T: Nun, wie geht es Ihnen heute?
O: Wie soll es mir denn schon gehen? Heute ist der 30. November. Morgen wird das erste Türchen des Adventskalenders geöffnet. Das bedeutet, dass morgen wieder das Dezemberdilemma beginnt.
T: Übertreiben Sie da nicht ein wenig?
O: Übertreiben? Keineswegs! Niemand wird gerne in den Eintopf geworfen.
T: Sie meinen in einen Topf?
O: Nein, meine ich nicht. Sie haben mir gedroht, einen Eintopf aus mir zu machen.
T: Oh!
O: Ja, mit Kreuzkümmel und Petersilie.
T: Aber Sie sagten, es wäre schon besser geworden.
O: Ja, sicher. Früher haben sie mich wie einen Tunichtgut einfach davon gejagt. Es wäre für die Menschen ein Kulturschock, wenn ich zur Weihnachtszeit auftauchen würde.
O schnieft in sein Taschentuch.
T: Das tat sicher weh.
O: Es war wie der Sturz in ein finsteres Loch.
T: Aus dem Sie aber wieder entkommen sind.
O: Irgendwann durfte ich mich ja dann wenigstens am Weihnachtsputz beteiligen und habe tagelang Sägespäne der Laubsägen in der Schwibbogenproduktion weggefegt. Immerhin!
T: Aber inzwischen sind Sie doch noch besser integriert, oder?
O: Letztes Jahr durfte ich sogar die Gebäckdosen mit Keksen füllen. Mit Gebäck kenne ich mich ja aus, also mit Hefegebäck eigentlich.
T: Das ist doch schon ein Erfolg. Aber Sie würden sich gerne noch mehr einbringen, oder?
O: Ja! Seit ich Weihnachten kenne, möchte ich zur Weihnachtszeit die ganze Welt mit Lametta behängen, damit sie in diesen herrlichen Sternenglanz getaucht wird, der bis in die Herzen der Menschen strahlt.
T: Das klingt wie eine Liebeserklärung an das Weihnachtsfest. Haben Sie schon einmal daran gedacht, dem alten Mann davon zu erzählen, wie sehr es Ihnen ans Herz geht?
O schüttelt schniefend seinen Kopf.
T: Wäre das vielleicht einen Versuch wert?
O nickt. Erst leicht, dann so sehr, dass seine langen Ohren wackeln.
Autor*in: Christian Blog: Wortverdreher
Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir
Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.
Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:
Adventskalender, Dezemberdilemma, Eintopf, Gebäckdose, Hefe, Lametta, Laubsäge, Liebeserklärung, Kreuzkümmel, Kulturschock, Sternenglanz, Sturz, Taschentuch, Tunichtgut, Weihnachtsputz.
Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2022, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.