der weg scheint weit und sehnsucht schimmert in sturmwolkenblau. regentropfen spielen eine partitur voller trostlosigkeit auf alten dachschindeln. von ferne hört man ein leises grummeln, das nach lauschiger geborgenheit ruft. ja, der weg scheint weit. aber was wäre, wenn wir glitzer über die grauen wolken streuen, die über den gedanken hängen? wenn wir bratäpfel aus offenen türen dampfen lassen und marzipan an fremde verteilen, garniert mit einem lächeln? was wäre, wenn die liebe unser weihnachtsschmuck wäre und vertrauen in kekse gebacken? was wäre, wenn der weg weit scheinen und letztendlich doch ein schritt reichen würde? ein kleiner schritt. und eine hand, die ich dir reiche …
Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.
Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:
Lauf, lauf, lauf, lauf, lauf.
Lauf um dein Leben, lauf für dein Leben, denk nicht nach, lauf, lauf, lauf, lauf.
Dein Leben gehört dir, es gibt noch so viel zu entdecken, denk nicht dran, bleib nicht stehen, lauf nur, lauf, lauf einfach, lauf es aus dir heraus.
Die Erinnerung ist trügerisch, die Vergangenheit wirft Fesseln und Fallstricke nach dir aus, schau dich nicht um, lauf, lauf schneller, lauf ihr davon.
Du kannst es, du schaffst es, wirf es ab, lauf, lauf, nichts hält dich, du rennst, deine Schritte werden größer, ah, die samtige Luft, du gleitest davon, du fliegst, du bist frei …
»Das war schon richtig gut, Frau Stein.« Die Therapeutin zog ihre Hände aus den Taschen der Strickjacke, die sie unerlaubterweise über dem weißen Kittel trug. Trotz zu viel Kaffee war sie nicht richtig wach und fröstelte ständig. Zum Glück war die Schicht bald um. Sie hielt das Laufband an und reichte der Frau im Jogginganzug die Hand, um ihr beim Absteigen zu helfen. »Wenn Sie so weitermachen, können Sie vielleicht Ende der Woche mit dem Rollator in den Garten, was halten Sie davon, wäre das nicht großartig?«
Miniatur für die abc.etüden, Wochen 08/09.2021: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Sabine und ihrem Blog wortgeflumselkritzelkram. Sie lauten: Strickjacke, trügerisch, entdecken.
Das war … ich kann es auch nicht sagen. Auf jeden Fall NICHT autobiographisch, obwohl … 😉
Es war ein scheißgrauer, kühler Samstagnachmittag im Februar. Sie hatte ihren Lieblingspark erreicht und traf die üblichen Verdächtigen an: Kinderwagenschieber*innen, Gassigeher, Jogger, Jugendliche allein, zu zweit, in Grüppchen, Paare. Belebt war es, hier waren immer Leute, aber weit weg von voll oder gar überfüllt. Dann sah sie das Schild.
MASKENPFLICHT
Ach ja, da war doch was. Hier also auch. Es wunderte sie nicht weiter, sie wusste, wie voll es hier werden konnte, gerade bei Sonne und Strickjackenwetter wie letztes Wochenende. Sie hatte eine Maske dabei. Aufsetzen? Sie zögerte, atmete aus und ging einfach los.
Alle schienen alle heimlich zu beäugen.
Wer sich den Vorschriften gemäß verhält, hat das Recht auf seiner Seite und muss scheinbar nicht mehr achtsam sein: Die Maskenträger hielten weniger Abstand. Sie war gewohnt, Entgegenkommenden möglichst weit auszuweichen, die Wege gaben es problemlos her. Wobei sie die Sicherheit, die die schlabbrig getragenen OP-Masken versprachen, eh für trügerisch hielt. Insgesamt schätzte sie die Anzahl der Maskenträger auf etwa ein Drittel, am nächsten Tag würden es vermutlich mehr sein.
Mehrmals sah sie sich um, ob irgendwo etwas von den angekündigten Kontrollen zu entdecken war, aber nein, nichts. Vor einer Woche (oder waren es zwei gewesen?) waren zwei Berittene die Wege entlang patrouilliert, wunderschön hatte das ausgesehen.
Sie ging nachdenklich durch die Schrebergärten nach Hause. Normalerweise mied sie an den Wochenenden den Park, speziell bei gutem Wetter, denn dann war er ihr selbst ohne Abstandhaltenmüssen zu voll. Aber heute hatte sie sich über ein Gebot hinweggesetzt, das sie prinzipiell für nicht mal unvernünftig hielt, weil es ihr in der konkreten Situation völlig unsinnig erschienen war. Sie fühlte sich unwohl und grinste ertappt. Schließlich stoppte sie ja auch nachts an roten Ampeln. Ach, es war nicht einfach, in dem ganzen Bohei ein denkendes Schaf zu bleiben.
Für die abc.etüden, Wochen 08/09.2021: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Sabine und ihrem Blog wortgeflumselkritzelkram. Sie lauten: Strickjacke, trügerisch, entdecken.
Seit gestern, 27.02.2021, gilt in Hamburg eine erweiterte Maskenpflicht „auf bestimmten besonders belebten Straßen und in Parks“, und zwar meist von 10 bis 18 Uhr. Es gibt eine Liste, wen sie interessiert, der findet sie auf dieser Seite des NDR. Es ist, mit einem Wort, sehr viel von dem maskenpflichtig, wohin der Hamburger am Wochenende ins Grüne oder ans Wasser möchte (aber nicht der Hamburger Norden und wenig vom Hamburger Süden). Bei Verstößen kann ein Bußgeld in Höhe von (bis zu?) EUR 150,- erhoben werden.
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche sicherlich noch nicht allerorten, liebe Etüdenfans, -schreiber*innen und -leser*innen, aber steigen bei diesen Temperaturen bei euch nicht auch die Lebensgeister ganz automatisch mit? Hier singen mich jetzt endgültig morgens die Vögel aus dem Schlaf, wenn es nicht ein maulender (weil hungrig) Fellträger tut, und es wird endlich gefühlt früher hell und später dunkel … der Frühling kündigt sich an.
Passend zu den Temperaturen (heute hier laut Vorhersage zweistellig im Plusbereich) hat sich auch die Wortspende für die nächsten beiden Wochen gestaltet 😉 – aber zuerst wie üblich Statistik und Liste.
Ihr habt dieses Mal 72 Etüden auf 41 Blogs beigesteuert, ein Ergebnis, das auf jeden Fall weit vorne liegt. Gefreut hat mich auch total, dass so viele von euch die Affenkopf-Illustration so geliebt haben – mich freut es immer, wenn ich sehe, dass ihr sie verwendet, dazu mache ich sie ja. Die Liste führen dieses Mal Ulrike und Christian mit jeweils 5 Etüden an, gefolgt von Alice und Maren mit jeweils 4 Etüden und einigen Schreiber*innen mit jeweils 3 – ihr seht sie unten.
Vielen Dank wie immer an alle, die mitgeschrieben, mitgelesen, gelikt und kommentiert haben! Vielen Dank an jede*n, den ich in den teilnehmenden Blogs getroffen habe und der*die dort kommentiert/mitdiskutiert hat.
Wie immer bitte ich euch, die Liste zu kontrollieren, ob jede eurer Etüden dort verzeichnet ist oder ob euch sonst was komisch vorkommt. Ich trage gerne nach, wenn irgendwas nicht stimmt, ihr wisst, es ist keine böse Absicht, manchmal habe ich einfach Tomaten auf den Augen. Kaffee und Keks parat? Hier kommt die Liste.
Disclaimer: Nach intensiver Diskussion bleibt das Setzen von Inhaltshinweisen (CN/Triggerwarnungen, z. B. in den Schlagwörtern) jedem teilnehmenden Blog freigestellt.
Sandra auf Denkzeiten: hier Jane auf Blood, Tears, Gold & Minds: hier Puzzleblume auf Puzzle❀: hier, hier und hier Heidi auf Erinnerungswerkstatt: hier Ellen auf nellindreams: hier, hier und hier Heidi auf heidimariaskleinewelt: hier Gerhard auf Kopf und Gestalt: hier, hier und hier Myriade auf la parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée: hier Donka auf onlybatscanhang: hier Werner auf Werner Kastens: hier, hier und hier Werner in meinen Kommentaren: hier Ulrike auf Blaupause7: hier, hier, hier, hier und hier Melina auf Innen-Reise-Wege: hier Christian auf Wortverdreher: hier, hier, hier, hier und hier Ulli aus dem Café Weltenall: hier Alice auf Make a Choice Alice: hier, hier, hier und hier Jacqueline in Jacquelines Lebenstagebuch: hier Maren auf Ich lache mich gesund: hier, hier, hier und hier Christa Hartwig in meinen Kommentaren: hier Anja auf Annuschkas Northern Star: hier Tanja auf Stachelbeermond: hier Meine (Christiane) auf Irgendwas ist immer: hier und hier Torsten auf Wortman: hier Bernd von Red Skies over Paradise: hier, hier und hier Sabine auf Wortgeflumselkritzelkram: hier, hier und hier René auf Berlin. Autor. BerlinAutor: hier Judith auf Mutiger leben: hier und hier Stepnwolf auf Weltall. Erde. Mensch … und Ich.: hier Natalie im Fundevogelnest: hier Kain Schreiber auf Gedankenflut: hier, hier und hier Doro auf DORO|ART: hier Emma auf Emma Escamilla: hier Lea auf Kommunikatz: hier Anna-Lena auf Meine literarische Visitenkarte: hier und hier Gerda von GERDA KAZAKOU: hier Heike auf Gedankenmusik: hier Marion auf Findesatz: hier Yvonne auf umgeBUCHt: hier Monika auf Allerlei Gedanken: hier Katharina auf Katha kritzelt: hier Veronika auf vro jongliert: hier
Die Wörter für die Textwochen 08/09 des Schreibjahres 2021 stiftete endlich mal wieder Sabine (auch als Frau Flumsel bekannt) mit ihrem Blog wortgeflumselkritzelkram. Sie lauten:
Strickjacke trügerisch entdecken.
Wie immer möchte ich an dieser Stelle auf den öden, blöden Etüden-Disclaimer verweisen: Die Headline für die Etüden heißt: 3 Begriffe in maximal300 Wörtern. Eventuelle Inhaltshinweise (Triggerwarnungen) und die Überschrift zählen NICHT zum Text. Eure Beiträge verlinkt ihr bitte wie gewohnt hierhin und/oder postet den Link unten in einen Kommentar, damit eure Etüden auch ganz sicher von mir und von allen, die es interessiert, gelesen werden können. Wen ich nicht in den Kommentaren/Pings der zugehörigen Schreibeinladung finden kann (das ist hier), der kommt nicht auf die nächste Liste bzw. muss meckern, ich merke mir nicht, was ich wann eventuell bei wem gelesen habe. Die Illustrationen unterliegen nach wie vor meinem Copyright. Wie immer behalte ich mir vor, Kommentare zu moderieren, wenn nötig. Wer sich die Illustrationen herunterladen möchte, sollte sie vorher großklicken, danach kann man sie in der Regel downloaden und bei sich wieder hochladen.
Nebelschwaden liegen dunstgeschwängert über dem Moor. Fern ist das Lichtermeer. Vier Winde streifen um mein Haus. Moos kriecht an den Wänden empor, die Fenster sind mit Blindheit geschlagen. Minnegesang erklingt in staubigen Ecken – oder sind es Irrlichter, die flüstern und mit Versprechungen locken? Erinnerungen nisten sich in Spinnweben ein. Der See aus Tränen trägt nicht. Das Märchenbuch ist zugeschlagen. Die Geschichten, die ich las, sind vergessen. Zugvögel haben sie mit sich getragen. Wichtel haben mir meinen Wunschpunsch gestohlen. Auf meinen Schlaf legt sich Grau. Die Falten sind Gram. Worte verblassen. Der Wind verstummt. Mir bleibt das Vergessen …
Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.
Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, habe ich darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:
Heute Nacht treffen sich Weihnachtszauber und Wintersonnenwende, haben ein Stelldichein. Hundegebell höre ich von fern, Kinderlachen trifft mein Ohr.
Mein Gesicht recke ich in den Himmel, breite die Arme aus. Die Schneeflocken schmelzen auf meinen Augenlidern, rinnen herab.
Ich denke an Kaminfeuer und Bärenfell, bauchige Teekannen und Kerzenschein, wohlige Wärme. Ich höre Glockengeläut, rieche die Tannen, die am Waldesrand stehen.
Früher ließen wir uns fallen und warfen Engel in den Schnee.