Meer und Wald
Draußen das bewegte Meer,
Ruheloses Tosen, Schäumen,
Hier im Walde ringsumher
Tiefer Frieden unter Bäumen.
Liebst Du Kampf und Streiteslust,
Mußt Du an dem Strand verweilen,
Gram und Sorgen in der Brust
Werden in dem Wald verheilen.
(Otto Bauer, Meer und Wald, aus: Sommerfrische, Online-Quelle)
Tiere im Wald
Wald, wie betreuend
verhüllst du die Tiere
in deinem unendlichen
Rauschen und Schweigen.
Fern den Menschen
sind sie am schönsten.
Geheim im Blau.
Selten, daß dir ein Reh
am Waldrand scheulos begegnet.
Den runden Tierblick
in deine Menschenaugen taucht.
– Und ward es dir nicht
wie ein geisterhaftes Berühren,
Wink aus dem Zwischenreich,
deine Sehnsucht schmerzend –?
Tiere und Bäume
sind sinnvoll verschwistert,
teilen des Waldes Geheimnis.
(Francisca Stoecklin, Tiere im Wald, aus: Die singende Muschel, 1925, Online-Quelle)
Aus grüner Waldnacht
Aus grüner Waldnacht ruft Gegurr der Tauben
Bald nah bald fern. Der Sonne Lichter irren
Ins Blätterdunkel. Kleine Vögel schwirren
Durch das Geranke und die Hopfentrauben.
Die großen Spinnen wohnen in dem Farne.
Voll blauen Scheines glänzt ihr Netz wie Tau.
Sie gleiten schnell auf ihrem schwanken Bau,
Und weben enger ihre weißen Garne.
Ein hohler Baum, vom Donner einst gespaltet
Vergeßner Zeit. Doch grünt noch sein Geäst.
Im Laube wohnt ein Schwan, der auf das Nest
Den schwarzen Mantel seiner Schwingen faltet.
Der alte Waldgott schläft im hohlen Baum.
Die Flöte graut von Moos, die ihm entsank.
In seiner Hand verflog der dünne Trank
Der kleinen Rehe in dem langen Traum.
(Georg Trakl, Aus grüner Waldnacht / Der Wald, aus: Der Himmel Trauerspiel, in: Dichtungen, München 1922, Online-Quelle)
Quelle: Pixabay
Ich mache mir einen ziemlichen Kopf um euch, die ihr im Süden Deutschlands lebt, wo der Regen im Übermaß fällt (wie steht es eigentlich mit Österreich?). Ich hoffe, euch allen geht es gut, ihr seid ohne Schäden und/oder Beeinträchtigungen an Haus, Leib und Leben davongekommen, und eure Liebsten auch.
Kommt gut und fröhlich in und durch die neue Woche!