Sommerbild
Ich sah des Sommers letzte Rose steh’n,
Sie war, als ob sie bluten könne, roth;
Da sprach ich schauernd im Vorübergeh’n:
So weit im Leben, ist zu nah‘ am Tod!
Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
Bewegte, sie empfand es und verging.
(Friedrich Hebbel, Sommerbild, 1844, aus: Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Besorgt von Richard Maria Werner. 1. Abteilung: Werke, Berlin, 1911 ff., Bd. 6, S. 230., Online-Quelle)
Sommerlich die Gärten tönen
Sommerlich die Gärten tönen,
singen Vögel, rauscht das Laub.
Hinter all dem zärtlich Schönen
geht die Raserei auf Raub.
Sie verstockt sich, nicht zu hören
auf des Lebens Harmonie;
stets nur konnte sie zerstören,
was in Friedlichkeit gedieh.
Wir, die dankerfüllt genießen,
was in Busch und Baum geschieht,
die sich gern bezaubern ließen
durch der Jahreszeiten Lied,
wittern plötzlich das Verderben,
das mich, der das Leben liebt,
dennoch läßt gewaltsam sterben,
wenn es alles dies noch gibt,
ungestört vom Bomber-Dröhnen,
gegen Schlachten-Donner taub:
sommerlichen Glückes Tönen,
Lerche und bewegtes Laub.
(Max Herrmann-Neisse, Sommerlich die Gärten tönen, 1940, Online-Quelle)
Spruch für eine Sonnenuhr
Der Tag geht über mein Gesicht.
Die Nacht, sie tastet leis vorbei.
Und Tag und Nacht ein gleich Gewicht
und Nacht und Tag ein Einerlei.
Es schreibt die dunkle Schrift der Tag
und dunkler noch schreibt sie die Nacht.
Und keiner lebt, der deuten mag,
was beider Schatten ihm gebracht.
Und ewig kreist die Schattenschrift.
Leblang stehst du im dunklen Spiel.
Bis einmal dich die Deutung trifft:
Die Zeit ist um. Du bist am Ziel.
(Rudolf Binding, Spruch für eine Sonnenuhr (am Hochzeitsturm in Darmstadt, Bild), 1927, Online-Quelle)
Du hattest wieder ein glückliches Gedichtesuchhändchen.
Gestern hatte ich das Gefühl, der Herbst schleicht auf ganz leisen Sohlen heran und schickt schon Vorboten …
Liebe Grüße
Anna-Lena
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Na, heute ist es hier bedeckt-grau und ziemlich frisch, um nicht „kalt“ zu sagen. Regnen tut es (noch) nicht, aber es könnte, was auch eine feine Sache wäre, hier ist der fehlende Regen noch nicht dramatisch, denke ich, aber dringend auch.
Auf jeden Fall ist es hier ungemütlich. An Vorboten denke ich noch nicht, aber klar, der Herbst wird kommen.
(Ich bin zurzeit echt müde als Dauerzustand, so von innen heraus.)
Liebe Grüße
Christiane
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Wir haben Sommer, trocken und sonnig. Aber ich hoffe, der so nötige Regen kommt auch bald zu uns.
Ich wünsche dir Entspannung und Erholung. Wie wäre es mal wieder mit einem Kurzurlaub nach Brandenburg? 🙂
Liebe Grüße zu dir!
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Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der/die Fellträgerhüter/in. Urlaubszeit allerorten.
Liebe Grüße zurück! 🙂
Christiane
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Bei uns sind zumindest die Nächte wieder angenehm aufgefrischt.
Bei Hebbel lässt mich „So weit im Leben, ist zu nah‘ am Tod!“ nicht los. Wieder mal eine schöne Auswahl!
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Schön, dass dich der Hebbel bezaubern konnte, ich mag dieses allwöchentliche Aussuchen auch sehr!
Liebe Grüße
Christiane
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Nur einen Namen kannte ich heute, dafür aber den schönen Hochzeitsturm in Darmstadt auf der Mathildenhöhe mit seinem kleinen, aber sehr feinen Trauzimmer
Herzliche Abendgrüße von Bruni
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Dann hast du die Sonnenuhr vielleicht auch schon selbst gesehen, liebe Bruni? Sie befindet sich an der Südseite des Hochzeitsturms.
Liebe Grüße zur Nacht zurück
Christiane
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Aber ja, sie ist eigentlich nicht zu übersehen, liebe Christiane, und den Spruch habe ich sicherlich auch schon gelesen, aber da bin ich mir nicht sicher.
Es ist sehr schön da oben und ich mag dort das Bauhausmuseum sehr
Liebe Gutenachtgrüße von Bruni
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Gute Nacht, liebe Bruni, schlaf schön 😀
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liebe Christiane,
Wie liebevoll du deine Seite gestaltest. Weiter so.
Darf ich ein kleines Sommergedicht beitragen?
Weit wie von fremden Wäldern weht ein Hauch
Biegt keinen Strauch
Doch lässt ihn erzittern.
Und feine Seelen wittern:
Den Sommer kommt.
Nicht die Wärme ist seine Lebensart
– Warm ist auch ein heißer Herd –
Er ist so zart!
Er streichelt nicht, es ist die Haut
Die ihn ganz nahe wähnt
Und mit Vorsicht zu ihm hin sich dehnt.
Auch deine Kleider streift er nicht
Sie wehn ihm stets entgegen
erreicht man ihn, flieht er erschreckt in einen Regen!
Der Lenz der kommt gegangen, der Sommer flieht vor uns davon.
Ein letzter Windhauch, ein leichter Zug.
Wir sind für eines Sommers Zartheit wohl nicht zart genug
Viele liebe Grüße, Uwe
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Du auch, liebe Christiane
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🍀🦋🌼
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Wieder einmal eine sehr schöne Auswahl. Vielen Dank!
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Gern! Freut mich, wenn sie dir gefallen!
Liebe Grüße
Christiane
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Liebe Christiane, ich dank Dir sehr für den „Spruch für eine Sonnenuhr“, geht mir durch und durch …
Ganz liebe Grüße von mir zu Dir!
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Liebe Grete, freut mich, dass er bei dir was anstößt. Ich finde, er hat so was Endgültiges und gleichzeitig so was Ausgewogenes … ich mag das sehr.
Sonntagsommersonnengrüße in den Süden!
Christiane 🙂
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