinem großen Sack griff und vorsichtig den Sandkessel betrat, alle Sinne bis aufs Äußerste angespannt. Hilfsmittel waren erlaubt, sofern es keine Waffen waren, und alle außer ihm hatten aus gutem Grund Schutzkleidung mitgeschleppt. Selbst die kleineren hiesigen Lindwürmer, die in der Nähe des Dorfes lebten und höchstens ab und an mal ein Schaf rissen, riefen mit ihrem Feueratem böse Verbrennungen hervor, und wenn ihre Flügelschläge auf ungeschützte Körper knallten, brachen Knochen wie Glas.
Er schlug einen weiten Bogen und pirschte sich an, bis er schließlich in respektvollem Abstand zu dem größten Drachen mit den wunderschönen, golden glänzenden Schuppen stand, der sofort gereizt den Kopf hin und her bewegte und tief Luft holte. Das war das Anzeichen, auf das er gewartet hatte, und zugleich der Moment der höchsten Gefahr, denn als Nächstes würde Feuer im Anmarsch sein! Er schüttete ihm mit einer einzigen flüssigen Bewegung den Inhalt des Sackes entgegen – und über 50 altbackene Brötchen purzelten in den Sand. Der Lindwurm stutzte, senkte tatsächlich überrascht den Kopf und prüfte die Gabe auf Fressbarkeit – vorhanden –; der Junge jedoch huschte wieselflink an ihm vorbei und stand am Nest, hob vorsichtig und für alle sichtbar ein Drachenei hoch und legte es ebenso behutsam wieder ab – und sah, wie sich zu seiner Erleichterung neben ihm die kleine, versteckte Tür öffnete, durch die er im aufbrandenden Jubel die Gefahrenzone verlassen durfte.
„Bäckerjunge“, sagte am Abend der Hauptmann der Königsleute bei der Audienz zu ihm, „von allen heute hast du am meisten Einfallsreichtum und Mut bewiesen; dafür gewähren wir dir einen Wunsch.“
„Wenn dem so ist, dann nehmt mich mit an den Hof“, sagte er ohne Zögern, denn er hatte auf die Frage gehofft, „ich respektiere das Handwerk, aber ich hasse die Backstube, ich will Drachenpfleger werden!“
Visuals: ludwigzeidler.de
Für die abc.etüden, Woche 26.2018: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Wortgeflumselkritzelkram und lauten: Drachenei, altbacken, knallen.
Hach, wieder mal ein Grund, bisschen Fantasy anzudenken, wie mag ich das! Seht mir die Länge der Sätze bitte nach, es musste halt viel „Setting“ rein … Ja, ich habe überlegt, aus dem „Drachenei“ irgendwas anderes zu basteln, klar, haben andere Mitschreiber*innen ja schon vorgemacht, aber neee, es ging nicht: Fantasy, here we come. Also ich. Bisschen Harry Potter ist drin, zugegeben 😉
Ich hätte übrigens gerne mal Büchertipps von euch, was Drachenbücher angeht, ich glaube, ich bin auf keinem Fall auf dem neuesten Stand. Und bitte nicht nur Jugendbücher. Nein, BITTE KEINE Links, nur dann, falls ihr das Buch auf euren Blogs besprochen habt!
UPDATE: Es gibt eine Fortsetzung … Ein Herz für Drachen …
Ei, ei, ein wirklich origineller junger Mann 🙂 Und die Idee des Hintertürchens gefällt mir sehr gut.
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Auch Drachen haben Gelüste, man muss sie nur kennen. Am Hofe des Königs hätte er vielleicht Kuchen (-reste) mitgenommen.
Liebe Grüße
Christiane 😉
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🙂 🙂
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😀
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Neee, mir nützt das nichts, aber vielleicht liest ja noch jemand mit, dem es was bringt. Danke dir!
Liebe Grüße
Christiane
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Was für eine schöne Umsetzung 😊 ich liebe ja Fantasy – also bitte weiter schreiben 😉😊😎 ansonsten Tipps für Drachenbücher: Eragon (allerdings Ju-Bu). Ein Buch, in dem auch Drachen u.a. Wesen vorkommen, ist Taberna Libraria. Ich denke mal, ob mir noch was einfällt. Ganz liebe Grüße
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Ich habe auf dich gehofft, weil du so viel Fantasy liest, ich gebe es zu, und daher hoffentlich auch die Spreu vom Weizen trennen kannst.
Schön, dass dir meine Mini-Story gefällt!
Liebe Grüße
Christiane
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Deine Geschichte entführt charmant in eine andere Welt, davon gerne mehr!
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Das freut mich, dass sie dich mitgenommen hat. Liest du gelegentlich Fantasy?
Liebe Grüße
Christiane
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Gelegentlich, die Klassiker wie Diana Gabaldon eben. Ab und an ist es ein schöner Ausflug.
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Ah, okay, kein Hardcore-Fan also 😉
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Ein Knaller! Du läufst momentan zu Hochform auf!
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Ach was! Aber danke, freut mich, wenn’s gefällt!
Liebe Grüße
Christiane
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Besonders mit Bandwurmsätzen :-))))) !
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Hm. Wie soll ich das jetzt verstehen? 😀
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ts ts ts, du bekommst von mir den zweiten Preis für Einfallsreichtum – gleich nach dem Bäckerjungen!
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Ich hatte die ganzen altbackenen Klamotten, Frisuren, Ansichten etc. satt. Außerdem mag ich Drachengeschichten.
Liebe Grüße
Christiane
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Habe sehr geschmunzelt, besonders über die „kleineren, hiesigen Lindwürmer“ In der Arena haben sie dannn Exoten, oder was?
Drachenbücher sind nicht so mein Metier. Aber den Film „Mein Freund, der Wasserdrache“ (eigentlich handelt es sich um das Ungeheuer von Loch Ness) kann ich sehr empfehlen. Ist eigentlich auch ein Kinderfilm, aber einer, der auch für Erwachsene funktioniert. Die Geschichte ist sehr ergreifend und die Aufnahmen sind bombastisch.
Liebe Grüße
Natalie
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Genau, ich stelle mir vor, dass es verschiedene Arten gibt, große, kleine, fliegende, schlecht-/nicht-fliegende, Feuerspucker etc. Bisschen Harry Potter, bisschen die Überlegung, dass es an Königshöfen NATÜRLICH die Superlative gibt – wo auch sonst.
Danke für den Filmtipp! 😀
Liebe Grüße
Christiane
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Das nenne ich Einfallsreichtum, beim Bäckerjungen, wie bei dir: Danke für diese feine Geschichte!
Liebe Grüße, Ulli
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Mit Speck fängt man Mäuse, warum nicht auch mit alten Brötchen Drachen? Man muss sich nur was einfallen lassen. 😀
Liebe Grüße
Christiane
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Kennst du die klassischen Drachenplaneten-Bücher von Anne Mc.Caffrey. Band 1 „Die Welt der Drachen“ ?
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Aber ja, klar, von denen kannte und hatte ich viele, wenn nicht sogar alle, ich weiß es nicht mehr … Das ist allerdings 30 Jahre her, und mein Fantasyregal habe ich im Laufe meines Lebens häufiger größeren Ausmist-Aktionen unterzogen: Ich habe sie nicht mehr (wobei: Was ist mit den Kisten auf dem Dachboden? Hm.), sonst würde ich sie vermutlich gern noch mal lesen wollen. Ich mochte die damals sehr.
Liebe Grüße
Christiane
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Die waren gemeinsam mit den Darkover-Geschichten meine Lieblingsfantasy. Dann habe ich das Genre ziemlich aufgegeben ……
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#früherwarallesbesser
Jupp, die habe ich auch verschlungen und auch gesammelt. Dem Genre bin ich zwar treu geblieben, aber ich finde immer weniger, was mich begeistert. Ach. Nun ja.
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