Der werte Herr Textstaub hat auf seinem Blog die Welt zur Beantwortung von „Elf Fragen zur Denkerweiterung“ aufgerufen. Elf sehr minimalistisch gestellte Fragen, wenn ich das mal anmerken darf. Soll vermutlich das Denken noch zusätzlich erweitern, wenn man sich erst mal fragen muss, wie das nun wieder gemeint ist. Nun denn. Ich habe beschlossen, die Fragen als Stichworte zu begreifen. „Sag mal, was dir einfällt zu …“
Das Problem ist, wenn man mich so fragt, bekommt man entweder einen oder zwei knappe Sätze oder eine Suada (tolles Wort, oder?). Ich bemühe mich, dazwischen zu bleiben und nicht zu sehr an den Rändern auszufransen. Aber: you have been warned! Und, ach, ich habe die Reihenfolge der Stichworte/Fragen verändert.
1/ Was schafft Musik?
Musik schafft das Gefühl von Einigkeit und Einheit, von Verstehen, von Verstandenwerden, von Gemeinsamkeit, von Nicht-Alleinsein. In einer „Crowd“ zu sein (und mitzugrölen … äh … -singen) ist Gruppendynamik pur. Musik erhebt mich, lässt mich lachen, tanzen und singen und weinen, motiviert mich, aktiviert mich, schläfert mich ein … trägt mich, zieht mich nach innen, bildet den Hintergrund für tiefe Gedanken, für alltägliche und weniger alltägliche, lustvolle und weniger lustvolle Tätigkeiten.
Musik ist ein Schritt über das schnöde Alltägliche hinaus, ein liebevoller, spöttischer, bissiger oder sogar hasserfüllter Kommentar, aber dadurch, dass wir uns auf sie einlassen, bewegt sie uns, eine/unsere Situation (zumindest) bis zu einem bestimmten Punkt zu reflektieren.
Musik ist also gesungener Text? Ja und nein, sie ist viel viel mehr, aber auf dieser Argumentationslinie verstehe ich, warum der Literaturnobelpreis an Bob Dylan gehen konnte.
Ohne Musik geht also nichts? Genau. Jedenfalls nicht für lange.
2/ Buch 2016?
Passe. Also, was MEIN Buch des Jahres angeht. Keins, von dem ich sagen würde, das ist DAS Buch 2016. Ich würde es mal so sagen, mein Jahr war zu voll von anderem, dies war kein Lesejahr.
3/ Wo mag die Freiheit liegen?
Normalerweise wird mir allein bei dem Wort „die Freiheit“ (gibt es nur eine?) schon mal prophylaktisch schlecht. Meist folgt eine in irgendeiner Hinsicht politische Diskussion, und wer mit Forderungen nach Freiheit in eine Diskussion einsteigt, hat meinem Gefühl nach meist einen „Ismus“ am Laufen, was Gespräche im Sinne von Austausch in der Regel nicht fördert. Ich habe einen ausgesprochenen Widerwillen dagegen, diesen meinen Staat zu verteidigen, der immer weniger den Bedürfnissen seiner Menschen Rechnung trägt, und mag andererseits das System nicht verteufeln, das mir/uns jetzt schon seit mehreren Generationen ein recht komfortables Auskommen bietet (Grundrechte etc., man erinnere sich daran, dass vieles, was für uns selbstverständlich ist, eben weltweit gesehen nicht ist).
Stattdessen lamentiere ich mit Freuden über das Hamsterrad, in dem wir alle stecken, die Einschränkungen, die wir uns selbst auferlegen, indem wir bestimmte Ansprüche/Zwänge/Strukturen verinnerlichen, die an uns von außen (Gesellschaft, Massenmedien) oder von innen (Erziehung, Freunde, Familie) herangetragen werden. Dort seinen Platz zu finden, sich da herauszuwinden, herauszufinden, weiterzuentwickeln und bei allem das Herz nicht zu verlieren, ist bittere Arbeit.
Wenn du mich also fragst, wo noch „Freiheit“ liegen mag, dann sage ich dir: zuallererst im Kopf. Zum Beispiel darin, dass wir uns dessen, was uns bereichert, hält oder hemmt bewusst werden und es wertschätzen bzw. gegebenenfalls ändern. Du als Kreativer hast da nochmals andere Möglichkeiten.
Interessanterweise (für mich) war die erste Assoziation, die mir durch den Kopf spukte, etwas mit dem „Ausgang“ aus „selbstverschuldeter Unmündigkeit“. Wie ich dann unamüsiert (ich nun wieder) feststellte, ist das Kants Definition der Aufklärung, die ich kurz zitieren möchte:
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. (Quelle: Wikipedia)
Zusammengefasst: Wenn mensch den Arsch nicht hochbekommt und sein Hirn anschmeißt (so mensch eins hat) und selbst denkt, ist mensch selbst schuld. Und darin, das zu tun, selbst zu denken und daraus Konsequenzen zu ziehen, darin liegt (für mich) Freiheit. Aber ein sanftes Ruhekissen ist das nicht.
4/ Was beeindruckt?
Ähem? Stichwort. Was beeindruckt mich?
Generell: Mich beeindruckt Mut. Mut als Vorwärtsgehen, etwas zu wagen, was aus der eigenen Angst herausführt. Auch, in bestimmten Situationen, Gefahren jeglicher Art auf sich zu nehmen, indem man zum Beispiel (in einer sozialen Gruppe) nicht mit dem Strom schwimmt, sondern sich für sein eigenes Ding entscheidet und die Konsequenzen trägt. Tollkühnheit sozusagen als das äußerste Ende von Mut beeindruckt mich durchaus (z. B. Extremsportarten wie Wingsuit-Fliegen (guckst du hier), aber in der Regel finde ich das dann doch eher bescheuert. Oh, und Tapferkeit beeindruckt mich, definiert als Durchhaltevermögen in schlimmen Situationen, beispielsweise bei Krankheiten.
(Konkretes Beispiel gefällig? Standing Rock, wo offensichtlich Dinge passieren, von denen mensch lieber glauben möchte, dass sie böswillig erfunden wurden. Informiert euch selbst.)
5/ Bart oder Rasur?
Männer, lasst euch mal was im Vertrauen sagen. Nicht jedem Mann steht ein Bart. Ernsthaft. Das ändert auch die Tatsache nicht, dass es Mode ist. Ein rundes Gesicht ist auch mit einem Bart ein Mondgesicht, dann halt mit Fransen. Fand jemand Leo di Caprio mit Bart wirklich sexy? Bittet doch mal die Dame(n) eures Vertrauens um ihre ehrliche Meinung zu eurem Bart, selbst wenn das eure Mutter sein sollte.
Es ist ja okay, dass ihr es gefühlt fast alle mal ausprobieren musstet, aber nachdem man(n) mit einem üppig wuchernden Bart inzwischen doch eher Gefahr läuft, in eine fundamentalistische Gesinnungsecke gesteckt zu werden, könnt ihr das mit dem Samson-Verschnitt doch so langsam wieder lassen, oder? Sogar bei Sting ist der Bart (zum Glück) wieder ab! Von Haaren im Mund und Frühstücksei & Co. im Bart ganz zu schweigen. Ich mag das nicht mal sehen, geschweige denn küssen! Oder habt ihr jetzt plötzlich alle ein Faible für Körperpflege? Männer, bei aller Liebe, das glaube ich euch nicht.
So, das ist die erste Fast-Hälfte. More to come, ich weiß bloß noch nicht, wann …
Quelle: Pixabay
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