Abendminiatur | abc.etüden

Sie schlang die Arme um ihn und vergrub ihr Gesicht in seinem Bauch. Er war nicht kitzlig, eigentlich nicht, aber dennoch entzog er sich ihr mit einer raschen Bewegung, er mochte diese sentimentalen Anwandlungen nicht.

»Sei nicht so zickig«, sagte sie empört zu ihm. Okay, mit der Schreiberei war es für heute Abend anscheinend vorbei, sie wusste, was als Nächstes passieren würde: Er würde sie mit Beschlag belegen, nicht umgekehrt.
Mit der Hand zu schreiben hatte sie schon vor Jahren aufgegeben, nachdem ihr alle Welt bescheinigt hatte, sie würde krakeln, aber heute Abend war auch keine Computerarbeit mehr möglich. Also griff sie sich zuerst das Buch mit dem als Lesezeichen darin liegenden Handy, dann die Teetasse und zum Schluss den Teller mit den Kürbis-Scones (ihr Abendessen), deponierte alles in Reichweite, legte die Beine hoch, klopfte sich auf den Oberschenkel und sah ihn auffordernd an.

»Na komm!«

Der große Tigerkater sprang federleicht mit einem Satz auf ihren Schoß, drehte sich zweimal im Uhrzeigersinn um sich selbst, ließ sich fallen und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Sie fuhr ihm sanft über das Fell und fühlte, wie sein Brustkorb vibrierte, als er zu schnurren begann.

 

abc.etüden 2021 44+45 | 365tageasatzaday
Quelle: Pixabay, bearbeitet von mir

 

Für die abc.etüden, Wochen 44/45.2021: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Wortspende stammt dieses Mal von Christian mit seinem Blog wortverdreher. Sie lautet: Kürbis, kitzlig, krakeln.

Sehr autobiografisch, falls sich das einer fragt, nur die Kürbis-Scones habe ich irgendwann in der letzten Kürbissaison gebacken. Wer wissen möchte, was das für ein Rezept war: Es stammt von der Happy-Carb-Seite von Bettina Meiselbach – bitte hier klicken! (Und wer das für Werbung hält: unverlangt, unbezahlt, aus ehrlicher Begeisterung.)

Ja, ich kann auch kurz 😉

 

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83 Kommentare zu “Abendminiatur | abc.etüden

    • Reichlich. Na schön, es gibt Ausnahmen, aber wenn er auf meinen Beinen schlafen möchte, dann ist das eine „Kriege ich sie dazu, dass sie macht, was ich will“-Herausforderung, keine sentimentale Anwandlung 😉
      Frühabendgrüße 😁🐈🍵🍪👍

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  1. *lach*, zuerst grinste ich amüsiert über Deinen Satz Nr. 1 und dann ab und zu über die Kommis, liebe Christiane.
    Kurze Texte sind mitunter besser als viel zu lange, bei deren Länge irgendwann die Langeweile siegt …
    Immer, wenn ich solche feinen Katzengeschichten lese oder eine Katze sehe, dann merke ich, wie sehr mir eine fehlt, so ein haariges Ungeheuer, das man ungeheuer lieb gewinnen kann *lächel*
    Ist Barbara mit dem Aufbau eines Blogs beschäftigt??? Neugierig guck 🙂

    Liebe Grüße von Bruni an Dich

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  2. Christiane, 2 Dinge, die Du da schilderst in Deiner Geschichte, kommen mir sehr vertraut vor. Meinen Kater konnte ich auch nicht so meine Liebe zeigen wie mir danach war – aber sobald ich am Computer schrieb, bestimmte er, wann ich aufhörte zu schreiben und mich ihm widmete …. und das 2. auch ich kann mit meiner krakeligen Schrift niemanden mehr erfreuen – weil kaum noch lesbar, und außerdem schreibt es sich so viel schneller und flüssiger – wenn ich es 10fingrig tue in einer Blitzgeschwindigkeit, die mit meinen Gedanken Schritt halten.

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    • Katzen sind Katzen, und ich weiß genau, dass ich ihn speziell in den Etüden vermenschliche. Von daher: Zwischen diesem Fellträger und mir gibt es die üblichen Diskussionen, wer die Oberkatze ist 😉😼, aber prinzipiell kommen wir bestens miteinander zurecht.
      Ich schreibe Druckschrift, wenn ich mir was notiere, aber sonst bin ich seit vielen Jahren auf den Rechner umgestiegen. Das ist für mich eigentlich kein Thema, ohne die Vorgabe hätte ich es nicht erwähnt, ich vermute, dass es dir ähnlich geht … 😉
      Nachmittagskaffeegrüße 😁🌧️🍁☕🍩🍂👍

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  3. Was eine gemütlich-herbstliche Wochenend-Alltagsszene. Ich finde, du hast es geschafft, den kurzen Text ganz wunderbar zu verdichten und die drei vorgegeben Wörter geradezu kunstvoll darin verwoben. Richtig, richtig gut geschrieben. Chapeau, Christiane. *MachteineVerbeugung.*

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    • Ich gestehe, dass ich darauf nicht unstolz bin, dass/wenn die einzubauenden Wörter nicht wie Leuchttürme aus dem Text ragen 😉
      Ansonsten fand ich den Text nichts Besonderes, aber natürlich freue ich mich, wenn er bei dir so einen positiven Eindruck hinterlässt, also vielen herzlichen Dank! 😁
      Vormittagskaffeegrüße über die Elbe! 😁🌥️🍂☕🍪🍁👍

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  4. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 46.47.21 | Wortspende von Erinnerungswerkstatt | Irgendwas ist immer

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