Vom Sommer und dem Wandern

 

Über den Bergen

Über den Bergen, weit zu wandern,
sagen die Leute, wohnt das Glück.
Ach und ich ging im Schwarme der andern,
kam mit verweinten Augen zurück.
Über den Bergen, weit, weit drüben,
sagen die Leute, wohnt das Glück …

(Carl Hermann Busse, Über den Bergen, aus: Gedichte, 1892, 4. erw. Auflage 1899. Online-Quelle)

 

Wir sind ganz angstallein

Wir sind ganz angstallein,
haben nur an einander Halt,
jedes Wort wird wie ein Wald
vor unserm Wandern sein.
Unser Wille ist nur der Wind,
der uns drängt und dreht;
weil wir selber die Sehnsucht sind,
die in Blüten steht.

(Rainer Maria Rilke, Wir sind ganz angstallein, aus: Die frühen Gedichte (Gebet der Mädchen zur Maria), Online-Quelle)

 

Sterne wandern durch die Weiten

Sterne wandern durch die Weiten;
ferne Wasser singen sacht.
Möcht mein Herz mir schier entgleiten
in den Silberglanz der Nacht.

Menschenleid und Menschenfehle
sind so fern und erdenweit –
Gib, o Nacht, doch meiner Seele
deiner Reinheit Sternenkleid!

(Rudolf Koch (Wikipedia-Artikel), Sterne wandern durch die Weiten, Online-Quelle, bessere Quelle gesucht!)

 

Quelle: Pixabay

 

Kommt gut in und durch die neue Woche!

 

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32 Kommentare zu “Vom Sommer und dem Wandern

  1. Liebe Christiane,
    danke dir.
    Am liebsten mag ich den Rilke – und das Wort „angstallein“ rührt mich.
    Außer Wehmut und Sehnsucht zieht sich für mich durch alle diese Texte auch ein Gefühl des Allein. Vielleicht schon fast der Einsamkeit. Und ein Hauch von Melancholie schwebt wie ein Schleier über den Worten.
    Herzlich
    Judith

    Gefällt 2 Personen

    • Ja, ganz genau so ging es mir auch. Ich habe mich von dem ersten Gedicht berühren lassen und dachte: hm, warum nicht. Sowieso gehört Melancholie zu meiner geistigen Grundausstattung.
      Schön, dass dir die Gedichte auch so gefallen.
      Liebe Grüße
      Christiane 😀

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    • Wie mich das freut! Immer ist es so, dass viele ein Gedicht finden, das sie persönlich anspricht und etwas in ihnen berührt … und dann bin ich happy, denn das ist der Lohn für die Mühe. Danke dir! 😁
      Liebe Grüße
      Christiane 😁🌕🍷👍

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  2. Setsam heute, wie verteilt die Meinungen sind, aber mir ist diesmal Carl Hermann Busse der liebste der Dichter.
    Ist es nicht wirklich so, daß wir es suchen wie alle andern und doch reicht es für den einzelnen nicht, der so ganz andere Vorstellungen hat…

    Liebe Abendgrüße von Bruni an Dich

    Gefällt 2 Personen

    • So ist es, liebe Bruni. Aber wie immer finde ich es gut, dass die Vorlieben so unterschiedlich sind – schließlich sind es auch sehr unterschiedliche Gedichte 😁
      Mich hat jedes einzelne Gedicht auf seine Weise bezaubert.
      Liebe Grüße in deinen Abend 🌕
      Christiane 😁🍷👍

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  3. Was ist bloß mit Carl Hermann Busse passiert?! Vielleicht hat er sich verausgabt (was leicht passieren kann)?! Oder er hat einen „Höhenrausch“ erlebt?

    „Weil wir selber die Sehnsucht sind“…Ja, Rilke ist melodramatisch, so könnte man sagen. Denn Sehnsucht, so meine ich, tragen nur die wenigsten mit sich rum 🙂

    Koch beschwört das Nichterleben der „Menschenfehle“ da oben. Das ist ein Trug, denn ist man zurück, brandet es einen an. Oder man schirmt sich grundsätzlich völlig ab.

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    • Weißt du, lieber Gerhard, manchmal wäre es völlig okay, einfach zu sagen: Tut mir leid, ich kann mit keinem der drei Gedichte so richtig was anfangen. Ich weiß ja, dass du regelmäßig reinschaust.
      Liebe Grüße, hab einen guten Tag
      Christiane, die sich ohne Sehnsucht verloren vorkäme 🙂

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      • Zu allen Gedichten stehe ich positiv.

        Was ist bloß mit Carl Hermann Busse passiert?! Vielleicht hat er sich verausgabt (was leicht passieren kann)?! Oder er hat einen „Höhenrausch“ erlebt?

        Damit meinte ich lediglich: Wie kann man das Erlebnis interpretieren? Mehr nicht.
        Ich las das Gedicht gerne.

        „Weil wir selber die Sehnsucht sind“…Ja, Rilke ist melodramatisch, so könnte man sagen. Denn Sehnsucht, so meine ich, tragen nur die wenigsten mit sich rum 🙂

        Auch hier kritisierte ich Rilke nicht. Mir fiel nur seine Wortwahl auf. Sensucht habe ich auch: Nach einem sorgenfreien Leben etwa.

        Koch beschwört das Nichterleben der „Menschenfehle“ da oben. Das ist ein Trug, denn ist man zurück, brandet es einen an. Oder man schirmt sich grundsätzlich völlig ab.

        Menschenfehle erlebt man z. Zeit ständig in den Social Media, finde ich.
        Aber auch hier gefiel mir das Wort Menschenfehle.

        GENERELL kann man sich leicht missverstehen. Gerade mit geschriebenem Wort. Das ist nichts Neues, doch hier tut es mir etwas weh. Weil wir immer einen feinen Austausch hatten.

        Schönen Tag Dir!

        Gefällt 1 Person

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