Wer annahm, dass Weihnachten das Fest der Liebe war, glaubte vermutlich auch, dass Einhörner Regenbogen pupsten. Er jedenfalls hatte zu viele Weihnachtsfeste nur mit der Rotweinflasche verbracht. Hatte nachts im Fernsehen Frauen angestarrt, die mit transparenten Dessous und später nur noch mit neckischem Nikolausmützchen bekleidet waren, bis ihm die Augen zufielen.
Wenn nur die Sehnsucht nicht wäre.
Natürlich war ihm bewusst, dass der Weihnachtsrummel vor allem deshalb veranstaltet wurde, um die Umsätze nach oben zu treiben. Wen kümmerten da die paar Millionen Menschen, die sich wünschten, dass Weihnachten so schnell wie möglich vorbei ginge – oder besser, gar nicht erst stattfände. Aus Gründen.
Wenn nur die Sehnsucht nicht wäre.
Er hatte sie gekannt, die fröhlichen Weihnachten, hatte gefühlte Unsummen für Frau und Kind ausgegeben, und das gern. Hatte klaglos die ganzen unsäglichen Besuchsarien bei Omas, Opas, Eltern, Tanten und Onkeln und Cousins mitgemacht, hatte sich in den Weihnachtsgottesdienst schleifen lassen, weil man das so tat, und nicht einmal darüber gemeckert, dass es jedes verdammte Jahr immer wieder nur Gans gab. Es hatte sich richtig angefühlt.
Wenn nur die Sehnsucht nicht wäre.
Auf der Seepromenade lauschte er gerade den hervorragenden lettischen Blechbläsern in Nikolausmänteln, als jemand ihm auf die Schulter tippte. Er sah in ein fragendes Gesicht.
„Entschuldigung – Max? Max! Gut siehst du aus!“
„Sanne? Mein Gott. Was machst du denn hier?“
„Urlaub. Bis Dreikönig. Lebst du noch hier?“
Er nickte.
„Wollen wir uns mal treffen? Irgendwo? Nur reden?“
„Gib mir mal deine Nummer.“
„Ist die alte. Hast du die noch?“
Er nickte. „Ich melde mich.“
Wenn nur die Sehnsucht nicht wäre.
Zwei Stunden später spielten die Letten: „Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will.“ Das war zu viel. Etwas zerbrach. Der Kummer hatte sein Herz die ganzen Jahre bluten lassen, er konnte genauso gut etwas wagen. Entschlossen griff er zum Handy.
Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir
Für die abc.etüden, Woche 51/52.2018: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von dergl und lauten: Regenbogen, transparent, bluten.
Falls sich wer fragt, wer da spricht, es ist mein „Wassermaler“ (hier und hier lesen), er lebt an der Ostsee, Sanne ist seine geschiedene Frau, sie hatten eine Tochter, die tragisch gestorben ist … (Update: Hier geht die Geschichte weiter.)
Oh, und besagte Letten (aus Riga, hab leider kein Foto) stehen zurzeit auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt am Rathaus. Ein Genuss.
Sollten wir uns nicht mehr lesen, wünsche ich euch besinnliche und frohe Feiertage! Dieser Blog macht keine Weihnachtsferien, befindet sich jedoch ab Heiligabend (und den Montagsgedichten) häufiger im Außer-Haus-Modus.
Wie tröstlich, Du gibst den Beiden eine Chance, es wird nicht leicht werden, aber es ist ein (Neu-)Anfang. Dir erlebnisreiche Ausserhaustage, lass Dich nicht wegpusten, es soll stürmisch werden. Lieber Gruss von mir an Dich, Karin
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Es ist eine Chance für ihn, sich aus seinem Kummer herauszugraben und es mit dem zu reflektieren, den es direkt betraf: seine Ex-Frau.
Mehr muss gar nicht sein.
Und das Außer-Haus-Sein wird vermutlich mehr AFK, away from keyboard, sein, denn die Weihnachtsmärkte habe ich durch und das Wetter sieht nicht sehr vielversprechend aus.
Liebe Grüße
Christiane mit kampfversehrtem Fellträger 😾
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och, was hat er denn?
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So wunderschön geschrieben. So traurig-melancholisch und dann hoffnungsvoll. Schöööön!
Dir eine schöne und friedliche Zeit und ganz liebe Grüße
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Ach, ein bisschen Hoffnung darf sein. Kann durchaus ein Fall von „2 Schritte vorwärts, einer zurück“ werden, weil er so tief eingegrummelt ist, aber er hat beschlossen, sich zu bewegen, das ist schon mal was.
Danke, dir auch Schönes und Friedliches!
Liebe Grüße
Christiane
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Wenn das mal kein Anfang ist … Ich wünsche ihm Mut und einen Richtungswechsel für sein Leben …
Herzlich
Anna-Lena
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Mut ist nie schlecht 👍
Dies ist nicht als Fortsetzung geplant, ich habe also selbst keinerlei Ahnung, ob und wie es weitergeht.
Liebe Grüße gen Hauptstadt 😉
Christiane
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Ein sehr feines abc-Prosa-Poem, liebe Christiane, ist dir hier gelungen, beeindruckend…
Liebe Morgengrüße vom Lu
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Danke schön, lieber Lu, freut mich, dass du es gern gelesen hast. Aus der Einsamkeit wieder herauszukommen, wenn man sich erst mal eingegraben hat, ist schwierig …
Herzliche Grüße in die Kesselstadt
Christiane
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Mit Sicherheit, liebe Christiane, das durfte ich vor einigen Jahren selbst erfahren …
Herzliche Adventszeitgrüße
von mir zu dir, Lu
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Ach, ich fürchte, ich bin mittendrin 😔
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Dann bist du im Tal … von dort aus geht es in fast jede Richtung wieder nach oben 🙂
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Leichter gesagt als getan, aber das weißt du ja auch.
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Allein habe ich aus dem Tal nicht mehr herausgefunden… aber mithilfe anderer lieber Menschen dann letztendlich schon.
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Das glaube ich auch, dass es allein sehr schwer ist. Erst mal die richtige Richtung einzuschlagen …
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… nicht immer leicht zu finden.
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So isses.
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🎵🎶🎵🎶🎵🐦
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Jetzt habt Ihr beiden es fast geschafft, mich zum Weinen zu bringen. Die Täler sind weit und jedes Tal sieht anders aus und aus den meisten gibt es einen Ausweg, einen Weg, der aus der Einsamkeit führt, aber ihn zu finden, ist verdammt schwer!
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⭐ 🙂 ⭐
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Seufz … Sehr sehr sehr schön!
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Freut mich 😁
Auch, dass du den Wassermaler nachgelesen hast! Vielen Dank!
Liebe Grüße
Christiane
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Ja, das hat mich doch sehr interessiert, was es mit ihm auf sich hatte und es war auch ganz wundervoll von Dir geschrieben 🙂
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Der Wassermaler hat es unter meine Lieblingsgeschichten geschafft, daher freue ich mich immer, wenn noch wer ihn mag 😀💐
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Sehnsüchte sind so… ja so eben. Gratwanderungen, es kann in die eine oder andere Richtung gehen. Gut, wenn man Entscheidungen trifft. Passende Geschichte auch zum heutigen Tag der Wintersonnenwende. Ab morgen werden die Tage wieder länger. Viele Grüße und sonnige Stunden (zumindest virtuell…) aus dem wilden Süden!
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An die Wintersonnenwende hatte ich beim Schreiben gar nicht gedacht, aber jetzt, wo du es sagst …
Sehnsucht ist ein starker Antrieb.
Gemütliche Stunden auch dir!
Hamburg rauscht und tropft heute vor sich hin, aus dem Radio quellen Weihnachtslieder – ich finde es gerade sehr kuschelig.
Liebe Grüße
Christiane
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Irgendwann passt es, und dann sollte man die Chance nutzen! In diesem Sinne: nur Mut!
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Ich werde es beherzigen, lieber Werner, bei Gelegenheit … 😉
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Oft sind es die kleinen, unerwarteten Begebenheiten, die den ersten Anstoß für große Veränderungen geben. Dem Wassermaler und Dir wünsche ich ein besinnliches Weihnachtsfest.
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Gäbe es den Wassermaler (ich muss wohl mal kräftig widersprechen, dass die Geschichte autobiographisch sein könnte), würde er sich bestimmt freuen und sich weiter nichts anmerken lassen. ICH auf jeden Fall freue mich. Herzlichen Dank! Dir auch!
Liebe Grüße
Christiane
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Oh, ich habe die Geschichte gar nicht für autobiografisch gehalten, der Wassermaler ist nur so lebensnah, dass ich mich für ihn freue. 🙂
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In vielen meiner Figuren steckt ein Mensch oder eine Begebenheit, die ich selbst erlebt habe, das ist mit dem Wassermaler nicht anders, auch wenn alles andere dann in der Regel hinzufabuliert wird.
Von daher bin ich schon sehr zufrieden, wenn du ihn so gut getroffen findest 😁
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Ich vermute mal, dass du für die Wassermaler-Texte auch keine Fortsetzung geplant hattest – und nun ist doch eine da? Das wundert mich nicht: Erfundene Personen haben, wenn sie von Innen richtig ergriffen wurden, ein Eigenleben. Irgendwann klopfen sie beim Autor an und sagen: Fortsetzng bitte. Und so glaube ich, dass du auch für diesen eine schreiben wirst – wenn die Zeit reif ist.
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Das kann ich so stehen lassen, liebe Gerda, vielen Dank! Tatsächlich mag ich meinen Wassermaler sehr und hoffe durchaus, dass er noch mal klopft und erzählt, wie es mit ihm weitergegangen ist …
Liebe Grüße
Christiane
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Sehr mutig, dein Protagonist – Gelegenheiten müssen auch am Schopf gepackt werden, und dieser verdammte erste Schritt ist oft der schwerste.
Wenn wir uns nicht mehr lesen, wünsche ich dir und dem Fellträger schöne Feiertage und einen guten Rutsch!
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Und er ist einer, der sich schwertut, also ist durchaus nicht gesagt, dass er was draus macht. Aber immerhin, er bewegt sich innerlich, du hast absolut recht.
Auch dir (euch) schöne Feiertage mit allem Drum und Dran!
Liebe Grüße 🎄
Christiane
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Dir auch frohe und helle Weihnachtstage, liebe Christiane.
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Danke dir, liebe Marion, die wünsche ich dir auch!
Liebe Grüße 🎄
Christiane
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Du hast eine tolle Geschichte geschrieben, liebe Christiane. Sie ist wundersam schön, weil das Ende von neuer Kraft spricht und ich wünsche sie jedem, der aus einem tiefen Kumnmer erwacht.
Du schreibst verdammt gut und sie war jetzt fast schon ein Weihnachtsgeschenk für mich. Ich danke Dir.
Ganz herzlich, Bruni, die Dir ein gutes Fest wünscht und ein erfolgreiches Neues Jahr mit eben so vielen tollen Ideen wie bisher und Kummer überhäuft uns scheinbar immer vor Weihnachten.
Ich hätte es nicht gedacht, weil ich dachte, ich bin ein Stehauffrauchen, aber ich erhebe mich schlechter als vorher immer, doch dann kommt sie doch wieder, die Freude, wenn auch nicht mehr so hochflammend wie früher immer…
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Ja, Bruni, so ist das, irgendwas ist immer, und Weihnachten macht da keine Ausnahme.
Pass auf dich auf, ja?
Falls wir uns nicht mehr lesen sollten (ich schließe meinen Blog nicht) wünsche ich auch dir ein schönes Fest (ohne Kummer), und dass du sanft und gut und voller Freude ins neue Jahr kommst!
Liebe Grüße
Christiane
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*lächel*, sanft ist gut, liebe Christiane, ich bekomme so schnell blaue Flecken und alle sieht man nicht…
Friedvolle Weihnachten auch Dir und ein gesundes Jahr 2019 und wehe, DU passt nicht gut auf DICH auf!
Ich werde an Dich denken.
Ganz herzlich, Bruni
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Das stimmt, liebe Bruni, man sieht nicht alle …
Gut, dann passen wir BEIDE auf. Versprochen.
Liebe Grüße und dir einen schönen vierten Advent
Christiane
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Die, die man nicht sieht, sind die schlimmen…
Passen wir also gut auf uns auf, liebe Christiane!
Herzliche Grüße zurück an Dich
http://wortbehagen.de/index.php/gedichte/2018/dezember/weihnachten
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Machen wir, liebe Bruni 🎄
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