Monster | abc.etüden

Die Idioten zahlen Geld dafür, dass sie mich angaffen und begrölen können, ich, der ich so bin, wie Gott mich geschaffen hat. Mein Körper mag in ihren Augen grotesk sein, aber mein Verstand funktioniert. Ich danke dem Himmel für die dicke Glasscheibe, ich muss sie nicht hören. Wer macht sich hier zum Affen, ich oder die? Schon gut, spart euch die Antwort.

In Ontario ist das legal und natürlich ist es krass und geschmacklos. Regt euch wieder ab. Klar ist es für Geld, denkt ihr, der Schwachsinn macht Spaß? So ein Abend ist so lukrativ, dass ich einigermaßen über die Runden komme und nicht allein auf die Wohltätigkeit des Staates und schlechte Jobs angewiesen bin.*
Was wir draußen, also im Alltag, aushalten müssen, das wollt ihr nicht wissen. Das Netteste, als was ich seit Langem bezeichnet wurde, sagte eine ältere Dame, die mich „Knirps“ nannte und dann peinlich berührt wegsah, als ihr klar wurde, dass ich sie nicht nur gehört, sondern auch verstanden hatte. Freunde, ich bin nur kleinwüchsig, aber nicht blöd! Der gesamte Rest funktioniert größtenteils genauso wie bei euch. Aber mit Sicherheit bin ich fitter als die meisten, das verlangt der Job.

Am liebsten hätte ich vor hundert Jahren gelebt, dann wäre ich „Show Freak“ gewesen, da bin ich mir sicher. Sowieso muss ich ein Schausteller-Gen haben, sonst wäre ich bestimmt nicht in diesem Club gelandet. Das hier ist manchmal ganz schön Hardcore. Ich stelle mir vor, dass ich mir einen Manager gehalten hätte, mit einem Zirkus gereist und eine begehrte Attraktion einer Freak-Show gewesen wäre, so nannte man das damals.
Ja, notiert es euch ruhig, auch Monster haben Träume. Meiner wäre, von freundlichen Menschen umgeben zu sein, denen Unterschiede keine Angst machen.

Jetzt entschuldigt mich bitte. Das Zwergenwerfen fängt demnächst an, ich muss mich umziehen und warmmachen.

 

2018 45+46 | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay (hier und hier), Bearbeitung von mir

 

Für die abc.etüden, Woche 45/46.2018: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Bettina und lauten: Knirps, grotesk, notieren.

Diese Etüde ist wieder mal eine, wo ich fürchte, meinem Protagonisten nicht gerecht zu werden, der einfach beschlossen hat, mit seinen körperlichen Gegebenheiten Geld zu machen, um selbstständig sein zu können, ungewöhnliche Wege geht und dafür in Kauf nimmt, mit einer sehr hässlichen Seite der Gesellschaft konfrontiert zu sein.

Tatsache ist, was uns heute völlig abwegig und menschenrechtsverletzend erscheint, war noch vor hundert Jahren ziemlich selbstverständlich. Show Freaks waren zum Teil berühmt, hatten Fans und verdienten gutes Geld. Das war nicht nur in den USA so (Stichwort PT Barnum, sehr umstritten, soll aber angeblich seine Darsteller gut bezahlt haben, auch wenn es schrecklich klingt, dass er Menschen „ausstellt“). Schaut euch (für Deutschland) mal diese Postkarten an. Auch YT ist hilfreich, die Materie ist komplex und man weiß nicht, ob man weinen oder lachen soll.

Zwergenwerfen (hallo Werner) gibt es heute noch. Hier ist der Link zu Wikipedia, hier ist ein Link zu einem Bericht von einem derartigen Event in Kanada.

Nicht fehlen darf, last but not least, der Link zu Kleinwuchs (Wikipedia) und zu einem (wie ich finde sehr guten) Reportage-Video: Alltag einer Kleinwüchsigen.

*Update: dergl hat in einem Kommentar vorgeschlagen, dass ich die Geschichte nicht in Deutschland verorten solle, um der hiesigen Community, die sich gerade über eine Freakshow aufregt (lest bitte ihren Kommentar), nicht auf die Füße zu treten. Da es mir darum ging, wie Nina das formuliert hat (danke!), „eine verstrickte Figur“ zu entwerfen, „die einen durchaus problematischen Weg gewählt hat“, und ich kein politisch zu verstehendes Statement abgeben wollte, habe ich meinen Text entsprechend verändert.

55 Kommentare zu “Monster | abc.etüden

  1. Viele Möglichkeiten hat er doch nicht, für sein Auskommen zu sorgen und darauf hinzuweisen, welche Möglichkeiten es groteskerweise gibt – da wirst du ihm sehr gerecht,
    findet und grüßt
    Anna-Lena

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  2. Ein wichtiges Thema. Ich vermute, ich werde es nicht mehr erleben, dass Menschen Unterschiede keine Angst mehr machen. Gerade zurzeit schlägt das Pendel wieder in eine dunkle Richtung. Liebe Grüße, Bernd

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  3. Liebe dergl, ich danke dir sehr für deinen Kommentar. Tatsächlich habe ich genau auf dich gewartet, denn ich wusste, du kannst und wirst mir sagen, ob und wo es hakt. Ich stecke nicht in der Thematik und habe in meinem Alltag keine Berührungspunkte. Okay, ich lese bei dir, aber ich verfolge nicht alle Links. Bei Herrn Krauthausen zum Beispiel war ich nicht.

    Diese Etüde macht mir Bauchschmerzen, daher betrachte ich sie als eine Art Versuchsballon. Die Freakshows waren und sind Tatsachen. Was mich, als ich zum ersten Mal darüber gelesen habe, sehr schockiert hat, war vor allem der große Zulauf, den die hatten, haben (du hast den Artikel über die Show in Kanada gelesen?) und sicher immer noch hätten – siehe das Thema „Gaffer“ nicht nur auf der Autobahn. Um das nur klarzustellen: Ich finde es völlig korrekt, dass die Dinger hierzulande verboten sind.

    Diese Etüde beschreibt jemanden, der seine körperliche Einschränkung nutzt, um damit Geld zu machen, er tut es freiwillig und bestimmt in einem gewissen Rahmen die Umstände. (Wo ich diesen Satz schreibe, fällt mir auf, dass es in der Begründung durchaus eine Parallele zu Prostitution gibt.) Ich glaube auch nicht, dass er eine einfache Persönlichkeit ist, aber wer ist das schon.
    Die Etüde ist fiktiv, klar, aber es gibt Menschen, die diese Wege gehen, siehe zum Beispiel wieder dieser Kanada-Artikel. Meine Etüde hängt sich da auf und sagt: Das gibt es auch. Und ich glaube nicht, dass ich, nur weil ich es beleuchte, es legitimiere, dass Menschen so leben.

    Du schreibst: „Ihr wisst nicht, wie euch Betroffene wahrnehmen.“ Stimmt. Ich weiß es nicht, und im konkreten Fall wüsste ich es oft gern, um etwas ändern zu können. Kann ich an dieser Etüde etwas ändern, ohne sie komplett zu löschen, was ich ungern täte?

    Auf jeden Fall danke ich dir für die Zeit, die du dir nimmst.
    Falls ich nicht schnell antworte: Ich bin heute nur mit größeren Lücken online.

    Liebe Grüße
    Christiane

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    • Ich danke dir, ich bin deinem sehr praktischen Vorschlag nachgekommen, die Geschichte nach Kanada zu verlegen. Du weißt, dass ich mit der Etüde keinem auf die Füße treten will, und ich kann verstehen, dass es Leute gibt, die (aus guten und weniger guten Gründen) über alles herfallen, was ihnen querkommt, auch wenn sie damit übers Ziel hinausschießen. Braucht keiner.
      Nein, ich habe keine Vorstellung von den „Lawinen“ bzw. der „Außenwirkung“, die du ansprichst, weil mir nicht klar ist, was triggert und was nicht. Und ja, ich verstehe den schmalen Grat: Ich habe definitiv nicht die Nerven für einen Shitstorm, möchte mir aber andererseits auch keinen Maulkorb umhängen müssen. Von daher: Ich wäre gespannt auf deine Sachkolumne.

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  4. Auch für mich ist Christianes Beitrag sehr gut geschrieben, da stimme ich Dir voll zu. Womit ich allerdings nicht klar komme ist Deine Einstufung als diskriminierend. Der Protagonist provoziert doch uns als Zuschauer/Leser darüber nachzudenken, wer denn eigentlich der Affe ist. Und auch die Links und damit Hintergrundinformation, die Christiane dazu schaltet, sollen doch die Absurdität unserer Einstellung und Haltung untermauern. Vergleiche doch einmal Christianes „Monster“ mit der so erfolgreichen Krimiserie aus Münster mit Boerne und Thiel und Alberich. Christine Urspruch, die regelmässig von ihrem Vorgesetzten etikettiert und im Grunde abgewertet wird, ist „hoffähig“ geworden, und sie macht mit! Diese Krimi-Serie finde ich in diesem Zusammenhang diskriminierend, gerade weil „lustig“ verpackt.
    Weitere Beispiele für tagtägliche Diskriminierung kann man unter dem nachstehenden Link finden:
    https://isl-ev.de/index.php/aktuelles/nachrichten/1687-ableismus-was-ist-das-denn-neue-isl-broschuere-mit-hubbe-cartoons

    LG Werner

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    • Ich kann die Kritik nachvollziehen, aber für mich steht in Christianes Text nicht, dass der Protagonist „dankbar“ ist und gerne die Erwartungen erfüllt. Dass er sich eine Nische gesucht hat, in der er in einer Welt überleben kann, die ihn nicht akzeptiert, ja. Aber dass er deswegen findet, dass das so in Ordnung ist, lese ich nicht. Bei mir kommt an, das er sich entschieden hat, das böse Spiel mitzumachen, aber keineswegs vergisst, dass das Spiel böse ist. Und das er daran teilhat.
      Das macht ihn nicht zu einem strahlenden Helden, aber darum geht es Christiane wohl auch nicht. Ich finde an ihrem Text interessant, dass sie eine verstrickte Figur entwirft, die einen durchaus problematischen Weg gewählt hat.

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      • Ich danke dir sehr für die Charakterisierung als „verstrickte Figur auf einem problematischen Weg“, das ist das, was ich konstruieren wollte. Ich habe inzwischen die Etüde leicht angepasst, wie dergl es angeregt hat, um der „politisch korrekt“-Diskussion von der Schippe zu springen, denn obwohl es mir darum nicht geht, wollte ich doch keinen beleidigen. Schmaler Grat und so weiter.
        Liebe Grüße
        Christiane

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    • Warte. Das heißt, dass ihr Betroffenen euch von uns Nicht-Betroffenen (ich übernehme das pauschal mal so) konditioniert wurdet und werdet, auf eine bestimmte Art zu reagieren, zu sein? Das klingt ja wie Dressur …
      Nenn mich ruhig naiv, vermutlich bin ich es, ich habe auch kein Problem damit zuzugeben, dass ich manchmal blöd bin und so was nicht sehe … trotzdem schlucke ich gerade schwer.

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      • „Wer bringt dir denn bei, dass du immer lieb und nett und dankbar und je nach Behinderung lustig, inselbegabt oder sonst was zu sein hast? Das machen wir doch nicht selber.“
        Logisch. Mir war nur nicht klar, dass das so ist. Echt nicht. Ach, vergiss mich, das Mondkalb bin hier wohl ich.

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        • „Zeitung für das organisierte Gebrechen“ ist auf jeden Fall sehr selbstironisch, ich schaue gern mal rein. Ich glaube, den Klara-Artikel hatte ich gelesen.

          Was mich ernsthaft irritiert, ist das Gefühl, dass „ihr“ in einer ganz anderen Welt lebt als „wir“, und dass die Kluft erheblich tiefer ist, als ich dachte. Leben denn alle nur auf ihren Inseln und denken, ihr Status Quo wäre das Maß aller Dinge?
          Lass mich einfach bisschen rumjammern.

          Ich lese die Kirstens sporadisch. Und über Kleckse, die mir als (noch) Nichtbetroffener spiegeln, wie manches bei den Betroffenen ankommt, würde ich mich freuen.
          Hast du in das Video, das ich am Ende verlinkt habe, zufällig reingeschaut? Mich würde deine Meinung dazu interessieren.

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  5. Ich möchte dazu gerne eine über die ABC-Etüden hinausgehende Bemerkung machen: Literatur ist Literatur und politisch korrekte Stellungnahmen zu irgendetwas stehen doch auf einem völlig anderen Blatt. Wenn man zum Beispiel eine emanzipierte Darstellung von Frauen in der Literatur einfordern wollte, müsste man die halbe Weltliteratur zensurieren und es würde ja auch nicht die Realität des Lebens beschreiben.
    Wenn ein Text respektvoll geschrieben ist- und das ist der von Christiane doch ganz eindeutig – so finde ich daran nichts auszusetzen. Jeder Mensch, mit oder ohne irgendeine Behinderung – kann sich durch den einen oder anderen Text in tausendfältiger Art betroffen fühlen, wenn man die Reaktion jedes einzelnen Menschens bedenken wollte, so könnte man gar nichts mehr schreiben …

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    • Danke dir. In meinem Text verhält sich der Protagonist politisch unkorrekt, wie dergl es eben noch mal ausgeführt hat, was bedeutet, dass er damit seinem eigenen Haufen in den Rücken fällt. Ich kann verstehen, dass Betroffene darauf sauer reagieren, wenn die Autorin (ich) nicht betroffen ist, und wenn es so was wie Rollenklischees gibt, in die sie sich dadurch gepresst fühlen. War mir gestern Abend, als ich die Etüde geschrieben habe, so auch nicht klar, ich fühlte mich bloß vage unwohl, und die „political correctness“ war es nicht.
      Ansonsten bin ich deiner Meinung, dass Literatur davon lebt, unbotmäßig zu sein und wild zu denken. Das muss so sein, wie sonst könnte es Visionäre geben?
      Es ist wirklich ein schmaler Grat, und manchmal schließen Standpunkte einander aus, scheint mir.
      Liebe Grüße
      Christiane

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  6. Liebe Christiane, Du hast mit Deinem Text ganz schön was ausgelöst, mir schiebt sich immer mehr eine Bild in den Kopf … ich meine mich zu erinnern, daß ich mal vor vielen Jahren beim Gastspiel von einem großen Zirkus gebannt zugesehen habe, wie sie einen sehr keinen Menschen über der Manege irgendwohin geschleudert haben … als Kind dachte ich, es sei ein Kind gewesen und war dann erstaunt über das Gesicht eines erwachsenen Mannes … Dein Text geht mir unter die Haut … es ist zum Heulen. Und ob sich wohl seit den Gladiatoren gar so viel geändert hat … ?
    Sei lieb gegrüßt (mail folgt)

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    • Ach herrje. Ich wollte spontan zurückfragen, ob du damals eine Variante der „menschlichen Kanonenkugel“ gesehen hast … Es hinterlässt ein beklemmendes Gefühl, ja …
      Nein, ich glaube nicht, dass sich so viel geändert hat, die Formen und die Umstände ändern sich, aber ob die Menschen so anders sind, das zweifle ich an.
      Liebe Grüße, ich freue mich, von dir zu lesen
      Christiane

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      • Jaaa, „menschliche Kanonenkugel“, ich glaube, genauso haben sie das damals genannt, meine Güte, und ich war sehr erstaunt, daß dieses Kind so ein altes Gesicht hatte, da wurde mir dann gesagt, daß „Liliputaner“ halt so aussehen!

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  7. Ich finde nicht, dass sich ein fiktiver Charakter politisch korrekt verhalten muß. Es kommt doch darauf an, welches Szenario man erzählen möchte. Deine Geschichte finde ich in dem Zusammenhang absolut gelungen. Natürlich, solange die Geschichte hier und in der Gegenwart spielt, ist die Aussage, der kleinwüchsige Mann hätte keine große Wahl, so nicht korrekt. Aber wer sagt, dass er das nicht so empfindet. Das sollte man auch so darstellen dürfen. Diskriminierung sehe ich hier jedenfalls nicht. Nicht in der bloßen Tatsache, dass die Geschichte so erzählt worden ist

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    • Ich bin deiner Meinung. Da gibt es aber auch noch eine andere Seite.
      Die Etüde scheint das Potenzial zu besitzen, aufgrund ihres Inhalts heftige Reaktionen zu generieren. Nun träumt dieser Blog recht kuschelig vor sich hin, wir haben uns hier alle lieb, respektieren einander und nehmen erst mal nichts Negatives vom anderen an. Das darf auch gern so bleiben, ich tue viel dafür. Trotzdem finde ich es gut, wenn ich darauf aufmerksam gemacht werde, dass ich hier für manche fröhlich ein virtuelles Handgranätchen in die Runde geworfen haben könnte. Mir war das so nämlich nicht bewusst.
      Danke dir und einen schönen Abend!
      Liebe Grüße
      Christiane

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      • Ja, durchaus, ich finde es auch gut, wie hier Diskussionen angeregt werden. Das soll auch so sein. Und die Dinge von Seiten zu betrachten, auf die man normalerweise nicht kommt, kann auch nie schaden.
        Liebe Grüße und noch nen schönen Abend 🙋

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  8. Liebe Christiane, in den späten 1970er Jahren beschäftigten sich meine Freundinnen und Freunde und ich uns mit dem Thema der Freakshows, wir spielten damals zusammen Theater (Improtheater) und entschieden dieses Thema im modernen Gewand auf die Bühne zu bringen. Das hat uns vollkommen geschafft, danach haben wir nicht mehr weitergemacht. Das Thema ist uns sehr unter die Haut gegangen, die Reaktionen des Publikums auch. Wir waren noch jung und hätten Begleitung gebraucht.
    Ich erzähle das, weil auch deine Etüde verschiedene Reaktionen hervorgerufen hat. Ich sehe keine politische Unkorrektheit. Ich lese eine Etüde von Einem, der sich einen Weg gesucht hat und fragt wer hier eigentlich der Affe ist …
    herzliche Sonntagabendgrüße
    Ulli

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    • Liebe Ulli, wie bringt man das Thema auf die Bühne? Was habt ihr denn gemacht, was so heftige Reaktionen hervorgerufen hat, wenn ich dich fragen darf?
      Und darf ich dich bitten, in meine anderen Kommentare zu schauen, in denen ich erkläre, warum ich verstehen kann, dass jemand diese Etüde politisch als nicht korrekt empfindet?
      Ganz herzlich zurück
      Christiane

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      • Liebe Christiane, ja, ich habe die Kommentare teilweise gelesen und kann die Kritik auch nachvollziehen, sorry, habe ich vergessen zu schreiben. Nur frage ich mich, wie andere auch schon vor mir, ob mir hier die Grenze nicht zu eng gesetzt wurde, da du deinen Protagonisten erzählen lässt, auch wenn du nicht wirklich wissen kannst, wie ein Mensch sich fühlt, der in irgendeiner Weise „anders“ ist, was man aber letztlich nie wissen kann, bei keinem Menschen. Ich akzeptiere, wenn deine Etüde andere Leser*innen kritisieren, ich habe beim Lesen aber eben genau das nicht wahrgenommen, um mehr ging es mir nicht.
        Was nun das Theater anbelangt, so haben wir das Ganze als Zirkusshow aufgeführt, es gab einen Zirkusdirektor, einen sterbenden Clown, eine Pausenfrau, die Gedichte vortrug, in denen es darum ging wie fremd man sich in der Welt fühlen kann und die damit verbundene Sehnsucht nach einem Zuhause (diese Gedichte haben viele unerwartete Aggressionen geschürt), es gab eine Stripteasetänzerin, die am Ende auf der Bühne zusammen gebrochen ist und deren Unterhöschen danach nicht mehr aufzufinden war, es gab eine Szene mit einem leeren Bilderrahmen (in Anlehnung an des Kaisers neue Kleider) – an mehr erinnere ich mich nicht mehr – das waren die provokantesten Stellen. Die Frage dahinter war: wer ist heute (also damals, in den70ern) ein Freak, wird von der Gesellschaft als ein solcher angesehen, wer wird stigmatisiert und will doch auch nur überleben und einen Platz in der Welt?). Das Ganze in Düsseldorfs damalig einzigem Punkerladen (Ratinger Hof). An sich kann ich das Ganze nicht mehr wirklich nacherzählen, das ist gute 40 Jahre her (mei bin ich alt – lach). Theater muss man dann wohl doch eher sehen, hören und spüren?
        Herzensgrüße an dich
        Ulli

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          • Das stimmt, das dies eine zeitlose Frage ist, die sich wohl fast jeder Mensch irgendwann einmal stellt, allerdings sehe ich es in Bezug auf Menschen, die in irgendeiner Weise ein Handicap haben, auch in unserer Zeit für ungleich schwerer als für andere, das hat sich eher noch verschärft als dass es sich entspannt hätte …
            herzlichst, Ulli

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  9. ich habe jetzt absichtlich kaum einen Kommi gelesen. Es sind mir einfach zu viele, liebe Christiane.
    Ich kann sie partout nicht leiden, die öffentliche Ausstellung/Zurschaustellung von lebenden Geschöpfen, gleich welcher Art, behindert, kleinwüchsig, großwüchsig, egal wie.
    Jedes Geschöpf hat das Recht, geachtet zu werden.
    Verdient sich ein kleinwüchsiger Mann seinen Lebensunterhalt damit, weil er oder auch sie, keine andere Möglichkeit mehr sah, die Gründe tun jetzt nichts zur Sache, dann akzeptiere ich es selbstverständlich, aber ich würde nie zu denen zählen, die unter der gaffenden Menge stehen

    Ganz herzlich, Bruni am Dienstagabend

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    • Es sind viele Kommentare, liebe Bruni, ja, und vieles, was da besprochen wird, ist sehr grundsätzlich, und von daher ist/war es für mich sehr interessant.
      Deinen Standpunkt, Menschen als Menschen zu behandeln und zu respektieren, finde ich gut und richtig. Tatsache ist, dass das nicht die Regel zu sein scheint. Aber das ist ein weites Feld, und wir müssen dieses Fass nicht noch einmal aufmachen.
      Herzliche Grüße am Mittwochmorgen
      Christiane

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      • ich weiß in etwa, wie es in der Realität war und leider immer noch ist. Ich für mich, wende mich schon ab, wenn ich die anpreisende geschmacklose Werbung für die Dauerausstellung der Körperwelten in HD sehe…

        Liebe Grüße an Dich von der nebeligen Bergstraße

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  10. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 47.48.18 | Wortspende von umgeBUCHt | Irgendwas ist immer

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