Adventüden 2021 04-12 | 365tageasatzaday

04.12. – C+M+B III | Adventüden

B.: »Melchior, seit Monaten lösen wir uns dabei ab, den Himmel zu beobachten, um vergeblich den vorausgesagten Stern zu entdecken. Wollen wir nicht langsam das Projekt ›Geburt des Heilands‹ zu den Akten legen?«

M.: »Nein, Balthasar, unsere Mission ist niemals zu Ende! Aber die Geborgenheit der Höhlen, in denen wir untergekommen sind, werden wir verlassen müssen. Aber sag, wo bleibt eigentlich Caspar? Er wollte doch nach einer Auszeit wieder zu uns stoßen! Hat er denn keine Sehnsucht nach uns? Das macht mir echt Kopfzerbrechen.«

B.: »Melchior, eigentlich sollte es vertraulich bleiben. Caspar wollte in Wirklichkeit Kontakt suchen mit Händlern, welche die geheime Handelsstraße von Oman über Jemen, den Hedschas und Gaza nach Damaskus für allerlei Tauschhandel benutzen.«

M.: »Balthasar, was sagst du da! Das ist doch die Straße des Bösen, wo sie mit einem geheimnisvollen Harz handeln. Wenn man es anzündet, soll es einen Rauch entwickeln, der die Sinne verändert! Mein Gott, er wird doch nicht unsere geheimen Aufzeichnungen, die ich ihm mit der roten Aktentasche anvertraut habe, gegen solches Zeug eingetauscht haben?«

B.: »Schau nur, Melchior, gerade kommt er um die Ecke. Oder sollte es ein Doppelgänger sein? Nein, er ist es! Welch Freude, Caspar!«

C.: »Grüß euch, werte Freunde! Ich bin zurück mit froher Botschaft!«

M.: »Erzähl, Caspar, was hast du zu berichten?«

C.: »Ich habe unten im Tal einen weisen Mann getroffen, der mich mit in sein rauchverhangenes Zelt genommen hat. Er hat mir seine Vision offenbart, dass in weniger als zwei Monden in einem kleinen Dorf in Galiläa der Welt ein neuer Herrscher geboren werde, dem alle Menschen huldigen sollten. Er rät deshalb, allem Mammon zu entsagen und uns all unseres Goldes und der Juwelen bei ihm zu entledigen, damit wir dem Retter rein und unbefleckt entgegen treten können.«

M.: »Auf was warten wir denn noch!«


Autor*in: Werner                           Blog: Mit Worten Gedanken horten

Die Vorgänger dieser Etüde finden sich in den Adventüden der letzten Jahre:

C+M+B I (2019) und C+M+B II (2020)

 

Adventüden 2021 04-12 | 365tageasatzaday
Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Aktentasche, Bratapfel, Doppelgänger, Eistee, Geborgenheit, Glitzer, Kartoffelsalat, Kekse, Kopfzerbrechen, Marzipan, Partitur, Schneeregen, Sehnsucht, Sturmwolkenblau, Weihnachtsschmuck

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2021, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

77 Kommentare zu “04.12. – C+M+B III | Adventüden

  1. taumelnd ging ich durch die übervollen gassen
    alles sah so standardmäßig aus
    niemand schien verlassen doch jeder auch allein
    jedes haus so prall geschmückt
    zu erleuchtet diese welt
    sinnend geh ich durchs gewimmel
    alles sieht beschäftigt eilig wichtig aus
    an den fenstern hängen lichterketten
    mit solarstrom klimafromm bestückt
    drinnen sehe ich kinderaugen
    die schon früh besorgt-nachhaltig schaun
    kaum wissend was geschieht
    so wander ich mit mundschutz weiter
    durch hochhausmauern dicht an dicht
    durch reichlich vollgestopfte straßen
    gelockte von der natur aus dieser welt
    dort hoffte ich noch immer auf
    hehres glänzen, heilges schauen
    warte auf ein
    W e i h n a c h t s w u n d e r
    sich etwas versprechen
    etwas was uns verloren schien
    ein unbeschreibliches gefühl
    eine unendliche geschichte
    die stimmung macht uns hoffnungslos erwartungsvoll
    aber was genau suchen wir eigentlich
    und
    was wenn uns nun etwas entgegen kommt
    einfach so etwas in die welt kommt
    etwas was uns fehlt, das wir schmerzlich vermissen
    eine lösung aller unlösbaren fragen:
    w i r lägen in der krippe
    ohne schuld und sünde
    nackt
    wären als weltbaumschmücker geboren
    ja ja genau nicht nur ich sondern
    ich und du und wir und alle könige
    alle hirten
    alle

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    • Ich glaube, das könnte man unter viele Adventüden posten, das ist richtig zeitlos, auch ohne Mundschutz …
      Tja, da sind sie, die glitzernden Fassaden 🤶✨🎅🌟🎄, und dahinter ist alles so traurig wie eh und je. Vielleicht sogar schlimmer.
      Es gibt die, für die das Fest seine Botschaft beinhaltet, die, die sich damit beschäftigen, aber nach innen geht zu allen Zeiten wohl immer nur ein kleiner Prozentsatz, der Rest trinkt Glühwein und/oder irrt irgendwelchen Versprechungen hinterher.
      Hab Dank. 🧡👍
      Herzliche Morgenkaffeegrüße 😁☁️☕🍪👍

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  2. Hehe, die rote Aktentasche aus biblischen Zeiten gefällt mir und das rauchverhangene Zelt. Auch die Unklarheit ob es nun ein Weiser ist oder doch ein Betrüger mit nachhaltiger Wirkung…

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  3. Köstlich köstlich – herrlich verwoben mit Accessoires gespickt, die meine Mundwinkel immer breiter werden lassen. Hoffnungsvoll misstrauisch spekulativ bis naiv ist hier ein ganzes Register gezogen, bei jedem Schlagabtausch nimmt die Geschichte eine weitere Wendung. Ich seh schon das Krippenspiel vor mir…. lese aber nun auch mal in den Vorhergeschichten… Dankeschön.
    LG Doro

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  4. 😁 Böse, böse! Aber herrlich! Ich glaube, ich mag diese Könige, aber dieser sagenhafte Weise in seinem verräucherten Zelt, der hat sich meiner Meinung nach gerade eine Hauptrolle verdient. Hehehe… 😁 Abendgrüße!

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