Weihnachtspause

Ihr Lieben, alle Türchen der Adventüden haben sich geöffnet, alle Etüden haben Freude, Erinnerungen und Betroffenheit ausgelöst, haben zu Gelächter und Nachdenken, Hoffnung und Staunen eingeladen und ihren krönenden Abschluss gefunden ❤ – so unterschiedlich, so schön.

Und weil vielleicht viele in der Adventszeit nicht dazu gekommen sind, gibt es jetzt hier noch mal die komplette Liste zum Nachlesen. Viel Freude!


01          Zeit der Erinnerung (Heidi, Erinnerungswerkstatt)
02          Ich wünsche mir (Jessy, Schreibenblog)
03          Und Weihnachten ein neuer Anfang (Judith, Mutiger leben)
04          Nostalgische Kata-Strophen (Gerda, Gerda Kazakou)
05          Erinnerungen (Anja, Annuschkas Northern Star)
06          Auf Spurensuche (Ulrike, Blaupause7)
07          Unerwartetes Geschenk (Kain Schreiber, Gedankenflut)
08          Im Kreise der Erinnerung (Doro, Doro-Art)
09          C+M+B V (Werner, Mit Worten Gedanken horten)
10          Herr Yildirim passt auf (Bettina, Wortgerinnsel)
11          Überraschung gefragt (Donka, onlybatscanhang)
12          Plötzlich und unerwartet (Anna-Lena, Meine literarische Visitenkarte)
13          Das Beste aus zwei Welten (Alice, Make a Choice Alice)
14          Der Kater (Christiane, Irgendwas ist immer)
15          Ronny (Wolfgang, Don Esperanza’s ramblings)
16          Auferstehung (Kain Schreiber, Gedankenflut)
17          Die Frau (Christiane, Irgendwas ist immer)
18          So viele Wünsche (Sabine, wortgeflumselkritzelkram)
19          Wenn sich die Bäume gen Himmel recken (Myriade)
20          Das diesjährige Weihnachtswunder (Natalie, Fundevogelnest)
21          Das Festessen (Katha, Katha kritzelt)
22          Geisterstunde (Tanja, Stachelbeermond)
23          Budenzauber (Nina Bodenlosz, Das Bodenlosz-Archiv)
24          Nach oben abgeben (Natalie, Fundevogelnest)


Ich danke euch allen, die ihr Teil der Adventüden wart, aktiv oder passiv, als Schreiber*innen, Kommentator*innen, Leser*innen und Liker*innen. Schön, dass ihr da wart, für euch, für uns alle passiert das hier, für ein bisschen Zuckerguss in der Vorweihnachtszeit – aber eben auch nicht nur. Und danke an euch, dass ihr die Arbeit seht, die dahintersteckt.
Das reguläre Etüdengeschäft startet erst wieder am 7. Januar 2024, der Etüdenerfinder spendet Begriffe, ich freue mich schon.

Mein Blog schlurft jetzt langsam in den Feiertagsmodus und ich mit ihm: Ich schließe ihn nicht, auch zwischen den Jahren nicht, denn natürlich werde auch ich weiter durch die Blogs bummeln, aber ich lasse ihn liegen, bis ich Lust habe, mich darum zu kümmern … ich habe ein großes Bedürfnis nach Ruhe, Nichtstun, Nichts-Müssen, Wärme und Couch und dem schnarchenden Fellträger, diversen Büchern und, und, und.

Kommt gut und gesund an Körper und Seele und entschleunigt durch diese Tage, mögen sie bei euch stressarm und heiter ausfallen, und passt auf euch und eure Liebsten (Menschen und Tiere) gut auf.


Adventüden 2023 Weihnachten | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Seit ich sehr jung war, gehört dies hier zu meinen Lieblings-Weihnachtsliedern: Happy Xmas (War is over) von John Lennon. Damals war mir die Botschaft nicht so wichtig wie heute, heute schlucke ich betroffen, wenn ich das Video sehe …

Happy Xmas (War is over) John Lennon (Link zu YouTube)

 

24.12. – Nach oben abgeben | Adventüden

Es nach oben abgeben.

Im Rhythmus der Schwünge des Nudelholzes vermischt sich der Satz mit Kerzengeknister, das Nachbarskind verspielt sich hingebungsvoll auf der Blockflöte.

Am warmen Herd ist Roxane nicht aus Silkes Kopf zu bekommen. Gestern hat sie ihr wider alle Vorsätze ein Lebensengelchen gehäkelt, das nun in der Backwärme an einer Schnur über der Arbeitsplatte kreiselt, nix als Adventsgedöns in Roxanes Augen.

Roxanes verkopfte, verbissene Art, die zum Terminator ihrer Freundschaft wurde. Angeschrien haben sie sich: »Nur weil du mit irgendwelchen höheren Mächten kommunizierst, kannst du nicht zum Ballermann fliegen und das Klima ruinieren.«

Erst war Roxane die frömmste aller Maskenträgerinnen gewesen, nun kasteit sie sich fürs Klima. Kein Fitzelchen Lebensenergie mehr.

Es nach oben abgeben.

Im Treppenhaus ist ein schabendes Geräusch, wie Juli, Roxanes Hündin.

Silke nimmt das nächste Blech Zimtkekse aus dem Ofen.

Noch ein Schwung heißer Luft.

Das Englein tanzt unverdrossen.

Das Schaben kommt von der Wohnungstür.

Morgen kommt der Wei-TRÖÖT-mann.

Fix das nächste Blech.

Das Englein hält abrupt im Tanze inne.

Ungewöhnlich für Adventsgedöns.

»Reinlassen!«, quäkt es von draußen.

Das Englein reißt die Schnur entzwei.

»Aufmachen!«

 

Silkes Herz rast.

Ein rasendes Fellknäuel schießt in die Wohnküche, verschlingt ihren sorgsam ausgerollten Teig, die heißen Zimtplätzchen, das Nudelholz.

»Rumpelquietsch, mäßige dich!« Dem Wesen folgt ein erstaunlich lebendiger Wichtelmann. »Entschuldigen Sie bitte«, sagt der, während er am Schlafittchen des irren Fellknäuels zieht. »Polarkobolde können Weihnachtsgebäck grundsätzlich nicht widerstehen, LASS DAS, DU DUMMES VIEH. – Wir sind vom Weihnachtsmann gekommen, um mit Ihnen das diesjährige Weihnachtswunder zu vervollkommnen.«

Silke zittert, so ein Wunder hat sie nicht bestellt.

Das frei fliegende Häkelenglein schmiegt sich tröstlich an ihre Schulter.

Morgen kommt der Weihnachtsmann. Richtig diesmal.

Rumpelquietsch hält ihr treuherzig den letzten Keks hin.

Ihr Smartphone klingelt, der Wichtel reicht es ihr.

Juli guckt mit gespitzten Ohren aus dem Display.


Autor*in: Natalie                    Blog: Fundevogelnest

Ich bin glücklich, dass Natalie die Zeit gefunden hat, gleich zwei Adventüden beizusteuern, die zusammengehören und nacheinander gelesen werden sollten. Wer die erste verpasst hat, lese bitte hier.


Adventüden 2023 12-24 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

23.12. – Budenzauber | Adventüden

Wir sagten: kein Adventsgedöns!«

Brigitte stand in der Tür. Einige Haarsträhnen hatten sich gelöst und wogten wie eine Gewitterwolke um ihr Haupt.

Karla schaute betreten auf die Schale mit den Tannenzweigen. »Ich dachte …«

»Was soll der Budenzauber? Kein Kokolores, hatten wir vereinbart. Wäre ich nur zum Ballermann geflogen.«

»Es riecht so gut.«

»Es riecht nach Weihnachten.«

»Es war doch auch schön.«

»Das Streiten und Geschrei?«

»Natürlich nicht. Aber die Stille am Ersten Feiertag, wenn die Eltern noch schliefen. Draußen lag Morgennebel über dem Wald und das Wohnzimmer duftete nach erloschenen Kerzen und Tannennadeln.«

Brigitte seufzte. »Das andere überwog. Lass uns konsequent sein.«

Das Gesteck wanderte auf den Balkon. Am Heiligen Abend schauten die Schwestern »Terminator« und »Alien«. Zum Abendessen bestellten sie Sushi und löffelten Eiscreme aus dem Becher. Dazu tranken sie Gin. Vollgefressen und angetrunken fielen sie früh ins Bett.

Karla konnte nicht schlafen. Seit der Menopause war ihr Hirn hellwach, sobald ihr Kopf das Kissen berührte. Wie ein Kind, das nicht schlafen wollte, schleppte es unermüdlich Einfälle und Erinnerungen an. Jetzt hatte Karla sogar Musik im Ohr.

»Schluss damit«, befahl sie ihrem Gehirn, aber das Gepiepse hörte nicht auf.

Spielte Brigitte nebenan Blockflöte? Sie ging in den Flur und riss die Tür zu Brigittes Zimmer auf.

Ein kleines Mädchen im Sonntagskleid schwebte im Raum. Das Mädchen leuchtete. Es war transparent. Es flötete laut und falsch ein Weihnachts­lied. Im grünen Licht der Erscheinung saß Brigitte auf ihrem Bett und heulte.

Das Mädchen verschwand mit einem Plopp. Die Flöte verhallte.

»Ist was?«, fauchte Brigitte.

»Nein, nein«, sagte Karla.

»Gute Nacht!« Brigitte legte sich hin und drehte sich zur Wand.

Karlas Hirn war so verwirrt, dass es sie gleich in Schlaf fallen ließ. Sie träumte von Tannengeruch und Kerzenknistern und erwachte im Morgengrauen. Draußen lag Nebel über dem Wald.


Autor*in: Nina Bodenlosz                    Blog: Das Bodenlosz-Archiv


Adventüden 2023 12-23 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

22.12. – Geisterstunde | Adventüden

Fräulein Honigohr schlägt die Bettdecke zurück. Da war doch was? Auf nackten Sohlen schleicht sie zur Wohnzimmertür und drückt sie auf. »Du bist das! Was machst du hier?« ruft sie.

Der Geist der Weihnacht ignoriert sie. Er leuchtet fahlgrau, links schwenkt er eine Blockflöte, rechts hält er eine Punschtasse. Oh-oh, denkt Fräulein Honigohr, mein Wunschpunsch! Die große Schale ist fast leer.

Der Geist der Weihnacht gestikuliert dramatisch mit der Blockflöte und jammert vor sich hin. »Dann wollen sie Frieden auf Erden, aber schaffen es nicht, sich über das Essen zu einigen, die einen wollen lieber woanders sein, die anderen möchten Familie, aber drei davon reden nicht miteinander, keiner will was schenken, dann schenken sie sich doch was, aber nie das Richtige, alle sind enttäuscht und wollen nie wieder Weihnachten feiern. Wer soll denn das aushalten? Ich kündige! Ich wandere aus nach Neuseeland! Aber da ist ja auch Weihnachten!« Der Geist der Weihnacht schluchzt und hickst laut, dann bläst er schief in die Blockflöte.

Fräulein Honigohr blinzelt. Eine Sinnkrise! Und zu viel Wunschpunsch. Sie windet dem Geist der Weihnacht die Punschtasse vorsichtig aus der Hand, streicht ihm über den Kopf, dann schnipst sie mit den Fingern. Die Schale ist wieder voll, blauer Dampf steigt auf. Es duftet nach Silber, Kerzengeknister und Winterschlaf.

»So«, sagt sie, »dann wollen wir mal. Komm, schön trinken, danach geht’s dir besser, versprochen.« Der Geist der Weihnacht guckt überrascht, als der blaue Dampf durch seine Kehle wabert, aber sein Leuchten ist sofort weniger grau und er hört auf zu schluchzen. »Jetzt schläfst du eine Runde und morgen sehen wir weiter«, sagt Fräulein Honigohr bestimmt. Der Geist der Weihnacht kippt rückwärts auf das Sofa und fängt leise an zu schnarchen. Fräulein Honigohr setzt sich in den Sessel daneben, sicher ist sicher. Weihnachten ohne den Geist der Weihnacht? Niemals!


Autor*in: Tanja                    Blog: Stachelbeermond


Adventüden 2023 12-22 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

21.12. – Das Festessen | Adventüden

Bierschaum ist auch nur leckerer Schnee«, sagte Gustav und lachte, während er ein Bier für den nächsten Kunden zapfte.

»Ich sag ja nur, dass ohne Kälte die Weihnachtsstimmung irgendwie fehlt,« sagte Max deprimiert. Eigentlich war er glücklich. Sie hatten sich auf Mallorca ihren Traum von der eigenen Bar erfüllt und es lief super, obwohl sie weit vom Ballermann entfernt lag. Leider hieß Mallorca aber auch: keinen Schnee, keinen Budenzauber, nichts mit Glühwein oder gebrannten Mandeln.

»Wir könnten Plätzchen backen.«

»Bei vierundzwanzig Grad den Backofen anzumachen ist irgendwie auch witzlos,« sagte Max und wechselte das Thema.

Gustav wusste, wie wichtig Weihnachten für Max war, also setzte er sich abends an den Küchentisch und plante eine kleine Weihnachtsüberraschung. Einziges Problem: Ihm fehlten die Ideen. Das war die Stärke von Max. Er war eher der, der alles umsetzte. Als es bereits weit nach Mitternacht war, gab Gustav auf. Er hatte viele Pläne gemacht, aber am Ende würde er einfach ein Weihnachtsessen bestellen, ein Kaminfeuer im TV anmachen und eine Weihnachtsplaylist auflegen. Genervt von seiner Nicht-Kreativität schickte er die Essensbestellung an einen befreundeten Caterer und schrieb aus Witz »An den Weihnachtsmann« in die Betreffzeile.

Als Gustav und Max am nächsten Abend nach Hause gingen, wartete bereits die Styroporbox mit dem Essen vor ihrer Tür.

»Vom Weihnachtsmann«, sagte Gustav.

Sie trugen die Styroporbox in die Küche und nahmen den Deckel ab. Nebel stieg auf, leise ertönte ein Chor und über der Küchenzeile begann es zu schneien. Gustav hob erstaunt eine Kerze aus der Box, die sich sofort selbst entzündete. Nacheinander holten sie aus der Kiste: Kartoffelsalat mit Würstchen, Glühwein in Weihnachtsmarkttassen, weitere Kerzen, Schneemann-Servietten, Plätzchen, Karamellpudding und eine Schale mit Potpourri, die den Raum in Orangenduft hüllte. Als Letztes nahm Gustav eine Karte aus der Box.

»Frohe Weihnachten. Genießt das festliche Mahl. Ho, ho, ho!«


Autor*in: Katha                    Blog: Katha kritzelt


Adventüden 2023 12-21 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

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Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

20.12. – Das diesjährige Weihnachtswunder | Adventüden

Der düstere Morgennebel über der Feldmark spielt ihren müden Sinnen Streiche, erst vermeint sie einen Wichtel am Fenster vorbeigehen zu sehen, dann schimmert zwischen den Erlen ein Elchgeweih.

Geisterstunde um halb acht. Sie schüttelt den Kopf und stellt die Kaffeemaschine an. Plötzlich springt Juli auf, bellt, mit wedelndem Schwanz und aufgestellten Öhrchen.

Wie immer, wenn Silke geschellt hat; sie seufzt und scheucht den zwickenden Hoffnungsschimmer davon.

Stolz waren sie gewesen, den großen Coronazwist aus ihrer Freundschaft zu halten, und dann, nur wegen eines Zeitungsartikels …

Silkes Worte schmerzen auch Monate später noch.

 

Vor der Tür steht ein veritabler Elch und wünscht glockenklangtief einen guten Morgen. Ihr, der selbst Kirchgänge zu viel Glauben an Unwahrscheinlichkeiten abverlangen.

Die scheue Juli kuschelt sich an den Elch. Auch der Wichtel war keine Halluzination: »Gestatten Sie, Ziegenbart mein Name, mein Kollege heißt Søren. Wir haben festgestellt, dass Sie uns beim diesjährigen Weihnachtswunder ausgesprochen behilflich sein könnten. Würde es Ihnen viel ausmachen, uns den Inhalt dieser Schale zu überlassen?«

Er deutet auf die Fensterbank mit dem Adventsgedöns.

Ihr Menschenverstand kapituliert.

»Diesen esoterischen Kokolores?«

Jedes Jahr hat Silke diesen Engelskitsch gehäkelt, warum hatte sie den nach dem Zerwürfnis überhaupt hervorgeholt?

»Randvoll mit Liebe, wahre Weihnachtsmagie«, sagt Ziegenbart und nimmt ihr die Schale sanft aus den Händen. Lang vermisste Wärme durchströmt sie.

Der Elch bläst durch seine Nüstern auf Silkes Häkelarbeit.

Wie aus langem Winterschlaf erwachen die Englein, rekeln sich, piepsen, erheben sich in den aufklarenden Wintermorgen, ungeschickt noch flattern sie um Sørens Geweih herum, doch bald sind sie reines fliegendes Silber zwischen den kahlen Ästen.

Ihr Atem stockt in unbändiger Freude und selbst Juli kläfft nicht.

»Fliegt dahin, wo ihr gebraucht werdet«, sagt Ziegenbart leise. Und dann zu ihr: »Hätten Sie, bevor Sie Ihre Freundin anrufen, vielleicht noch einen Kaffee für uns? Gern mit viel Zimt.«


Autor*in: Natalie                    Blog: Fundevogelnest

Und zum Dritten: Die erste der beiden magischen und herzerwärmenden Adventüden von Natalie. Verpasst nicht die zweite!


Adventüden 2023 12-20 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

19.12. – Wenn sich die Bäume gen Himmel recken | Adventüden

Wahrscheinlich war es doch eine Schnapsidee«, sagte sie zu sich selbst. Zu wem auch sonst. »Weihnachten im Kurhaus, absurd!« Sie schmetterte die Autotür zu und ging in Richtung Rezeption. In der Halle ein gewaltiger bunter Christbaum, dekoriert mit kleinen Wunschzetteln, aus einem Lautsprecher kam synthetisches Kerzengeknister. »Fehlt nur noch die Blockflöte«, dachte sie, »und die blinkenden Rentiere.«

»Ein fröhliches Weihnachtsfest«, wünschte die strahlende junge Frau an der Rezeption. »Ja, genau, Fröhlichkeit ist in dieser Jahreszeit meine besondere Stärke«, murmelte sie.

»Ein schönes Fest«, trompetete eine Frau, die sie auf dem Weg zu ihrem Zimmer traf. »Wunderschön wird es sicher.« Es wunderte sie, dass ihr Zynismus nicht von ihren Fingern in den Teppich tropfte, Wellen erzeugte und alle Vorbeikommenden stolpern ließ.

»Gesegnete Weihnachten«, wünschte ein alter Herr im Bademantel, der in Richtung Schwimmbad unterwegs war. »Auch im Weihwasserbecken kann man ersaufen«, dachte sie und rollte die Augen. Ihr Unbehagen wurde größer und vom Zynismus nicht mehr eingedämmt.

»Schöne Feiertage«, dröhnte der Kellner beim Abendessen. Mittlerweile war ihr zum Schreien zumute. Alle diese Leute trieben in einem glückseligen Gemeinschaftsgefühl mit dem Konzept »Weihnachten« im Mittelpunkt. Engel und Geklingel, Geschenke und vor allem Wunder. Ohne Wunder ging es gar nicht. In jeder Small-Talk-Begegnung war zumindest von einem Wunder die Rede oder davon, dass irgendetwas stattfand, »weil doch Weihnachten ist«. Sie fühlte sich als Einzige ausgeschlossen aus diesem kollektiven Wahn, wollte auch gar nicht zu dieser Gruppe gehören.

»Sie gehen sicher morgen auch in die Messe«, sagte ihre Saunanachbarin ohne den leisesten Zweifel in der Stimme. »Nein«, antwortete sie klar und deutlich, »nein, ich bin nicht gläubig und Weihnachten bedeutet mir nichts.« Betretenes Schweigen.

Am Nachmittag ging sie in den wolkenverhangenen glitzernden Wald. Die Bäume wiegten sich und es begann zu schneien. Der Winter winkte und lachte komplizenhaft. Und sie gehörte dazu, eindeutig.


Autor*in: Myriade                    Blog: La parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée


Adventüden 2023 12-19 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

18.12. – So viele Wünsche | Adventüden

Die Wunschzettel waren lang dieses Jahr. »Kerzengeknister« und »Morgennebel« waren ja noch recht leicht zu erfüllen. Aber wie sollte er »Kokolores« erfüllen? Was war das überhaupt? Und was stand da mit »Winterschlaf« und »Schmerz nehmen«? Er war doch nicht Gott. Da lobte er sich diejenigen mit den einfachen Wünschen, zum Beispiel ein Nudelholz oder eine Schale aus Silber. Blockflöten waren ja bei Kindern immer sehr beliebt. Nun gut, das war früher gewesen. Mit dem ganzen Technikkram, der heutzutage groß in Mode war, hatte er sich lange auseinandersetzen müssen. Und auch den »Terminator« auf einem Zettel hatte er letztens erst googeln müssen – ein Glück, dass das Internet hier oben inzwischen recht stabil war. Aber den Wunschfilm hatte er leicht erfüllen können. Auch wenn er nicht wusste, ob nun der erste Teil richtig gewesen war. Ach ja, das war immer ein Adventsgedöns – ein einziges Sortieren der ganzen Zettel und Briefe.

Manchmal wünschte er sich dann eine kleine Auszeit, aber die war erst im Februar drin, wenn die ganzen Retouren gelaufen waren. Ob er dieses Jahr mal nach Mallorca fliegen sollte? Oder zum Ballermann, wie es inzwischen ja hieß? Aber eigentlich wollte er seine Ruhe. Nicht so einen Budenzauber und Saufereien. Dann doch lieber wieder auf die einsame Berghütte mitten in den Pyrenäen, obwohl es da um die Geisterstunde herum doch recht unheimlich werden konnte. Aber der Kirchgang am Sonntag war immer nett und man traf so herrlich normale Menschen.

Und dann gab es da ja noch die Besitzerin der kleinen Bäckerei mit ihrem großen Herzen, bei der es immer so verführerisch duftete. Vielleicht würde er sich einen von diesen köstlichen Karamellkeksen klauen, die immer auf ihrer Theke standen, und vielleicht auch ein wenig mehr. Bei diesem Gedanken lächelte der Weihnachtsmann in seinen weißen leicht zerzauselten Bart und widmete sich wieder seinen Listen.


Autor*in: Sabine                    Blog: wortgeflumselkritzelkram


Adventüden 2023 12-18 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

17.12. – Die Frau | Adventüden

Diese Vorweihnachtszeit hatte der Teufel gesehen. Nicht nur die Sache mit ihrem Bald-nicht-mehr-Mann, jetzt war auch noch ihr Kater ausgerückt. Sie hatte ihn extra bei einer Freundin geparkt, damit sie in Ruhe den Hausstand auseinanderdividieren konnten, ohne dass der Kater ständig in alle Kartons sprang und Budenzauber der anderen Art veranstaltete. Und jetzt war er verschwunden. Ausgerechnet er, ihr Herzenskätzchen, der schon so viel mit ihr durchgemacht hatte.

Eigentlich hatte sie die letzten Tage nur geheult.

Als Erstes hatten sie das städtische Tierheim alarmiert. Ergebnislos. Nach der Arbeit war sie jeden Tag stundenlang durch die Gegend geirrt und hatte ihn gesucht. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Sie sah in jedem Stein einen verstümmelten Katzenkörper und drehte langsam durch. Er würde doch heimkommen wollen. Er ganz bestimmt.

 

Telefongeklingel.

»Ja?«

»Frau Ginster? Hier ist das private Tierheim Fellträgerliebe. Laut Mikrochip sitzt Ihr Kater bei uns.«

Ihr Herz!

»Ich komme sofort!«

 

Sie fand den Raum grell und kalt. Es roch nach Reinigungsmitteln und verängstigten Tieren.

»Hier?«, fragte sie die abgekämpft aussehende Tierpflegerin und wartete kaum ihr Nicken ab, weil sie es nicht aushielt. »Wo ist denn mein Katerchen? Wo ist denn meine großartige Lieblingskatze? Katzenkind, wo bist du denn?«

Die Tierpflegerin hob die Hand, um ihr Einhalt zu gebieten, als sie beide es hörten: Eine kräftige Katzenstimme mischte sich unter die Geräusche.

»Miau, hier bin ich, endlich bist du da, ich bin hier hinten, hol mich bloß hier raus, ich habe so auf dich gewartet!«

Sie rannte los und fiel vor seiner Box auf die Knie. Tränenüberströmt natürlich.

»Mein Kleiner! Ich bin ja da, wir gehen sofort heim!«

Zu Hause würde sie alles Adventsgedöns aufhängen, das sie finden konnte, und dem Kater das geliebte Hühnerfleisch in der Silberschale kredenzen. Ihre Katze war da und die Welt wieder in Ordnung. Jetzt konnte Weihnachten kommen.


Autor*in: Christiane                    Blog: Irgendwas ist immer

Ich habs euch ja gesagt 😉

Für die, die unter der Woche nicht mitgelesen haben: Dies ist die Fortsetzung von »Der Kater«.


Adventüden 2023 12-17 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

16.12. – Auferstehung | Adventüden

Irgendwo im Haus übte jemand Blockflöte. Ein Weihnachtslied – was sonst … Es klang falsch und bemüht. Hallte über den dunklen Hinterhof und drang durch das geschlossene Fenster in den sonst nur von Kerzengeknister erfüllten Raum, in dem Roswitha vor der leeren Flasche saß und mit entseeltem Blick vor sich hin starrte.

Sie war stocknüchtern. Hatte die Flasche beim Aufräumen – auf der Suche nach dem Adventsgedöns – in einem vergessenen Winkel gefunden. Sofort waren Erinnerungen in ihr aufgeschossen und hatten sie schier überwältigt: Erik hatte oft ganze Flaschen in einem Zug ausgesoffen, war dann einfach umgefallen und eingeschlafen. Dann war sie immer froh gewesen, denn wenn er langsamer trank, wurde er wütend. Schlimm waren seine Ausbrüche gewesen. Alle im Haus hatten es gewusst. Nie hatte jemand gewagt zu fragen.

Auch nicht, als er eines Nachts vom Balkon gestürzt war.

Erst als Roswitha die Glocken der nahen Kirche die Geisterstunde einläuten hörte, fiel ihr auf, dass die Blockflöte verstummt war.

Sie stand auf.

Morgen würde sie den üblichen Kirchgang mit ihrer Mutter absolvieren, obwohl sie das für völligen Kokolores hielt; auf ihrem Wunschzettel stand das jedenfalls nicht, aber es gehörte sich nun mal so in der Vorweihnachtszeit. Dumm, dass Eriks Todestag in diesem Jahr auf einen Adventssonntag fiel. Für ihre Nerven fast zu viel.

Sie war damals nicht in der Wohnung gewesen, vor seinen Schlägen geflüchtet – wieder mal. Dass sie die letzte Flasche an einem Strick über die Brüstung gehängt hatte, würde sie weiter tief begraben halten, egal wie viel sentimentalen Budenzauber sie noch würde ertragen müssen.

Unentschlossen stand sie im Raum.

Ein leises Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

Die Weihnachtszeit hatte seit damals etwas Befreiendes für sie.

Sie war auferstanden.

Sie würde sich das nie wieder nehmen lassen!

Sie ging los und stellte die Flasche dorthin, wo sie sie gefunden hatte.


Autor*in: Kain Schreiber                    Blog: Gedankenflut

Von denen, die zwei Adventüden beigesteuert haben, hat Kain sich entschieden, zwei Einzel-Adventüden zu schreiben. Dies ist, wie ihr sicherlich bemerkt habt, Nummer zwei, Nummer eins war diese hier. Noch mal herzlichen Dank dafür, dass du Lust hattest, lieber Kain!


Adventüden 2023 12-16 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

15.12. – Ronny | Adventüden

Wenn ich auf dem stillen Örtchen sitze, in unserem Haus, das schon vor über einem Jahrhundert entstand, betrachte ich die Fliesen auf dem Boden und an der Wand. Den Boden zieren kleine beige und braun melierte Fliesen im Schachbrettmuster, auf denen mitunter obskure Gestalten erscheinen. An der Wand kleben halbhoch blau melierte Fliesen im 15-mal-15-Format.

Als diese wahrscheinlich so vor sechzig Jahren verlegt wurden, war die Welt noch eine ganz andere. Der Fliesenleger ging vermutlich um fünf Uhr im Morgennebel aus dem Haus, um mit dem Zuckerlottchen nach Ingelheim zu fahren. Dort setzte er sich dann in den Zug nach Rüsselsheim zu seiner Werkbank. Bis er wieder zu Hause war, war es spät. Der Verdienst reichte aber nicht, und so ging er jede freie Minute seinem Hobby nach, Fliesenlegen, Mauern, Dachdecken, was gerade so anfiel. Das hatte er alles in der Kriegsgefangenschaft gelernt, also besser gesagt, er hatte es sich selbst beigebracht und war froh, wenn er mit der Hand etwas bewerkstelligen konnte.
Am Wochenende gab es Tanz mit der neuen Tanzband, die hatten sogar ein richtiges Saxofon. Dort lernte er auch Elfriede kennen. Also so richtig; gesehen hatte er sie schon beim Kirchgang und sie war auch der Hauptgrund, warum er in die Kirche ging. Es war wohl in dieser Zeit, in der er gedankenverloren die eine Fliese etwas schief an die Wand klebte. Es kam, wie es kommen musste, die zwei traten vor den Altar. Das Geld war immer knapp und Elfriede hatte alle Hände voll zu tun mit Haus, Garten und Kleinvieh. Die Freude war groß, als Erika wie das Jesuskind an Weihnachten geboren wurde. Elfriede und die Schwiegereltern kümmerten sich um sie, aber die Mittel wurden immer knapper. So reichte es zu ihrem fünften Geburtstag gerade so für eine Blockflöte, mit der sie fortan alle beglückte.


Autor*in: Wolfgang                    Blog: Don Esperanza’s ramblings


Adventüden 2023 12-15 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

14.12. – Der Kater | Adventüden

Das hier war ohne Zweifel das sogenannte wahre Leben, und er wusste genau, dass er es nicht mochte und warum. Es war zu kalt und zu hell und er vermisste seinen Kuschelplatz. Außerdem kreischten um ihn herum lauter andere Katzen hässliche Dinge, und auf die konnte er am allermeisten verzichten. Noch mehr als auf die hektische Freundin seiner Menschenfrau, zu der sie ihn gebracht hatte und der er abgehauen war, als sie die Wohnung kurz verlassen hatte, um irgendwelches Adventsgedöns vom Dachboden zu holen. Tja, lass die Tür nicht angelehnt, und merke, Katzen halten keinen Winterschlaf, auch wenn sie vielleicht so aussehen. Er hatte sie noch nie gemocht, also nichts wie raus, nur weg von den komischen Räucherstäbchen und diesem schrägen Gesinge, das sie bestimmt schön fand.
Es war nicht seine klügste Entscheidung gewesen.

Natürlich hatte er bloß nach Hause gewollt, aber er hatte sich verlaufen. So viele laute Straßen, so viele Hunde. Er musste doch auf seine Menschenfrau aufpassen, der Menschenmann hatte sie in der letzten Zeit so oft angeschrien. Nach zwei Tagen war er in ein geöffnetes Fenster gesprungen, wo man ihn zwar gefüttert, dann aber eingefangen und hierhergebracht hatte.
Tierheim. Heim? Nicht deren Ernst.
Sein Wunschzettel stand jedenfalls fest: seine Menschenfrau. Nach Hause. Sofort.

»Was ist mit dem?« Zwei Tierpflegerinnen stoppten vor der Box.

»Fundkatze. Ganz neu. Wir hoffen, dass wir irgendwelche Besitzer ausfindig machen können, sonst kommt er noch vor Weihnachten in die Vermittlung.«

»Hübsch ist er ja.«

»Aber schon älter. Und ein Einzelprinz.«

»Frisst er?«

»Schau dir die Schale an. Wenig. Morgen bestimmt.«

Das glaubt mal. Das schmeckt doch nicht, das Zeug.
Er kauerte sich an die Wand der Box.
Sie liebt mich. Bestimmt macht sie sich Sorgen. Sie kommt.
Mach schnell! Bitte!
Er kniff die Augen zusammen, schlug die Pfoten unter und wartete.


Autor*in: Christiane                    Blog: Irgendwas ist immer

Wie bereits angekündigt, gibt es mehrere Schreiber*innen, die zwei Adventüden beigesteuert haben, eine davon war (unfreiwillig) ich. Bevor ihr fragt: Ja, diese Geschichte bekommt noch eine Fortsetzung innerhalb der Adventüden.


Adventüden 2023 12-14 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

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Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

13.12. – Das Beste aus zwei Welten | Adventüden

Der Morgennebel ist leichtem Regen gewichen. Er radiert die dünne Schneeschicht von den sich langsam leerenden Straßen.

Der syrische Gemüsehändler macht noch einen Rundgang um das Geschäft, räumt ein paar Kisten in den Transporter und löscht die Deckenbeleuchtung. Kurz zögert er und überlegt, ob er die Lichterkette im Schaufenster ausschalten soll. Er entscheidet sich dagegen und schließt sorgfältig die Tür ab.

Auf dem Weg zum Auto fällt sein Blick auf das Mietshaus gegenüber. Schäbig ist es und abgewohnt. Doch hinter fast jedem Fenster strahlt ein Weihnachtsbaum. Blinkesterne hängen in den Küchenfenstern und an den Kinderzimmerfenstern leuchten Neonweihnachtsmänner und Rentiere. Es ist nicht sein Fest, auch wenn er schon seit fast zehn Jahren hier lebt. Doch er mag es. Nicht nur, weil es ihm finanziell durch die letzten Monate des Jahres hilft. Auch die Ruhe, die nach dem ganzen Trubel fast explosiv einsetzt, gefällt ihm. Gut essen, durchatmen, Familie und Freunde treffen. Dazu ist kein Kirchgang notwendig. Und auch kein Glauben daran, dass der Prophet eben mehr war als ein Prophet. Ein guter Mensch wurde geboren. Das kann er sich vorstellen zu feiern. Mehr nicht.

Vor ein paar Tagen hatte es einen kleinen Streit mit der Frau gegeben. Die Kinder hatten einen Wunschzettel geschrieben. Die Frau wollte ihn ignorieren wie in den Jahren zuvor, doch er hat ihn an sich genommen und studiert. Eine Puppe für die Kleine und einen Legobausatz für den Großen. Er hatte genickt und gelächelt, als sie schimpfte. Jetzt liegen die Pakete schön verpackt hinten im Auto. Und eins für seine Frau noch dazu. Sie wird lächeln, wenn sie das Armband sieht, das sie schon so lange begehrt.

Das Leben ist gut zu ihnen. Ein Grund, es zu feiern. Und bis zum Zuckerfest sind schließlich noch sechs Monate.


Autor*in: Bianka/Alice                    Blog: Make a Choice Alice


Adventüden 2023 12-13 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

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Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

12.12. – Plötzlich und unerwartet … | Adventüden

Geliebtes Schwesterherz,

sicher hast Du die Suche nach mir längst aufgegeben oder mich schon für tot erklären lassen. Es ist unverzeihlich, dass ich mich damals so sang- und klanglos fortgeschlichen habe, aber ich konnte nicht anders.

Die verstaubte Enge und der ewig gleiche Kokolores zu Hause haben mich genervt; ich wollte die Welt sehen, etwas erleben und einfach nur LEBEN. Irre, oder?

Aber jeder bekommt, was er verdient, oder? Hatte unsere Uromi das nicht immer prophezeit?

Du kennst ja meine Schwäche für die Kanarischen Inseln und was lag wohl näher, als dort Fuß zu fassen? Ich hatte mehrere Jahre eine kleine Finca auf La Palma und lebte dort zufrieden und glücklich, bis der Vulkan vor zwei Jahren seinen Schlot aufriss und unser Dorf unter dem tagelangen Aschenregen versank. Ich stand vor dem Nichts.

Zusammen mit ein paar Freunden versuchte ich es erneut im Norden Teneriffas. Ein kleines Hotel für Individualtourismus abseits von den Touristenzentren lief super. Wir hatten das Haus immer voll mit netten, meist jungen Leuten, die die Liebe zur Natur und das Wandern für sich entdeckt hatten.

Und nun? Alles niedergebrannt, Schutt und Asche, wohin das Auge reicht. Einen Koffer mit den wichtigsten Habseligkeiten konnte ich retten. Seit gestern sitze ich am Flughafen Los Rodeos und versuche, einen Flug nach Dresden zu bekommen. Ich habe heute früh unseren Cousin Volker angerufen. Vorübergehend komme ich bei Tante Gertrud unter, sie lebt dort noch.

Ich hoffe, mein Brief erreicht Dich unter der Adresse unseres Elternhauses. Ich wünsche mir sehr, dass wir uns treffen und aussprechen können.

Vielleicht kannst Du mir sogar verzeihen?

So sehr es mich früher auch gegraust hat, Du wirst es nicht glauben, ich sehne mich nach einem Weihnachtsfest in der Heimat mit Schnee, Adventsgedöns und Budenzauber, bis die Schwarte kracht.

Von Herzen

Dein Bruder
auf Vergebung hoffend


Autor*in: Anna-Lena                    Blog: Meine literarische Visitenkarte


Adventüden 2023 12-12 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

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Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

11.12. – Überraschung gefragt | Adventüden

Hast du schon Doros Wunschzettel gesehen?« Der Tonfall von Maras Frage macht eindeutig klar, dass Empörung erwartet wird.

»Nein. Was hat sie sich denn nun wieder für Kokolores gewünscht?«

Doro, die dritte im Bunde, ist berüchtigt für überraschende, weitgehend zweckfreie Weihnachtswünsche. Ob eine Terminator-Puppe aus Holz oder ein Kristall-Trinkeimer für Sangria à la Ballermann tatsächlich ernst gemeinte Wünsche waren, schien eher zweifelhaft.
Juna selbst hatte diesmal den Bretagne-Reiseführer und den neuesten Krimi von Jean-Luc Bannalec, ein paar neue Handtücher, einen Landschaftskalender fürs kommende Jahr sowie eine Sopranblockflöte aufgelistet. Es musste immer mindestens ein Teil »zu viel« auf dem Wunschzettel sein, denn sonst wäre es eine Bestellliste und keine Überraschung mehr.
So hatte es Mara damals treffend erklärt.
Sie wünschte sich alle Jahre wieder Noten für ihre Harfe, spezielles Katzenfutter und irgendwelche Haushaltsgegenstände. Diesmal waren es ein neues Nudelholz und ein Messbecher, auf dem man die Maße auch wirklich gut ablesen könne.
Doros Wünsche dagegen wurden von Jahr zu Jahr exotischer.

»Eine Müslischale samt Löffel aus Silber? Was will sie denn damit nun wieder?«

Die beiden restlichen Wünsche klangen machbar: Für einen ordentlichen weihnachtlichen Budenzauber wollte Doro gern eine große 3-Docht-Kaminkerze haben, so mit richtigem Kerzengeknister, und den Krimi »Winterschlaf« von Jutta Ebersberg.

»Also ich glaube ja, sie will uns austricksen«, empört sich Mara, »nur drei Wünsche und davon zwei leicht realisierbare. So weiß sie am Ende genau, was sie bekommt.«

»Dann machen wir ihr doch einfach einen Strich durch die Rechnung«, grinst Juna. »Ich jedenfalls backe die Hafer-Löffelkekse für sie, die sie so mag. Die bekommt sie in einer hübschen, runden silberfarbenen Dose.«

»Ach ja, stimmt! Ich habe letztens im Antiquariat bezaubernde alte Puppenstubenutensilien aus Silber gesehen, winzige Löffelchen und klitzekleine Schälchen. Die fülle ich mit Cranberrys.«

Beide Freundinnen lächeln erleichtert.

Herausforderung akzeptiert.

Das würde Doro gefallen.


Autor*in: Donka                    Blog: OnlyBatsCanHang


Adventüden 2023 12-11 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

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Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.