Vom Winter und dem Schnee (1)

 

Eisnacht

Wie in Seide ein Königskind
schläft die Erde in lauter Schnee,
blauer Mondscheinzauber spinnt
schimmernd über der See.

Aus den Wassern der Rauhreif steigt,
Büsche und Bäume atmen kaum:
durch die Nacht, die erschauernd schweigt,
schreitet ein glitzernder Traum.

(Clara Müller-Jahnke, Eisnacht, in: Heimatklänge, aus: Mit roten Kressen, Online-Quelle)

 

Im Schneegestöber

Schneewehen! Verdrossenen Blickes seht ihr nur Flocken;
aber meine Augen werden groß und frohlocken:
Rudel milchweißer Pferde —
Mit wehendem Schweif und wallender Mähne,
die elfenbeinernen Zähne
bleckend zum Freudengeschrei,
jagen sie, rasen sie über die Erde.
Stiebend! Vorbei!

(Fridolin Hofer, Im Schneegestöber, aus: Von Früchten zu Flocken, 1924, Online-Quelle)

 

Jetzt muß sich im Himmel die Schneemühle drehn

Jetzt muß sich im Himmel die Schneemühle drehn,
Muß Eis und Gedanken zur Erde wehn;
Jetzt müssen sich Erde, Luft, Wasser vermummen,
Nur das Feuer allein wird niemals verstummen,
Das Feuer, das Tage und Nächte durch schwält
Und mit glühender Geste von der Liebe erzählt.

(Max Dauthendey, Jetzt muß sich im Himmel die Schneemühle drehn, in: Der brennende Kalender, 1905, aus: Gesammelte Gedichte und kleinere Versdichtungen, Albert Langen, München 1930, S. 223)

 

Quelle: ichmeinerselbst 😉

 

Sollte irgendwem die Location aus einem meiner vorherigen Beiträge bekannt vorkommen – äh, ja. Die Bilder sind von gestern (Sonntag.)

Ich will Schneemassen, die ein riesiges Problem sein können, nicht romantisieren. Aber ich möchte gern dazu beitragen, dass die Schönheit, die auch im Schneesturm, im Frost, in der Kälte liegt, gesehen wird, wo schon so viele wieder nach dem Frühling jammern.
Kommt erst mal gut durch den Winter, kommt gut in die neue Woche!

 

30 Kommentare zu “Vom Winter und dem Schnee (1)

  1. Hallo liebe Christiane, auf meiner Laufrunde konnte ich gestern endlich die gefrosteten Wiesen und Zweige sehen. So schön und zum ersten Mal hier in diesem Winter. Diese klare Luft, so schön 🙂 Liebe Grüße /und selbst von Hand gemahlenen „Kaffee-rüber-schieb“)

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    • Wie ich schon schrieb, sind wir hier noch in der Phase, wo es sanft herunterkrümelt, wenn überhaupt. Dafür ist es ziemlich eisig, Laufen zum Beispiel stelle ich mir da erschwert vor, obwohl ich gestern vielen Läufern begegnet bin.
      Aber die klare Luft ist wirklich wundervoll.
      Mhmmmmm, Kaffee, lecker, oh ja, gerne …
      Liebe Grüße, komm gut in die Woche
      Christiane 😀😺

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  2. Nach dem Graumix der letzten Zeit und zu warmen Temperaturen liebe ich es auch knackig-kalt und wenn etwas Schnee fällt, bekomme ich ein Gefühl, wie die Winter meiner Kindheit waren …

    Liebe Grüße zum Wochenbeginn,
    Anna-Lena

    (Mein PC schwächelt, daher nicht wundern, wenn ich mal länger schweige…)

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    • Schlittschuhlaufen? Ich eh nicht, ich kanns nicht, aber insgesamt eher noch nicht, es friert noch nicht lange genug, dass das Eis schon dick genug wäre. Aber spätestens in ein, zwei Tagen, wird die Polizei wieder alle Hände voll zu tun haben, die vom Eis zu jagen, die denken, sie müssten nicht mehr warten …
      Liebe Grüße
      Christiane

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  3. Auch hier hat der Winter Einzug gehalten (wenn die Vorhersage stimmt, bleibt er auch noch ein bisschen). Auch ich liebe dieses kalte, sonnige Wetter sehr und finde es angenehmer als den letzten heißen Sommer. Deine Gedichte fangen diesen Zauber wunderbar ein!

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    • Es fehlt immer noch Wasser, von daher dürfte es für meinen Geschmack gern schneien, solange sich die Menge im Rahmen hält, vom Aussehen ganz zu schweigen. Ich finde zu kalt auch leichter auszuhalten als zu heiß, möchte aber bitte am liebsten in der wohltemperierten Mitte sein … 😉
      Freut mich, dass dir die Gedichte gefallen!
      Liebe Grüße
      Christiane

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  4. Kein Schnee, aber eisig, eisig,bibberkalt, so ist es hier bei uns.
    Die Worte von Max Dauthendey sind für mich heute die allerschönsten, liebe Christiane, und nicht nur wegen der Schneemühle, die natürlich äußerst attraktiv ist *g*
    Herzliche Abendgrüße von Bruni

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    • Ja, die Schneemühle hatte es mir auch angetan, aber ich mochte auch die anderen beiden … Hier ist es nicht mehr ganz so kalt, aber hübsch sieht es immer noch draußen aus!
      Liebe Grüße
      Christiane

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  5. Ich finde Schnee immer poetisch…sogar in Massen und endlich, endlich dreht sich die Schneemühle seit ca. 2 Stunden auch hier, sanft und leise und er bleibt liegen, weil der Frost der letzten eisigen Tage und Nächte noch im Boden steckt. Wir hatten hier noch nicht einmal Raureif und ich habe Euch schon beneidet.
    Im übrigen kannte ich keines Deiner Gedichte und irgendwann wird eines davon auch mal bei mir auftauchen -:)))
    Danke Dir für den wunderschönen Beitrag und sei herzlich gegrüßt vom juchhu weißen Dach, Karin

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    • Ich kannte den Dauthendey, ehrlich gesagt, der Rest ist mir so zugelaufen. Ansonsten freue ich mich sehr, liebe Karin, wenn eines „meiner“ Gedichte bei dir auftauchen darf.
      Liebe Grüße aus dem grau-weißen, kalten Hamburg
      Christiane

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