Von Ostern

Am H. Oster-Tage

Auff den 12. Psalm

Bewahr mich Herr, thu mir zu Rettung kommen.

Fegt ab von euch den Sauerteig der Erden,
Den Sauerteig der alten bösen Zeit,
Auff daß ihr so ein neuer Teig mögt werden,
Als wie ihr dann auch ungesäuert seyd.

Das Osterlamb, das Opffer, so wir haben,
Ist Christus selbst, geschlachtet für die Welt,
Drumb lasset uns die Seele mit ihm laben,
Laßt uns auch sein den Teig, der ihm gefelt.

Damit ihr mögt die neuen Ostern halten,
So seyd auch neu und werdet nach der Zeit
Ein neuer Teig, nemt für den sauern alten,
Den süssen Teig der Lieb und Lauterkeit.

(Martin Opitz, Am H. Oster-Tage, aus: Die Episteln der Sontage und fürnembsten Fest deß gantzen Jahrs, 1628, Online-Quelle)

Ewige Ostern

Als sie warfen Gott in Banden,
Als sie ihn ans Kreuz geschlagen,
Ist der Herr nach dreien Tagen
Auferstanden.

Felder dorren. Nebel feuchten.
Wie auch hart der Winter wüte:
Einst wird wieder Blüt’ bei Blüte
Leuchten.

Ganz Europa brach in Trümmer,
Und an Deutschland frißt der Geier, –
Doch der Frigga heiliger Schleier
Weht noch immer.

Leben, Liebe, Lenz und Lieder:
Mit der Erde mag’s vergehen.
Auf dem nächsten Sterne sehen
Wir uns wieder.

(Klabund, Ewige Ostern, aus: Die Harfenjule, Berlin 1927, Online-Quelle)

[Andre haben andre Schwingen]

Andre haben andre Schwingen,
Aber wir, mein fröhlich Herz,
Wollen grad hinauf uns singen,
Aus dem Frühling himmelwärts!

(Joseph von Eichendorff, Andre haben andre Schwingen, in: VI. Geistliche Gedichte, aus: Gedichte, 1841, Online-Quelle)


Quelle: Pixabay


Ich bin nicht fröhlich, daher tue ich mich gerade schwer mit unbeschwerten Gedichten. Andererseits: Lachen hilft. Das Herz aufwärmen hilft. Die Füße in die Erde graben und den Kopf in den Nacken legen hilft. Wenigstens kurz.
Die Balance ist schwierig.

Euch allen schöne Rest-Ostern, und kommt gut und in durch die neue Woche!


24 Kommentare zu “Von Ostern

  1. Also mich haben die Gedichte schon aufgeheitert. Wie doch eine andere Zeit herrschen musste, als man noch:

    „Drumb lasset uns die Seele mit ihm laben,
    Laßt uns auch sein den Teig, der ihm gefelt.“

    schrieb. Das wirkt so aus der Zeit gefallen, dass es ein Licht auf die Zeit selbst wirft, die ja eigentlich unsichtbar ist oder sein will. Stilistisch gefällt mir auch, dass du die Originalschreibweisen verwendet. Es ist eine Wohltat für meine Augen 🙂 … wunderbaren Wochenanfang wünsche ich.

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    • Ja, und manchmal liest man die alten Texte (aufmerksamer, weil von der Notation ungewohnt) und denkt: So weit sind die geäußerten Gefühle gar nicht von den heutigen entfernt.
      Ich mag die alten Schreibweisen auch und verwende sie gern, sofern ich sie für einigermaßen verständlich halte. Wenn du dir mal die Quellen anschaust, verlinke ich oft Originalscans, wenn ich welche finde. Okay, hier habe ich mich mit zeno.org zufrieden gegeben, es war schon spät …
      Schöne Rest-Ostern und eine gute Woche auch dir! 😀👍
      Sonnige Feiertagskaffeegrüße 😀🌞☕🍩🌼🦋👍

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  2. Klabunds Zuversicht ist geradezu ansteckend.

    Leben, Liebe, Lenz und Lieder:
    Mit der Erde mag’s vergehen.
    Auf dem nächsten Sterne sehen
    Wir uns wieder.

    Da er wenige Jahre später schon starb, musste er den Aufstieg der Nazis nicht miterleben. Und nahm seine Zuversicht mit hinüber.

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    • Aus heutiger Sicht: Glück für ihn, ihm blieb viel erspart. Ob wir das auch bald über unsere Zeit sagen?
      Danke dir, liebe Gerda, ich freue mich, dass dich der Klabund heiter stimmt. 😉👍
      Feiertagskaffeegrüße 😉🌞☕🍪🌼🦋👍

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  3. Ich mag die alte Schreibweise und Opitz ist einer der berühmtesten Namen aus der damaligen Dichterzeit, aber Klabund ist mir von den dreien der liebste. Ich mag seine Art des Schreibens …
    *Ganz Europa brach in Trümmer,
    Und an Deutschland frißt der Geier,*

    Die zweite Zeile scheint mir visionär…

    Ostermontag ist vorüber und ich bin müde, liebe Christiane.
    Schlaf gut und träume keinen Albtraum, sondern von einem Fellträger, der Dich mit der Pfote anstubst, damit Du ihn streichelst. 🙂

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  4. Danke dir, liebe Christiane.
    Ich verstehe, wenn es nicht leicht fällt, unbeschwerte Gedichte zu finden. Dass du es überhaupt tust, wenn es dir nicht gut geht, das ist klasse.
    Ich wünsche dir immer wieder einige unbeschwerte Momente.
    Herzliche Grüße
    Judith

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