Sie hielt sich nicht wirklich für den großen Tierkommunikator, aber dieser Frosch hatte gerade eben eindeutig „Küss mich“ gequakt. Verstohlen sah sie sich am Badeteich um. Keiner in ihrer Nähe. Nur der hässliche, große Frosch.
„Küss mich!“, quakte er erneut.
Sie war jetzt auch nicht so der Märchenfan, aber da hatte es doch etwas mit einem Frosch gegeben, da war sie sich sicher. In ihrem Kopf blitzten Bilder auf. Froschkönig. Genau. Verzauberter Prinz. Sie, die Auserwählte. Hochzeit. Reichtum. Ewiges Glück.
Und das alles, weil sie ihm half, seine ursprüngliche Gestalt wiederzuerlangen? Das konnte sie ja wohl bringen. Sie streckte die Hand aus, der Frosch sprang hinein, sie hob ihn zum Mund und küsste ungeschickt das Froschmaul. Iiiih.
Es geschah – nichts.
„Noch mal!“
Wieder nichts.
„Ey, ist das hier ‚Versteckte Kamera‘ oder was?“
Sie hätte schwören können, dass er genervt geseufzt hatte. „Süße, wenn ich erst mal meine wirkliche Gestalt wiederhabe, dann überschütte ich dich mit Rosen und Diamanten und bade dich in Champagner. Was du willst! Ich verspreche es! Ich bin ziemlich einflussreich! Komm schon, gib dir ein bisschen mehr Mühe. Kann doch nicht so schwer sein!“
Sie starrte ihn an. Okay. Aller guten Dinge waren schließlich drei.
Der Frosch blieb ein Frosch.
„Ich glaube, du bist echt zu blöd zum Küssen“, knurrte er. Es gab scheinbar keinen einfachen Weg aus der Misere. Die Kleine war nämlich nicht die Erste gewesen, mit der die Küsserei fehlgeschlagen war. Seine Ex-Geliebte konnte was erleben, das Miststück.
Ihr fiel etwas ein. „Du kannst nicht hierbleiben“, sagte sie und schüttelte eifrig Melonenstücke aus ihrer Vorratsdose, „ich nehme dich mit zu meinem Bruder. Der hat ein großes Terrarium und liebt Tiere.“
Er sah sich bereits auf seinem Leiterchen im Weckglas sitzen und das Wetter vorhersagen. Im Fernsehen. Wer hatte schon einen sprechenden Frosch?
Trübe Aussichten.
Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir
Für die abc.etüden, Wochen 25/26.2019: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Viola und ihrem Blog viola-et-cetera und lauten: Froschkönig, trüb, helfen.
Wenn eine*r der beiden gewusst hätte, dass man laut Märchen den Frosch an eine Wand pfeffern muss, dann hätte es nur einen großen, matschigen Fleck und eine traumatisierte Frau gegeben. Wirklich. Glaubt mir.
Warum er jetzt plötzlich sprechen kann? Tja, gute Führung? Vielleicht lässt der Fluch nach? ICH weiß es nicht.
Ach so, dies ist die lose Fortsetzung dieser Etüde, die erklärt, wie der Frosch zum Frosch wurde …
Kommt gut durch die Hitze!
o je o je! Toll ausgedacht und geschrieben.
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Es/er ging mir nicht aus dem Kopf, ich konnte ihn irgendwie nicht sich selbst überlassen. Wenn du also bald mal im Fernsehen … denk an mich! 😉
Liebe Grüße
Christiane
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Sie konnte ihm gar keinen größeren Gefallen tun, denn so trüb sind die Aussichten dort gar nicht: er wird zur Unterstützung bald lauter Wetterfeen um sich haben, die seine Prognosen dann verkünden und die bekommen über kurz oder lang zu hören: Küss mich….
ihm wird schon ganz anders, daher im Moment die Hitze -:))
Ich mag sie so… Deine Einfälle -:))
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Stimmt, er wird mit Sicherheit berühmt, man wird sich um ihn reißen: ein sprechender Frosch! Möge es dem Mädel und ihrem Bruder fette Kohle bringen! Aber ich glaube kaum, dass ihn eine küssen wird, dann wäre der Sender ja die Attraktion los …
Es ist nur eine begrenzt nette Geschichte, liebe Karin … 😉
Herzliche Grüße aus dem relativ kühlen Norden
Christiane
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Der ist dann beim Sender für die Donnerwetter zuständig -:)))
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😁😺👍
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Ich kenne das: man findet heute einfach keine guten Küsser mehr! 😉
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Das wirds sein. Und sowieso, du weißt ja: Irgendwas ist immer! 😉
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So siehts aus!
Übrigens muss ich bei Deiner Etüde irgendwie an den Frosch „Michigan J. Frog“ von Warner Bros. denken … 😉
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Nie gesehen, ich schwör’s, wobei ich gerade bei Wikipedia „Ach, der!“ gesagt habe. Trotzdem …
Aber sowohl die Auflösung („Wer hat schon einen sprechenden Frosch“) als auch der Frosch als Wetterfrosch sind ganz sicher nicht auf meinem Mist gewachsen, ich habe da einfach nur was miteinander verknüpft.
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Ich weiß, was das ist, danke. 😉
Ja, hätte sie, aber sie ist nett und ein bisschen dämlich und hat diesen ganzen Disney-Mist im Hirn.
Und Herr Frosch wiederum wusste, wie es geht, bevor er verfroscht wurde, siehe meine letzte Etüde, der Link ist drunter.
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Dann hoffe ich mal, dass der Bruder in seinem Terrarium noch mehr Frösche hält und weiß, was er tut …
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Da kann man ja nur schmunzeln, bei Deiner Geschichte! Spannend erzählt!
P.S. Ich als Frosch hätte mich nicht so blöd angestellt. *grins*
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Lieber Werner, der Frosch verwandelt sich nur dann retour, wenn man ihn gegen die Wand schmeißt, da kann er küssen, so viel er will, siehe Märchen.
Ich glaube dir allerdings. Und noch viel mehr glaube ich dir, dass du nicht in eine derartige missliche (Frosch-) Lage gekommen wärst.
Liebe Grüße
Christiane
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Verzauberte Frosch-Prinzen werden durch Küsse nie erlöst. Die MUSS frau einfach an die Wand klatschen, alles andere hilft nichts (vgl. dazu z,B, Schulze, Jürgen (Hg.) 2019: Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich, in: Grimms Märchen. Neunte, neu überarbeitete Auflage, Düsseldorf: Null-Papier-Verlag). 😉
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Ich weiß. Aber weder mein Frosch, der kein verzauberter Prinz ist (siehe letzte Etüde), noch das Mädel, das ihn findet, haben mehr als Bruchstücke der alten Märchen im Kopf. Daher ist das auch mit der Transformation Essig und der Rest ziemlich müßig. 😉
Liebe Grüße
Christiane
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Grins. Ist mir klar, dass DU es weißt. Ich arbeite nur gerade an einem Studienbrief und war so im Zitier-Modus, dass ich mir die doofe Bemerkung nicht verkneifen konnte.
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Dann lass mich zur Quellenlage noch schnell darauf hinweise, dass der Froschkönig auch im Projekt Gutenberg online zu finden ist (Brüder Grimm, Die schönsten Kinder- und Hausmärchen). Ich bin für eine ordentliche Quellenangabe immer zu haben, siehe meine Montagsgedichte.
Gutes Arbeiten (bei der Hitze)!
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Klar. Darum ja nur: z.B. (ich war schlicht zu faul, weiter zu kramen – bei der Hitze trocknet ja der feuchteste Frosch aus!).
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Auch klar. Ich für mein Online-Medium suche mir zuerst Online-Quellen, du bist daran nicht gebunden.
Hier ist es auch heiß, obwohl es im Vergleich zum Rest der Republik eher kühl sein dürfte. Frosch im Teich, das wäre jetzt fein, aber nur, wenn er/man faul im Wasser liegen könnte …
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Ich würd ja schon gern lesen, wie es weitergeht mit dem arroganten Pinsel -äh, Frosch. Vielleicht bieten sich ja die nächsten Worte an, um die Geschichte noch weiterzuspinnen? 😉😁
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Sonntag kommen Extraetüden, von daher: Ja, täten sie. Das Problem ist, dass mir einfallen müsste, wie es weitergeht, und da tappe ich gerade völlig im Dunklen. Aber danke für die Anregung! 😉
Liebe Grüße
Christiane
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Der Frosch startet eine Karriere als Wetterfrosch-Sidekick eines Fernseh-Meteorologen und beginnt ganz nebenbei, von allen unbemerkt, Pläne zu entwickeln, um die Weltherrschaft an sich zu reißen!? 😉
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Müsste er als Sidekick nicht über Humor verfügen? 😉
Aber das mit der Weltherrschaft behalte ich im Auge!
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Trübe Aussichten sind bei der Wetterlage doch eine echte Verheißung. Oder besser Verkühlung? Egal. Mein Hirn schmort bei 37 Grad.
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37 °C? Das will ich mir gar nicht vorstellen, wenn/dass die Luft so warm ist wie das Blut!
Mein Draußen-vor-der-Tür-Thermometer erzählt mir was von „kühlen“ 28 °C. Es ist windig und strahlend sonnig. Gestern war es nicht auszuhalten, aber heute darf es so bleiben.
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*lach*, köstlich, Deine KüssmichichbineigentlicheinMensch-Geschichte. Aber bei dem Ton, den er drauf hat, möchte ich gar nicht wissen, wen sie da erlöst hätte… und nur ein echter Märchenlkenner weiß, Küssen bringt hier nix. Da helfen nur drastische Maßnahmen 🙂
Herzlichst, Bruni aus der affenartigen Bergstraßenhitze
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Die Etüde, liebe Bruni, hat einen Vorläufer, der dir in deinem wohlverdienten Urlaub verständlicherweise entgangen ist. Dort wird geschildert, wie der Frosch verfroscht wurde. Der Link ist unter dem Bild.
Liebe Grüße und baldige Abkühlung 🏖️
Christiane
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Ich werde sie lesen, die vorläufergeschichte.
Eben noch war ich so hitzefaul…
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Ich versteh dich gut 🏖️
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Was für eine hübsche Verhohnepiepelung des urspünglichen alten Märchens in eine extrem
moderne und doch zauberhafte Form 🙂
Ich kichere und pufff, bin ich verschwunden, ganz so, wie die *Heldin* Deiner Geschichte, liebe Christiane
Mit liebem Morgengruß, Bruni, nachdem ich die Vorläufergeschichte gelesen habe 🙂
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Und jetzt sag bloß, dass du es ihm nicht gegönnt hast – bzw. ihr 😁
Liebe Grüße
Christiane
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Ich werde gerade von den anderen Fahrgästen im Bus schief angeschaut, weil ich trotz Hitze fett grinse!
Eine wunderbar schräge Fortsetzung servierst du uns hier 😃. Und naja, wenn es mit der Rückverwandlung nicht klappt, ist ein Leben als Wetterfrosch die zweitbeste Lösung für ihn.
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Ich überlege, ob ich die Geschichte in den Extraetüden weiterspinnen soll, ich gebe es zu.
Aber schön, dass ich dich trotz Hitze erheitern konnte, das gefällt mir sehr!
Liebe Grüße
Christiane 😁🌞🏖️
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Und ich habe beim Lesen noch gehofft, sie versuchen nicht die Wand-Version der Geschichte. 😉 Eine lustige Fortsetzung einer ungewöhnlichen Geschichte.
Grüße, Katharina
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Ich habe mich gefragt, ob ich mehr oder weniger plastisch Froschmatsch beschreiben möchte. Definitiv nicht. Die „Wand-Version“ ist auch eine hübsche Umschreibung, vielen Dank 😂
Liebe Grüße
Christiane 😁🌞🏖️
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Man sieht, Froschkönige sind nicht unbedingt sympathisch 🙂
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Wo steht, dass der Typ ein Vorleben als Prinz hatte??? 😉
Herumspielende Grüße
Christiane aus dem kühlen Norden
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Eh nicht, Prinzen sind ja auch nicht unbedingt sympathisch, ebenso wenig wie Könige. Ich halte übrigens nichts von Monarchien 🙂 😉
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Per se schon mal gar nicht – sympathisch. Für dich als Österreicherin ist die Ablehnung der Monarchie aber schon ein Statement 😉
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Wir haben schon 100 Jahre Republik mit einer zum Glück nicht tausendjährigen Unterbrechung 🙂
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Wie wir. Interessant, das Klischee hat bei mir voll zugeschlagen, sorry. 😉🙏
Okay, ich fühle mich diesbezüglich total norddeutsch, mir sind auch die Bayern mit ihrem ganzen Schlössergedöns fremd.
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Schlösser mag ich schon, vor allem die meistens dazugehörigen Gärten und Parks 🙂
In Ö wurde übrigens auch der Adel abgeschafft. Es gibt seit 1918 keine „von“ mehr und die letzte Habsburgerkaiserin durfte jahrzehntelang nicht einreisen, weil sie nicht bereit war, auf ihre Adelstitel zu verzichten. Aber sie wurde dann doch mit großem Pomp und Trara in der Kapuzinergruft bei allen anderen Habsburgern begraben. * Ende der Geschichtsstunde* 🙂 😉
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Okay, da bin ich bei dir, Schlösser und Gärten sind was Feines.
Wir hier haben das mit dem Adel anders gelöst, aber zumindest öffentlich wird relativ wenig Gewese drum gemacht. Wobei ich andererseits aber nicht in der Position bin, das wirklich zu beurteilen, weil es mich ziemlich wenig interessiert. 🙂
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Was ich aus deinen Etüden definitiv gelernt habe, ist dass man beim Umgang mit verzauberten Fröschen immer eine Kunststoff- Vorratsdose parat haben muss – hoffentlich mit Luftlöchern..
Hat Spaß gemacht
Natalie
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Neee, na ja, ist ja bloß, dass er nicht zerdrückt wird, der Arme. Außerdem nimmt man halt, was gerade so rumsteht, nicht? Hätte sie sich vorher ein Croissant an der Tanke gekauft, wäre es wohl eine Papiertüte gewesen 😉
Meine politische Korrektheit lässt da manchmal zu wünschen übrig.
Freut mich, dass du dich amüsiert hast!
Liebe Grüße
Christiane 😁🌞🌼
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Huhu,
owei. Der arme Frosch. Schade, dass es nicht geklappt hat mit der Verwandlung.
LG Corly
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Wie, nicht geklappt? Ach, du hast die mittlere Etüde erwischt. Hier geht es weiter:
https://365tageasatzaday.wordpress.com/2019/07/04/froschkoenig-reloaded-abc-etueden/
🙂
Liebe Grüße
Christiane
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