Du weisst, wir bleiben einsam: du und ich, Wie Stämme, tief in Gold und Blau getaucht, Mit freien Kronen, die der Seewind streift; So nah, doch ganz gesondert, ewig zwei. Und zwischen beiden webt ein feines Licht Und Silberduft, der in den Zweigen spielt, Und dunkel rauscht die Sehnsucht her und hin.
(Paul Wertheimer, Seelen, aus: Neue Gedichte, 1904, Online-Quelle)
Melancholie
Von weit her Hundebellen Klingt durch die nächtliche Ruh. Es spülen die schwarzen Wellen Mein Boot dem Ufer zu.
Die blauen Berge der Ferne Winken am Himmelssaum. Auf in den Lichtbann der Sterne Trägt mich ein Traum.
Stumm ziehen wilde Schwäne Über das Wasser hin. Mir kommt eine müde Träne. Ich weiß nicht, warum ich so bin.
Aus silbergrauen Gründen tritt ein schlankes Reh im winterlichen Wald und prüft vorsichtig, Schritt für Schritt, den reinen, kühlen, frischgefallnen Schnee.
Und Deiner denk’ ich, zierlichste Gestalt.
(Christian Morgenstern, Erster Schnee, aus: Und aber ründet sich ein Kranz, 1902, Online-Quelle)
Winter
Geduldig ist der Wald, Behutsamer der Schnee, Am einsamsten das Reh. Ich rufe. Was erschallt? Der Widerhall macht Schritte. Er kehrt zurück zu seinem Weh: Das kommt heran wie leise Tritte. Er findet mich in meiner Mitte. Warum hab ich den Wald gestört? Vom Schnee ward nichts gehört. Hat sich das Reh gescheut? Wie mich das Rufen reut.
(Theodor Däubler, Winter, in: Menschheitsdämmerung, 1920, S. 119, Online-Quelle)
STILLE WINTERSTRASSE
Es heben sich vernebelt braun Die Berge aus dem klaren Weiß, Und aus dem Weiß ragt braun ein Zaun, Steht eine Stange wie ein Steiß.
Ein Rabe fliegt, so schwarz und scharf, Wie ihn kein Maler malen darf, Wenn er’s nicht etwa kann. Ich stapse einsam durch den Schnee. Vielleicht steht links im Busch ein Reh Und denkt: Dort geht ein Mann.
(Joachim Ringelnatz, Stille Winterstraße, aus: Flugzeuggedanken, Berlin 1929, Online-Quelle)
Und weil ich nicht weiß, wie lange die weiße Pracht hierzulande anhält – die einen sagen so, die anderen so – ein paar Fotos von Samstag, entstanden auf dem Weg um meinen Lieblingsteich … 😉
»Warum sollen denn nun diese Arbeiten, wenn sie nicht vortrefflich sind, gar vernichtet werden?« »Weil ein Gedicht entweder vortrefflich sein oder gar nicht existieren soll; weil jeder, der keine Anlage hat, das Beste zu leisten, sich der Kunst enthalten und sich vor jeder Verführung dazu ernstlich in acht nehmen sollte.«
(Johann Wolfgang von Goethe, aus: Wilhelm Meisters Lehrjahre, 2. Buch, 2. Kap., Online-Quelle)
Ein Gedicht, dessen Lektüre nicht mit einem stillen, tiefen Einatmen endet, ist kein solches ersten Ranges.
(Carl Ludwig Schleich, aus: Erlebtes Erdachtes Erstrebtes, 1928, Online-Beleg)
Die Leute die den Reim für das Wichtigste in der Poesie halten, betrachten die Verse wie Ochsen-Käufer von hinten.
(Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799), aus: Sudelbücher KS, KA141, Online-Quelle)
Man gibt über lyrischen Gedichten oft die Versart an |— ◡◡ | — — — — | — ◡◡◡ | pp. Wenn man die Gedanken darin mit Eins und den Nonsense mit Null anzeigte, so würde es zuweilen so aussehn: 000 | 000 | 000 oder so.
(Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799), aus: Sudelbücher J, J294, Online-Quelle)
* * *
Avant-propos
Ich kann mein Buch doch nennen, wie ich will Und orthographisch nach Belieben schreiben! Wer mich nicht lesen mag, der laß es bleiben. Ich darf den Sau, das Klops, das Krokodil Und jeden andern Gegenstand bedichten,
Darf ich doch ungestört daheim Auch mein Bedürfnis, wie mir’s paßt, verrichten. Was könnte mich zu Geist und reinem Reim, Was zu Geschmack und zu Humor verpflichten? – Bescheidenheit? – captatio – oho!
Und wer mich haßt, – – sie mögen mich nur hassen! Ich darf mich gründlich an den Hintern fassen Sowie an den avant-propos.
Ich selbst schreibe keine Gedichte, und ich mag Reimereien selten. Aber ich habe großen Respekt vor allen, die sich daran versuchen und ihr ganzes Herz darein legen, dass es „gut“ wird, was auch immer sie unter „gut“ verstehen.
Schon mit ihren schlimmsten Schatten Schleicht die böse Nacht heran; Unsre Seelen sie ermatten, Gähnend schauen wir uns an.
Du wirst alt und ich noch älter, Unser Frühling ist verblüht. Du wirst kalt und ich noch kälter, Wie der Winter näher zieht.
Ach, das Ende ist so trübe! Nach der holden Liebesnoth, Kommen Nöthen ohne Liebe, Nach dem Leben kommt der Tod.
(Heinrich Heine, Schon mit ihren schlimmsten Schatten, aus: Emma, VI., in: Neue Gedichte, 1844, Online-Quelle)
Mißmut
Ein Rauch verweht. Ein Wasser verrinnt. Eine Zeit vergeht. Eine neue beginnt. Warum? Wozu? Denk’ ich dein Fleisch hinweg, so bist Du ein dünntrauriges Knochengerüst, Allerschönstes Mädchen du.
Wer hat das Fragen aufgebracht? Unsere Not. Wer niemals fragte, wäre tot. Doch kommt’s drauf an, wie jemand lacht.
Bist du aus schlimmem Traum erwacht, Ist eine Postanweisung da, Ein Telegramm, ein guter Brief, – Du atmest tief Wie eine Ziehharmonika.
Wohin ich schaue, Wunder über Wunder,
Wohin ich lausche, alles wunderbar.
Ihr sprecht von Sinn, Gesetz und von gesunder
Vernunft: Ihr schaukelt zwischen falsch und wahr!
Mich hat als Kind das Wunder tief getroffen!
Ich schlug es tot, weil’s mir die Ruh’ vergällt.
Nun halt ich wieder Kinderaugen offen
Und weiß, das Wunder ist der Grund der Welt.
(Jakob Bosshart, Wohin ich schaue, in: Träume der Wüste. Gedichte., Bd. VI der Werkausgabe v. 1951, Beleg, Online-Quelle)
Die erste alte Tante sprach: Wir müssen nun auch dran denken, Was wir zu ihrem Namenstag Dem guten Sophiechen schenken.
Drauf sprach die zweite Tante kühn: Ich schlage vor, wir entscheiden Uns für ein Kleid in Erbsengrün, Das mag Sophiechen nicht leiden.
Der dritten Tante war das recht: Ja, sprach sie, mit gelben Ranken! Ich weiß, sie ärgert sich nicht schlecht Und muß sich auch noch bedanken.
(Wilhelm Busch, Die erste alte Tante sprach, aus: Kritik des Herzens, 1874, Online-Quelle)
Bürgerliches Weihnachtsidyll
Was bringt der Weihnachtsmann Emilien? Ein Strauß von Rosmarin und Lilien. Sie geht so fleißig auf den Strich. O Tochter Zions, freue dich!
Doch sieh, was wird sie bleich wie Flieder? Vom Himmel hoch, da komm ich nieder. Die Mutter wandelt wie im Traum. O Tannebaum! O Tannebaum!
O Kind, was hast du da gemacht? Stille Nacht, heilige Nacht. Leis hat sie ihr ins Ohr gesungen: Mama, es ist ein Reis entsprungen! Papa haut ihr die Fresse breit. O du selige Weihnachtszeit!
(Klabund, Bürgerliches Weihnachtsidyll, aus: Die Harfenjule, 1927, Online-Quelle)
Weihnachten
Nun ist das Fest der Weihenacht, das Fest, das alle glücklich macht, wo sich mit reichen Festgeschenken Mann, Weib und Greis und Kind bedenken, wo aller Hader wird vergessen beim Christbaum und beim Karpfenessen; — und Groß und Klein und Arm und Reich, — an diesem Tag ist alles gleich. So steht’s in vielerlei Varianten in deutschen Blättern. Alten Tanten und Wickelkindern rollt die Zähre ins Taschentuch ob dieser Mähre. Papa liest’s der Familie vor, und alle lauschen und sind Ohr… Ich sah, wie so ein Zeitungsblatt ein armer Kerl gelesen hat. Er hob es auf aus einer Pfütze, dass es ihm hinterm Zaune nütze.
Auch zu Adventüden-Zeiten gibt es die Montagsgedichte! Heute mal eher die despektierlichere Variante zur Erinnerung daran, dass man sich (auch) zu Weihnachten eben oft nur aushält. Ich hoffe wie üblich, dass besonders die Autorin der heutigen Adventüde mit meiner Auswahl leben mag, und auch, dass ihr es gelungen findet …
Kommt gesund und sowieso heiter in und durch die Woche und habt gelungene, schöne und entspannte Tage, falls wir uns vorher nicht mehr lesen!
Wenn jedes Menschen geheimes Weh Ihm an der Stirn geschrieben man säh‘, Wir wären oft zu Thränen bewegt Für den, der heute Neid erregt. Es finden so Viele, in deren Brust Das Herz voll Leid will weinen, All ihren Trost, all ihre Lust Darin – uns glücklich zu scheinen.
(Autor: Unbekannt, Falscher Schein, aus: Fliegende Blätter, Nr. 1835, in: Bd. LXXIII, Nr. 1823–1848, Online-Quelle)
Trost
Erlosch einer Hoffnung Schimmer, Laß nur der Zeit ihren Lauf; Begrabene Hoffnung steht immer, Als Weisheit wieder auf. Die führt dich auf schweren Wege treulich ein gutes Stück, Jenseits vom Trauerstege Wartet ein neues Glück.
Auch zu Adventüden-Zeiten gibt es die Montagsgedichte. Es mag eine etwas freie Interpretation sein, aber ich WOLLTE mich thematisch an die heutige Etüde annähern und hoffe, ihr findet es gelungen …
Wind aus dem Mond, plötzlich ergriffene Bäume und ein tastend fallendes Blatt. Durch die Zwischenräume der schwachen Laternen drängt die schwarze Landschaft der Fernen in die unentschlossene Stadt.
(Rainer Maria Rilke, Herbst-Abend, aus: (Paris, Ende September 1907) aus: Rainer Maria Rilke, Gedichte 1906 bis 1926, Sammlung der verstreuten und nachgelassenen Gedichte aus den mittleren bis späteren Jahren, Insel-Verlag 1953, S. 467)
Novembertag
Nebel hängt wie Rauch ums Haus, Drängt die Welt nach innen; Ohne Not geht niemand aus; Alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund, Stiller die Geberde. Heimlich, wie auf Meeresgrund, Träumen Mensch und Erde.
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg Deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern wenn die Blätter treiben.
(Rainer Maria Rilke, Herbsttag, aus: Das Buch der Bilder, 1. Buch Teil 2, S. 48, 1902 (Entstehungsdatum), Online-Quelle)
Wende
Heut liegt der Garten schon von gelben Blättern voll.
Da sinkt auf meinen Weg ein fast noch grünes nieder:
Das ist der Tod: ich seh ihn wieder
am Werk, das lautlos sich vollenden soll.
Die Berge hat der Nebel aus der Welt gebracht.
Noch gestern standen sie hoch vorm hellen
ganz blauen Himmel. Gold aus warmen Quellen
durchströmte sommerlich die Luft. Nun wird es Nacht.
Dorthin geh, wo die Andern nicht sind,
Weit hinaus in die freie Einsamkeit,
Wo dir Wolken, Berge, Bäume und Wind
Großes reden von Später und Ewigkeit.
Und dort schöpfe, fasse und füll dir die Brust,
Daß – kommt einst die Stille zu dir als Braut –
Daß du die Hand ihr gibst in tiefster Lust,
Weil du schon lange mit ihr vertraut.
(Joachim Ringelnatz, Dorthin geh, wo die Andern nicht sind, aus: Gedichte, 1910, Online-Quelle)
Könntet ihr vielleicht mal nachschauen, ob ihr das Gedicht von Schaukal in euren Gedichtbüchern findet? Ich habe mir für den eher dürftigen Quellennachweis echt die Finger wund gesucht (ihr wisst, ich möchte eine (digitalisierte) Originalquelle, nicht irgendeine Gedichteseite, zumindest bei Zitaten sind die Zuweisungen an die Verfasser oft mehr als zweifelhaft, da schreibt einer vom anderen (falsch) ab).
Kommt gut und gesund und heiter in und durch die neue Woche!
Geht leise –
Es ist müd von der Reise.
Es kommt von weit her:
Vom Himmel übers Meer,
vom Meer den dunklen Weg ins Land,
bis es die kleine Wiege fand –
Geht leise.
(Paula Dehmel, Geht leise, aus: Das liebe Nest. Kindergedichte. 1919, Online-Quelle)
VERSE AUF EIN KLEINES KIND
Dir wachsen die rosigen Füße,
Die Sonnenländer zu suchen:
Die Sonnenländer sind offen!
An schweigenden Wipfeln blieb dort
Die Luft der Jahrtausende hangen,
Die unerschöpflichen Meere
Sind immer noch, immer noch da.
Am Rande des ewigen Waldes
Willst du aus der hölzernen Schale
Die Milch mit der Unke dann teilen?
Das wird eine fröhliche Mahlzeit,
Fast fallen die Sterne hinein!
Am Rande des ewigen Meeres
Schnell findest du einen Gespielen:
Den freundlichen guten Delphin.
Er springt dir ans Trockne entgegen,
Und bleibt er auch manchmal aus,
So stillen die ewigen Winde
Dir bald die aufquellenden Tränen.
Es sind in den Sonnenländern
Die alten, erhabenen Zeiten
Für immer noch, immer noch da!
Die Sonne mit heimlicher Kraft,
Sie formt dir die rosigen Füße,
Ihr ewiges Land zu betreten.
(Hugo von Hofmannsthal, Verse auf ein kleines Kind, aus: Gedichte, Insel Verlag 1922, Online-Quelle)
Die sonnige Kinderstraße
Meine frühe Kindheit hat
Auf sonniger Straße getollt;
Hat nur ein Steinchen, ein Blatt
Zum Glücklichsein gewollt.
Jahre verschwelgten. Ich suche matt
Jene sonnige Straße heut;
Wieder zu lernen, wie man am Blatt,
Wie man am Steinchen sich freut.
(Joachim Ringelnatz, Die sonnige Kinderstraße, aus: Gedichte 1910, Online-Quelle)
Tränen, Tränen, die aus mir brechen
Tränen, Tränen, die aus mir brechen.
Mein Tod, Mohr, Träger
meines Herzens, halte mich schräger,
daß sie abfließen. Ich will sprechen.
Schwarzer, riesiger Herzhalter.
Wenn ich auch spräche,
glaubst du denn, daß das Schweigen bräche?
Wiege mich, Alter.
(Rainer Maria Rilke, Tränen, Tränen, die aus mir brechen, (Paris, Spätherbst 1913) aus: Rainer Maria Rilke, Gedichte 1906 bis 1926, Sammlung der verstreuten und nachgelassenen Gedichte aus den mittleren bis späteren Jahren, Insel-Verlag 1953, S. 467)
Schlußstück
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
(Rainer Maria Rilke, Schlußstück, aus: Das Buch der Bilder, Zweite sehr vermehrte Auflage, 1906, Online-Quelle)
Ich gestehe, dass „Die Sonnenländer sind offen!“ mich magisch angezogen hat, ebenso wie das erste Rilke-Gedicht (neu für mich, wohingegen das zweite ja ziemlich bekannt ist) …
Kommt gut in und durch die neue Woche und achtet auf euch!
Nächtliche Stunde, die mir vergeht,
da ich’s ersinne, bedenke und wende,
und diese Nacht geht schon zu Ende.
Draußen ein Vogel sagt: es ist Tag.
Nächtliche Stunde, die mir vergeht,
da ich’s ersinne, bedenke und wende,
und dieser Winter geht schon zu Ende.
Draußen ein Vogel sagt: es ist Frühling.
Nächtliche Stunde, die mir vergeht,
da ich’s ersinne, bedenke und wende,
und dieses Leben geht schon zu Ende.
Draußen ein Vogel sagt: es ist Tod.
Einsam in der Julinacht bin ich träumend heimgegangen;
schmeichelnd hielt Resedenduft meine Sinne süß umfangen.
Durch die Lindenzweige ging flüsternd ein geheimes Sehnen,
von den Blüten fiel der Tau leis und lind wie Liebestränen.
Einsam durch die Julinacht irrten Mandolinenklänge,
ach, als ob aus Fernen weit deine Stimme zu mir dränge,
deine Stimme, die mir einst weich in wogenden Akkorden
wie Musik ertönt – und jetzt klanglos, unstet, fremd geworden …
Fern aus Süd ein Windhauch kam; heimlich durch das Lindendunkel
blitzte, deinen Augen gleich, träumerisches Lichtgefunkel.
Leuchtend fiel ein Stern herab – ach, wo mocht’ sein Strahl sich senken?!
Einsam in der Julinacht, weinend mußt ich dein gedenken. –
Im Sommerwald, wo sich die Blätter drücken,
Liegt Sonnenschein in kleinen Stücken,
Drinnen die Mücken schweben und rücken.
Ich muß mich unter die Stille bücken.
Vor den finstern Tannenlücken
Sah ich einen Schmetterling weiß wie einen Geist aufzücken.
Der Wald riecht nach Kien und ist heiß.
Vielleicht hat hier ein Herz gebrannt und nur der Wald davon weiß.
(Max Dauthendey, Im Sommerwald, aus: Insichversunkene Lieder im Laub, in: Gesammelte Gedichte und kleinere Versdichtungen, Albert Langen, München 1930, S. 315/16)
Brief in die Sommerfrische
Ich habe so Sehnsucht nach Dir.
Weil alles so gut steht
Auf unserem Gemüsebeet.
Und Du bist in England. Nicht hier
Bei mir.
Frau heißt auf Englisch „wife“;
Muß man, um das zu lernen,
Sich so weit und so lange entfernen?
Bei uns ist alles Gemüse reif.
Meinst du, daß ich das allein
Esse? Kommt gar nicht in Frage.
Und so vergehen die Tage.
Könnte doch zu zweit so billig sein.
Bis August und noch September vergeht,
Ist alles verfault auf dem Beet.
Aber Englisch ist wichtiger als Gemüse,
Das es schließlich auch in Büchsen gibt.
Und ich gönne dir das alles sehr. Grüße
Dich!
Dein Mann (einsam in Dich verliebt).
(Joachim Ringelnatz, Brief in die Sommerfrische, aus: Gedichte, Gedichte von Einstmals und Heute, 1934, Online-Quelle)
Für die anbrechende Woche sagen die Wetterfrösche für Hamburg Höchsttemperaturen eher unter 20 °C voraus. Der Regen, so er fällt, ist willkommen und nötig, aber ach … manchmal könnte ich auch ein bisschen Meer (blau, blaugrün) vertragen …
Kommt gut in und durch die neue Woche! 🙂
In eigener Sache: WP scheint im Moment meine Kommentare zu fressen. So geschehen bei Arno, wortverloren, Anja (Annuschka). Könntet ihr bitte mal schauen, ob ich im Spam gelandet bin und mich freischalten? Danke! Veronika hat meine Kommentare aus dem Spam befreit, sie sollten also dort sein. Eigentlich.
Und könntet ihr bitte checken, ob beim Etüdensommerpausenintermezzo eure Kommentare alle da sind? Falls es ums Verplatzen nicht geht: Bitte per Mail und/oder über mein Kontaktformular. Danke euch!