Tattoo: zweieinhalb Jahre danach

Heute vor zweieinhalb Jahren und einem Monat (Jan. 2017) habe ich mich tätowieren lassen. Mein erstes und bislang einziges Tattoo, einer von den „Signature“-Löwen von Melina Wendlandt (Vaders.dye, Hamburg, Website, seit ich sie verfolge, furchtbar gehypt). Kennzeichen: Ornamente; Punkte und unterschiedlich dicke, zum Teil sehr feine Linien. Ort: Unterarm, links. (Wer damals noch nicht mitgelesen hat: Hier ist die Berichterstattung.)

Wie ist es mir also ergangen mit meinem Tattoo? Mit einem Wort: gut. Es ist völlig problemlos abgeheilt, ich habe mich an sämtliche Anweisungen gehalten, was zu tun (cremen, cremen, cremen) oder zu lassen war (Sonneneinstrahlung, Bäder, Sport, Kämpfe mit rauflustigen Fellträgern) – und langsam ist es zu einem Teil von mir geworden. Am Anfang hat es sich angefühlt wie ein großartiges Abziehbild, falls ihr die Dinger noch kennt. Danach wurde es normal … und ich fing an, mit anderen darüber zu diskutieren, ob die Linien so dünn bleiben würden bzw. inwieweit sie dicker werden würden. Nein, schon klar, sie bleiben nicht SO dünn. Das war mir klar, mehr nicht.

Ich bin ein völlig alltäglicher Couchpotato. Schön, ich sitze nicht vorwiegend fernsehend auf der Couch (Dudendefinition), sondern tippend am Computer, aber mehr Sport speziell für die Arme treibe ich nicht, ich bin auch nicht der Typ, der sich in Körperlotion ertränkt – und meine Haut ist keine 25 mehr, sondern eher das Doppelte. Ich habe einen Fellträger, der es liebt, sich mit mir zu prügeln, wenn er seine drolligen zehn Minuten hat, und dann bekomme ich den Arm manchmal nicht schnell genug weg von seinen Krallen oder Zähnen, was WEHtut und zum Teil sichtbare Spuren hinterlässt.
Abgenommen, und zwar einiges, habe ich in dem Jahr danach auch, was mit Sicherheit auf die Haut geht, vielleicht jedoch nicht primär am Arm. Normal also, oder? Leben halt. Also denke ich, was das angeht, bin ich ziemlicher Durchschnitt. Wobei so was wie mit den Linien last but not least auch individuell vom Typ abhängig ist, Stichwort Bindehaut und so.

Was findet man an Bildern im Internet? Meistens Fotos von frisch gestochenen Tattoos, erkennbar an der Rötung und einer leichten Schwellung um die frisch gestochenen Partien. Ein Tattoo wird ca. nach 6–12 Wochen als „geheilt“/“healed“ betrachtet; wer also unter diesem Stichwort sucht, findet meist Fotos mit Tattoos dieses Alters. Älter? Wenige, und davon überdurchschnittlich viele Katastrophen. Man kann es nicht oft genug predigen, dass ein Gang zum Tätowierer gut überlegt sein sollte, weil man das Ergebnis lebenslang mit sich herumschleppt, und dass man sich Arbeiten des-/derjenigen VORHER ansehen sollte. Die feinen Linien bei meinem Löwen hätten richtig schief gehen können, auch jetzt über die Jahre. (Wobei die Existenz von Fotofiltern selbst schon für das Handy die Glaubwürdigkeit von Fotos bei z. B. Instagram oder Facebook nicht wirklich steigert.)
Und was machen die Leute? Fallen bei einem Zug durch die Gemeinde oder im Urlaub besoffen im Tattoostudio ein, gern in Rudeln, und wundern sich danach. Tätowierer ist keine geschützte Bezeichnung. Jede*r Idiot kann sich im Netz eine Tätowiermaschine und Zubehör kaufen, ein paar YT-Videos gucken, sich einen Gewerbeschein zulegen und sich Tätowierer*in schimpfen. Und das Schlimme ist: Manche tun das auch.

Wo war ich? Ach so, das Foto. Als neulich Myriade in Hamburg war, habe ich sie gebeten, mein Tattoo zu fotografieren. Vergessen hatte ich, dass ich für das Vergleichsfoto damals stand – wenn man sich die Fotos ansieht, sieht der Löwe auf dem neuen etwas gestauchter aus, das kommt daher. Außerdem hätte ich mich besser um ähnliche Lichtverhältnisse bemüht, es ist draußen bei Sonne im Halbschatten entstanden, das erste indoor. Das Bild leidet daher leider unter schlechten Kontrasten, gerade an den Stellen, die mir wichtig sind: Ist da noch Weiß in den Augen? (Nicht auf dem Foto, aber ja: ganz schwach.) Berühren sich die Linien in dem Kopfschmuck des Löwen? (Hmmmmm. Auf dem Foto gibt es Stellen, wo man dran zweifeln könnte. Auf jeden Fall sind die Linien erheblich näher aneinandergerückt. ABER sie sind immer noch sehr erkennbar unterschiedlich dick.) Anyway, mea culpa, ich hätte vorher bisschen mehr darüber nachdenken können – über das Foto. So weit, dass die Linien mit der Zeit viel dicker werden könnten/würden und ich irgendwann „Matsch“ auf meinem Arm haben könnte, habe ich damals nicht gedacht, und das ist ganz allein meine Verantwortung.

Ganz wichtig: Ich will hiermit keinen in die Pfanne hauen, dies ist eher ein Service-Beitrag. Ich möchte die Veränderung meines Tattoos dokumentieren, weil ich solche Bilder nicht gefunden habe, als ich danach gesucht habe. Ich liebe diesen Löwen von Herzen und alles, wofür er steht.
Wie geht es euch mit euren Tattoos, über die Jahre gesehen? Hat schon mal wer ein Tattoo entfernen lassen oder gecovert – nicht, dass ich das vorhätte?

(Ob ich mit einem zweiten Tattoo liebäugele? Nicht mehr und nicht weniger als vor zweieinhalb Jahren, aber ich schließe es nicht aus und finde das Tattoo-Thema nach wie vor faszinierend.)

Es gibt ein Update! Tattoo: viereinhalb Jahre danach.

 

Tattoo: frisch vs. 2,5 Jahre | 365tageasatzadayQuelle: ichmeinerselbst, zumindest ist es mein Arm
UNBEDINGT groß klicken!

 

Update Adventskalender für die Etüden (danke, dergl): 15 Geschichten hüte ich bisher, inklusive meiner. Für drei weitere habe ich Zusagen, dazu gehört auch der Etüdenerfinder. Bisher schwächeln die Herren generell *tadelnden Blick in die Runde werf* (außer WERNER natürlich!), könntet ihr mal sagen, ob ich noch mit einer Einreichung rechnen kann? Wenn ihr mehr Zeit braucht, ist das okay, aber ich bräuchte eine verbindliche Ansage.

Wer von den Etüdenschreiber*innen bisher in der Sommerpause war und den Aufruf nicht mitbekommen hat: HIER NACHLESEN. Ihr habt regulär noch eine Woche.

 

45 Kommentare zu “Tattoo: zweieinhalb Jahre danach

  1. Das war interessant zu lesen. Auch für mich, die ich mit Tattoos wenig anfangen kann. Ich gucke sie mir an und sage „Gefällt mir.“ oder eben „Gefällt mir nicht.“, aber ich selbst hatte nie den Wunsch, mir eins dieser Bilder auf und in die Haut stechen zu lassen.

    Wenn ich mir nun deine beiden Vorher- und Nachher-Fotos anschaue, dann sind das für mich zwei unterschiedliche Tattoos. Klar, das Motiv ist dasselbe, aber es hat sich in meinen Augen stark verändert. Das meine ich völlig wertfrei. Irgendwie ist das doch auch schön, dass sich das Bild auf deinem Körper mit dir und deiner Haut verändert, mehr einzieht, weicher wird – eben genau so, wie sich dein Körper mit den Jahren auch verändert.

    Gefällt 5 Personen

    • Ich starre die Fotos immer noch an und bin völlig verliebt. ❤️ Allerdings finde ich das aktuelle Foto aus den genannten Gründen nicht aussagekräftig genug (ja, ich, ich bin so) – und nachdem ich laut darüber gemeckert habe, ist mir prompt eingefallen, dass ich sehr wohl einen Menschen mit Ahnung kenne, der besagtes Foto schießen könnte. Also Update to come, hoffentlich in den nächsten Tagen.
      Und ja: Das sind zwei verschiedene Tattoos, ich habe eben an dergl geschrieben, dass es sich „eingewachsen“ hat. Hat es eindeutig, jetzt ist „er“ ich und ich bin „er“. 😉
      Danke dir für die Anmerkung!
      Liebe Grüße
      Christiane

      Gefällt 1 Person

  2. Ja, das hast du schön zusammengefasst. Er ist sozusagen eingewachsen. 😀
    Ich habe oben was zum Adventskalender eingefügt – ich wusste doch, dass ich was Wichtiges übersehen hatte, danke …
    Liebe Grüße
    Christiane

    Gefällt 1 Person

  3. Liebe Christiane. Mir gefällt dein Löwe sehr, vor allem jetzt nach über 2 Jahren. Ich habe auch zwei (wohlüberlegte) Tattoos, die ich auch nach ca. 20 Jahren noch liebe. Die gehören einfach zu mir.
    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag, Susanne

    Gefällt 1 Person

    • Ja, man wächst zusammen, nicht? Und wenn es keine Spontanentscheidung war, dann ist auch gewährleistet, dass man sich lange Zeit damit wohlfühlt.
      Danke dir!
      Liebe Grüße
      Christiane 😁👍

      Gefällt 1 Person

  4. Guten Morgen, liebe Christiane,
    das erste ist eine Zeichnung, das zweite ein richtiges Tattoo. 😉
    Aber ich weiß, was du meinst. Ich habe meins auch geliebt, als es frisch war. Da hat man noch die Erinnerung ans Stechen, die Nervosität und die Bedeutsamkeit in sich. Das fehlt dann später. Meins ist jetzt 22 Jahre alt, etwas verblasst, mit unterbrochenen Linien. Ich wollte es schon nachstehen lassen. Aber dann wäre es nicht mehr das von damals und als solches mag ich es doch… Also bleibt es, wie es ist.
    Hab einen schönen Sonntag!
    Liebe Grüße
    die Hoffende

    Gefällt 1 Person

  5. Ich fand meine frischen Tattoos immer weniger schön als später. Bei Lineart kalkulieren die Tattoowierer ja das Verlaufen mit ein. So noch ein paar Jahren sehen so Linetatoos aus wie mit einem Füller auf Haut gemalt. Das finde ich toll. Auf jeden Fall ein sehr hübsches Tattoo. 🙂
    Grüße, Katharina

    Gefällt 1 Person

  6. Heute ist dein Tattoo eindeutig schöner als anfangs.
    Einprägsamer und sensibler!
    Aber dieser eine, wunderschöne löwenkopf reicht, liebe Christiane.
    Der fellträger hätte auch keinen Nebenbuhler im Haushalt.akzeptiert…
    Herzlichst, bruni

    Gefällt 1 Person

  7. Liebe Christiane, ich habe mich schon immer gefragt wie sich Tatoos verändern. Nun ist deins erst 2,5 Jahre alt und du warst auch keine zarte 20 Jahre mehr als du es dir hast stechen lassen … mir geht es vor allen Dingen auch immer darum, junge Haut ist straff und elastisch, ältere Haut wird faltiger und weicher, wie sich das wohl auswirkt? Ja schade, dass es dieses Vorher/Nachher nicht gibt, aber das wäre vielleicht geschäftsschädigend – lach …
    ich habe kein Tatoo und werde mir auch keins mehr zulegen, obwohl es Zeiten gab, in denen ich mit einem liebäugelt habe, bei mir wäre es eine Stiersilhouette gewese, die ich mal in einem Tatoomagazin entdeckte.
    Gut, dass du an die Adventetüden erinnerst, ich hatte den Zeitrahmen aus den Augen verloren, aber die Worte gestern mal näher studiert, sie stehen hier auf einem Zettel in meinem Zettelkasten und rufen … 🙂
    Herzliche Sonntagabendgrüße
    Ulli

    Gefällt 1 Person

    • Liebe Ulli, ich glaube, wer 20 oder 30 ist, den interessiert nicht, wie ein Tattoo in 20 Jahren aussehen wird. Irgendwie halt, und? Das ist das Alter, in dem sich viele unverwundbar fühlen, egal, was sie alles an Blessuren mit sich herumtragen.
      Mein Tattoo ist an einer Stelle, wo die Schwerkraft *grins* noch nicht so schnell ansetzen wird, hoffe ich jedenfalls, von daher sehe ich dem Altern der Haut mit Fassung entgegen. Das war eine „Wann, wenn nicht jetzt“-Entscheidung – aus Gründen. Punkt. Wenn es irgendwann mal hässlich sein sollte (und ich hoffe/denke halt, dass es das für mich nie sein wird), dann überlege ich mir was, aber noch nicht jetzt.
      Du hast damals erwähnt, dass du mit einem Tattoo geliebäugelt hattest, aber nicht erzählt, was es war. Eine Stiersilhouette? Klingt nach einer Geschichte(?), denn ich vermute, es ist mehr als ein purer Sternzeichenbezug.
      Nimm dir ruhig Zeit für die Adventsetüde, wenn du welche brauchst, dir glaube ich, wenn du sagst, dass ich sie von dir noch rechtzeitig bekomme.
      Herzliche Grüße zur Nacht zurück
      Christiane

      Gefällt 1 Person

      • Danke fürs Vertrauen, liebe Christiane 🙂
        Und ja, mit 30 denkt man noch nicht an die Falten, die man/frau dann ab vierzig sich vermehrend wahrnimmt …
        Ich kann mich noch gut an deinen damaligen Prozess erinnern … und ich denke, dass dein Löwe bei dir bleiben wird, solange du lebst!
        herzlichst, Ulli

        Gefällt 1 Person

  8. Meine Tattoos sind schon – ich glaube – 25 Jahre alt. Das auf dem Rücken sehe ich ja eher selten – aber als ich mal wieder einen Blick riskierte war ich schon auch enttäuscht. Ich habe ein Tribal mit einer Drachenschlange. Das ist wirklich ziemlich verwaschen. Da könnte man echt mal nachstechen und nacharbeiten. Das auf der Wade – das ist eh damals schon bisschen Schraffiert an den Rändern – da fällt es nicht so auf.
    Mein Mann hat sich vor 4 Jahren eines Covern lassen – ist immer schwierig, da man viel dunkle Farbe brauch. Es ist gut geworden – aber auch wuchtig. Aber wenn, dann geh zu einen Coverup-Spezialisten. Die machen meist fast nur das und sind dann richtig gut drin.
    Aber ich denke nicht, dass du ein Coverup brauchst – mir gefällt dein Löwe

    Gefällt 1 Person

    • Covern: Weiß ich, und ich weiß auch, dass die Cover immer RIESIG werden, weil die meisten Künstler das Originaltattoo gern irgendwo unter Fläche verstecken.
      Aber NEIN, auf keinen Fall denke ich, dass mein Löwe gecovert werden muss! Ich finde ihn super-hübsch! Es ist halt so, dass ich mich in ein Thema erst mal reinhänge, wenn es neu ist und mich interessiert, und da habe ich mir im Fernsehen spätnachts echt alles Mögliche reingezogen – zum Teil sehr obskure Sachen und sehr interessant.
      Tribal heißt, dass deine Drachenschlange durchgehend schwarz ist? Und, weil Rücken, eher größer? Was würdest du aufarbeiten lassen?
      Liebe Grüße
      Christiane

      Gefällt 1 Person

      • Genau, das Cover von meinem Mann ist um einiges Grösser als das Ursprüngliche.

        Bei mir ist nur das Tribal schwarz, die Schlange ist bunt. Würde ich heute auch nicht mehr machen. Vorallem das Gesicht der Schlange müsste herausgearbeitet werden, das ist schon wirklich sehr verschwommen. Gross ist es, der halbe Rücken. Ich denke, das wäre auch wirklich eine schwierige Aufgabe, wenn es überhaupt möglich wäre.
        Aber da ich es eher selten sehe, werde ich es wohl nicht machen. Wenn es aber direkt in meinem Blickfeld wäre, dann würde es mich schon irgendwann stören.

        Liebe Grüsse

        Gefällt 1 Person

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.