Übel gelaunte Irgendwie-Etüde | abc.etüden

Stimmungsmäßige Gemengelage: trüb.
Weltpolitik? Bitte nicht.
Griechenland? Die Bilder brechen mir schier das Herz. Meine Mutter ist 1948 aus Ostpreußen geflüchtet, irgendwas dockt da über die Generation hinweg an, wenn ich zerstörte Städte und flüchtende Menschengruppen sehe.
Corona? Ach, geh mir weg. Drei Viertel der Deutschen sähen laut Umfrage die Lage „gelassen“, so die Medien, heute Morgen gehört. Okay, ein Viertel nicht, das ist die Kleinigkeit von gut 20 Millionen. 20 Millionen Menschen, die auf jeden Mist fliegen, den die Presse sich ausdenkt, die Desinfektionsmittel, Mundschutze, Klopapier und Nudeln hamstern, als ob sie ansonsten den kommenden Sonnenuntergang nicht mehr erlebten, geschweige denn den nächsten Tag, und die Umwelt mit ihrer Gier und Panik vergiften. Hallo? Geht’s noch?
Natürlich, wer gesundheitlich bereits angegriffen ist, der muss sich vorsehen, gar keine Frage. Aber der Rest? Beim Einkaufen vermeide ich den Blick auf die Schlagzeilen der Revolverblätter, danke, mir ist schon schlecht. Katzenfutter scheint wenigstens noch nicht gehortet zu werden.
Ich warte irgendwie drauf, dass die Verschwörungstheoretiker sich als Whistleblower herausstellen, so absurd finde ich das Theater.

Und immer wieder Griechenland und dieses Gefühl der Hilflosigkeit angesichts des Elends und der Verrenkungen der hohen Politik. Ich weiß, dass ich in Europa warm und trocken sitze und im Vergleich nichts, aber auch gar nichts auszustehen habe, und mir ist auch bewusst, dass andere dafür die Zeche zahlen und ich ganz simpel Glück hatte, hier geboren zu werden. Hilft mir das? Nein.
Gerda schreibt heute an Ulli: „… das Gefühl der Hilflosigkeit wird gemildert, wenn man EINEM Menschen beisteht.“ Ja, stimmt, das passt zu meiner eigenen Erfahrung. Und „Trust Love“ – gestern gesprayt gefunden. Wenn überhaupt was stimmt, dann das. Schwierig ist es trotzdem. Gerade jetzt.

Ein Lächeln ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen. Ansteckungsfrei.

Kommt gut durch die nächste Zeit und bleibt gesund!

 

abc.etüden 2020 10+11 | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay, bearbeitet von mir

 

Für die abc.etüden, Wochen 10/11.2020: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Corly mit ihrem Blog Corlys Lesewelt und lauten: Sonnenuntergang, warm, fliegen.

Ihr Lieben, ich bin heute Nachmittag/Abend und morgen so gut wie nicht online, wundert euch also bitte nicht, wenn meine Kommentare vorerst ausbleiben, ich hole sie nach … 🙂
Aber ich wollte den Text veröffentlichen, damit er mir nicht mehr auf der Seele liegt.

 

Trust love | 365tageasatzadayQuelle: ichmeinerselbst, Anklicken macht groß

 

Alle Fotos von dieser Woche.

 

52 Kommentare zu “Übel gelaunte Irgendwie-Etüde | abc.etüden

    • Doch. Dir. Man hat mich auch zum „Nicht-Jammern“ erzogen. Aber manchmal hilft es, einfach zu sagen: Es ist zu viel, ich halte das nicht gut aus, ich weiß nicht, was ich tun kann oder soll. Wenn du das nicht tust – steht es dir auf deiner Stirn geschrieben? Nein. Kommunikation hilft. Meistens.
      Ich sende dir ein, zwei, drei Lächeln 😀😀😀 und bedanke mich, dass du mir sagst, dass ich nicht allein damit bin. ❤️
      Liebe Grüße
      Christiane 😏😺👍

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  1. Nix tun können stimmt ja nicht. Ständig sind hier in Berlin irgenswelche Demos. Nix bewirken können, das vielleicht. Auch ich sitze hier warm und trocken.
    Danke für deine Gedanken 🙂

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    • Ich habe nach Demos selten das Gefühl, was „getan“ zu haben. Ist einfach nicht mein Ding. Aber ich verstehe, was du meinst. Danke dir.
      Liebe Grüße
      Christiane 😁🍷👍

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  2. Bei so starrer Haltung (wir verteidigen unsere Aussen- und Innengrenzen) kann man wirklich nur die Faust in der Tasche ballen. Was hilft es, „seinem“ Bundestagsabgeordneten die Leviten zu lesen, wenn er denn doch unter Fraktionszwang steht und das gesunde Empfinden ausgehebelt wird?

    Aber sei versichert, liebe Christiane, mit Deinen Gedanken stehst Du nicht alleine!

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  3. So, Gefühlslagenanflüge habe ich die letzten Tage auch immer wieder, vor allem wenn ich auf Social Media unterwegs bin. Es gibt auch von da soviele Berichte über Griechenland und gleichzeitig so viel Hass gegen die Menschen, die dort leiden. Ist aber schön zu lesen, dass es noch viel mehr Menschen gibt, die sich eben so hilflos fühlen. Das heißt, dass die Welt doch voll von Mitgefühl und nicht Hass ist.

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    • Grundsätzlich glaube ich an das Gute, auch an das im Menschen, so bescheuert wie das gerade klingt. Nur manchmal bin ich echt verzweifelt und sehe schwarz, nicht bunt.
      Danke dir.
      Liebe Grüße
      Christiane 😀😺🍷👍

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  4. Du sprichst vielen mit jedem deiner Sätze aus der Seele, liebe Christiane und dazu das Kunststück, diesen Text als Etüde zu „verpacken“ .
    Mich lähmt all das momentan total, nimmt mir die Lust am Schreiben, ja, sogar am Reden und ich komme mir so hilflos vor und möchte mich ins nächstbeste Mauseloch verkriechen, bis all dieser Spuk vorbei ist.

    Liebe Grüße,
    absolut solidarisch und ebenso empfindend,
    Anna-Lena

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    • So ist es. Und gefühlt wird es immer schlimmer, nicht besser, ich komme aus dem „Darf doch wohl nicht wahr sein, das können die doch nicht ernst meinen“ gar nicht mehr raus. Furchtbar.
      Ich empfinde das auch so, aber man darf sich nicht verkriechen. Nicht dauerhaft.
      Schön, dass du mich verstehst 🤗
      Liebe Grüße
      Christiane 😀😺🍷👍

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  5. Hui, schon der Titel ist grandios. Und zum „nicht jammern erzogen“ in deinem Kommentar, da steckt echt was drin, wo sich sicherlich viele wiederfinden.
    Und das alles in einer Etitüde verarbeitet, was gar nicht auffällt.
    Dennoch der Schlenker hin zu einem guten Wochenende, auch nach HH!
    Viele Grüße!

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  6. Hi Christiane,

    ich finde du hast es gut auf den Punkt gebracht. Bliebe wenig für mich daran zu kommentieren.
    Ich finde auch, wie du und einige Vorkommentierer schon angeführt haben, dass die größte Herausforderung jetzt ist, dass wir uns eben nicht verkriechen aufgrund all der schlechten Neuigkeiten. Sondern eben gerade jetzt die positiven Dinge und „Kleinigkeiten“ finden und herausstellen. Und zur Not selber welche herstellen und schreiben.

    Ist nicht einfach, aber in meinen Augen gerade jetzt das Beste was man tun kann.

    Ich für meinen Teil werde mir heute ne neue Küche bauen mit ca. 150 Metern Arbeitsfläche. Einfach so, weil Herzenswunsch meiner Frau 🤣🥳😉

    Mit der Sicherheit, dass alles wieder besser wird…

    Viele Grüße, René

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    • Natürlich hast du recht. Und wenn du deiner Frau/dir eine neue Küche bastelst, ihr hinterher immer noch verheiratet seid und Kind und Kater wohlauf sind, dann gehörst du zu meinen persönlichen Helden des Wochenendes … 😉
      Sonntagsgrüße
      Christiane 😁☕🥐🌞👍

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      • Also das mit dem Basteln lief und läuft soweit hervorragend. Zumindest in Teilen. Weil, wie es dann manchmal so geht, gab es das wichtigste Teil bei Ikea genau an diesem Tag nicht. Davon abgesehen ist so ein Ikea-Besuch ja auch immer ein bisschen eine Herausforderung an eine Ehe. Zum Glück sind wir da stabil 😄😄

        Hat trotzdem Spaß gemacht und es sind alle wohlauf 😃

        Schönen Sonntag,
        René

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    • 150 Meter Arbeitsfläche😍. Kann man dich ausleihen? Aber ganz im Ernst, ich bekomme gerade einen Hoffnungsschimmer. Bei so vielen Blogs herrscht derselbe Grundtenor wir hier, dieses „wir wollen uns aber nicht unterkriegen lassen“, da muss doch was möglich sein. Obwohl, dieser Kosmos hier ist ja auch eine Art Filterblase.
      Aber eine gute….

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      • Hallo und willkommen! 🌞Ja, klar ist auch mein Blog eine Filterblase, nur dass hier überwiegend Menschen kommentieren, die sich (und mich) oft schon über Jahre hinweg kennen. Ich lasse meinen Frust selten in dieser Form von der Leine, von daher ist dieser Eintrag nicht typisch, aber ich war vorgestern gerade so in einer Stimmung, aus meinem Herz keine Mördergrube machen zu wollen.
        Und wenn ausgerechnet das dir einen Hoffnungsschimmer verschafft, dann freue ich mich. Denn wir sind viele, auch außerhalb meiner Blog-Blase. Die Schreihälse sind halt nur lauter.
        Liebe Grüße
        Christiane 😁☕🥐👍🌞

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        • Die Beobachtung, dass auch im realen Leben die meisten Menschen ähnlich denken wie du und ich, die mache ich zum Glück auch.
          Das wäre ja auch sonst nicht zum Aushalten! Da ich in der Jugendarbeit ehrenamtlich unterwegs bin, habe ich im Lauf der Jahre logischerweise Accounts in den unterschiedlichsten sozialen Medien eröffnet, und was so an geistiger Gülle bei Facebook, Instagram und Co, aber auch in den Onlinekommentaren sogar der seriösen Presse ausgeschüttet wird…
          Du hast recht, die Krawalltüten sind lauter. Und das sollten wir uns nicht gefallen lassen.
          Außerdem muss Frust auch mal raus.
          Liebe Grüße
          Anja von @annuschkasnorthernstar

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          • Hallo Anja, ich lese Onlinekommentare (auch in der seriösen Presse) aus genau den Gründen eigentlich nur noch in Ausnahmefällen und beneide dich nicht. Ich habe irgendwann mal Berichte gesehen, die meinen Eindruck von manchen Schreibern bestätigten: Die stehen morgens auf und gehen an den Rechner, um andere systematisch niederzumachen, völlig unabhängig vom Thema, von dem sie gar nicht besonders viel verstehen (müssen). Hauptsache, Hass auskotzen …
            Ohne mich. Daher wirst du hier einen eher fröhlichen, respektvollen Umgangston vorfinden, jedenfalls bei den meisten, der kleine Rest wiederum hält sich in der Regel eh nicht lang …
            Herzlich zurück
            Christiane 😀

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          • Und ich denke genau das ist der Punkt, liebe Christiane. Denn es ist mittlerweile einfach unabhängig vom eigentlichen Thema. Ich lese seit ein paar Monaten ab und zu (wieder) Fussball-Blogs. Das kannst du echt teilweise nicht mehr anbieten was da manche ablassen. Ohne Rücksicht oder die Bereitschaft einen anderen Gesichtspunkt auch nur anzuhören.

            Und genau darum gebe ich kaum was auf dieses ganze Armageddon-Gebrüll. Denn man könnte in diesen Kommentaren das Wort „Corona“ schlicht gegen „Hertha“ oder „Bundesliga“ tauschen, und es würde kaum auffallen.

            Vielleicht etwas stark vereinfacht, aber you get the idea 🙂

            VG, René

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          • Ich sollte vielleicht noch dazusagen, dass es nicht die Jugendlichen sind, von denen der Mist kommt. Sondern Bürger meiner Stadt, die gruselige Kommentare an die Tageszeitung schicken und alle möglichen Trolle, die sich überall ungefragt auskotzen. Unabhängig davon, ob es zum Thema passt.
            Manchmal erliegen ich der Faszination des Grauens, aber meist tu ich mir das nicht mehr an. Meist erreicht man die sowieso nicht mit Sachargumenten.
            Einen schönen Abend🙂

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          • Ich hatte gerade der Christiane geschrieben, was ich aktuell manchmal in Fußball Blogs so alles lese. Und ich weiß total gut was du meinst. Aber wie gesagt, ich denke das ist mittlerweile auch Themen unabhängig was und wie dort diskutiert wird.

            Und ich behaupte, das machen wir hier ein bisschen anders. Darum macht es auch so viel Spaß hier in dem Rahmen zu schreiben 😉

            VG, René

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          • Da gebe ich dir in allen Punkten komplett recht.
            Vor ein paar Tagen habe ich allerdings mal spaßeshalber im WordPress Reader „Politik“ als Stichwort eingegeben. Da ploppten auch einige Sachen auf, wo ich mir dachte, da schau ich lieber nicht rein, sonst werde ich demnächst vom Verfassungsschutz beobachtet😉. Aber wir haben ja die Wahl und hier gefällt es mir sehr gut.

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          • WP ist nicht die Insel der Seligen. Aber wie du schreibst, man kann es sich ja aussuchen, wo man liest.
            Freut mich, dass es dir gefällt. 😀🌞👍

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      • Ja, ich arbeite gerade an einem Leihmodell. Das gilt übrigens dann auch für die Arbeitsfläche, die ich quadratmeterweise vermieten will / muss 😉

        Und schön, dass es dir hier auch etwas Hoffnung gibt. Denn ja, bad news gibt es aktuell genug. Und lieber konzentrieren wir uns auf das Positive. Denn da gibt es mehr als einem die Schreihälse glauben machen wollen 🙂

        VG, René

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  7. Alleine bist du sicher nicht! Und ich denke, wer in Moment kein Unbehagen empfindet, muss schon sehr abgestumpft sein.
    Trotzdem liebe Grüße!
    Viola.

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  8. Ein guter Text, liebe Christiane, den ich nur unterschreiben kann und niederdrückend ist es , was es an Neuigkeiten gibt.
    Elend, Not, Kriege, Zerstörung und nun auch noch die künstlich geschürte Angst vor dem corona-Virus…

    Wo sind die Farben geblieben, wo die unbeschwerte Freude, nein, es sieht nicht gut aus in der Menschenwelt…

    Und doch liebe Grüße in den Sonntag von Bruni

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    • Es hilft nichts, als wachsam zu bleiben und sich nicht unterkriegen zu lassen, liebe Bruni, aber manchmal bin ich einfach nur gefrustet.
      Sonntagsgrüße an dich zurück
      Christiane 😀🌞☕🥐👍

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      • Gefrustet sind wir alle hin und wieder und manchmal mehr als sonst…
        Entspannung jeder Art hilft, liebe Christiane
        Liebe Grüße von Bruni

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  9. Ein sehr guter und zudem eleganter Text (ich fand zunächst die drei Worte nicht).
    Ja, dieses Vielfachberichten über die Corona-Krise hilft gerade vielen Angstkranken. Wie sollen die sich wehren?

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    • Ich dachte, der Sonnenuntergang wäre schon ziemlich auffällig 😉
      Wer sich über so etwas (für die meisten) Unkonkretes aufregt und hineinsteigert, hat einen Grund, und der ist in der Regel nicht durch Angst vor Ansteckung begründet.
      Man kann nicht weghören, es ist ja überall. Aber ich wünsche jedem, der sich fürchtet, einen Ansprechpartner in seinem Umfeld, der ihm emotionalen Halt bietet und ihn beruhigt.
      Liebe Grüße, schönen Sonntag dir, lieber Gerhard
      Christiane 😉☕🥐🌞👍

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  10. Ich bin spät dran, liebe Christiane, und lese jetzt auch nicht alle Kommentare zuvor.
    Gerda hat einerseits Recht, andererseits ist mir das zu theoretisch, erst wenn jede*r von uns uns einen Mensch zu sich nimmt oder betreut können wir wirklich etwas dazu sagen –
    Ansonsten kann ich deiner Etüde nur traurig zunicken. Dazu kommen Zweifel, ob ich mit meinem Matschkopf überhaupt irgendwas verstehe und richtig verstehe. Ich nehme in mir eine gewisse Krawallbereitschaft wahr?!
    Liebe Grüße
    Ulli

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