Von Frost und Leben

Der Liebe Obdach

Die Liebe baut, ein thöricht Kind,
Ihr Haus aus Blum- und Blattgewinden;
Hier hofft sie gegen Frost und Wind
Ein freundlich Obdach einst zu finden.

Doch eine Herbstnacht war genug,
Ihr Hoffen ganz in Leid zu kehren,
Das leichte Haus im wilden Flug
Mit Dach und Pfosten zu zerstören.

Nun irrt sie, mit verzagtem Blick,
Zum Tod erschöpft, im wüsten Wetter,
Und sammelt aus verlornem Glück
Sich weinend noch die welken Blätter.

(Hermann Kletke, Der Liebe Obdach, aus: Gedichte, vermehrte Gesammtausgabe 1873, Online-Quelle)

Wahre Freude, wahres Leid

Nein, es sind nicht Berg und Thäler,
Die uns Fried’ und Freude geben,
Freude geben nur die Menschen,
Die mit uns auf Erden leben.

Nein, es sind nicht Frost und Hitze,
Die uns Noth und Schmerzen geben,
Schmerzen geben nur die Menschen,
Die mit uns auf Erden leben.

Und es giebt auch solche Menschen,
Die uns freuen und betrüben;
Das sind jene allerschlimmsten,
Die wir lieben, die wir lieben.

(Ernst von Wildenbruch, Wahre Freude, wahres Leid, aus: Lieder und Balladen, sechste, vermehrte Ausgabe, 1892, Online-Quelle)

Die schwerste Pein

Im Feuer zu verbrennen,
Ist eine schwere Pein,
Doch kann ich eine nennen,
Die schmerzlicher mag sein.

Die Pein ist’s, das Verderben,
Das Los, so manchem fällt:
Langsam dahinzusterben
Im Froste dieser Welt.

(Justinus Kerner, Die schwerste Pein, aus: Die lyrischen Gedichte. 5. verbesserte Auflage, 1854, Online-Quelle)



Quelle: Pixabay

Ich bitte um Entschuldigung – nachdem ich übers Wochenende höchst melodramatisch vor mich hin gefroren habe, dachte ich, ein paar passende Gedichte wären nicht falsch.

Wem es noch nicht aufgefallen ist: Die Termine für die Adventüden sind raus und sollten in euren Mailkästen sein 😉

Nichtsdestotrotz: Kommt gut und sorglos und heiter in und durch die neue Woche!

 

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