Keine Wolke stille hält
Keine Wolke stille hält,
Wolken fliehn wie weiße Reiher;
keinen Weg kennt ihre Welt,
und der Wind, der ist ihr Freier.
Wind, der singt von fernen Meilen,
springt und kann die Lust nicht lassen,
einer Landstraß‘ nachzueilen,
Menschen um den Hals zu fassen.
Und das Herz singt auf zum Reigen,
schweigen kann nicht mehr die Brust;
Menschen werden wie die Geigen,
Geigen singen unbewusst.
(Max Dauthendey, Keine Wolke stille hält, aus: Der brennende Kalender, 1905, in: Gesammelte Gedichte und kleinere Versdichtungen, Albert Langen, München 1930, S. 226)
SEPTEMBER
September, geliebter, breitest bläuliche Schleier
Über Fluren und Berge leicht,
Und zärtlich darüber streicht
Zuweilen ein Perlenton deiner silbernen Leier.
Was singst du für Lieder? Süß verschwebende Laute,
Dem Ohr kaum vernehmbarer Hauch,
Wie wenn die Rose vom Strauch,
Die sterbende, Blatt für Blatt hernieder taute.
(Ricarda Huch, September, aus: Herbstfeuer. Gedichte, Insel Verlag zu Leipzig 1944, Online-Quelle)
Jetzt reifen schon die roten Berberitzen
Jetzt reifen schon die roten Berberitzen,
alternde Astern atmen schwach im Beet.
Wer jetzt nicht reich ist, da der Sommer geht,
wird immer warten und sich nie besitzen.
Wer jetzt nicht seine Augen schließen kann,
gewiß, daß eine Fülle von Gesichten
in ihm nur wartet, bis die Nacht begann,
um sich in seinem Dunkel aufzurichten: –
der ist vergangen wie ein alter Mann.
Dem kommt nichts mehr, dem stößt kein Tag mehr zu,
und alles lügt ihn an, was ihm geschieht;
auch du, mein Gott. Und wie ein Stein bist du,
welcher ihn täglich in die Tiefe zieht.
(Rainer Maria Rilke, Jetzt reifen schon die roten Berberitzen, aus: Das Stundenbuch/Das Buch von der Pilgerschaft, 1901, Online-Quelle)
Quelle: Pixabay
Es ist noch kein Herbst, nein, aber er kommt leise näher, vermutlich habt auch ihr ihn schon gespürt. Rilkes „Berberitzen“ stehen gefühlt immer im Schatten seines „Herbsttag“, deshalb dachte ich, ich ziehe sie mal vor …
Kommt gut in und durch die neue Woche und werdet oder bleibt heiter!
schöne herbsttexte hast du ausgesucht, liebe christiane!
ich spüre ihn schon deutlich, gerade jetzt, früh am morgen, ist es frisch, und die tage, jedenfalls hier im „süden“ (großraum münchen), wo i wohne, sind auf so eine bestimmte art golden … gute woche auch dir❣️
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Hier ist es auch frisch. Und dass die Temperaturen tagsüber an die 20 °C herankommen oder sie sogar übersteigen, hilft da gar nichts. Der Herbst kommt in großen Schritten näher 😉🌻🌳🌾🍁
Guten Morgen, liebe Pega!
Morgenkaffeegrüße 😁⛅🌻🌳☕🍪👍
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Schöne Herbst Texte. Ich mag den
Herbst ja sehr gerne mit all seinen Farben.
Rilke mag ich sehr gerne. Danke für das Gedicht.
Liebe Grüße und einen schönen Abend Monika
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Rilke ist auch toll, ich finde immer wieder was bei ihm, was ich noch nicht kannte.
Freut mich, dass wir da die gleiche Vorliebe haben! ❤
Abendgrüße zurück! 😀
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Trotz später Sommersonne lauert er morgens hinter den Hügeln – sehr schöne Gedichte (bis auf den Rilke😂🙈 sorry, ich mag ihn nicht…). Morgenkaffeegrüße 😊☕🐈⬛🐈🐕🌞🌫
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Wie, es gibt auch Rilkegedichte, die du nicht magst? Na sowas! 😁
Morgenkaffeegrüße zurück 😁⛅🌻🌳☕🍪👍
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Harhar😂🙈
Zweite Kaffeegrüße☕🌞
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Kaffee kann nie genug sein. 😁
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Klasse Sammlung!
Dankeschön fürs Präsentieren 🌟
Herzliche Morgengrüße vom Lu
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Oh, das freut mich, dass sie dir gefallen! 😁🧡
Herzliche Morgenkaffeegrüße zurück 😁⛅🌻🌾☕🍪👍
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Doch, tolle Auswahl von Poemen von Erste-Liga-Poeten 🌟
Herzliches ussm Ländle 💕
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Herzliches vonner Waterkant zurück! 🧭⛵⚓👍
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🕊🎵🎶🎵🎶🎵🎶🎵🐦
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Ich widerspreche der geschätzten Bloggerkollegin ja nur ausgesprochen ungerne, aber: Das Rilke-Gedicht ist klasse. 🙂
Auch wenn ich zu denen gehöre, die den Herbst, und das was danach kommt, alles andere als willkommen heißen, und überdies mindestens bis zum 22. September behaupten werde, dass er noch gar nicht da ist und bis ungefähr April an und für sich leugnen werde, dass es abseits von Frühling und Sommer nennenswerte Jahreszeiten gibt. 🙂
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*augenreib* Wie jetzt? Du? 😮 Moment, das lese ich sofort noch mal. „Das Rilke-Gedicht ist klasse.“ Tatsächlich. Na dann. Ich bin gebührend erschüttert. 😁
Schön. Unerwartet. Freut mich sehr! 😁👍
Morgenkaffeegrüße 😁⛅🌻☕🍪👍
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Wie denn? Was denn? Ich mag Rilke! Immer schon! Und zwar ausnahmslos, jawohl! Zugegeben, er hätte sich zwischendurch mal mit etwas weniger Melancholischem beschäftigen können, aber hey … 🙂
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Ich dachte mich zu erinnern, dass du zu den erklärten „Herbsttag“-Hassern gehören würdest. Nein? ENTSCHULDIGUNG, keine böse Absicht! 😁👍
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Alles gut. 🙂 Den „Herbsttag“ mag ich ebenfalls sehr. Nur: Nach zu viel Rilke kriege ich schlechte Laune. 🙂
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Okay, verstehe ich. Ich ziehe homöopathischere Dosen ebenfalls vor. 😁
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Klangreich die beiden ersten Gedichte, wobei mir als Sturrmliebhaberin Daudentheys Ode an den Wind besonders zusagt. Rilke hat vermutlich Recht mit seinem
„Dem kommt nichts mehr, dem stößt kein Tag mehr zu,
und alles lügt ihn an, was ihm geschieht;“ – aber seine apodiktische Aussage verstört in Zeiten, in denen die Lüge einen sowieso schon täglich mehr in die Tiefe zieht und es Mühe macht , den Kopf oben zu halten.
kali evdomada (gute Woche!) dir!
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Ja, so ist das eben. Manches Mal tröstet es, manches Mal fühlt man sich in solchen Aussagen aufgefangen, manches Mal zieht es einen runter. 😏
Tut mir leid, dass es dich heute erwischt hat – wobei Rilke das an Voraussetzungen knüpft: Hast du keine „Fülle an Gesichten“ mehr? Ich mag mir das bei dir nicht vorstellen.
Mittagskaffeegrüße, und auch dir eine gute Woche! 😁⛅🌻☕🍪👍
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okey, es war nicht persönlich (auf mich als Person bezogen) gemeint. 😉
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Das ist beruhigend. 🧡👍
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Ja, Lügen, die vermehrt und vielfach gestreut kommen…
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Alles okay bei dir? Gerhard? Klingst irgendwie … 🤔
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Bei mir ist alles ok.
Bin nur ange-x-t von dieser ganzen Spalterei mit frisch aufgetürmten Klagen mancher…
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Ich kann und mag hier nicht über die Meinung Dritter diskutieren. Das spaltet noch zusätzlich und vergrößert unnütz böses Blut.
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Aber es wird auch an Dich herangetragen, nicht?!
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Lebe ich am 12. September 2021 in Deutschland?
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Wohl lebst Du heute.
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Seinen Herbsttag finde ich tatsächlich schöner, liebe Christiane. Rilke orientierte sich vielleicht auch immer wieder an ihm? Mir kommt es immer mal wieder so vor.
Dauthendeys erster Vers ist für mich der schönste seines feinen Gedichtes.
Ich bin heute mäkelig. (ist vielleicht noch ein Ausläufer vom Wochenende *g*)
Bei der tollen Ricarda Huch stört mich am Ende das letzte Wörtchen:
Wie wenn die Rose vom Strauch,
Die sterbende, Blatt für Blatt hernieder taute.
Aber Deine Auswahl ist wieder spitzenklasse, liebe Christiane!
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Ich finde den Herbsttag auch schöner, liebe Bruni. Aber so schlecht finde ich die Berberitzen nun nicht, dass ich das eine Gedicht ständig zitiere und das andere nie … 😉
Schön, dass du sie magst, mäkelig hin oder her, liebe Bruni! 😀
Mittagskaffeegrüße! 😁⛅🌻☕🍪👍
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Nein, nein, du machst es genau richtig, liebe Christiane ❣
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Schön …
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Ja, nicht? Freut mich! 😁👍
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Perfekte Auswahl, auch wenn hier gerade mit 25 Grad plötzlich wieder Sommer ist. 😅
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Hier sind es knapp 20 und es ist trocken, aber trüb. Ich bin not amused.
Aber freut mich, wenn dir die Gedichte gefallen 😁👍
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Danke dir, Christiane.
Hier klopft der Herbst sehr deutlich an die Tür – auch, wenn die Tage sich zu Spätsommer wenden. Da passen all deine Gedichte.
Neben den „Berberitzen“ gefällt mir die Ricarda Huch heute sehr. Da mag ich ganz besonders den „Perlenton“ – und ich höre ihn förmlich klingen.
Abendgrüße zu dir
Judith
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Ich liebäugele schon die ganze Zeit damit, mir „Herbstfeuer“ ins Regal zu stellen. Aus dieser Sammlung spricht mich einfach vieles an. Vielleicht ist es jetzt Zeit. 🤔😉
Abendgrüße! 😁🌅✨🍷🍪👍
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Danke dir.
Ja, vielleicht ist es an der Zeit. Ich zumindest werde mich mal kundig machen.
Liebe Grüße
Judith
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😁🍷👍
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Schönen Abend, Judith
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Danke, dir auch.
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Hurra Hurra der Herbst ist da – ich spür die feuchte Kühle bei Dunkelheit ob abends oder in der Früh. Genieße aber die gnädig mild wirkende Sonne sehr.
Haben mich die fliegenden Wolken noch beschwingt, so trifft mich Rilke unerwartet hart. Ich lasse es sacken nehme mit was noch erträglich und los was unaushaltbar scheint.
LG Doro
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Rilke kommt manchmal mit dem dicken Ende, ja, aber ist es nicht trotzdem faszinierend, wie genau er Befindlichkeiten seziert?
Ich freue mich auch über und auf den Herbst. 😁🧡
Spätsommerliche Abendgrüße 😁✨🍷🍪👍
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wie immer hast du Schätze ausgegraben – danke dir!
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Und ich freue mich, dass sie dir gefallen – danke und Grüße!
Morgenkaffeegrüße bei Gewitter 😁⛈️🌳☕🍪👍
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Heiter bin ich und noch dazu gesund 🙂
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Das freut mich sehr zu hören 😉👍
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Gesund ist es meist, heiter zu sein 🙂
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Auch das 😁
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Sagte schon meine Oma und die musste es wissen!
Dritter Kaffee jetzt, die Sonne scheint 🙂
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Hier nicht, hier ist alles grau. ☁️
Hoch lebe die lebenspraktische Weisheit der Omas! 😁☕👍
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Ihr wohnt am falschen Ort 🙂
Meine Kamera ist schon ganz zittrig…
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Der Max Dautheney wählt tolle Worte, da ist volle Lust zu spüren.
„und der Wind, der ist ihr Freier.“
Wie würde das weibliche Pendant zu Freier heissen? Gibt es das überhaupt?
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Die Suchmaschine hilft: Historisch gesehen wohl eher nicht.
https://de.wiktionary.org/wiki/freien
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Ja, aber wie würdest DU eine weibliche Freierin nennen?
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Du führst es gerade vor.
Ansonsten: eher gar nicht.
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Da müsste es etwas anderes geben.
Gerade heutzutage, wo Frauen wohl offener solche Gefühle zeigen.
..Aber Schwamm drüber.
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Dauthendey ist, wie er ist. Mir gefällt das sehr, wie offen er die Liebe zu seiner Frau zeigt. 😁
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Dann raus mit dir, worauf wartest du noch?
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Noch nicht… 🙂
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Ricarda Huch mag es auch fein.
Ach, wie empfinden Dichter stark…
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Das ist etwas, was Dichter ausmacht: das Fühlen und die Fähigkeit, es so in Worte zu bringen, dass auch andere es fühlen.
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Kraftvoll-feineWortmalereien, die die Welt zum Klingen bringt
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Ob sich Rilke je besessen hat?
Ein hoher Anspruch, aber man darf und kann davon träumen.
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alles lügt ihn an, was ihm geschieht…
Das Lügen ist z.Zeit ja kräftig en vogue. Da wird gebogen und dekliniert, auf daß die neue Wahrheit heraus komme… aber davon wusste Rilke noch nix.
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