Es war der Morgen nach dem ersten Advent und das Kollegium fand sich in Vorfreude auf gefüllte Gebäckdosen im Lehrerzimmer ein. Sogar die, die erst zur dritten Stunde oder später anfangen sollten, strömten in den Raum, gierig schnuppernd und voller Erwartung eines frisch geschlagenen Weihnachtsbaums voller Sternenglanz und Lametta.
Es war der ruhigste Monat im Jahr, wenn man von hastig geschriebenen Klausuren absah, die noch vor dem Fest erledigt werden wollten. Doch das störte nicht, wenn in den Pausen vorweihnachtliche Naschereien die Arbeit versüßten.
Doch dieses Jahr war alles anders. Keine Kerzen, liebevoll arrangiert auf den blank geputzten Tischen, keine Erdnüsse in großen Schüsseln, kein Baum und kein Duft.
Enttäuschung machte sich breit und die zartbesaitete Religionslehrerin zückte sogar ein Taschentuch und wischte die Trauer um den fehlenden Weihnachtsputz aus den ungeschminkten Augenwinkeln.
Den Sportlehrer, der heimlich für sie schwärmte, machte das wütend und er ließ eine recht große, dunkel behaarte Faust auf die ungeschmückte Tischplatte fallen. Das wiederum brachte die zur Hälfte mit Glühwein gefüllte Thermoskanne der Deutschlehrerin zum Umfallen. Der Inhalt ergoss sich über die Vorkorrektur der Prüfungsaufgaben und löschte die rote Tinte so gekonnt aus, als hätte es keinen Fehler gegeben.
Tumult brach aus, wie er nur in gekränkten Kinderseelen entstehen kann, die statt des gewünschten Markenfeuerwehrautos nur den Plastikabklatsch vom Grabbeltisch bekommen.
Es wurde geschubst und gekniffen, gekeift und geschrien, böse Worte wurden laut und über allem stand die Frage im Raum, wer dieses Dezemberdilemma denn nun zu verantworten hatte.
Die Sekretärinnen holten den Schulleiter aus seinem Zimmer, in dem er sich versteckt hatte. Doch der rang nur die Hände und suchte verzweifelt nach der Kollegin, die das in den Jahren zuvor organisiert hatte, um abzuwälzen, was nicht abzuwälzen war.
Sie war frühpensioniert, was zu erwarten war. Hatte man ihr doch nie für ihr Engagement gedankt.
Autor*in: Alice Blog: Make a Choice Alice
Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir
Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.
Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:
Adventskalender, Dezemberdilemma, Eintopf, Gebäckdose, Hefe, Lametta, Laubsäge, Liebeserklärung, Kreuzkümmel, Kulturschock, Sternenglanz, Sturz, Taschentuch, Tunichtgut, Weihnachtsputz.
Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2022, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.
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😀 Und endlich wussten sie, was sie an ihr gehabt hatten! Solche Kolleg:innen kann man nie genug schätzen, man sollte ihnen jeden Tag des Jahres Kaffee und Schokolade schenken… wunderbar, vielen Dank! Ich werde heute an enttäuschte Erwachsene denken, die den Porsche erwartet und den ollen Renault Kombi von 1998 bekommen haben… 😊
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Manche Menschen fallen erst auf, wenn sie fehlen, bzw. das, was sie die ganze Zeit für eine wie auch immer geartete Allgemeinheit getan haben, ja. 🤔😏
Graue Morgenkaffeegrüße ☁️🕯️☕🍪👍
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Meine Ex-Kollegin war auch so eine… die fehlt für alle möglichen konsequent nachzuverfolgenden Dinge, wie z.B. Weihnachtskarten an ehemalige Mitarbeiter:innen zu schicken…
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Und dafür bleibt man dann in Erinnerung. Klein bisschen traurig, oder? 🤔
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Ja, irgendwie schon… ich mache mir keine Illusionen mehr über die Erinnerung an ehemalige Kollegen… die einen gehen, die anderen machen weiter. Normalerweise sollte man sein Leben nicht auf den Beruf aufbauen. Er kann ganz toll sein, aber das Privatleben ist wichtiger.
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Das ist eine Erkenntnis, für die man älter sein muss 😉
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Ja, das ist leider in vielen Firmen so. Und ich nehm auch lieber den Porsche als den ollen Renault 😉 Wobei die Franzosen besser sind als ihr Ruf 😉
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Die Enten früher fand ich göttlich… vor allem die grünen. 🙂
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Enten mussten grün, stimmt. 👍
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So ist es wohl, wenn sich stets nur ein fleißiges Lieschen um alles kümmert und es als normal erachtet wird. Sehr schön geschrieben.
LG, Nati
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So ist das, und es ist so menschlich wie ärgerlich (und dumm). Immer nur optimieren und laut brüllen, und die Menschlichkeit bleibt … sonst wo.
Herzliche Morgenkaffeegrüße ☁️🕯️☕🍪👍
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Es gibt viele, die machen und tun, im Hintergrund. Sie mögen es schön um sich herum, wollen aber keine Aufmerksamkeit. Und es gibt viele die dies genießen, nehmen ohne zu geben als sei alles normal so. Bis derjenige fehlt, der im Hintergrund zuverlässig agiert.
Wer hat Schuld, was ist daran falsch? Die Antwort liegt bei jedem selbst.
Guten Morgen Christiane. 🙂
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Da hast du recht. Aber man muss immer differenzieren.
Guten Morgen, Nati! 😉
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Wir haben tatsächlich so eine Kollegin und sie geht mir mit ihrer Dekowut schon etwas auf den Senkel. Aber wenn sie in den Ruhestand geht… naja. Also ist schon etwas autobiographisch 😉
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Hab ich mir gedacht. Grins…
Dachte allerdings du schreibst aus deiner Sicht, weil du auch oft mehr gibst als dir guttut und jeder es als selbstverständlich erachtet.
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Naja, vielleicht kann ich sie deswegen so gut verstehen…
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😉
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Großartig geschrieben, sowohl vom Stil als auch vom Inhalt. Danke!
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Guten Morgen! Danke, das finde ich auch!
Vormittagskaffeegrüße ☁️🕯️☕🍪👍
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Danke dir ❤
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Sehr gut zur Verallgemeinerung geeignet, diese Erwartungshaltung von Menschengruppen, dass es immer jemanden geben sollte, der ihnen Annehmlichkeiten liefert. Besonders witzig wird es hier durch die kindische Gruppe von Lehrkräften, die sich doch so oft über solche Anspruchshaltungen bei Schülern und Eltern beklagen.
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Alles auch nur Menschen, die Lehrer. Ich habe auch böse gekichert, weil ich einiges wiedererkannt habe.
Danke dir!
Vormittagskaffeegrüße ☁️🕯️☕🍪👍
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Ja, diese kindischen Anspruchshaltungen findet man immer wieder. Am Ende steht Enttäuschung – meist auf beiden Seiten… Danke dir❤
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Interessant. Ist bei euch im Dezember schulisch nichts los? In Ö ist das die wildeste. Sresszeit für Prüfungen
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Muss ich an Alice weiterreichen. Vielleicht kommt es aber auch auf die Art der Schule an?
Vormittagskaffeegrüße ☁️🕯️☕🍪👍
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Dafür ist die Nervennahrung gedacht. Doch, auch in D ist im Dezember der Teufel los… dieses Jahr ohne mich 🍀
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Ist doch angenehm von außen auf den Wahnsinn zu blicken. Obwohl die Normalität, wie immer sie aussieht manchmal sehr hilfreich sein kann… Ich wünsche dir alles Gute für die Behandlungen!
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Das Phänomen, dass Eine macht, die anderen nur konsumieren, kenne ich seit meiner Schulzeit. Daran hat sich nichts geändert.
Tolle Etüde.
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Wer kennt das nicht? Es gibt aber auch die, die keine*n mit-machen lassen wollen, weil sie (ah, keine Ahnung) sich darüber definieren oder so. Gehört nicht zur Adventüde, klar.
Kekse und Kaffee/Tee auch für dich, liebe Ulli! 😉
Vormittagskaffeegrüße ☁️🕯️☕🍪👍
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Wie sie mir auf die Nerven gehen diese Guten, Fleißigen, Demütigen die alle anderen in Geiselhaft haften und manipulieren, weil ihre sogenannte Gutheit nicht ausreichend honoriert wird. Zwangsbeglückung ist oft schwer erträglich
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Ich nenne das „emotionale Erpressung“, was du beschreibst 😉
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Ja, kombiniert mit einem penetrsnten und völlig falschen Selbstbild. 🦖
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Hui, mit 🦖🦕, du bist ja ganz schön 🔥
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Haha, ja das ist ein Thema, das mich auf die Palme bringt, weil es ein sooooo todsicheres Rezept für Frust und Unglücklichsein ist. Dabei wäre es zumindest in einem beruflichen Umfeld so leicht zu lösen. Anstatt der edlen, selbstlosen *hüstel* Kollegin X, gibt es eine Gruppe, die sich mit dem Weihnachtsschmuck, der kulinarischen Seite oder was auch sonst noch beschäftigt, die alle fragt, was sie haben wollen, möglichst viele beteiligt und alle sind zufriedener.
Entschuldige, dass ich Flammen speie 🙂 🙂
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Alles gut, die Vorhänge sind feuerfest 😉
Eben, wie du sagst: im beruflichen Umfeld sollte so was funktionieren, ohne reihenweise auf irgendwelche Egos zu treten. Ich wüsste gerne, ob Alice sich für ihr Lehrerzimmer so was vorstellen kann … 🤔😉👍
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Wohl eher nicht, bei der doch etwas gehässigen Beschreibung ihrer Kollegen 😉 🙂
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Müssen ja nicht alle Vollpfosten sein 😎
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Auch das ist ein Punkt, der überaus nervig sein kann. Ich kriege jeden Dezember Ausschlag von der Tanne, die immer im Weg steht 😉
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😁🕯️👍
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Oh Tannenallergie 😄
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so in etwa 😉
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TEAM – Toll Ein Anderer Macht´ s… kennen wir doch alle, oder?
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Nein, ich habe diesbezüglich durchaus positive Erfahrungen. Natürlich gibt es auch Trittbrettfahrer, andere wollen aber gar nicht im Team arbeiten sondern allein und sich selbst als leidende Heilige darstellen, die alles für die undankbaren anderen tun. Beide Typen sind ärgerlich, ich finde es aber einfacher, einem Trittbrettfahrer einen aufmunternden Tritt zu versetzen als eine Heilige aus ihrem Masochismus zu befreien.
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Stimmt… und dann gibt es noch die, die im Team nur labern, nichts bringen und dann das Ergebnis auf ihre wertvolle Mitarbeit beziehen, die finde ich persönlich am Schlimmsten
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Ja, solche kenne ich auch 🙂 Die muss man unsubtil darauf hinweisen, was andere getan haben
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Ja… Vorschlaghammermethode
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So ist es auch in den Vereinen bei auf dem Dorf: es sind immer die gleichen, die sich engagieren.
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Absolut. Zusammengefasst: Gruppendynamik? 🤔
Nachmittagskaffeegrüße mit Regen 🌧️🕯️☕🍪👍
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Jepp, kenne ich. Und es gibt die, die nur partizipieren und dann plötzlich ernüchtert aufwachen, wenn es auf einmal nicht mehr „läuft“.
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„der Morgen nach dem ersten Advent“… das passt ja hervorragend zum Veröffentlichungstermin – so ein schöner Zufall.
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Ja … und war sogar im Original von Alice so 😀. Ich hab gedacht, wenn sie unbedingt will, warum nicht? Bei anderen war es schwieriger.
Fast-schon-dunkel-Kaffeegrüße 🌧️🕯️☕🍪👍
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Ja, hat Christiane gut getimt 😉
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Welch in Timing… wir sind mittendrin, gleich nach dem ersten Advent…. welch starkes Gefühl herüberschwappt, die fast kindliche Enttäuschung, die Fürsorge, die selbstverständliche Beanspruchung von Ritualen, die Leere der Lücke und ein Hauch von Bedauerung für die Frühpensionierte rückblickend. Anderseits hege ich die Hoffnung, dass sie alles, was sie gemacht hat, gern gemacht hat und noch mehr hoffe ich, dass sie einen neuen Wirkungskreis mit ihrer Fürsorge beglückt oder an sich denkt und den neuen Lebensabschnitt genießt. Wie herrlich – eine abwesende Hauptperson!!! Wie schön! LG Doro
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Eine abwesende Hauptperson. Aus der Blickrichtung habe ich das noch gar nicht gesehen, vielen herzlichen Dank 😉
Ja, bei Alice ist mensch immer sofort mittendrin 👍
Abendgrüße 🌧️🕯️🍵🍪👍
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Eine abwesende Hauptperson… so hab ich es auch noch nicht gesehen… aber ja, sie kriegt es ja nicht mehr mit und schmückt jetzt das Heim für Mann und Hund 😉
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Hach, wie sehr erinnert mich das an meine eigene Zeit in der Schule. Da gab es auch die „Deppen“ vom Dienst, die nicht ertragen konnten, wenn der Schimmel sich langsam auf dem Kaffeeresten in einigen Kollegentassen (es waren nur Kollegen, die meinten, Abwaschwasser mache krank) bildete.
Ja, wenn Kolleg*innen nicht mehr da sind, die vieles wie selbstverständlich gewuppt haben, werden so manche wach!
Eine tolle Etüde und mitten aus dem Schulleben.
Lieben Gruß
Anna-Lena
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Ja, die Erfahrung teile ich: Es sind immer deutlich mehr Männer als Frauen, die keinen Wasserhahn aufbekommen, um ihre Tasse drunterzustellen, und die eine Spülmaschine nicht von einer Wand unterscheiden können („Spülmaschine? Wo? Die musst du mir mal zeigen!“) 😉
Freut mich, dass du dich so amüsierst! 😀
Abendgrüße mit Regen 🌧️🕯️🍵🍪👍
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“ und die eine Spülmaschine nicht von einer Wand unterscheiden können “
😆 Ist wohl eine weit verbreitete Unsitte! Da fallen mir gleich noch mehrere Phänomene ein … 😉
Regen haben wir nicht, aber die feuchtkalte Luft ist auch nichts für zart besaitete Hundedamen.
Liebe Grüße dir!
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Der Umgang mit Spülmaschinen ist schon echt für Fortgeschrittene … 😉
Meiner pendelt raus und rein, je nach Hungerlage und Bewegungslust.
Schönen Abend euch! 😀
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Danke dir… ja, lebende Kühlschränke gehören auch dazu 😉
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Oh ja! Wir haben wohl ähnliche AHA-Erlebnisse
.
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😉
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Hoffentlich erzählt ihr einer davon, damit sie wenigstens etwas Genugtuung empfinden kann. 😅 Sehr nah an der Realität und schön humorvoll geschrieben. 😇
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Ja, guter Wunsch! 😉👍
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Ich kenne auch viele solche Geschichten. Einschließlich einer eigenen…. – wie immer haarscharf beschrieben, toll!
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Ich habe mich Sonntag fast mit der Kollegin gestritten, die meinte sie müsste nach Nonstopdienst und schon dran gehängten Überstunden noch meinte den Weihnachtsschmuck aufhängen zu müssen und sie meinte , wenn sie das jetzt nicht macht, macht’s keiner, was bestimmt stimmte – aber die emotionale Gewichtung ist da doch sehr unterschiedlich.
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