Toller Hecht | abc.etüden

Wie jetzt, das – äh – war schon alles? Ihre Stimmung befand sich so weit unter Null, dass sie fast erwartete, Eisrosen an den Fensterscheiben erblühen zu sehen.
Sabbeln konnte der Herr Kollege ja, das musste sie ihm lassen, sie hatte schon lange nicht mehr so viel von „Fallenlassen“, „Kernschmelze“ und „gliederlösendem Eros“  zu hören bekommen und war schließlich mehr als geneigt gewesen, es sich am eigenen Leibe beweisen zu lassen, dass er wirklich so ein toller Hecht war.

Tja, ach, der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Wobei es bei ihm allerdings mit dem Gliederlösen geklappt zu haben schien, das Schnarchen, das vom Bett her dröhnte, sprach von postkoitaler Müdigkeit und vielleicht auch von mehr.

Weggeworfene Zeit, stellte sie nüchtern fest. Und sie war durchaus nicht bereit, seine doch eher nicht vorhandenen Bemühungen um sie dadurch zu honorieren, dass sie noch anwesend war, wenn er aufwachte. Win-win-Situationen sahen anders aus.

Also schlüpfte sie rasch in ihre Kleidung, nahm sich von seinem achtlos auf den Tisch gedonnerten Hosentascheninhalt einen grünen Schein, zog die Tür leise hinter sich zu und ging mit schnellen Schritten in die hochsommerlich warme Nacht hinaus. Hoffentlich begegnete ihr bald ein Taxi.

 

2018_29_2_zwei lz | 365tageasatzadayVisuals: Ludwig Zeidler

 

Für die abc.etüden, Woche 29.2018: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Viola von violaetcetera und lauten: Kernschmelze, grün, wegwerfen.

„Und, ist dir das auch schon mal passiert?“ – „Nein, ich hab eigentlich immer das Auto dabei.“
Scheeeeerz, Leute, Scheeeerz!  😉

 

17 Kommentare zu “Toller Hecht | abc.etüden

    • Ja, aus diversen Gründen, wirklich, wir hatten das ja auch schon. Ich habe nur deshalb einen Kollegen aus ihm gemacht, dass es einigermaßen nach Augenhöhe aussah.
      Freut mich, wenn es dich überzeugt 😉
      Liebe Grüße
      Christiane

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  1. Ach du Schreck, was für eine verspannte und prüde alte Frau ich doch bin! Und ich habe zwar kein Auto, aber eigentlich immer genügend Bargeld dabei für ein Taxi. Ich WEISS ja, dass ich kein Auto habe, hehe.

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    • Und ich, liebe Elke, musste unbedingt noch „grün“ sinnvoll unterbringen, und wollte grüne Bettwäsche, Vorhänge oder Unterbekleidung unbedingt vermeiden … ich hätte wohl auch immer genug Geld für ein Taxi dabei, wenn ich mich schon „mitschnacken“ ließe, obwohl, manchmal wohnen die Leute schon echt weit ab … 😉
      Liebe Grüße
      Christiane

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      • Na ja, sie hat sich halt „mitschnacken“ lassen. Klar trägt auch sie eine gewisse Verantwortung dafür, dass der Abend nicht in eine rauschende Nacht gemündet ist, aber ich wollte gerade lieber parteiisch sein. Aber da ich aus ihr ja extra eine „Kollegin“ gemacht habe, soll heißen, man sieht sich öfter, auch noch danach, finde ich nicht, dass sie den Schein auch mit hypothetisch vor der Tür stehendem Auto hätte einstecken sollen, weil die Nacht ja nur einfach nicht funktioniert hat wie gewünscht, fertig, da ist meinem Gefühl nach alles außer Taxigeld (= tatsächliche Auslagen) übertrieben.

        Was nun aber den Herrn und die Dienste des Gewerbes angeht: Das ist ganz sicher einer von der Sorte, der es „nicht nötig“ hat, „dafür“ zu bezahlen, weil er ja „noch immer jede ins Bett bekommen hat, die er wollte“. Ja, ohne Worte. Ich habe jetzt drauf verzichtet, der Geschichte einen Hotelschauplatz und ihm Weib und Kind anzuhängen, aber ich hatte dran gedacht.
        Liebe Grüße
        Christiane

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        • Moment, nur dass ich das richtig verstehe. Der Typ macht sie an, sagen wir auf einer Feier oder so, sie geht mit zu ihm und der Akt hält nicht, was er ihr vorher großkotzig versprochen hat. Sie nimmt sich Taxigeld aus seiner Hosentasche und geht. Das Umfeld, von dem du da gerade berichtest, würde es also völlig okay finden, wenn sie sich jetzt finanziell, also beispielsweise an der erwähnten gut gefüllten Hosentasche (der grüne Euro-Schein ist immerhin ein Hunderter), bei ihm bedient? Ich empfände das als Diebstahl oder wirklich als Bezahlung, wenn auch unfreiwillig, auf das Niveau würde ich mich jedenfalls nicht begeben wollen.
          Okay, ich habe auch noch nie verstanden, wie man sich von einem Mann einen Abend lang aushalten lassen kann, von dem man nicht das Geringste will, und diese „Na ja, wenn der schon so blöd ist“-Haltung habe ich wirklich schon häufiger beobachtet. Aber so entstehen Missverständnisse auf allen Seiten.
          Hotel, Weib und Kind: Wenn Klischees nicht so oft auf Tatsachen basieren würden … ja, Absicht.

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    • Tja, Werner, so ist das mit der Wahrheit, manchmal ist sie ernüchternd … 😉
      Dies ist eine Etüde. Sie ist NICHT um Ausgewogenheit bemüht. Um mich selbst zu zitieren: „Win-win-Situationen sehen anders aus.“
      Liebe Grüße
      Christiane

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  2. Oh je, das war ja ernüchternd für die Protagonistin. Kollegen waren für mich immer „off limits“, aber die Geschichte ist durchaus realistisch, laut den Erzählungen von Kolleginnen und Kollegen.

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    • Hast du gelesen, was dergl dazu geschrieben hat? Hätten sich bei dir die Kolleginnen auch so geäußert, weißt du das?
      Liebe Grüße
      Christiane

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  3. Über Geld wurde nicht gesprochen. Die Männer waren Trophäen, oder Mittel zum Zweck (ok, da spielte Geld indirekt eine Rolle). Ein Techtelmechtel mit dem Kollegen wird wahrscheinlich ganz unterschiedlich gehandhabt.

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