Adventüden 2021 30-11 | 365tageasatzaday

30.11. – Fahrt ins Ungewisse | Adventüden

Wie hatte Tante Rosemarie gesagt? »Mir zwickt es schon den ganzen Tag in meiner Hüfte! Das Wetter wird schlechter! Das ist immer so! Willst du nicht doch die eine Nacht noch bleiben und morgen erst heimfahren?«

Ich wusste, dass ihr Zwicken in der Hüfte ein wirklich verlässliches Zeichen war. Dennoch schüttelte ich den Kopf und erklärte ihr, dass ich zwar gerne noch eine Nacht bei ihr bleiben würde, aber ich musste bis Ende November mein Buchmanuskript abgeben und das bereitete mir noch einiges an Kopfzerbrechen. Also fuhr ich am späten Nachmittag doch noch heim. Da begann es schon neblig zu werden und das Sturmwolkenblau am Himmel sah bedrohlich aus. Ich versprach Tante Rosemarie mich zu melden, wenn ich daheim angekommen war.

Dann stieg ich in mein Auto und fuhr los. Auf dem Verkehrsfunk im Radio brachten sie, dass auf der Autobahn, die ich eigentlich nehmen wollte, ein riesiger Stau wäre. Also beschloss ich, auf der Bundesstraße weiterzufahren. Wohl war mir nicht dabei, denn der Nebel wurde immer dichter. Dennoch blieb ich auf der Bundesstraße. Nach einer Weile kam aus dem dichten Nebel heraus Schneeregen. Das war echt unangenehm zu fahren. Ich hätte doch auf Tante Rosemarie hören sollen! Und nun?

Wie es der Zufall wollte, kam gerade auf der rechten Seite ein Parkplatz und ich nutzte diese Chance, um eine kurze Pause zu machen. Vielleicht würde das Wetter ja doch etwas besser werden. Ich stellte den Motor ab, schloss meine Augen. Nach einer Weile öffnete ich meine Augen wieder. Das Wetter schien etwas besser zu werden, immerhin kam kein Schneeregen mehr herunter. Aber die Person da vorne? War das der Doppelgänger der »weißen Frau«? Mein Herz blieb fast stehen!

Aber beim Näherkommen sah ich es: Es war nur eine Frau, die mit ihrem Hund Gassi ging.


Autor*in: Heidi                Blog: Erinnerungswerkstatt

 

Adventüden 2021 30-11 | 365tageasatzaday
Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Aktentasche, Bratapfel, Doppelgänger, Eistee, Geborgenheit, Glitzer, Kartoffelsalat, Kekse, Kopfzerbrechen, Marzipan, Partitur, Schneeregen, Sehnsucht, Sturmwolkenblau, Weihnachtsschmuck

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2021, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

32 Kommentare zu “30.11. – Fahrt ins Ungewisse | Adventüden

  1. Ja Heidi..wie steht es auf Deinem Block: „Wenn du weißt, dass
    … du auf dem richtigen Weg bist, wenn du diese innere Sicherheit hast, dann kann dich niemand abbringen, egal was sie sagen.“ (Simone de Beauvoir) Hermann Hesse nennt es „Eigensinn“ und lobt ihn, aber niemand will etwas über Fräulein Smillas Gespür für Schnee wissen.

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    • Du auch nicht? 😉
      Hier haben wir jedenfalls heute Morgen das Wetter aus Heidis Etüde: Schneeregen, der inzwischen allerdings in Regen umgeschlagen ist. Der Fellträger hatte einiges dazu zu sagen, als er reinkam 🐈
      Morgenkaffeegrüße 😀🌧️☕🍪👍

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    • Ja, manchmal handelt man einfach aus dem Bauch heraus. Auch wenn man im Nachhinein feststellt, dass das vielleicht dann doch nicht so gut ist.

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  2. Ich würde ja definitiv mehr über Tante Rosemarie hören wollen! Tanten, deren Hüften das Wetter voraussagen können und deren Nichten gern noch einen Tag länger geblieben wären, das klingt doch alles verheißungsvoll!

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  3. Witzig, diese Geschichte jetzt zu lesen. Ich habe gerade genau so eine Fahrt hinter mir. Schnee-Chaos am Feldberg war absehbar, und ich bin gerade noch so durchgewitsch, bevor sich die ersten LKW quergestellt haben (Die Fahrer ignorieren meistens geflissentlich das blinkende Schild mit der Schneeketten-Pflicht…)
    Als ich oben war, hab ich auch erstmal ne Pause gebraucht, hab sie allerdings gleich wieder abgebrochen: Es hat so heftig geschneit und geweht, dass ich Bedenken hatte, ob ich wieder aus dem Parkplatz rauskäme, wenn ich noch länger warten würde.
    Jetzt liege ich in meinem Ruhesessel mit den Füßen an der Heizung und bin dankbar, dass alles gut ging. Und draußen stöbert es inzwischen auch hier auf 700 m schon ganz ordentlich.

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    • Der Feldberg im Schwarzwald? Ja, da hast du vermutlich wirklich Glück gehabt, dass du heil weggekommen bist, ich bin da mal im Sommer rumgegurkt und fand das schon anstrengend 😉 Und Lkws am Berg sind eine Freude für sich 😁
      Hab einen gemütlichen Nachmittag! Wir hier im Flachland sehen keine Flocke mehr, dafür stürmt es. 😉
      Nachmittagskaffeegrüße 😁🌬️☁️☕🍪👍

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  5. Zur weißen Frau gab es doch mal so eine Miniserie. „Ebersberg“ hieß die. Die war etwas horroresk angehaucht. Diese kleine schneereiche Geschichte hier eher nicht. Aber das ist wahrscheinlich auch gut so. Wir sind ja nicht im Horrorctober. 😀

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  6. Hallo Heidi,
    man muss tun was man tun muss und solche Entscheidungen trifft man genau so… der innere Twist – so ist es – und zum Glück geht es gut aus…… Ich liebe Happy Ends
    LG Doro

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