Überlass es der Zeit
Erscheint dir etwas unerhört,
Bist du tiefsten Herzens empört,
Bäume nicht auf, versuch’s nicht mit Streit,
Berühr es nicht, überlass es der Zeit.
Am ersten Tage wirst du feige dich schelten,
Am zweiten lässt du dein Schweigen schon gelten,
Am dritten hast du’s überwunden;
Alles ist wichtig nur auf Stunden,
Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
Zeit ist Balsam und Friedensstifter.
(Theodor Fontane, Überlass es der Zeit, aus: Gedichte (Ausgabe 1898), Online-Quelle)
Palmströms Uhr
Palmströms Uhr ist andrer Art,
reagiert mimosisch zart.
Wer sie bittet, wird empfangen.
Oft schon ist sie so gegangen,
wie man herzlich sie gebeten,
ist zurück- und vorgetreten,
eine Stunde, zwei, drei Stunden,
je nachdem sie mitempfunden.
Selbst als Uhr, mit ihren Zeiten,
will sie nicht Prinzipien reiten:
Zwar ein Werk, wie allerwärts,
doch zugleich ein Werk – mit Herz.
(Christian Morgenstern, Palmströms Uhr, aus: Palmström, Gedichte entstanden meist zwischen 1905 und 1910, Online-Quelle)
Vergehe Zeit!
Vergehe Zeit und mach einer besseren Platz!
Wir haben doch nun genug verloren.
Setz einen Punkt hinter den grausamen Satz
»Ihr habt mich heraufbeschworen.«
Was wir, die Alten, noch immer nicht abgebüßt,
Willst du es nicht zum Wohle der Jugend erlassen?!
Kaum kennen wir’s noch, daß fremde Hände sich fassen
Und Fremdwer zu Ungleich sagt. »Sei herzlich gegrüßt.«
Lass deine Warnung zurück und geh schnell vorbei,
Daß wir aufrecht stehen.
Vergönne uns allen zuinnerst frei
Das schöne Grün unserer Erde zu sehen.
(Joachim Ringelnatz, Vergehe Zeit!, in: In Teplitz ausgespielt, aus: Die Flasche und mit ihr auf Reisen (Tagebuch von 1932), Online-Quelle)
(Die „Flasche“ war ein von Ringelnatz verfasstes Drama, mit dem er 1932 auf Tournee war.)
Quelle: Pixabay
Na, auch schon wach? Ich dachte mir, wenn wir uns wieder einmal durch die Zeitumstellung quälen müssen, kann ich euch auch ein paar Gedichte zur Zeit zeigen …
Kommt gut in und durch die Woche, bald ist Ostern … 😉
In jeder Hinsicht passend…
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Ich reihe mich mit ein in eure Reihe der Grantigen.
Morgenkaffeegrüße, dennoch UND nach Zeitumstellung 😁🌥️☕🥐👍🌼
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Guten Morgen, Christiane. Zum Gedicht von Fontane möchte ich ja und nein sagen, es gibt Sachverhalte bei denen es nicht reicht sie der Zeit zu überlassen. Leider.
Herzliche Grüße, Ulli, aus dem Takt ☕⏰
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Da gebe ich dir recht. Aber ich beobachte die Abfolge von Reiz – Reaktion in einer derartig kurzen Zeit, gerade jetzt, auch hier bei mir vor Ort, dass ich dieses Gedicht als … Hinweis … verstanden haben möchte: Hinsetzen, durchatmen, runterkommen, dann erst reagieren. 🤔
Ich gähne auch noch. ⏰
Morgenkaffeegrüße, hilft ja nichts 😁🌥️☕🥐👍🌼
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Darin stimme ich dir zu. Ich nehme auch Abstand von den täglichen Aufregern.👍😊
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Ich habe die Energie nicht (mehr) dafür. 😉👍
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Ja, wahrhaftig, bewusste Impulskontrolle ist etwas, was man jedem empfehlen kann, schon zur Erleichterung des eigenen Lebens und auch des Lebens der Umgebung. Und wenn man es das eine oder anderemal nicht schafft, kann man wenigstens nachher Schadensbegrenzung versuchen.
Ansonsten bin ich auch bei Ulli, dass es Dinge gibt, die man nicht nur einfach der Zeit überlassen kann, in der Hoffnung, dass sie sich von selbst lösen
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Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Fontane es so absolut gemeint hat, wie es sich uns heute darstellt. Dazu müsste man mehr zu ihm, zu der Entstehungssituation des Gedichts etc. lesen. Biografisches weiß ich wenig, zu Letzterem nichts. Ich vermute, dass es besagter Aufruf zur Impulskontrolle (danke) sein sollte, immerhin hat man sich damals noch duelliert.
Vormittagskaffeegrüße 😁☁️☕🥐👍🌼
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Ja stimmt, bei Sonnenaufgang mit Waffen in der Hand wird so mancher die mangelnde Impulskontrolle nachträglich bereut haben 😉
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Eben, egal, ob derjenige hinterher tot, lebendig oder verwundet war. 😉 Hast du jemals „Effi Briest“ gelesen/lesen müssen?
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Liebe Christiane,
mir hat es das erste Gedicht angetan, weil es auffordert, innezuhalten und erstmal zu schauen. Mir ist dazu das „Gebet der Gelassenheit“ eingefallen – dazu brauchen wir das Innehalten ebenfalls, denn sonst kann ich nicht sortieren.
Grüße mit Sonne und Zeitumstellungsmüdigkeit
Judith
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Ich mag das Gelassenheitsgebet sehr, und über die Brücke des Innehaltens gehe ich gern mit. Danke dir.
Mich schlaucht vor allem die Zeitumstellung im Frühling, so viel Kaffee kann ich eigentlich gar nicht trinken 😉
Mittagskaffeegrüße 😁⛅🌼☕🥐👍
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Liebe Christiane,
danke dir.
Zusammen zu gehen ist toll, danke dass du mitgehst.
Im Frühjahr ist es bei mir auch schlimmer.
Mir hilft nur: Zeit geben.
Grüße zu dir
Judith
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Ja. Und möglichst wenig denken: Aber gestern, vorgestern etc. war es doch erst … 😉
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Stimmt – das hilft auch.
Grüße
Judith
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Viele kleine Schritte helfen … und nicht immer jeder … 😉
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Tolle Gedichte, die du da ausgewählt hast!
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Danke, freut mich, wenn du dir was mitnimmst! 😀
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ad Christiane: ja, Effi Briest habe ich freiwillig und gerne gelesen .. An Einzelheiten kann ich mich allerdings nicht mehr erinnern
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Bei mir ist es auch lange her. Aber es gibt dort ein Duell, vermutlich habe ich deswegen dran gedacht 😉
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Sehr schöne Gedichte. Danke für das Teilen. Liebe Grüße Monika
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Aber gerne doch. Jeden Montag andere. Freut mich, wenn eins für dich dabei ist 😁
Abendgrüße 😁🍷🥨👍
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Ringelnatz und Morgenstern wie immer auf den Punkt. 😇
Fontane widerspreche ich allerdings. Man sollte sich oder Sache hinterfragen. Verdrängung ist meist nicht produktiv.
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Dazu, was Fontane gemeint haben könnte, hab ich mich schon mit Ulli und Myriade ausgetauscht, magst du da mal schauen?
Ansonsten hast du recht, natürlich. 😉
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Ja, vielleicht sollte man nciht alles wörtlich nehmen. 😉 Fontane finde ich aber so oder so manchmal schwierig. Ich finde, nciht immer Zugang zu seinen Worten.
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War eine andere Zeit mit einem anderem Selbstverständnis. Auf manche Ideen kämen wir heute echt nicht mehr 😉
Meinst du das?
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Auch. Ich denke es liegt auch an seinem Stil. Ist aber nicht bei allem von ihm.
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Tut mir leid, mehr als Allgemeinplätze im Sinne von „Man muss sich einlesen“ habe ich nicht. 😕
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Du hast ein Händchen für die Zusammenstellung von Gedichten, liebe Christiane! Heute wieder bewiesen. 🙂
Ringelnatz Worte, wie ich sie mag:
*Vergehe Zeit und mach einer besseren Platz!
Wir haben doch nun genug verloren.*
Er kommt gleich zum Punkt und hält den Finger in die Wunde.
Ja, Zeit vergehe und lass eine kommen, die uns wieder mag…
Leider schlafe ich beim Schreiben schon fast ein, deshalb nur noch schnelle liebe Grüße an Dich, liebe Christiane, bevor mir die Augen ganz zufallen
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Und das 1932, liebe Bruni! Es ist, als wäre das für die heutige Zeit geschrieben, findest du nicht?
Ich bin heute auch müde. Das Wetter, die Zeitumstellung … Gute Nacht! 😀
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Er war ein Visionär.
Heute wird alles besser 😉
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Es sind andere Zeiten, klar. Skeptisch bin ich trotzdem oft.
😁🌞🌼☕🥐👍
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bitte nicht für unsere Zeit geschrieben, liebe Christiane! Denk dran, was dann kam! Ungeduldig 1932, damit 33 schneller heranrückte?(Sie sangen: „Mit uns zieht die neue Zeit!“)
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Nein, bitte nicht, da bin ich total bei dir. Aber ich höre, lese und denke es so oft, dass es scheinbar Parallelen zu der Zeit vor der Machtergreifung gibt.
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Dein Morgenstern, der stimmt mich heiter, auch wenn mir sonst der Kopf brummt. 👳🏻♀️
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Zu viel Sonne? Oder war es der Kaffee draußen?
Wenn dich der Morgenstern heiter stimmt – wenn dich auch nur EIN Gedicht berührt, dann ist doch alles gut 😁🌞
Mittagskaffeegrüße, hier auch mit Sonne 😁🌞☕🥨🌼👍
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Endlich habe ich das Lesen Deiner Montagsgedichte nachgeholt. Wie passend zur wieder einmal nicht letzten Zeitumstellung. Ich gehöre übrigens zu denen, die hoffen, die irgendwann letzte Zeitumstellung wird eine im Herbst – von Sommerzeit auf … Nein, nicht Winterzeit, denn die gibt es gar nicht. Ich würde lieber bei der MEZ (mitteleuropäischen Zeit) bleiben. Und jetzt ein Käffchen! Liebe Grüße ☕☀
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Ich würde die Zeit, die wir im Winter haben, bevorzugen, also GMT+1 – das ist die mitteleuropäische, oder?
Aber ich bin eh genervt 😉
Vormittagskaffeegrüße zurück! 😁🌞☕🥐👍
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Ja, das ist die mitteleuropäische Zeit. Ich fürchte, wir sind alle ein bisschen genervt. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen, …. Ommmmmmmmm….
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Ja, eindeutig. Statt atmen: Ich war fast den ganzen Nachmittag unterwegs in der Sonne und habe mir eben einen Gute-Laune-Keks mit Sahne gegönnt. Mal schauen, wie lange es anhält 🍪🍦
Abendgrüße 😁🌞🍷🥨👍
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Keks mit Sahne sollte bis zum Betthupferl …. 😉
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… sollte das Betthupferl für heute ersetzen 😉
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Hab mir diesmal mit dem Lesen Zeit gelassen (Impulskontrolle: lies Christiaqnes Gedichte erst, wenn du ausgeschlafen bist. Bin auch ein Opfer der Zeitumstellung. Statt um halb 3 gehe ich um halb 4 ins Bett).
Also ausgeschlafen bin ich auch jetzt nicht, dennoch: Palmströms Uhr ist köstlich. „Selbst als Uhr, mit ihren Zeiten,
will sie nicht Prinzipien reiten:“ Welche Großzügigkeit!
Möge dir die Zeit weder zu lang noch zu kurz erscheinen!
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Ich liebe Palmström, seit ich in der Schule „Die unmögliche Tatsache“ auswendig gelernt (und nicht mehr vergessen) habe.
Ich trainiere die Zeitumstellung. Gehe abends noch später ins Bett, stehe aber morgens nicht später auf. Es geht, weil es gehen muss, und ich werde mich dran gewöhnen. Ich bin ganz glücklich, dass es morgens hell ist, das macht mir das Aufstehen leichter. 🤔😕
Herzliche Grüße! 😁🌞☕🥨👍
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Die Uhr! Palmströms Uhr! Die hätte ich gerne… ein bisschen wie Hermines Zeitumkehrer… 🙂 ansonsten halte ich es mit Fontane. Ein sehr kluges Gedicht.
Schöne Karfreitagsgrüße! 🙂
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Hermine Zeitumkehrer ist grandios, finde ich auch. Das ist übrigens der Film, den ich aus der Reihe am liebsten mag, wenn ich das mal erwähnen darf. 😁
Fontane hat diese Abgeklärtheit, die einem tierisch auf die Nerven gehen kann, die aber oft einfach nur weise ist …
Herzliche grauhimmelige Karfreitag sgrüße zurück 😁☁️☕🥐👍
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Den mag ich auch am liebsten – ist es nicht toll, wie sie hinter den Kürbissen sitzen und sich selbst zusehen? 😀
Bei dieser Art von Gedichten (Fontane) bin ich ja immer vor allem dann genervt, wenn ich weiß, dass er Recht hat, ich aber finde, dass das alles doof ist, weil ich Recht haben will? 😁
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Jaaaaa! Und wie Harry entdeckt, dass er selbst das mit dem Patronus war …
Fontane: Ja, das ist sicher auch ein wichtiger Aspekt 😉 Aber man kann/sollte nicht alles aussitzen, das wurde oben auch schon mehrfach bemängelt. So wichtig, wie es ist, einen kühlen Kopf zu bewahren (und ich bin da auch nur so halbwegs gut), den richtigen Zeitpunkt zum Handeln sollte man auch beachten.
Ich glaube, ich muss mal wieder Fontane lesen 😉
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Stimmt alles, aber manchmal weiß man schon, während man spricht, dass man das lieber hätte sein lassen sollen. Und da kommt Fontane ins Spiel! Vielleicht hat er das nach einem Wutanfall geschrieben… oder so. 🙂
Außerdem mag ich auch die Brücke, über die Harry und seine Freunde dauernd rennen und die aussieht, als ob sie beim nächsten Windhauch einstürzt… 🙂
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Die Brücke erinnert mich an den Herrn der Ringe, Minas Tirith, glaube ich … 😉
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Ja! Bei solchen Ähnlichkeiten frage ich mich von Zeit zu Zeit, ob die Filmemacher wohl sowas voneinander abgucken… in diesem Fall nicht der schlechteste Einfall. 🙂
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Wenn man sich überlegt, dass die Rückkehr des Königs 11(!!!) Oscars Oscars eingespielt hat, kann man schon davon ausgehen, dass der stilprägend war. Andererseits ist Askaban nur ein halbes Jahr nach der Rückkehr des Königs rausgekommen, wirklich abgeguckt voneinander können die nicht haben – aber natürlich vom ersten Film …
😁☕🍰🍦👍
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Aaach, die haben bestimmt Selfies mit der Brücke im Hintergrund ausgetauscht… 🙂
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Bestimmt! !!! 😀
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Alles ist wichtig nur auf Stunden, sagt Fontane.
Bei vielem mag das gelten.
Doch manches quält ein Leben lang.
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Sehe ich auch so. Daher mahnt Fontane: „Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter.“ Das halte ich für einen Aufruf, das (was auch immer) zu verarbeiten.
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Manchges wird chronisch, „geht auch in den Körper über“, wie etwa Gewalt und Missbrauch. Da hilft „Verarbeiten“ wenig bis nichts.
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Das ist eine Frage, wie du „Verarbeitung“ definierst. Und unter Zwang geht gar nichts.
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Ja, wie verstehst Du „Verabeitung“?!
Das reine Verstehen eines Missbrauchs? Oder auch irgendeine Form der Gesundung an Leib und Seele?
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Es fängt damit an, dass man den Missbrauch nicht leugnet, denn das geschieht oft. Hat man erst mal anerkannt, dass da eine Wunde ist, die man nicht mehr ungeschehen machen kann, ist die Frage, wie man damit umgeht. Offen halten (was viele tun)? Vernarben lassen? Wie? Das ist vielleicht das, was du unter Gesundung verstehst – damit leben zu lernen. Auch da gibt es viele Möglichkeiten, individuell verschieden nach Tat, Täter und Opfer …
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Ja, man stösst sich an Begriffen…
Was ist im Einzelfall gemeint?
Unsere Sprache besteht nicht aus Bits mit 0 und 1.
Vieles ist vieldeutig und die meisten verwendeten Bilder schwer einzugrenzen.
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Recht hast du.
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