Als mein Schatz gegangen
Mein Zimmer hat nur Wände,
Und Fenster hat es keine,
Denn als mein Schatz gegangen,
Saß ich mit nassen Wangen,
Fand, daß die Sonne blende.
Ich schickte meine Hände,
Sie schleppten Mauersteine.
Sie bauten auf der Stelle
Mit Mörtel und mit Kelle
Für meine Seelenruh
Die lauten Fenster zu.
Niemand sieht’s, wenn ich weine.
Statt Licht sind um mich Steine,
Und tröstend dunkle Wände.
Die Trän‘ findet allein
Den Weg in meine Hände.
(Max Dauthendey, Als mein Schatz gegangen, aus: Singsangbuch. Liebeslieder, in: Gesammelte Gedichte und kleinere Versdichtungen, Albert Langen, München 1930, S. 158)
Zu spät
Du kamst zu mir in der stillen Nacht,
ich habe die Tür nicht aufgemacht!
Du riefst mich mit zitterndem Liebeswort,
ich wies dich barsch von der Schwelle fort.
Da gingst du von dannen, stumm und schwer,
mein reuiges Wort fand dich nicht mehr.
Nun stehe ich nächtens an Brücken und Steg,
doch gehst du weitab, weitab deinen Weg.
Wie ein Lockvogel sing ich dein Lied ohne Ruh,
doch trägt dir’s kein Hauch barmherzig zu.
Und selbst meinen Schrei aus Sehnsucht und Not
vertändelt der Wind in Blumen rot.
(Karl Bienenstein, Zu spät, aus: Aus Traum und Sehnsucht, 1898, Online-Quelle)
Verloren
Mein Schiff von seiner Hoffnung Hauch getrieben,
Zog allzu fröhlich in die blaue Ferne.
Mein Herz war allzu freudbereit zu lieben –
Nun ziemt es ihm, daß es verzichten lerne.
Mir träumte einst von ewig blauen Tagen,
Von roten Rosen, rankend an Zypressen,
Von Wogen, die im Schoße Perlen tragen,
Von einem Glück, das nie mehr zu vergessen –
Vorbei! Vorbei! Hier rauscht durch rauhe Bäume
Nur dieses Nordwinds mörderisches Tosen!
Weit, weit im Süden welken meine Träume
Und fremde Hände brechen meine Rosen …
(A. de Nora (Anton Alfred Noder), Verloren, aus: Hochsommer. Neue Gedichte, 1912, Online-Quelle)
9. [Und vergib mir]
Und vergib mir:
Ich tat,
Was Gott allein zu tun geziemt:
Nahm deine Hand für meine,
Dein Herz für meines.
Mich verwirrte
Die schöne Nacht,
Der goldne Stern im Strauch
Und dann der namenlose Duft der Linde.
Verzeih.
(Klabund, Und vergib mir, aus: Das heiße Herz (Gedichte. Oden.), 1922, Online-Quelle)
Quelle: Nick Fewings auf Unsplash
Von Hoffnung, Liebe und Schmerz zum Liebeskummer … Ich glaube, ich hatte wirklich noch nie explizite Liebeskummer-Gedichte in den Montagsgedichten. Na, einmal ist immer das erste Mal, und was bietet sich besser an als der Wonnemonat Mai? 😉
Kommt gut in und durch die neue Woche!
Oh, Frage off topic: Wird gerade jemand von euch auch so zugespammt? Ich hatte seit gestern Mittag 250 Spam-Einträge, immer nur eine spanische Zeile, und das geht jetzt in die zweite Woche und ist doch sehr lästig …
Guten Morgen, liebe Christiane, das sind Wasser auf meine Mühlen. Seufz…
Jetzt Kaffee und dann: wird schon wieder werden.
Dir einen guten Tagesbeginn und eine gute Woche.
Liebe Grüße
Ulli 🌞☕🌺👌
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Klar, es geht immer irgendwie weiter, liebe Ulli. Irgendwie … 😉
Liebe Grüße
Christiane 😁☕🍪⛅😉
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Liebeskummer – die Quelle aller Literatur. Ich lasse Dir mal den James Krüss dazu da, Video ist zum Schluß ein wenig kitschig, mir ging es aber um den Text und der wäre vielleicht noch nicht bei Deinem strengen Regiment anders zitierfähig -:)))
Im Garten des Herrn Ming (Link zum YouTube-Video)
Lieber Gruss in Deinen Morgen, liebe Christiane
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Ich hab deinen Kommentar editiert, liebe Karin, und den YT-Aufruf hinter einem Link versteckt. Danke dir dafür, der ist wirklich total niedlich. So ist es halt 😁
Liebe Grüße aus einem grauen Hamburg
Christiane 😁😺☕🍪👍
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Das mußt Du mir demnächst mal erklären, wie ich das auch machen kann, ich finde Links eh besser als immer gleich das ganze Video.
Meine Meischen sclüpfen, große Aufregung, Kater ist drinnen -:)))
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Draußen am alten Apfelbaum hängt ein Kasten, in dem sind Kohlmeisen. Ein LÄRM! Meiner wird versuchen, sie zu kriegen, wenn sie herumflattern, das weiß ich jetzt schon.
Ich weiß nicht, ob man das beim direkten Kommentieren gleich so einbauen kann – ich kann es jedenfalls nicht, ich editiere auf meinem Blog immer nachträglich.
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Guten morgen, hast du Liebeskummer ? Das tut mir leid, aber es vergeht, irgendwie
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Guten Morgen, wer kennt denn keinen Liebeskummer? Den muss man doch nicht haben, um die Gedichte schön zu finden, oder?
Liebe Grüße
Christiane
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Oh je, Liebeskummer – da war doch was? Lange her! Trotzdem einen schönen Tag!😍
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Lange her, echt? Dann bist du hoffentlich glücklich und zufrieden.
Auch dir einen schönen Tag! Komm gut in die neue Woche!
Liebe Grüße
Christiane 😁☕🍪👍
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Liebes- und Liebeskummer-Gedichte finde ich schwierig. Schreiben kann ich sowas schon gar nicht und die wenigsten gefallen mir. Das von Noder finde ich aber gut, weil ich den letzen Vers unfassbar gut finde; und Klabunds mag ich auch, weil es so unverblümt ist.
Hab einen schönen Start in die Woche. 🙂
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Ich finde den Klabund traumhaft gut. Vielleicht bin ich aber auch nur gerade so drauf 😁
Liebe Grüße
Christiane 😉☕🍪👍
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Wunderbar, Max Dauthendeys Gedicht!
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Ja, Dauthendey hat immer wieder was, finde ich auch. Schön, dass es dir auch so geht! 🙂
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Karl Bienensteins Gedicht beschreibt wunderbar eine Not, die wir wohl alle kennen.
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Interessant, dass du dir da so sicher bist. 😉
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Du nicht?
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Nein. 🙂
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Anton Alfred Noder gefällt auch sehr…jaja, das mit den fremden Rosen…
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Das ist ein Gedicht über enttäuschte Träume. Dass „fremde Hände“ seine Rosen brechen, ist nicht zwangsläufig, aber folgerichtig …
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Klabunds Gedicht ist auch beredt.
„Nahm deine Hand für meine“ – ja, später kann der Vorwurf kommen: Wieso nahmst Du meinen Hand! Damit fing alles an…
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Ich mag den Klabund am liebsten von den heutigen vieren.
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Wieso?
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Kann ich nicht erklären, sorry. Für mich hat es einen besonderen Zauber.
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Das von Dauthendey und das von Klabund – seuuuuuufz… schwelg… ach ja, ach ja… 🙂
Kein Spam bei mir, nur die üblichen Desinfektionsmittelanbieter…
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Spam: Seit heute früh 08:10 103 neue Einträge.
Ansonsten schwelge und heule ich mit, je nachdem, wie gewünscht 😉
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Heute ist schwelgen angesagt… 🙂
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Na dann? Ich bin dabei 😁👍
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Liebeskummergedichte, und das im Wonnemonat Mai, in dem doch so manche Liebe erst beginnt *lächel*
Ich hab sie alle mit großem Interesse gelesen, liebe Christiane, und siehe da, ich blieb irgendwo hängen, wo es mich sehr berührte und zu meinem eigenen Erstaunen war es ein Name, mir gänzlich unbekannt, aber seine Worte so klar und präzise und als sei er mit sich selbst sehr ehrlich gewesen, als er schieb – Karl Bienenstein – oder mit seinem lyrischen Ich…
Du bist eine Fundgrube, Christiane!
Liebe Grüße in die Nacht von Bruni
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Ein Österreicher, der Bienenstein, liebe Bruni, ich kannte ihn vorher auch nicht. Ich bin immer glücklich, wenn ich derartige Perlen ausgraben kann. Und danke für die „Fundgrube“, das will ich wirklich gerne sein, gerade bei Gedichten.
Liebe Grüße am Morgen
Christiane 😁🌞☕🍪👍
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Bist Du auch, weißt Du doch 🙂
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🙂
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