Juli
(in Schäfertracht, mit Kornblumenstrauß)
Grüß Gott! Erlaubt mir, daß ich sitze,
ich bin der Juli; spürt ihr die Hitze?
Kaum weiß ich, was ich noch schaffen soll,
die Ähren sind zum Bersten voll;
reif sind die Beeren, die blauen und roten,
saftig sind Möhren und Bohnen und Schoten.
So habe ich ziemlich wenig zu tun,
darf mich ein bißchen im Schatten ruhn.
Duftender Lindenbaum,
rausche den Sommertraum!
Seht ihr die Wolke? fühlt ihr die Schwüle?
Bald bringt Gewitter Regen und Kühle.
(Paula Dehmel, Juli, in: Neujahrsspiel, aus: Das liebe Nest. Kindergedichte. 1919, Online-Quelle)
Glaube nur
Wenn im Sommer der rote Mohn
Wieder glüht im gelben Korn,
Wenn des Finken süßer Ton
Wieder lockt im Hagedorn,
Wenn es wieder weit und breit
Feierklar und fruchtstill ist,
Dann erfüllt sich uns die Zeit,
Die mit vollen Maßen mißt,
Dann verebbt, was uns bedroht,
Dann verweht, was uns bedrückt,
Ueber dem Schlangenkopf der Not
Ist das Sonnenschwert gezückt.
Glaube nur! Es wird geschehn!
Wende nicht den Blick zurück!
Wenn die Sommerwinde wehn,
Werden wir in Rosen gehn,
Und die Sonne lacht uns Glück.
(Otto Julius Bierbaum, Glaube nur, aus: Irrgarten der Liebe, 1901, Online-Quelle)
Die blaue Kornblum wohnt versteckt
Die blaue Kornblum wohnt versteckt,
So hab ich meinen Schatz entdeckt.
Sie kann nicht meinen Händen wehren,
Wiegt sie wie’s Sommerfeld die Ähren.
Die Ähren sind jetzt körnerschwer,
Als läg schon Brot mannshoch umher,
Und nahrhaft wie im Bäckerhaus
Sieht’s an der langen Landstraß aus.
Mein Schatz die Ähren streicheln tut.
»Nach Leben riechen sie so gut«,
Sagt sie. Und schau ich roten Mohn,
So fang ich auch sein Feuer schon.
Ich gäb gern alle Ähren her,
Und gern wär mir die Hand brotleer,
Blieb mir am Lebensend davon
Liebe betäubend wie der Mohn.
(Max Dauthendey, Die blaue Kornblum wohnt versteckt, aus: Singsangbuch. Liebeslieder, in: Gesammelte Gedichte und kleinere Versdichtungen, Albert Langen, München 1930, S. 151)
Sommer
Am Abend schweigt die Klage
Des Kuckucks im Wald.
Tiefer neigt sich das Korn,
Der rote Mohn.
Schwarzes Gewitter droht
Über dem Hügel.
Das alte Lied der Grille
Erstirbt im Feld.
Nimmer regt sich das Laub
Der Kastanie.
Auf der Wendeltreppe
Rauscht dein Kleid.
Stille leuchtet die Kerze
Im dunklen Zimmer;
Eine silberne Hand
Löschte sie aus;
Windstille, sternlose Nacht.
(Georg Trakl, Sommer, aus: Sebastian im Traum, 1914, Online-Quelle)
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Ich hoffe, ihr seid alle gut durch die Nacht gekommen und seht einem nicht zu heißen Tag entgegen. Ansonsten gilt wie immer: Kommt heil und gesund und heiter in und durch die neue Woche!