Das Weihnachtsessen | Myriades Impulswerkstatt

Der Schnee fiel in dicken Flocken, und sie war so genervt, dass sie das schon fast als persönlichen Angriff empfand. Scheißkarre, warum musste die gerade jetzt verreckt sein, wo sie die ganzen Lebensmitteleinkäufe für Weihnachten zu erledigen hatte?

Sie hastete vom Supermarkt mit ihren prall gefüllten Taschen zur Bushaltestelle. Gott, sie würde drei Kreuze machen, wenn sie sicher zu Hause war, sie war das lange Schleppen einfach nicht mehr gewöhnt. Aufstöhnend setzte sie den schweren Shopper ab und türmte die beiden Plastiktüten obenauf. Das Wartehäuschen war voller wenig kunstvoller Graffitis und sie zog sich routiniert die sperrige Maske über die Nase. Alles gut. Die war inzwischen selbstverständlich, wenn sie einen Fuß vor die Tür setzte. Wenn sie sich ansteckte, wer würde sie pflegen? Die Kinder bestimmt nicht, die hatten ihr eigenes Leben.

Ihr Blick wanderte zu der Kirche jenseits der Kreuzung. Neben den Säulen am Eingang stand ein Pärchen, dem offensichtlich egal war, wer zusah, und sich innig küsste.

Gebt bloß acht, dass euch der Pfarrer nicht sieht! Der Gedanke entfloh ihr schneller, als sie ihn zu Ende gedacht hatte. Sie ärgerte sich. Es konnte ihr doch nun wirklich gleichgültig sein! Überhaupt, wer sagte denn, dass die da drüben nicht verheiratet waren? Nur weil ihr Tammo mit ihr nach der Heirat nicht mehr öffentlich geknutscht hatte, da er fand, dass das keinen was anging, was sie privat miteinander so trieben?

Ihnen war zu wenig gemeinsame Zeit vergönnt gewesen, aber vieles Schöne hatten sie miteinander geteilt, dachte sie versonnen, und für einen Moment wanderte unter der Maske ein Lächeln über ihr Gesicht. Und um die Familientradition hochzuhalten, hatte sie ja wohl ein Recht darauf, ihre Kinder zum alljährlichen Weihnachtsessen zu sehen zu bekommen, oder? Der erste Weihnachtstag gehörte der Familie, also jetzt ihr, wenigstens solange, bis die Jungs selbst eine hatten, das war ehernes Gesetz.
Hauke hatte sich schon frühzeitig abgemeldet. Vorgeblich, damit die anderen ihre Partnerinnen mitbringen konnten, regelkonform und so weiter. Aber er hatte wenigstens versprochen, am zweiten Weihnachtstag mit Christina vorbeizuschauen. Sie hatte nichts dagegen, dass dadurch die ewigen Sticheleien über Frauen zwischen ihrem Ältesten und dem Jüngsten entfielen. Männer! Friesische Dickköpfe wie ihr Vater eben, Gott hab ihn selig.

Sie würden doch kommen?! Nach Tammos Tod hatte sie das Kommandieren angefangen und das nervte die Kinder manchmal, okay, aber war ihnen klar, wie wichtig es ihr war, sie Weihnachten zu Hause zu haben, selbst wenn es nur für ein paar Stunden sein sollte? Erschrecken durchzuckte sie und fuhr ihr so heftig in die Glieder, dass sie froh war, sich für einen Moment auf einen gesprungenen Plastiksitz setzen zu können, bis sich ihr Puls beruhigt hatte.
Wo blieb überhaupt der Bus? Sie warf einen Blick auf die Anzeigetafel. Noch sechs Minuten. Wind kam auf, der Schnee trieb in das Wartehäuschen. Ohne die Flocken wahrzunehmen, starrte sie auf die vierspurige Straße, auf der die Autos vorbeijagten, um noch bei Grün über die Kreuzung zu schießen.

Bisher hatten sie sich nicht getraut, zum Weihnachtsessen nicht zu erscheinen. Nicht Uwe und Kathrin mit den Enkeln, nicht Matthys, der wie in fast jedem Jahr mit einer neuen Dame auftauchen und wie jedes Mal schwören würde, dass das jetzt endlich die Frau fürs Leben sei.
Sie musste sie beide dringend anrufen. Gleich heute Abend.

Hoffentlich konnte sie das Auto morgen doch von der Werkstatt abholen und wenigstens die Getränke transportieren. Hoffentlich würden die Kinder nicht absagen. Das Jahr hatte schon genug Einschränkungen mit sich gebracht, aber bitte nicht auch noch das Weihnachtsessen!
Die Unruhe ließ sie aufstehen und ihre Taschen aufnehmen. Hoffentlich hatte der verdammte Bus keine Verspätung.

 

Quelle und Copyright: Myriade

 

Dies ist mein erster Beitrag zu Myriades Impulswerkstatt, und ja, ich bin spät dran, schließlich schleicht sich auch Weihnachten gerade davon. Aber entweder jetzt oder nie, und ich wollte nicht etwas versprochen haben und es schon wieder nicht halten.

Dank eines Textes von Myriade (glaube ich) habe ich erfahren, dass sich das Pärchen in/an/bei/neben der Gloriette küsst, für mich war es spontan ein Kircheneingang hier in der Nähe: ähnliche Farben, ähnliche Säulen. Nur den Schnee, den hätte ich noch gern, hier ist im Dezember nachts mal eine Flocke gefallen, aber das war es bisher …

 

57 Kommentare zu “Das Weihnachtsessen | Myriades Impulswerkstatt

    • Na ja, was macht man, wenn man an der Bushaltestelle steht? Man wünscht sich woanders hin. Also denkt man nach und kommt vom Allgemeinen ins Spezielle … 🤔
      Und sie, die der Meinung ist, dass das Leben sich so zu verhalten hätte, wie sie es sich vorstellt, denkt halt darüber nach, warum sie hier eigentlich steht. Und kreist … und kreist. 😉
      Freut mich, dass sie dir gefällt. 😁
      Mittagskaffeegruß 😁🎶🎄🌟☕🍪👍

      Gefällt 3 Personen

    • Wir werden so konditioniert, lieber Werner, und wir spielen mit, weil alle das tun – oder verbergen oft, dass wir es nicht wollen oder können. 🤔😉
      Ja, für sie ist das Familienglück, dass Weihnachten alle zum Essen kommen, dass sich keiner entzieht, dass sie alle sieht, dass die Welt für die paar Stunden heil ist … denn die Söhne sind längst ausgeflogen und sie ist eigentlich ein ziemlich zahnloser Tiger … 😥
      Herzliche Grüße, schönen Sonntag! 😁🌬️☁️🎶🎄🌟👍

      Gefällt 6 Personen

  1. Ein interessanter Einblick in das Leben deiner Protagonistin. Mal abgesehen davon, dass ich hoffe, dass das mit dem Treffen unterschiedlicher Familienmitglieder an verschiedenen Tagen nicht zu viele machen, finde ich ihren Blick auf ihre Familie deprimierend. Hauptsache man hockt Weihnachten zusammen, macht Familie halt nicht aus. 🤔

    Gefällt 4 Personen

    • Ich glaube, dass es einige machen/gemacht haben, gerade bei größeren Familien. Ich bin am 1. Weihnachtstag spazieren gewesen und auf ein paar Grüppchen getroffen, die mit Thermoskannen voller Glühwein (dem Geruch nach) Weihnachten feierten. Das ist dann der Open-air-Gegenentwurf 😉
      Meine Protagonistin hat ein Scheißjahr hinter sich und will zu Weihnachten ihre Söhne sehen. Völlig egoistisch. Sie denkt, sie habe ein Recht darauf. Alles Weitere ist ihr reichlich egal. Nicht nett? Nicht nett.
      Sonntagsgrüße 😁🌬️☁️🎶🎄🌟👍

      Gefällt 5 Personen

  2. Ahh, das freut mich aber, dich in der Werkstatt zu treffen !! Durch deine Geschichte weht ja der Weihnachtsvorbereitungsfrust und die Krise der Lebensumstellung nach dem Tod des Mannes und dem Erwachsenwerden der Kinder. Höchst realistisch ist das. Eine Freude für mich.
    Gerade nachdem ich festgestellt hatte, dass eines der Charakteristika deines Schreibens ein hoher Prozentsatz an Dialog ist, schreibst du einen durchgehenden inneren Monolog. Man soll die Dinge nicht in Schubladen stecken, alles fließt…

    Gefällt 4 Personen

    • Ah, wie toll! Ich antworte gleich mal mit Gegenfragen: Wird klar, dass der Mann schon ein paar Jahre tot ist, dass er also kein Corona-Opfer ist? Wird klar, dass „die Kinder“ längst erwachsen und aus dem Haus sind?
      Wenn nicht, hast du Ideen, wie ich das besser machen könnte? Ich habe absichtlich ständig „Kinder“ geschrieben, weil sie sich so daran festklammert. Im Grunde genommen arbeitet sie mit Zähnen und Klauen an ihrer heilen Welt, die durch Corona ins Schwanken gekommen ist und darin besteht, dass sie Weihnachten alle sieht.
      Dass sie nicht die sympathischste Figur ist, ist beabsichtigt. 😁
      Danke für die Aussage zum Dialog, und dass du es nicht vergessen hast.
      Entspannte Sonntagsgrüße 😁☁️🌬️🎶🎄🌟👍

      Gefällt 4 Personen

      • Dass der Mann an Corona gestorben sein könnte, ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, ich habe über den Namen gerätselt 🙂 Besonders schockierend fand ich, dass sie denkt, man dürfe sich vor einer Kirche nicht küssen und fast noch ärger die Abschwächung, dass die beiden ja vielleicht verheiratet sind. Dann geht es wohl wieder. Ich finde sie so gut beschrieben, dass sie mir richtig unsympathisch ist 🙂 So eine bigotte Person, die ihre Familie mit emotionaler Erpressung dirigiert! Andererseits warst du sehr differenziert und hast ihr auch einen sympathischeren Zug gegeben, zu dem Zeitpunkt, wo sie über ihre glückliche Beziehung mit Tammo nachdenkt. Sehr geglückt finde ich auch das Tempo des Textes, die Hektik vibriert !
        .
        Dass sie von „Kindern“ spricht, egal wie alt ihre Sprösslinge sind, finde ich ganz natürlich, vor allem bei jemandem mit so einzementierten Verhaltensweisen.
        Sehr gelungen finde ich den Text, höchstens die genaueren Familienverhältnisse könnte man wahrscheinlich noch etwas auspolstern. Muss aber nicht sein, finde ich.
        .
        Nein, ich habe nicht vergessen auf die Antwort, warum ich deinen Text bei den Adventüden erkannt habe, was also typisch für deine Schreibe ist. Ich finde es nur schwieriger als erwartet in Worte zu fassen. Dauert noch eine Weile.
        .
        Schön jedenfalls, dass du in der Impulswerkstatt vorbeischaust. Spät ist es überhaupt nicht, die Dezember-Zusammenfassug kommt erst am 31.12. 🙂

        Gefällt 3 Personen

        • Sehr schön, das klingt dann doch so, als ob es so rüberkommt, wie ich wollte, vielen Dank 😁👍👍👍
          Die Namen (alle vier Männernamen) sind friesisch, ich kann dir aber nicht sagen, ob nord- oder ostfriesisch und ob es da bei Namen überhaupt Unterschiede gibt. Ich kenne sowohl einen Tammo als auch einen Matthys, bin bei Letzterem aber nicht ganz sicher, ob er sich auch mit y schreibt, es gibt auch die Variante mit i. Friesisch ist kein Dialekt, sondern als Sprache(n) anerkannt, und wenn du verwirrt werden möchtest, lies den Wikipedia-Eintrag dazu 😁.
          Ich fand, mehr Familienverhältnisse brauchte es nicht, der Text dreht sich um sie und ihre Geschichte war in Kürze erzählt. Und jetzt, wo du weißt, dass „Tammo“ friesisch ist, ist es auch klarer, dass er auch seinen Söhnen friesische Namen verpasst hat. Übrigens sind Friesen als stur verschrien 😉
          Ich beabsichtige durchaus, weiter bei dir mitzuschreiben, ich freue mich nämlich darüber, nicht in der Länge begrenzt zu sein, wenn ich nicht möchte. Obwohl mein Text nur doppelte Etüdenlänge hat und es mich durchaus reizte, mehr auszuufern.
          Was auch immer dir als typisch für meine Schreibe auffällt, gerne her damit! Ich halte es für überhaupt nicht leicht, das in Worte zu fassen, daher bin ich dir für jeden Versuch dankbar ❤️😁👍

          Gefällt 1 Person

          • Friesisch ? Ja, da wäre ich nie drauf gekommen. Klang für mich eher arabisch 🙂 Die Friesen haben ja aber wohl diese wunderbaren gelben Jacken erfunden, von denen ich noch in diesem Leben eine haben möchte. Ich kann auch sehr stur sein 🙂
            . Eine sehr gute Nachricht, dass du die Impulswerkstatt öfter besuchen möchtest. Freut mich sehr, dass es dann auch längere Texte von dir zu lesen geben wird.
            .
            Stilbeschreibungen sind sehr schwer, aber ich mag ja Herausforderungen. Nur dauert es wie gesagt noch, weil ich gerade an einem Webinar teilnehme, das noch bis 31. dauert und den Blog nur so im Hintergrund betreue

            Gefällt 1 Person

          • Ob die Friesen sie wirklich erfunden haben, sei mal dahingestellt, wahr ist, dass sie an den Küsten wohnen und diese Jacken dort primär verkauft werden … hmmm, was ist eigentlich mit der Ostsee 🤔? Egal.
            Es gibt unterschiedliche Ausführungen davon, ich würde vor Ort kaufen und vorher ausgiebig anprobieren.
            Ich bin gespannt auf das/die nächste/n Bild/er. Mal sehen, ich verspreche sicherheitshalber nichts, erkläre aber meine Absicht 😁
            Stilbeschreibung: Eilt nicht, interessiert mich auch noch im neuen Jahr 😉 Danke! 😁
            Abendgrüße 😁🍷👍

            Gefällt 1 Person

  3. Eine sehr realistische Geschichte! Weihnachten zumindest an einem Tag die „Kinder“ um sich zu haben, ist das, was für viele das Fest überhaupt ausmacht. (Und Weihnachten ist eben auch für viele der erwachsenen „Kinder“ der einzige Termin im Jahr, an dem sie diese Erwartung erfüllen.) Gefällt mir gut!

    Gefällt 3 Personen

  4. Die gefällt mir sehr gut, die Geschichte. Wobei ich glaube, dass man es so sehr oft wiederfinden könnte, wenn man in die Familien hineinsehen dürfte. Wäre es nicht wunderbar, wenn zu solchen Festtagen alle die gleichen Bedürfnisse hätten, die Söhne gern kommen würden und ihre Tigerin sie ungebissen wieder entlassen würde? *Weihnachtsträume*

    Gefällt 3 Personen

    • Jaaa, ich denke, das ist ein Deal, den es oft gibt, dass man einmal im Jahr zu Weihnachten nach Mutters Pfeife tanzt, obwohl man selbst längst seine eigene besitzt … 🤔
      Ich bin total für deine Weihnachtsträume, weise aber darauf hin, dass das ein Maß an Bewusstheit voraussetzt, das gerade bei den/der „Hauptschuldigen“ kaum zu erreichen ist, denn wäre es sonst so weit gekommen? 😉

      Like

      • Sehr wahrscheinlich nicht. Was die Sache schlimmer macht, weil die Mutter damit hilflos ist und keine Ahnung hat, wie sie es anders machen könnte. Ich sag dir, Weihnachts-Selbsthilfegruppen braucht das Land…

        Gefällt 1 Person

        • Könnte sogar funktionieren, denn wer würde in eine Selbsthilfegruppe namens „Klare Kommunikation unter erschwerten Bedingungen“ oder „Akzeptanz, Toleranz und Deeskalation – Über den Umgang mit gekränkten Egos“ gehen? Allein die Titel sind doch schon viel zu lang (und enthalten Fremdwörter) 😉
          Hach, bin ich garstig heute 😁
          Nein, du hast recht: Hilflosigkeit ist keine gute Ausgangsbasis. Nie.

          Like

          • Garstig ist ein schön stacheliges Wort! Ich glaube, dass es solche Verstrickungen oft gibt. Eine schöne Zeitlang hatte man/frau eine eigene kleine Herde: Wir gegen den Rest der Welt. Dann werden die Kinder groß und suchen ihre eigene Herde, der Mann stirbt. Wo findet man/frau nun eine neue Herde? Schwierig. Gleichzeitig wird man älter, Ansichten verfestigen sich, Änderungen fallen schwerer. Nun wäre die Zeit da, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, aber will man das? Oder versucht man, mit aller Macht am Vergangenen festzuhalten und zu retten, was zu retten ist? Jede weiss, was der bessere Weg wäre, aber es ist schwer, und leider schaffen es nicht alle. Wenn dann noch die Selbstreflektion nie eingeübt wurde, wird es richtig schwer. Was so schade ist!

            Gefällt 1 Person

          • Manche finden eine neue Herde, andere nicht, und in einem Gesellschaftsgefüge muss auch Platz für die sein, die nicht noch mal durchstarten wollen. Schön, wir haben uns nach dem Krieg von traditionellen Formen entfernt, die jetzt zum Beispiel meine Protagonistin aufgefangen hätten (ihr und sein Familienverbund), das ist Fluch und Segen gleichermaßen.
            Recht hast du auf jeden Fall damit, dass fehlende Einsicht alles verschlimmert.
            Morgenkaffeegruß 😁☁️🎶🪔☕🍪👍

            Gefällt 1 Person

          • Guten Morgähn! 🙂 Ich meinte gar nicht unbedingt neu durchzustarten, sondern sich zu fragen, wer bin ich jetzt? Weiter 100% Mutter? Oder vielleicht nur 70% Mutter und 30% Freundin? Vielleicht ja sogar 50% Mutter und 50% lebenskluge, mittelalte Frau mit freien Kapazitäten für anderes, was auch immer es sein könnte? Was nicht bedeutet, dass sie nicht da wäre für ihre Kinder, wenn sie sie brauchen, aber sie hätte ein eigenes Leben und würde ihres nicht durch das der Kinder führen…

            Gefällt 1 Person

          • Das wäre gut, ja. Aber kannst du das bitte mal in ihre Vorstellungswelt übersetzen? 😉
            Die Frage ist doch: Was hat sie sonst noch außer der Familie? Ist da was? Kann sie es sich überhaupt vorstellen? 🤔

            Gefällt 1 Person

          • Vermutlich kann sie es sich nicht vorstellen. Und will es wahrscheinlich auch gar nicht. Tja. Da kann man wenig machen, jeder ist selbst in der Verpflichtung, sich solche Dinge von Zeit zu Zeit zu fragen. So, mehr Weisheiten verbreite ich heute nicht! 🙂

            Gefällt 1 Person

          • Darfst du aber gerne – Weisheiten verbreiten 😁
            Erstens hast du recht, ich habe sie spontan nicht so angelegt, dass sie plötzlich Makrameehäkeln oder Bergsteigen als Hobby entdeckt, ich fürchte, spontan würde sie auf den Zug nicht aufspringen 🤔😉
            Zweitens: Ich liebe solche Diskussionen in meinen Kommentaren, gerade wenn sie über Zustimmungs- und Geneigtheitsbekundungen hinausgehen. Denn oftmals erfahre ich dadurch etwas über meine Figuren und auch über mich – denn da gibt es immer bekannte Anteile, man lässt ja auch einfließen, was man kennt, ich ganz bestimmt auch unbewusst, ich erlebe das oft. Also: gerne her damit! 😁👍

            Gefällt 1 Person

          • Ich könnte sie mir gut als Köchin bei einer Tafel vorstellen, und Gnade Gott denen, die das Gemüse nicht sorgfältig genug schrubben, bevor es in den Topf kommt… 🙂
            Ich stelle fest, dass ich über Dinge, die ich nicht kenne, nur sehr begrenzt bis lieber gar nicht schreiben sollte… besser ist das 🙂 . Vormittagsgrüße!

            Gefällt 1 Person

          • O ja, ich auch! Bei den guten denke ich, dass da verdammt viel Recherche dazugehört. Das kann man nicht mal eben so aus dem Ärmel schütteln. Und dann kommt noch das Schreiben dazu. 🤔😉👍

            Gefällt 1 Person

  5. Eine Geschichte, wie sie wirklich passiert sein könnte, liebe Christiane.
    Einmal im Jahr das Spiel *Heile Familie*, dann packt man sie wieder, die Monate, in denen man sich einsam fühlt…
    Liebe Grüße am 1. Sonntag nach Weihnachten von Bruni

    Gefällt 2 Personen

    • Mütter, die sich wie Tyrannen aufführen, gibt es viele, liebe Bruni, mögen die Gründe noch so ehrenwert und die Vorgeschichte noch so lang sein. Und viele sind dennoch ziemlich hilflos und, wie du schreibst, eigentlich ziemlich allein 😥.
      Entspannte Sonntagsgrüße 😁🌧️🎶🎄🌟☕🍪👍

      Gefällt 1 Person

      • Entspannt gefällt mir sehr, liebe Christiane!
        Tja, Mütter sind so vielfältig wie es die Menschen nun mal sind und dominierende, die Familie beherrschende, oder beherrschen wollende, gibt es natürlich auch jede Menge… Du hattest Dir diesen Typ Mutter für Deine Geschichte ausgesucht?
        Liebe Abendgrüße von Bruni an Dich

        Gefällt 1 Person

  6. Ich finde die Geschichte sehr gut erzählt. Auch gefällt mir, dass du den Impuls nur nebenbei einbaust, um ihn gleich zu nutzen, um die Weltanschauung der Frau anzudeuten. ich finde sie übrigens weder sympathisch noch unsympathisch, sondern sehr real wie eine Frau, die ihren Lebenssinn „im Sorgen für die Familie“ gefunden hat, darüber selbst nicht sehr glücklich ist, aber eben auch nicht rauskann aus dieser Rolle, Zu Weihnachten – da ist die Rollenbestätigung sogar beidseitig. auch die Kinder sehen meist in der Mutter weiterhin die Bescherende, Kochende, Regeln Setzende, die man mit „Nachsicht“ behandeln und ertragen muss. Wehe, die Mutter würde dieses Ritual nicht einhalten! Die Illusion der „Heilen Weihnachts-Welt“ gibt den Kindern das übrige Jahr hin die Freiheit, ihre Mutter zu vergessen. Und die Mutter fühlt diese Tatsache sehr wohl und hütet sich, sie zu thematisieren. Schließlich haben Rituale genau diese Funktion…

    Gefällt 1 Person

    • Der Impuls, die Assoziation Kirche und der Satz mit dem Pfarrer entstanden spontan als Erstes in meinem Kopf. Dann begann ich zu überlegen: Wer denkt das? Da ich wie erwähnt die Assoziation mit einer bestimmten Kirche hatte, war mir schnell klar, warum die Person dort vorbeihasten würde.
      Ich wollte nicht in die Geschichte des Bildes einsteigen, aber über was hatten sich vor Weihnachten alle unterhalten? Genau, über die Corona-Regeln, was Verwandtenbesuche anging. Also würde das auch meine Protagonistin (inzwischen eine Frau) beschäftigen.
      Der Rest kam einfach beim Schreiben, wobei ich sie durchaus verstehe, aber nicht sonderlich sympathisch finde. Ich bin nicht sicher, was die Unveränderlichkeit der Rollenzuweisungen angeht (in ihrem Fall), vielleicht würden Gespräche die Zwänge wirklich entschärfen … aber nicht erst im Dezember 😉
      Was Weihnachtsrituale generell angeht, stimme ich dir allerdings zu, solange es ging, habe ich mich nicht viel anders verhalten … 🤔😉

      Gefällt 1 Person

  7. Sie nervt ihre Kinder ein bissel, seitdem ihr Mann starb, aber sie scheint mir eine normale Mutter zu sein, die halt ihre Kinder manchmal sehen möchte, und das Weihnachtsfest ist eine solche Gelegenheit.
    Da hätte sie gerne alles perfekt. Und nun läßt sie das Auto im Stich… Ihre Planung gerät in Gefahr.

    Hab ich etwas falsch verstanden, liebe Christiane?

    Gefällt 2 Personen

    • Neee, alles gut, wir beide sehen nur unterschiedliche Aspekte. Ich wollte (auch) zeigen, dass sie ihren Willen auf Biegen und Brechen durchzusetzen versucht: Sie bestimmt, dass die (längst erwachsenen Kinder) anzutanzen haben, sie ist der Mittelpunkt, um den sich alles dreht. Aber sie selbst sieht sich nicht so, das ist vielleicht die Tragik …

      Gefällt 1 Person

      • Es ist mir aufgefallen, aber ich konnte sie verstehen *g*
        Wenn die Bindung der Kinder an die Mutter aber nun sehr lose geworden ist, dann wird es ja ein schon fast erzwungener Besuch und einen solchen möchte ich nicht erleben… Dann lieber keinen, oder nur mal einen kurzen…

        Gefällt 2 Personen

        • Die Form des Besuchs ist auf jeden Fall erzwungen. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, wie lose die Bindung zu den Kindern ist: Nicht hoffnungslos, würde ich sagen, aber es war nicht mein Thema. Reden würde vielleicht wirklich helfen, aber nicht in Form eines Ultimatums … 😁🍷👍

          Gefällt 1 Person

  8. Wie viele, die vor mir kommentiert haben, glaube auch ich, dass Du sehr realistisch beschrieben hast, welche Gedanken mancher Frau und Mutter in diesem Moment durch den Kopf flitzen. Die Erwartungen an das große Familienfest der Deutschen sind hoch, die Gefahr, enttäuscht zu werden, entsprechend. Und selbst wenn die Erwartungen sich für das Fest erfüllen, so doch in den seltensten Fällen die Hoffnung, dass sich etwas davon in die Zeit nach dem Fest hinüberretten lässt. Man sollte Weihnachten nicht feiern, als gälte es, alles auf eine Karte zu setzen. Und ich sollte nicht moralisieren, wenn es darum geht, eine Geschichte gut oder nicht so gut zu finden. Diese ist gut. Abendgrüße 🍷😊

    Gefällt 1 Person

    • Alles auf eine Karte setzen? Du hast recht, das ist die Endzeitstimmung, die ich gespürt habe. Scheißegal (Entschuldigung), was nächste Weihnachten sein wird, diese Weihnachten will ich euch alle hier am Tisch haben, und nächstes Jahr sind wir vielleicht alle schon tot …
      Wie gesagt, sie glaubt, sie hat sich dieses Weihnachtsessen verdient. Drama, Baby! 😉
      Ich muss gestehen, dass ich über jetzt nicht hinausgedacht habe. Ich wollte auch nichts Allgemeines zum Weihnachtsfest aussagen, obwohl auch ich denke, dass meine Protagonistin kein Einzelfall ist.
      Freut mich sehr, dass du die Geschichte gut findest. 😁👍
      Abendgrüße zurück 😉🍷🎶👍

      Like

  9. Auf jeden Fall eine Geschichte, die so was von realistisch ist …
    Es gibt so viele Familien, in denen genau das passiert und wo viele dann hinfahren, weil sie das Gefühl haben hinfahren zu müssen. Was für ein Dilemma! Und wir traurig das doch im Grunde ist.
    Ich will gar nicht mehr so viel dazu schreiben, es wurde doch eigentlich schon alles dazu gesagt (geschrieben).
    Gut geschrieben. Eine Geschichte, die man in einem durchliest, weil man wissen will, wie es endet. Ich lese gern Deine Texte.
    Liebe Grüße Lilli

    Gefällt 1 Person

    • Hi Lilli, danke für das Kompliment, dass du meine Sachen magst. Warst du denn über das offene Ende enttäuscht?
      Falls du mein Gefühl dazu wissen möchtest: Ich gehe davon aus, dass „die Kinder“ kommen, ich glaube aber auch, dass sie sie vom Weihnachtsessen auf einen Weihnachtskaffee „herunterhandeln“ werden: weniger Stress, weniger Förmlichkeit, weniger Aufwand für alle. Vermutlich wird das Gespräch der Jüngste übernehmen, weil er das unverkrampfteste Verhältnis zu ihr hat.
      Morgenkaffeegruß 😁☁️🎶🪔☕🍪👍

      Gefällt 1 Person

      • Oh, ich mag ein offenes Ende! Es regt doch einfach die eigene Fantasie an und wenn wir mal ganz ehrlich sind, stecken die meisten von uns doch sowieso sofort in der eigenen Familiengeschichte.
        Das mit dem Herunterhandeln ist so wahr! Oh ja! Schreibst Du aus eigener Erfahrung?
        Auf jeden Fall nehme ich aus etlichen Beiträgen – auch aus welchen von Dir – hier beim Bloggen immer eine Menge für mich mit. Sie regen zum Nachdenken an, zum Innehalten und Nachspüren. Das gefällt mir.
        Apropos. Wenn ich aktuell nicht so schnell auf Kommentare antworte liegt das daran, dass wir hier ziemlich viel mit unserem Hausbau beschäftigt sind. Gerade verbringen wir die Tage damit, das Parkett selbst zu verlegen. Es ist schön, Erfolge zu sehen, lässt aber auch kaum noch Zeit übrig für andere liebgewonnene Tätigkeiten. Doch das kommt ja bald wieder.
        Für Dich einen ganz zauberhaften Silvesterabend und gutes Ankommen im neuen Jahr!
        Herzlich liebe Grüße von Lilli

        Gefällt 1 Person

        • Eigene Erfahrung: Jein, es ist die Geschichte einer Freundin und deren Schwester, wo die Mutter den Laden schmeißt, alle nach ihrer Pfeife zu tanzen haben und wehe, wenn nicht … 😉
          Ich freue mich, wenn du dir was mitnehmen kannst, das ist ein zusätzlicher Anreiz für mich, in die Tiefe zu gehen 😁
          Dann wünsche ich dir, dass ihr euer Hausprojekt mit Ruhe und Freude bald zu einem befriedigenden Ende bringen könnt. Auch dir einen guten Rutsch! 🎇👍
          Am Sonntag gehen übrigens die Etüden weiter 😉
          Nachmittagsgrüße! 😁☁️🎶🍷👍

          Gefällt 1 Person

          • Oh wie schön! Da freue ich mich doch auf die Etüden… und ich persönlich bin eh so jemand, der allgemein „das schwarze Schaf“ einer Familie bezeichnet; eigene Meinung, angeblich gegen angehen, unangepasst sein … hat alles seine Vor- und seine Nachteile.

            Gefällt 1 Person

  10. Pingback: Impulswerkstatt – Zusammenfassung Dezember | la parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.