Du und ich
Du und ich!
Wunschlose Seligkeit
Strömt deine Nähe über mich.
Der Alltag wird zur Sonntagszeit,
Unsterblich schlingt das Leben sich
Um uns. Und Menschengöttlichkeit
Fühl’ ich bei dir durch dich.
Was einst gewesen, weiß ich kaum.
Die enge Welt wird weiter Raum.
Und Holz wird Eisen, Eisen Holz
Und Stolz wird Demut, Demut Stolz.
Gar wunderbare Weisen
Singt dann bei seinen Kreisen
Mein Blut im Paradies für mich.
Es haben alle Wünsche Ruh’, –
Ich weiß nicht mehr, wer bist dann du.
Ich weiß nicht mehr, wer bin dann ich.
(Max Dauthendey, Du und ich, aus: Lusamgärtlein, in: Gesammelte Gedichte und kleinere Versdichtungen, Albert Langen, München 1930, S. 235/6)
Frühlingsahnen
Wohlig merken unsre Sinne
Nun den Frühling allgemach,
Denn es trauft aus jeder Rinne,
Und es tropft von jedem Dach.
Leise regt sich im Theater
Dieser Welt ein Liebeston;
Nächtens schreien viele Kater,
Und der Hase rammelt schon.
So auch uns ergreift die Glieder
Wundersame Lebenskraft;
Selbst solide Seifensieder
Fühlen ihren Knospensaft.
Treibet das Geschäft der Paarung!
Lasset der Natur den Lauf!
Denn ihr wisset aus Erfahrung,
Einmal hört es leider auf.
(Ludwig Thoma, Frühlingsahnen, in: Ausgewählte Gedichte, aus: Gesammelte Werke 1, 1922, Online-Quelle)
Der Lenz ist da!
Das Lenzsymptom zeigt sich zuerst beim Hunde,
dann im Kalender und dann in der Luft,
und endlich hüllt auch Fräulein Adelgunde
sich in die frischgewaschene Frühlingskluft.
Ach ja, der Mensch! Was will er nur vom Lenze?
Ist er denn nicht das ganze Jahr in Brunst?
Doch seine Triebe kennen keine Grenze –
dies Uhrwerk hat der liebe Gott verhunzt.
Der Vorgang ist in jedem Jahr derselbe:
man schwelgt, wo man nur züchtig beten sollt,
und man zerdrückt dem Heiligtum das gelbe
geblümte Kleid – ja, hat das Gott gewollt?
Die ganze Fauna treibt es immer wieder:
Da ist ein Spitz und eine Pudelmaid –
die feine Dame senkt die Augenlider,
der Arbeitsmann hingegen scheint voll Neid.
Durch rauh Gebrüll läßt sich das Paar nicht stören,
ein Fußtritt trifft den armen Romeo –
mich deucht, hier sollten zwei sich nicht gehören …
Und das geht alle, alle Jahre so.
Komm, Mutter, reich mir meine Mandoline,
stell mir den Kaffee auf den Küchentritt. –
Schon dröhnt mein Baß: Sabine, bine, bine …
Was will man tun? Man macht es schließlich mit.
(Kurt Tucholsky/Theobald Tiger, Der Lenz ist da, in: Die Schaubühne, 26.03.1914, Nr. 13, S. 371; Online-Quelle)
Quelle: ichmeinerselbst vor knapp 10 Jahren
Gestern veröffentlichte Ulli im Café Weltenall ihr Sonntagsbild unter dem Titel „Unbeschreiblich weiblich“, woraufhin mir prompt einfiel, dass ich irgendwann mal eine Lilie fotografiert habe, die ich „unbeschreiblich männlich“ fand. Gerda schrieb dazu etwas von „voyeuristisch“, und ich erinnere mich, dass ich mich beim Bearbeiten dieses Fotos hier genauso fühlte.
Unglaublich, oder? Das war echt das Glück des richtigen Moments.
(Nein, ich habe die Farben nicht verändert, nur bisschen den Kontrast verstärkt und die Sättigung hochgezogen. Das Blümelein blühte in einem öffentlichen Park, ich habe an der Stelle im nächsten Jahr gesucht, aber besagte Lilie nie wiedergefunden.)
Da nun bald der 1. Mai ins Land zieht, dachte ich mir, es passt vielleicht. 😉
Kommt also gut in und durch die neue Woche!
Guten Morgen, Christiane, stimmt, auch dein ping ist bei mir nicht angekommen, herrjeh, das kann ja noch lustig werden, wenn ich an das Alltagsprojekt denke, das ja auch schon wieder am WE ansteht! Und für dich ist das ja auch keine Freude.
Ich danke dir für dein Bild, wahrlich, es ist „unbeschreiblich männlich“! Und es passt auch wunderbar zu deinen Frühlingsgedichten, die mich haben schmunzeln lassen, aber ich bin auch ein bisschen wehmütig geworden. Jugend ist vorbei, Sturm und Drang auch und auch so, ist vieles vorbei, nun … so ist es eben.
Ich wünsche dir eine gute Woche.
Liebe Grüße
Ulli
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So ist es. Wir müssen mit dem leben, was wir haben. Eigentlich ist es in keinem Alter leicht, nur die Gegebenheiten ändern sich …
Aber das Bild ist doch ein Knaller, oder? 😁
Ich schweige über WordPress, hoffe auf schnelle Besserung und bin sauer, dass es manchmal geht und manchmal nicht.
Liebe Grüße und auch dir eine schöne Woche!
Christiane
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*g*, da müßte ich doch jetzt mal mein foto raussuchen, auf dem mit Sicherheit auch eine Lilie zu sehen ist und auch ich empfand das männliche element hier stark und dachte dann, ich hätte es mir eingebildet 🙂
SO toll wie das von christiane ist es natürich nicht.
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Ja, mach das doch einmal!!!
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Au ja, Bruni, mach mal 😀
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Das ist ja ein Schnappschuss! Wow! Sehr männlich in der Tat … so zart und fragil … was eine Perspektive! Großartig geknipst.
Hab eine schöne Woche …der 1. Mai ist schon nah.
Herzlich. Petra
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Deshalb ja. Außerdem … geh mal zu Ullis „Unbeschreiblich weiblich“-Post von gestern, den ich unten verlinkt habe. 😉
Auch dir eine schöne Woche!
Liebe Grüße aus Hamburg, gerade mit Regen
Christiane
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Du hast einen guten Blick für die Details, auch bei den Gedichten 😉 Heute ist es in Berlin angenehm bedeckt. Ich ruhe mich unter der Wolkendecke etwas aus, bis es übermorgen der gnadenlos blaue Himmel wieder rufen wird: Heraus zum 1. Mai!
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Bei der Lilie hatte ich schlicht Glück, Glück ist beim Fotografieren immer ein Faktor. Aber ja, ich achte (oft) auf Details, und auch ja, ich stecke mir dein Lob gern an meine breite Brust: VIELEN DANK! 🙂
Hier ist es auch trüb und regnerisch. Sehr erholsam, darf gern so bleiben.
Liebe Grüße
Christiane
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zum Thoma:
Beim Menschen tropft auch noch die Nase,
erkältet ist so manche Blase,
Augen von Blütenstaub überlaufen.
der Frühling ist auch zum Haare ausraufen. -:)))
Mit Friergrüßen vom frühlingsfrischen Dach, auf dem an den Rosen das Knospentreiben explodiert und ein Riesenkompliment an die Fotografin, Karin
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Ich bin auch bisschen erkältet und der Tiger war auch schon glücklicher. Frisch ist es hier auch, den Vormittag hat es geregnet, gerade kommt die Sonne raus.
Bei uns blüht der Flieder, das ist das einzige Mal, dass ich den Duft wirklich mag, wenn er in der Luft liegt.
Danke für das Kompliment. 😀
Liebe Grüße
Christiane
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Was für eine tolle Auswahl, liebe Christiane und das Bild ist ja der Hammer überhaupt!!!
Ja, der Frühling zeigt sich erfreulicherweise auch feucht, so dass ich mich direkt über den Regen gefreut habe.
Leicht erkältet bin ich auch und schicke dir von mir und meinem gehonigten Ingwertee herzliche Genesungsgrüße und – wünsche!
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Ingwer ist überhaupt der Kracher schlechthin – obwohl ich ihn am liebsten ohne Honig trinke.
Bei uns scheint der Regen schon durch zu sein, ich hoffe noch auf Nachschlag.
Liebe Grüße
Christiane
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Ich liebe Ingwer in allen Variationen.
Gute Besserung und lass es dir gut gehen.
Liebe Grüße
Anna-Lena
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der olle Tucholsky, immer wieder mal ein Genuss. Nun macht er ja leider nicht mehr mit. Hier geht der Frühling grad ins Volle, wunderbare Tage. In Kalamata waren wir gestern, da war was los! Die Menschen genießen ihre freien Ostertage.
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Das war letzte Woche hier nicht anders, warmes Wetter und Feiertag, dann sind immer alle unterwegs. Wir könnten allerdings immer noch Regen brauchen.
Ich mag den Tucholsky auch, ich seh das dann immer alles gleich vor mir 😀
Liebe Grüße
Christiane
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Was für wundervolle Dichterworte hast Du hier ausgesucht, liebe Christiane! Eines schöner als das andere. Hier beginnt mein Herz zu klopfen und ich werde so nachdenklich wie *lange* nicht mehr:
*Ich weiß nicht mehr, wer bist dann du.
Ich weiß nicht mehr, wer bin dann ich*
und dann finde ich den Thoma, von dem ich so lange nichts gehört oder gelesen habe und habe doch meine zweite Tochter nach einer Figur aus seinen Lausbubengeschichten benannt 🙂 Ihr zweiter Name ist aus einem anderen Buch *lach*
Ich kann mich für kein schönstes entscheiden, alle sind gleichermaßen irre gut und frühlingsfreudig, selbst wenn auch anderes darin verpackt ist…
Dein Foto ist ausstellungsreif, liebe Christiane, aber ich glaube, das weißt Du selbst.
Ganz herzlich, Bruni
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Mein Foto ist pures Jägerglück, liebe Bruni, aber es stimmt, man muss es erst mal sehen. Ansonsten freut es mich, dass du dich nicht entscheiden magst, ich wollte es auch nicht, ich fand alle drei eindringlich, jedes auf seine spezielle Art und Weise.
Ich wüsste gerne, was für eine Lilie das war, aber es gibt so viele Züchtungen und ich habe kein gescheites geeignetes Bild …
Liebe Grüße
Christiane
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ich suche sie mal raus, liebe Christiane. Sie ist vom Vorjahr und doch hab ich das Bild immer noch in Erinnerung.
Ich muß in meinem Schlamperladen *Bilder* ein wenig suchen.
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Ich kenne das, wenn man sich da kein System schafft, dann sucht man ewig 😪
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ich hab eins, aber in der Fülle reicht es nicht immer… 🙂
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Ich habe das Glück, dass ich meist noch weiß, wo ich was fotografiert habe, bloß nicht mehr, in welchem Jahr 😉
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*lach*, meist benenne ich auch die nennenswerten und dann weiß ich nicht mehr so recht, wie ich es benannt habe *kicher*. In welchem jahr hilft sehr. Das habe ich eben gemerkt 🙂 , daher mußte ich nicht sehr lange suchen *hüstel*
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Veröffentlichst du es? Schick mal den Link, bitte 😉
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Bei mir käme das Foto gar nicht so wirklich zur Geltung. Ich muß ja immer verkleinern…
Ich hab Dir eine Mail geschrieben, liebe Christiane
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Ah, hatte ich gar nicht mitbekommen. Ist da, liebe Bruni, danke! 😁
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