Über Zufußgehen

 

Entspanne dich. […] Trudele durch die Welt. Sie ist so schön.

(Kurt Tucholsky (Peter Panter), Die Kunst, falsch zu reisen, aus: Uhu, 1.7.1929, S. 12–16, Online-Quelle)

 

Kalender 2023 | 365tageasatzaday
Quelle: Ich meiner selbst. Wie immer; wer nicht groß klickt, ist selbst schuld! 😉

 

Frohes neues Jahr euch allen! Wer meinem Blog schon länger folgt, erinnert sich vielleicht an meine Jahreskalender (2016, 2017, 2018, 2019, 2020, 2021, 2022).
Jedes Jahr aufs Neue bastele ich aus eigenen Fotos ein Kalenderposter (eigenes Design, eigenes Kalendarium, alles handgeklöppelt), das im neuen Jahr meine und (meistens) eine Tür ausgewählter Mitmenschen verschönert. Da ich im abgelaufenen Jahr auf dem Grünen Ring rund um Hamburg unterwegs war (zu Fuß, hier die Berichterstattung), wird es euch vermutlich nicht weiter wundern, wenn ich euch erzähle, dass auch meine Pics für den Posterkalender von meinen Wanderungen stammen.

Sollte ich irgendwem, der*die dies liest, noch kein gutes neues Jahr 2023 gewünscht haben (was sehr gut sein kann), sei es hiermit nachgeholt und nicht weniger herzlich gemeint. Ich habe wahrgemacht, was ich angekündigt hatte, nämlich mich blogfern betätigt, unter anderem ist seit mehreren Tagen eine Freundin in der Stadt, die ich heute noch zum Zug bringe.

Aber glaubt bloß nicht, dass ich JETZT schon wach wäre …

Coming up next: In Anbetracht der Erkenntnis, dass sehr viele Blogs erst nach Dreikönig wieder ihren Betrieb aufnehmen, halte ich es dieses Jahr ebenso: Morgen gibt es Lieblingsgedichte in den Montagsgedichten und am nächsten Sonntag (08.01.) gehen die regulären Etüden wieder los! 😀

Angenehmes Wachwerden!

 

Hamburger Klassiker: An der Elbe

Als ich letzten Sonntag in aller Herrgottsfrühe aufstand, um mit der Regionalbahn zu einer Wanderung aufzubrechen … nein, zurück, das klingt alles so nach Intermezzo, außerdem ist es falsch. Letzten Sonntag habe ich verschlafen, was heißt, dass es viel später war, als ich eigentlich wollte, aber ich hatte mir keinen Wecker gestellt, weil ich nicht verabredet war. (Wo ist eigentlich der Fellträger, wenn man ihn braucht? Egal.)

Eine Runde zu Fuß unterwegs sein wollte ich aber dennoch auf jeden Fall, denn erstens war es schönes/bewölktes Wetter (und kühl), zweitens war es der letzte Sonntag mit 9-Euro-Ticket, und ich hatte mir überlegt, dass ich auf der gegenüberliegenden Seite an die Elbe wollte, um dann an der Elbe entlang in Richtung Stadt zu laufen. Das nennt sich Elbwanderweg (nachzulesen bei hamburg.de und draussenlust.de), und da ich am Wasser bleiben und mich nicht auf irgendwelche »Höhenwege« begeben wollte (die Hänge sind echt steil, die Treppen auch), hatte ich mich entschieden, am Falkensteiner Ufer einzusteigen.
Hamburg hat ja immer noch das Problem mit der kaputten S-Bahn-Brücke an der Station Elbbrücken, aber ich hatte das große Glück, den sogenannten »Pendelzug« zu erwischen, der alle 20 Minuten fährt, und siehe da, vermutlich weil Sonntag war, war er auch nicht besonders voll.

Eine S-Bahn und einen Bus später stand ich dann am Falkensteiner Ufer, sah dem Elbe-Camp beim Wachwerden zu (Foto) und stapfte mal kurz an den Strand (Foto). Ganz ehrlich: Für einen Moment habe ich mir überlegt, die Wanderschuhe auszuziehen und am Strand zu bleiben, aber ich kenne mich: Einen Kaffee später wäre ich bestimmt trotzdem los … in Richtung Blankenese.



Blankenese hat seinen Ruf als schön gelegen und teuer. Für das, was man von der Elbe aus sieht, was im Wesentlichen das sogenannte Treppenviertel ist, trifft das auf jeden Fall zu, hier lebt ein Teil der oberen Zehntausend Hamburgs wie zum Beispiel Otto Waalkes. Es ist schon klar, dass alle Preise einen »Elbe-Aufschlag« haben, überall, aber hier haben sie dann auch noch einen »Elbe-und-Blankenese-Aufschlag«. Dafür ist dann vermutlich auch das Mobiliar in den Strandbuden edel. Wer’s braucht.

Mein Weg führte mich zunächst am Wrack der »Uwe« vorbei. Die »Uwe«, genauer das Heck (Foto), liegt seit 1976 vor Blankenese und ist die traurige Geschichte einer Havarie, die man hier bei Wikipedia nachlesen kann. Es waren viele Fahrräder unterwegs, und ich fing an, mich nach den Wegen direkt am Wasser umzusehen, Stichwort: Hundeauslaufzone. Dort sind die Wege meist unbefestigt oder verlaufen direkt an der (meist bewachsenen) Wasserkante (Foto). Ungeeignet für Radfahrer, aber nicht für Fußgänger wie mich, von denen mir dann auch einige entgegenkamen, mit und ohne vierbeinige Begleitung. Ein Herr, der einem anderen die Aussicht erklärte, wies gestikulierend darauf hin, dass der Süllberg (hier mehr lesen) ja verkauft sei, »genau, da ganz oben, das Haus mit dem Türmchen und der Ukraine-Fahne« (Foto), weil der Sternekoch das Handtuch geworfen habe, dass jetzt aber ein neuer Betreiber gefunden sei, und er gespannt sei, was das denn geben würde, da oben sei es doch immer so schön gewesen. Ich betrachtete unterdessen die andere Elbseite, auf der die Brücke des Estesperrwerks und die Sietas-Werft ineinanderpassten (Foto). Drüben habe ich schon oft gestanden und rübergeschaut, umgekehrt selten. Trotz Niedrigwasser (oder vielleicht gerade deswegen) waren auf der Elbe allerlei Segler unterwegs, und geht man Richtung Stadt weiter, passiert man einige Segelclubs, von denen ich euch nur dieses pittoreske Beispiel (Foto) zeigen möchte.



Next stop: Leuchtturm. Ich weiß, dass das »Leuchtfeuer« heißt, ich weiß auch, dass dieser hier, der halbwegs in der Elbe steht, das »Unterfeuer« (weißer Kopf) ist und der paar Hundert Meter weiter das »Oberfeuer« (roter Kopf), ich weiß, dass beide neu sind und dass beide die »Richtfeuerlinie Blankenese« (Wikipedia-Artikel) bilden. Wofür man die braucht, weiß ich nur ganz grob. Wie ihr seht (Foto), gibt es beim Unterfeuer eine umlaufende Aussichtsplattform, auf die ich mit Begeisterung gestiegen bin. Sonne und Wolken wechselten sich ab, kein optimales Licht für schöne Bilder, trotzdem (Foto, Foto) ist Blankenese echt ein Hingucker und wirkt oft irgendwie mediterran. Bedauert habe ich nur, dass der Wasserstand ungeeignet für irgendwelche fetten Containerschiffe war, ich hätte so gern am Horizont irgendwas Großes fotografiert, das die Elbe heraufkommt (Foto). Leider war mittags absolutes Niedrigwasser.
Ein letzter Blick zurück (Foto), dann suchte ich mir einen Platz, um ein bisschen mit Aussicht zu rasten und was zu trinken. Gegenüber zog sich inzwischen das gewaltige Airbus-Gelände am Wasser entlang, und es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, so viele Flugzeuge am Boden zu sehen, irgendwie, als seien das Modelle, als würde da drüben jemand Flughafen spielen – wobei Letzteres nicht ganz von der Hand zu weisen ist, da drüben ist der A 380 gestartet und gelandet, die Länge der Start-/Landebahn ist da. Es hat auch schon spektakuläre Fehllandungen aufgrund von Verwechslungen gegeben … 😉 Mich interessierte viel mehr der Kontrast zwischen der Mare Frisium (Dreimast-Marstoppsegelschoner (Rahschoner) laut Wikipedia) vor dem Airbus-Hintergrund, gerahmt von diesem wunderschönen Baum (Foto). Noch ein schneller Gruß an das Oberfeuer Blankenese (Foto), und ich ließ Blankenese hinter mir.



Der Weg zwischen Blankenese und Teufelsbrück zieht sich und ist ein beliebter Spazierweg, auch für alle Arten von Rädern, daher wich ich wo möglich auf die bereits erwähnten Hundeauslaufzonen aus. War der Rasen immer schon so vertrocknet im Sommer (Foto)? Braun ja, ich fand das, was da zu sehen war, jetzt aber nicht besonders auffällig, ich war jedoch in den letzten Jahren nicht dort, ich kann es nicht definitiv sagen. Ich KANN sagen, dass wir in Hamburg das ganze Jahr über keine Diskussionen/Vorschriften bezüglich Wasserrationierung hatten, es hat zwar nicht viel geregnet, aber mehr als anderswo. Ja, es fallen auch hier schon Eicheln. Was viel verheerender aussieht, sind die braunen Kastanien, und die sind überall von der Miniermotte (Wikipedia) befallen (Foto), auch bei mir am Teich. Wenn ihr hier auf den Fotos auffallend braune Bäume seht: alles Rosskastanien. Gar nicht schön.

Was den Weg auch so beliebt macht, ist die relativ hohe Dichte an Einkehrmöglichkeiten. Die Preise sind in den letzten Jahren gefühlt etwa um ein Drittel gestiegen, aber der Zuspruch ist nach wie vor lebhaft. Ich habe mich gefreut, dass die »Kleine Rast« überlebt hat (Foto), eine hemdsärmelige Location und gar nicht hip, aber mit Herz und Schnauze. Hier habe ich früher oft gern mit allen möglichen Leuten gesessen und auf die Elbe geguckt – man muss nur die Treppe den Hang runter schaffen. Zweihundert Meter weiter steht das komplette Kontrastprogramm mit Tischtuch auf der überdachten Terrasse, das ist allerdings in den letzten 30 Jahren auch paarmal abgebrannt.



Und dann plötzlich hinter einer Kurve das Panorama von Teufelsbrück (Foto) Richtung Hafen, wo übrigens immer noch wie der Teufel gebaut wird. Gut, das war keine große Überraschung, denn unsere dritte Etappe des Grünen Rings startete dort, und außerdem weiß man als Autofahrer, dass die Elbchaussee für die nächsten paar Jahre aufgrund von Sielbauarbeiten vielfältig gesperrt ist/sein wird. Ich habe lächelnd die weiße 11 auf grünem Grund begrüßt und fröhlich »Heute nicht« gesagt. Dann doch lieber noch schnell den Teufel mit seinem Hasen ablichten (Foto) und mich an die Legende erinnern (Wikipedia), die dem Ort seinen Namen gegeben haben soll. Ein letzter Blick elbabwärts (Foto) und ich strebte endgültig dem Museumshafen Övelgönne entgegen, meinem heutigen Ziel.



Zwischen Teufelsbrück und Övelgönne ist der Weg entschieden sehr gesittet (Foto). Die Sonne blieb inzwischen überwiegend draußen, aber es war so kühl, dass ich nicht den Schatten suchen musste. Herrliches Wanderwetter, herrliches Spaziergehwetter. Ich dagegen freute mich schon auf den nächsten Stopp, den ich beim »Alten Schweden« (Foto) einlegen wollte, einem 4,5 Meter hohen Findling, der bei Baggerarbeiten für die Elbvertiefung gefunden, an Land transportiert und dort belassen wurde. Er soll vor mehr als 320.000 Jahren in den Hamburger Raum gelangt sein, wurde 2000 auf den Namen »Alter Schwede« getauft und eingebürgert (Wikipedia). Und weil es so niedlich ist, noch ein Foto zum Größenvergleich (Foto). Schräg gegenüber vom Alten Schweden ist die Einfahrt zum Burchardkai. Während ich müßig zusah, wie ein Schlepper einen kleinen Containerfrachter drehte und rücklings an seine Anlegestelle zog, kam auch die Mare Frisium angerauscht, der ich hiermit noch mal einen Auftritt gönnen möchte (Foto).



Vom Alten Schweden ist es nicht mehr sehr weit bis zum Museumshafen Övelgönne. Der Haufen Leute (Foto) hält sich um die »Strandperle« (links an der Mauer) herum auf, wo es Getränkenachschub etc. gibt, rechts in der Elbe sind Leute geschwommen, gaaaaaanz hinten, wo man die Schiffe sieht, ist der eigentliche Museumshafen und auch der Fähranleger Neumühlen, mein Ziel. Das Haus mit der Kuppel ist eine supernoble Seniorenresidenz. Außerdem im Bild versteckt: Der Einstieg in die Überwachung des Neuen Elbtunnels und diverse Cafés/Kneipen. Der Sand ist tief und ich hatte null Lust auf die Meute, also bin ich den Weg gegangen, der zwischen den alten Häusern und den Gärten entlangführt. Um dorthin zu gelangen, musste ich aber zuerst ein Stückchen die schier endlose Treppe hoch (ich glaube, es ist die »Himmelsleiter« mit ihren 126 Stufen bis zur Elbchaussee, ich bin aber nicht ganz sicher) (Foto) und dann rechts ab. Die Häuser und der Weg sind sehr entzückend (Foto), aber wenn ich mir vorstelle, dass sich Tag für Tag Massen an Touristen und/oder Spaziergängern und/oder Partyvolk einen Meter vor meiner Haustür vorbeiwälzen – nein, danke! Und: Es wird ganz sicher Herbst. Ich habe zwar noch jede Menge Brombeeren gesehen, viele vertrocknet, aber den großen Auftritt hatten an vielen Stellen eindeutig die Hagebutten (Foto). Außerdem frisst der Fellträger plötzlich wieder wie bescheuert, und ich schwöre, der denkt über die Winterfellproduktion nach, hier waren nachts die Temperaturen schon einstellig.



Ein Blick den Elbstrand elbabwärts, auf dem man sieht, dass das lagernde Volk wirklich ungleichmäßig verteilt ist (Foto), und ich betrat den Fähranleger (Foto). Der Vorteil der Auskenner (Grüner Ring): Die Fähre setzt über nach Finkenwerder, ich steige in den Bus und werde an dessen Endstation nicht weit von meinem Zuhause abgesetzt. Okay, der stündlich fahrende Bus war gerade weg, als ich in Finkenwerder ankam, also gab es noch ein frisch belegtes Fischbrötchen und ein Eis als Nachtisch. Irgendwas ist immer.



Statistik, last but not least: Meine Schrittzähler haben mir was von 22.035 Schritten erzählt, was gerundet 14,7 Kilometer wären, aber das ist illusorisch bei so vielen Schrittchen im Sand. Gugl schmeißt mir eine Streckenlänge von gut 10 Kilometern raus, und ich halte das für realistisch, aber ganz im Ernst, es kam mir null darauf an, ich habe mich einfach einen Tag draußen bewegt und viel Spaß gehabt.

Oh, und natürlich ist das doch ein Wanderbericht für das Etüdensommerpausenintermezzo 😉 …


 

Grüner Ring: Fazit

Zum Einstieg noch mal die Etappen, damit das Nachlesen nicht so umständlich ist ;-).

Etappe 1: Harburger Stadtpark, Heimfeld, Meyers Park, Moorburg
Etappe 2: Altes Land, Neuenfelde, Süderelbe, Airbus, Finkenwerder
Etappe 3: Teufelsbrück, Flottbek, Botanischer Garten, DESY, Volkspark, Stellingen
Etappe 4: Sola-Bona-Park, Stellinger Deckel, Kollauwanderweg, Niendorfer Gehege, Airport Fuhlsbüttel
Etappe 5: Alsterwanderweg, Friedhof Ohlsdorf, Bramfelder See, Osterbek, Trabrennbahn
Etappe 6: Trabrennbahn Farmsen, Tonndorf, Jenfeld, Öjendorfer Park mit Öjendorfer See, Billstedt
Etappe 7: Billstedt, Boberger Niederung mit Boberger See, Mittlerer Landweg, Eichbaumsee
Etappe 8: Eichbaumsee, Dove Elbe, Holzhafen, Kaltehofe, Entenwerder, Elbbrücken
Etappe 9: Elbbrücken, Veddel, Wilhelmsburger Dove Elbe, Windmühle Johanna, Moorwerder
Etappe 10: Moorwerder, Neuland, Neuländer See, Harburg

Achtung, viel Text im Anmarsch, holt euch besser vorher den Kaffee ;-).


Quelle: Pixabay

Was war die schönste Etappe?

Das fragen alle, und ich habe keine Antwort. Mir hat jede gefallen, ich habe auf jeder etwas gesehen, was ich so noch nicht kannte und so nicht erwartet hätte. Hamburg ist schön!
Welche Etappe ich jemandem empfehlen würde? Nummer 8, die erste der beiden Wasser-Etappen vom Eichbaumsee zu den Elbbrücken, wenn der*diejenige wasseraffin ist. Sonst die durchs Alte Land (2), sogar mit dem großen Umweg, ich fand sie toll. Beide Etappen auch wegen der Einkehrmöglichkeit am Ende (Entenwerder und die Finkenwerder Eisdiele!). Ich würde jede Etappe ein zweites Mal gehen, aber okay, es gab spektakulärere und unspektakulärere Etappen.


Grüner Ring Hamburg 2022, meine Etappe 2 | 365tageasatzaday
Foto: Süderelbe Nähe Airbus, Etappe 2

Würdest du so eine Tour in Etappen noch mal machen?

Der Hamburger Grüne Ring war mein erstes Experiment in Richtung Etappen-Tour, vorher bin ich meist Rundwege gelaufen. Meine Headline war, ihn in Etappen von circa zehn Kilometer Länge einzuteilen, was gut geklappt hat, wenn auch die Erreichbarkeit der Bushaltestellen mit den Öffis nicht optimal ist. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich ursprünglich davon ausgegangen bin, allein zu laufen (meine Mitwanderin ist zwei oder drei Tage vor Start aufgesprungen), und dann wäre ich auch samstags unterwegs gewesen, was gerade für Busfahrpläne viel bedeutet. Und ja, ohne das 9-Euro-Ticket hätte ich die Idee nicht angepackt, denn Hamburg liegt bei den Öffi-Preisen sehr weit vorn. Heißt also, praktisch werde ich wohl nicht mehr so bald ein Etappen-Experiment angehen können – oder ich muss es auf völlig andere Füße stellen. Fernwanderwege interessieren mich schon.

Grundsätzlich sind solche Touren ja alles andere als kreativ, und das stört mich, da ist ein Kompromiss einzugehen. Es sind zwei grundlegend unterschiedliche Dinge, allein durch die Pampa zu streifen oder eine Route zu verfolgen. Aber das Ding ist ja nicht, dass ich das Abenteuer nicht zu schätzen wüsste, einfach vom Weg abzukommen und dort zu bleiben und zu schauen, wie ich zurechtkomme und wo ich rauskomme. Da bin ich entspannt. Die Realität ist, dass ich schlecht beurteilen kann, wie belastbar ich bin, und es mir, krass gesagt, nicht leisten kann, ein paar Tage auszufallen, nur weil ich mich überschätzt und mir eine Verletzung zugezogen habe, weil mein Fitnesslevel nicht doll ist. Soll heißen, mal eben fünf oder mehr nicht kalkulierte Kilometer mehr oder weniger sind zum Beispiel bei mir ein Problem für die Füße, und ich bin nicht überzeugt, dass da mehr Übung auch mehr hilft. Ja, das klingt nicht sehr cool. Ist es auch nicht. Aber so ist das mit Theorie und Praxis, die ist für alle bisschen unterschiedlich, und für mich bedeutet das, dass ich, speziell wenn ich allein unterwegs bin, zum Beispiel erst dann einfach drauflos laufe, wenn ich die Gegend einigermaßen kenne. Also wird man mich vorerst wohl überwiegend weiterhin auf geplanten/gebahnten Wegen antreffen, es sei denn, ich gehe zum Deichtreten.


Grüner Ring Hamburg 2022, meine Etappe 4 | 365tageasatzaday
Foto: Im Niendorfer Gehege, Etappe 4

Was war gut, was war schlecht, was sollte man anders angehen?

Ich kann detailversessen sein, was Vorbereitung angeht, und hierbei habe ich es ziemlich auf die Spitze getrieben, auch wenn mich mein Fehler mit Etappe 2 immer noch fuchst. Ich hatte das Netz nach Berichten durchsucht, da ich gedacht hatte, dass es Blogger geben MUSS, die den Ring komplett gelaufen sind und darüber auch berichtet haben: Nein, nicht in so epischer Breite wie ich (ich habe den Verdacht, dass sich viele stark an den Stichworten auf hamburg.de, äh, orientiert haben), aber es gibt Radfahrer, die dazu was ins Netz gestellt haben. Ich hatte mir passable Karten auf dem Handy gespeichert, wenn ich kein Netz haben sollte, und habe mich ansonsten auf den Track konzentriert, den ich mir in Gugl Maps geladen hatte. Außerdem hatten wir die heruntergeladenen Karten auch als Kartensatz dabei. Gugl Maps konnte mich tatsächlich das eine oder andere Mal nicht/schlecht lokalisieren, aber es war nie ein ernsthaftes Problem – das mit Etappe 2 war ein Fehler in der Downloaddatei, mein Fehler bestand darin, diesen Track nicht gegen die anderen Materialien gecheckt zu haben und vor Ort zu unflexibel gewesen zu sein, der Beschilderung zu folgen. Tja. Mit einem Wort, man hätte es vermeiden können ;-). Auf der anderen Seite waren/sind wir stolz wie die Schneekönige, diese Strecke (bei bester Laune) geschafft zu haben, und ich habe meine Belastungsgrenzen damit deutlich verschoben, auch wenn ich die ganze Woche danach noch meine Beine/Füße gemerkt habe.

Was vorher unbekannt war, war die allgemeine Qualität der Beschilderung der Route, und die war mit wenigen Ausnahmen sehr gut, ganz anders als auf herkömmlichen Wanderwegen. Die weiße 11 auf grünem Grund klebte in hoher Frequenz an fast allem, von Mülleimern in Parks bis an Straßenschildern, und ich habe sehr viel seltener Gugl zu Hilfe gerufen, als ich erwartet habe.

Ach so: Ja, man läuft durch Stadtgebiet, aber das heißt nicht, dass auf jeder Etappe sozusagen das Catering gewährleistet ist. Klar, an Bahnstationen gibt es Kaffee und Keks, aber auf dem Weg ist es eher Glückssache, speziell sonntags. Auf einer schlauen Outdoor-Seite habe ich gelesen, dass man für zehn Kilometer Weg einen Liter Wasser einrechnen solle, und da es noch dazu nicht eben kühl war, habe ich mich sehr daran gehalten, ebenso wie an meine Erkenntnis, immer was zu essen und ein paar schnelle Kohlenhydrate (Zucker) dabeizuhaben.

Alles easy also? Ja, organisatorisch ja, ich wusste, dass ich einiges eher vernachlässigen konnte, das Einzige, was Stress verursacht hat, waren die Unwägbarkeiten der Öffis, aber irgendwas ist ja immer.


Neue Elbbrücken | Grüner Ring Hamburg 2022, meine Etappe 9 | 365tageasatzaday
Foto: Neue Elbbrücken Richtung stadtauswärts, Etappe 9

Worin liegt für dich der Reiz des Wanderns/Gehens? Was motiviert dich?

Wenn ich diese Frage ehrlich beantworten will, muss ich etwas einräumen, womit man in Social-Media-Kreisen eher keine Punkte macht. Ich bin relativ unsportlich, ich habe einen Job, bei dem ich den ganzen Tag sitze, noch dazu im Homeoffice, ich esse gern und ich bin nicht mehr jung. Ist das gesund? Nicht in der Kombination, nicht wirklich. Muss ich was tun, rein körperlich gesehen? Dringend. Ich hasse Joggen und jegliche Form von Turnübungen auf dem Wohnzimmerboden wie die Pest (egal, wie schick der*die Coachperson im Video aussieht), aber als Kind/Jugendliche bin ich stundenlang begeistert über die Felder gewandert (und gerannt), auf Bäume geklettert, habe Drachen steigen lassen, Unterstände im Wald gebaut und in Wiesen Frösche gefangen … diese Dinge. Ob ich mir nun heute sage, dass ich vernünftig sein und mich mehr bewegen muss oder in China der berühmte Sack Reis umfällt, bleibt sich ziemlich gleich, ihr werdet das kennen. Aber dieses leichtfüßige, magere Kind, das sich draußen freier als sonst wo fühlte, das stundenlang in sich versunken schaukeln und sich draußen vergessen konnte, das sitzt mir auf der Schulter und flüstert mir ins Ohr.

Also ist meine Antwort, dass ich versuche, mir Terrain zurückzuerobern, das ich im Laufe der Jahre aufgegeben habe, und zwar mit jedem verdammten Schritt, mit dem alles anfängt. Auch ich bin längst nicht mehr frei von gesundheitlichen Problemen und die Coronazeit hat mir nicht nur Hüftspeck beschert. Der Rest ist Ausprobieren, wie man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kann, denn wenn ich den ganzen Tag ein Display angestarrt habe, will ich mich eigentlich bewegen, so weit bin ich inzwischen, auch wenn ich es nicht jeden Tag hinkriege.


Wilhelmsburger Dove-Elbe | Grüner Ring Hamburg 2022, meine Etappe 9 | 365tageasatzaday
Foto: Wilhelmsburger Dove Elbe, Etappe 9

Allein oder nicht?

Es hat beides Vorteile und hängt auch davon ab, was für ein Typ man selbst ist. Zu mehreren ist man weniger allein, um es mal auf diesen simplen Nenner zu bringen, was gut ist, wenn man sich z. B. über den einzuschlagenden Weg etc. unsicher ist, weil man eh keine Orientierung hat, oder wenn man sichergehen will, dass einer da ist, falls was passiert, siehe oben. Wer mit Freunden unterwegs ist, weiß auch, ob das Dampfplauderer sind, die alles kommentieren müssen (und ob man sie an dem Tag dafür lieber erwürgen möchte), und kann seine Begleitung danach auswählen. Das weiß man bei einer fremden Gruppe nicht. Und natürlich kann man sich auch wunderbar und tief unterhalten, denn Natur macht was mit einem, wenn man sich berühren lässt.

Allein zu wandern bedeutet, dass man im Schweigen unterwegs ist und idealerweise auch Stille erlebt, wenn man nicht ständig jemandem begegnet. Natürlich erlebt man damit alles ganz anders als in einer Gruppe, kann sich alles nach den eigenen Wünschen gestalten und einteilen (Route, Gehtempo, Pausen), ist mit sich und seinen Gedanken allein, kann sich für die umgebende Natur inklusive Menschen öffnen oder einfach nur blind daherstapfen und Probleme wälzen, kann viel mehr dem Herzen folgen. Allein zu gehen ist eine höchst individuelle Sache, immer, und auch da liegen Himmel und Hölle eng beieinander. Und ja, das geht auch in der Stadt, auf derartigen Wegen wie dem Grünen Ring.

Naturbegegnungen sind eine Frage der persönlichen Aufmerksamkeit und Einstellung und des individuellen Tempos. Ich werde in den Grünzonen der Großstadt nicht die gleiche »Natur« vorfinden wie in meinen geliebten Harburger Bergen, es gibt Unterschiede zwischen Stadtlandschaft und Kulturlandschaften und Naturlandschaft, wobei man sich fragen kann, wo die Landschaft wirklich noch vom Menschen unberührt ist. Praktisch halte ich das für eine Frage der Ansprüche und was davon realisierbar ist. Wer »unberührte Natur« erleben will, ist auf dem Grünen Ring sicher falsch. Wer bereit ist, sich an dem zu erfreuen und sich auf das einzulassen, was sich zeigt, kann immer Schätze mit nach Hause nehmen.


Kaltehofe | Grüner Ring Hamburg 2022, meine Etappe 8 | 365tageasatzaday
Foto: Schieberhäuschen auf der Kaltehofe, Kraftwerk Tiefstack, Etappe 8

Ressourcen

Wer sich selbst auf den Grünen Ring begeben möchte, ist bei hamburg.de gut aufgehoben, was Materialien angeht. Man findet hinter diesem Link auf hamburg.de die Karten zum Downloaden – nach unten scrollen zu »Tourenvorschläge als PDF«, die enthalten die Karten. Übrigens gibt es den Kartensatz kostenlos zum Mitnehmen in den Öffentlichen Bücherhallen.

Noch weiter unten auf derselben Seite steht der Link zur Gesamtkarte als PDF.

Und schließlich gibt es auf dieser Seite bei hamburg.de die Möglichkeit, sich die digitalen Daten für den Grünen Ring für Navigationsgeräte herunterzuladen: Hier klicken. Wer wissen möchte, wie man diese Daten zum Beispiel in Gugl Maps bekommt, ist mit diesem Artikel auf draussenlust.de gut bedient: GPX-Datei in Google Maps importieren, da habe ich es her.

Richtig klasse finde ich die »Zweiter Grüner Ring«-Seite von veloroute.hamburg (hier klicken), da ist jemand 2021 mit einer Helmkamera den gesamten Grünen Ring abgefahren und hat das ins Netz gestellt. Danke dafür! Nach Etappe 2 habe ich doch häufiger dort vorbeigeschaut, um bösen Überraschungen vorzubeugen 😉

Was die leidigen Etappenan- und -heimfahrten betrifft, bin ich (für die 9-Euro-Ticket-Monate) signifikant öfter als sonst mit den Öffis gefahren und mochte es. Die Situationen, wo ich in volle bis überfüllte Busse oder S-Bahnen geraten bin, waren die üblichen Verdächtigen: Großveranstaltungen, Baustellen und Störungen, speziell jetzt im Sommer wird natürlich viel gebaut und repariert, und dass Busse im Stau stehen, weil es durch hohes Verkehrsaufkommen Staus gibt, ist auch kein Wunder. Meine Bahnen waren überwiegend sehr pünktlich, die oft geschmähte S-Bahn nach Harburg hell und sauber, wenn auch die Maskendisziplin mehr und mehr zu wünschen übrig ließ – der HVV fordert nach wie vor FFP2-Masken, kontrolliert aber kaum in Bahnen, dafür mehr in Bussen.
Würde ich öfter die Öffis nutzen, wenn die Preise sinken würden, dieses 29-Euro-Ticket, das gerade in Gesprächen herumgeistert? Ja, ich wäre dabei, vor allem, wenn ich kein Abo nehmen müsste. Übrigens soll der Ersatzverkehr wegen der beschädigten Elbbrücke die Pest sein, habe ich vorhin gehört, da geht offenbar einiges nicht so, wie es soll.


Richtung Süden | S-Bahn-Station Elbbrücken | 365tageasatzaday
Foto: S-Bahn-Station Elbbrücken, Richtung Süden

Das Fazit meiner Mitwanderin

Nach ihrer Meinung befragt bekam ich eine WhatsApp, deren Inhalt ich hier ohne Emojis zitieren möchte:

  1. Wandern macht Freude, trotz anfänglicher Schwierigkeiten: zu wenig Magnesium usw. Die Beweglichkeit kommt zurück und die Ausdauer – herrlich.
  2. Das Gebiet (Hamburg) aus dieser vielfältigen, facettenreichen Perspektive ganz neu erleben zu können.
  3. Durch Gebiete/Bereiche zu gehen, wo ich noch nie war und sie auch nicht kannte.
  4. Das Entzücken, dass das Hamburger Land so schön, grün und teilweise fast kitschig »märchenhaft« anmutet. Ein Geschenk!

Grüner Ring 2022, meine Etappe 1 | 365tageasatzaday
Foto: Zwei Wanderer, Etappe 1

Würde ich den Grünen Ring empfehlen? Würde ich ihn noch mal gehen?

Ja in beiden Fällen, wenn das mit dem Hin- und Zurückkommen zu und von den Etappen befriedigend geklärt werden könnte. Im Herbst/Winter sieht es dort bestimmt sehr anders aus, auch die Qualität der Wege dürfte eine andere sein, da rechne ich dann durchaus mit Matschecken: ein völlig anderes Wandererlebnis, und das direkt vor meiner Haustür ;-). Und auch meine Mitwanderin hat sich diesbezüglich ähnlich geäußert.


Grüner Ring Hamburg 2022, meine Etappe 3 | 365tageasatzaday
Foto: Hafenansicht, Fähre, Etappe 3

Mein ganzes Grüner-Ring-Gedöns als Kategorie zum Nachlesen: hier klicken!


 

Grüner Ring: Zehnte und letzte Etappe

Da hatte ich Petrus wohl zu früh gelobt. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es auch zur letzten Etappe zum Wochenende abgekühlt hätte wie die Wochen zuvor. Leider nicht. Angekündigt waren über 30 Grad, und ich war wirklich skeptisch, ob das Wandern da noch der Müllerinnen Lust sein würde oder doch eher eine Plage. Pfeif doch auf die Pflicht, vor allem, wenn sie selbst auferlegt ist, wer zwingt dich denn, Wohlbefinden geht bei Hitze vor!

Was mich umstimmte, war, dass meine Mitwanderin vorschlug, in aller Herrgottsfrühe (na ja, relativ) loszulaufen, da der Bus zur Etappenanfangshaltestelle sowieso sonntags nur einmal pro Stunde fährt. Super! Nun ist jedoch gerade der S-Bahn-Verkehr Richtung Hamburger Süden gestört (das Feuer an den Elbbrücken, ich hatte davon erzählt, erheblicher Schaden, wird vermutlich erst zum 18. September wieder freigegeben (Quelle)), sodass sie beschloss, mit dem Auto zu mir zu kommen und mit mir gemeinsam aufzubrechen. Enden würde die Etappe ja eh bei mir, und auf die mit dem 9-Euro-Ticket erlaubte Nutzung der Regionalbahn zwischen Hauptbahnhof und Harburg hatte sie keine Lust, was ich um die Uhrzeit absolut nachvollziehen kann (aber funktioniert hätte). Nun gut, wir stiegen um 7:31 Uhr in den Bus, dann in die S-Bahn nach Wilhelmsburg (die erst noch abwarten musste, bis sie fahren durfte, nervig!) und schließlich um 8:04 Uhr in den Bus der Linie 351. Um 8:15 Uhr standen wir erwartungsfroh und hochgemut auf dem Deich über der Etappenstart-Bushaltestelle Stillhorner Weg (Foto). Es war sonnig und noch einigermaßen kühl, aber der Tag fühlte sich wie erwartet so an, als ob es warm werden würde. Denn man tau! Es macht Spaß, auf dem gemähten Deich zu laufen, wenn man nicht ständig in Schafmist tritt, aber der Deich ist verdammt trocken (und braun, Foto) und Mäuse und Maulwürfe (?, man konnte die Gänge sehen, zu klein für Kaninchen) und eifrige Hunde (?) haben das Ihrige dafür getan, dass die Deichkrone an ein paar Stellen bröckelt.



Wir gingen nach Westen in Richtung Autobahn (A 1), um die Süderelbe auf dem Grünen Ring über die Autobahnbrücke zu überqueren (Foto) – ich hätte gedacht, dass das verboten wäre wegen irgendwelcher Sicherheitsbestimmungen, aber nein … Es war echt laut und die Autobahn war belebt, aber alles andere hätte mich auch gewundert. Leider waren wir auf der Ostseite, und mit der kleinen Kamera kann ich nicht vernünftig gegen die Sonne fotografieren, also lasst euch versichern, dass im Foto die Elbe horizontal fließt (Foto), nicht von oben nach unten ;-). Aber es war genauso friedlich und wunderbar, wie es aussieht (Foto), und auch das Schild auf der anderen Seite stand genauso schief (Foto)!



Runter von der Brücke, unter der Autobahn durch und ziemlich schnell in den Hamburger Stadtteil Neuland rein (Foto), der uns mit einer 1-a-Brombeerhecke (Foto) empfing, die diesmal sogar meine Mitwanderin in Versuchung führte. Die Bürgersteige waren noch hochgeklappt, der Neuländer Elbdeich ist echt idyllisch am Sonntagmorgen (vermutlich nicht nur), lockere Bebauung, die wenigen Gassigeher lächelten bei einem freundlichen »Moin!«, die Hunde hatten oder machten Kulleraugen, wer wir denn wohl seien und ob man uns begrüßen oder verbellen müsse, und eine dreifarbige Katze belauerte im Feld vermutlich Mäuse. Direkt hinter dem alten Deich, auf dem wir immer noch gingen, standen Reetdachkaten, und wir überlegten, wie halsbrecherisch wohl im Winter der Zugang bzw. die Zufahrt wäre. Bei der schweren Sturmflut 1962 stand fast das gesamte Gebiet, das wir heute durchlaufen würden, unter Wasser, wie ich später herausfand.

Abrupt ging es nach links ab in den Wendts Weg, nicht weniger malerisch (Foto, Foto). Zumindest am Ende gab es auch endlich mal wieder Gartenbauvereine zu durchwandern, beim Rest bin ich mir nicht sicher.



Die Neuländer Straße, der wir danach ein Stück folgten, kannte ich bisher eigentlich nur als Autobahn- und Industriegebietszubringer (A 1, Abfahrt Harburg). Keine Ahnung, wie oft ich mit dem Auto schon dort rumgekurvt bin, schließlich wohne ich im, na ja, näheren Umfeld, auch wenn bis zu mir (Luftlinie) noch reichlich Straßen und Eisenbahnlinien zu überqueren wären, was das Hinkommen deutlich verhindert. Auf jeden Fall waren wir froh, wieder nach rechts in den Schatten (Foto) zum Neuländer See abbiegen zu können.

Je näher wir kamen, desto intensiver wurde ein ungewohntes Geräusch. Der See verfügt nämlich über eine Besonderheit: eine 5-Mast-Wasserskianlage (Foto)! Die Klötze im Wasser sind Sprungschanzen, aber ich habe wenige beobachtet, die sie nutzten, was, wie ich später herausgefunden habe, daran liegen könnte, dass sonntags von 10 bis 12 Anfängerkurse stattfinden. Die Anlage lief, und vor unseren begeisterten Augen flitzten kühne Wasserratten in Neopren auf Wasserski und/oder Wakeboards vorbei, die an Strippen hingen, ähnlich wie beim Skilift, rasant über die Schanzen (oder daran vorbei) und in die Kurven gezogen wurden und allesamt so wirkten, als ob sie mächtig Spaß hätten. Wir setzten uns entspannt an den Rand des Sees und rasteten.



Ein Stückchen Großmoordamm, stadtauswärts Richtung Friesenwerdermoor, mit Schwarzbunten (Foto), die ich dieses Jahr auch selten draußen gesehen habe und die sich im Schatten drängten, dann nach rechts rein, an einer Kleingartenanlage entlang (Foto). Der Weg hieß Nutriaweg, ich habe mich umgeschaut, ob der Name Programm sein könnte, aber die großen Nager mit den hässlichen orangen Zähnen nicht entdeckt. Ob die nun unter der derzeitigen himmlischen Wasserrationierung leiden (der Entwässerungsgraben neben dem Weg war reichlich trocken, aber noch nicht komplett vertrocknet) oder ob es ihnen einfach nur zu hell und zu warm war, weiß ich nicht, bei mir am Teich habe ich die Biester jedenfalls bisher eher abends gesehen.



Wir näherten uns dem Ziel, jedenfalls gefühlt: Jetzt ging es an der Eisenbahnlinie entlang und auf einen Teil der Harburger Industrie zu. Der Hörstener Weg ist asphaltiert, und obwohl dort offiziell keine Autos fahren, ist er eine Durststrecke – immer weniger Schatten, die Sonne brannte uns im Nacken und trieb uns vorwärts. Es war nicht mehr weit, und wenn man die Phoenix sieht (Foto) (Wikipedia-Artikel, heute ist da Continental drin), dann weiß man, dass man gleich am Harburger Bahnhof ist. Wir rasteten ein zweites Mal im Schatten der Unterführung der Wilhelmsburger Reichsstraße, denn jetzt war die Sonne schon anstrengend. Pralle Sonne erwischte uns dann auf der Schlachthof-Brücke neben dem Bahnhof (Foto), bevor wir dann an einer anderen Stelle gern erneut unter die Reichsstraße untertauchten. Der Grüne Ring führt parallel an der Phoenix entlang (Foto) und traf uns am Fußgängerüberweg wieder. Und dann nur noch wenige Schritte: The End! Meine allererste Etappenbeginn- und letzte Etappenendbushaltestelle, die direkt auf dem Grünen Ring liegt und deshalb von mir ausgewählt wurde: Reeseberg! (Foto)

Bis zu mir ist es von dort aus ein überschaubares Stück Weg und bis auf den letzten Teil schattig. Als wir (noch vor 12 Uhr!) bei mir saßen und ich die Glückwünsche meiner Mitwanderin entgegennahm, fragte ich sie, welche Etappe ihr am besten gefallen habe. Eine fehlt ihr ja, sie will sie noch im August nachholen, aber ich war trotzdem gespannt, ob ich bei ihrer Antwort in ein großes »Wie wenig wir einander doch kennen« ausbrechen würde. Nein. Stand letzten Sonntag favorisiert sie die beiden Dove-Elbe-Etappen, und das ist leicht nachzuvollziehen, denn die waren wirklich ein bisschen out of time, out of events – wie Urlaub. Ich überlege noch, ob ich eine Lieblingsstrecke habe. Auf jeden Fall bin froh, dass ich keine Wander-Sommerpause eingelegt, sondern das 9-Euro-Ticket einigermaßen kreativ genutzt habe. Aber dazu nächste Woche mehr.



Zum letzten Mal zur Statistik: Es war eine kurze Etappe, aber das wussten wir vorher und ich hatte damit kalkuliert. Etappenanfang: Bushaltestelle Stillhorner Weg, Etappenende: Bushaltestelle Reeseberg. Meine Gugl-Maps-Kilometerzahl lag bei circa 8 Kilometer, meine Schrittzähler zeigten jedoch insgesamt 14.554 Schritte an, was gemittelt 9,7 Kilometer entsprächen. Auf die Etappeneinteilung und sonstige Fragen/Überlegungen komme ich in meinem Fazit zurück, das ihr nächste Woche zur gewohnten Zeit erwarten könnt. Stay tuned, wie der Lateiner sagt!

Wem es noch nicht aufgefallen ist: Dies ist (auch) ein/mein Beitrag zum diesjährigen Etüdensommerpausenintermezzo, und da ich genügend Fotos in diesem Beitrag habe, ohne Illustration. Verwendete Wörter: Herrgottsfrühe, Kulleraugen, Regionalbahn, Schatten, Sommerpause, Wasserrationierung, Wasserratte. Mehr geht immer, und ich dachte, was ich hab, das hab ich, denn meine Schreiblust ist eher … wandern. Aber ich fand es nicht so ganz einfach, die geforderten Etüdenwörter unauffällig hineinzuschmuggeln, und ich hatte mir überlegt, entweder bringe ich sie im Fazit unter oder in dieser letzten Etappe, wo ich vielleicht ebenfalls etwas weitschweifiger werden könnte.


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U-/S-Bahn-Station Elbbrücken

Sonntagmorgen, 9:30 Uhr (vor einer Woche), ich wandere bei strahlendem Sonnenschein mit der kleinen Kamera durch die U- und S-Bahn-Station Elbbrücken, auf der Suche nach den schönsten Perspektiven. Und derer gibt es so einige, wie ich festgestellt habe. Stellt euch diese Station wie ein großes H aus Glasröhren vor, ausgerichtet (grob) in Nord-Süd-Richtung: Durch die westliche Röhre kommt und fährt die U-Bahn, durch die östliche Röhre kommt und fährt die S-Bahn. Um von der einen Röhre zur anderen zu kommen, gibt es den sogenannten Skywalk, eine weitere Verbindungsröhre, also den Querstrich im H. Wenn mensch den nicht nutzen möchte, kann mensch auch untendurch gehen, also die S-Bahn-Station verlassen, ziemlich viele Stufen hinuntersteigen und gelangt dann auf die Zweibrückenstraße, die per Unterführung unter den Trassen hindurchgeleitet  wird. Soll heißen: Unter dem H führt eine Straße durch, die mensch auch als Fußgänger benutzen kann.

Die Sache ist nur, dass am letzten Montagmorgen in jener Unterführung ein Lkw in Brand geriet und damit die S-Bahn-Brücke beschädigt wurde. Sie ist immer noch gesperrt, inzwischen fahren die S-Bahnen wieder, aber nicht im normalen Takt. Blöd auch, dass das die einzige Trasse von Süden her per S-Bahn in die Stadt ist. Natürlich gibt es einen Schienenersatzverkehr, der wie alle Schienenersatzverkehre vermutlich jetzt mit den Staugegebenheiten kämpft … Definiere Nadelöhr, definiere Abhängigkeit.

Der Witz ist, dass die ICE-Strecke da in der Mitte auch durchläuft, die hätte es auch erwischen können, hätte der Lkw woanders gestoppt. Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie vulnerabel unser Nahverkehr ist, geschweige denn der Fernverkehr – achtet da eigentlich keiner drauf? Ist ja nicht so, dass die Station alt wäre. Bisschen beängstigend ist das schon.

Es heißt, dass momentan EINE Bahn im Pendelverkehr im 20-Minuten-Takt die Strecke befährt, wer irgendwie ausweichen kann, soll ausweichen, auf den Regionalverkehr (nutzt andere Gleise) oder (Zeitkarteninhaber) auf den IC/ICE, immerhin ist Harburg auch ICE-Haltestelle. Bis Montag sollen die Untersuchungen der Brücke noch dauern. Bin gespannt. Ich bin in der abgelaufenen Woche daraufhin nicht mit der S-Bahn gefahren, ich habe Ausweichmöglichkeiten.

Aber in all das wollte ich euch eigentlich gar nicht verstricken, ich wollte euch mit den Fotos erfreuen. Sind die Ausblicke nicht ziemlich spektakulär? Die Station ist wirklich das Anschauen wert und sollte meine Grüner-Ring-Etappe 9 ergänzen. Das erste Foto zeigt ziemlich genau die Stelle, wo es gebrannt hat, also auf der Höhe jenes erahnbaren Schildes …


Zusammenfassung des NDR: hier gucken.



Grüner Ring: Neunte Etappe

Sonntagmorgen, 9:30 Uhr, ich wandere bei strahlendem Sonnenschein mit der kleinen Kamera durch die U- und S-Bahn-Station Elbbrücken auf der Suche nach den schönsten Perspektiven. Und derer gibt es so einige, wie ich dann festgestellt habe (Foto), viel mehr, als ich in diesem Rahmen zeigen möchte (aber bitte hier gucken!). Als meine Mitwanderin eintrifft, begeben wir uns gleich auf die Strecke (Foto). Links das ist übrigens die Autobahn (A 255).

Ich kann nicht sagen, wie oft ich schon über die Elbbrücken mit dem Auto gefahren bin, aber GELAUFEN bin ich dort noch nie. Die Stadtansichten sind schon ziemlich einmalig: Seht ihr den Michelturm? Seht ihr den ICE, der freundlicherweise dekorativ über die Freihafenelbbrücke schwebte, als ich fotografieren wollte? (Foto) Manchmal passt alles …



Wir kamen auf die Veddel, prompt wurde die Beschilderung schlechter und ich musste Herrn Gugl befragen, wo entlang wir mussten. Unter anderem an einer Straße namens »Passierzettel« (Foto) vorbei, die ihren Namen wirklich daher hat, dass dort »… im 19. Jahrhundert Auswanderer zum letzten Mal ihre Papiere zeigen [mussten], um dann endgültig auf das Schiff zu kommen, das sie nach Amerika bringen sollte« (Wikipedia). Wie das mit Kiezen so ist, bei manchen hat man das Gefühl, das man sie uneingeladen betritt, so ging es mir, bis wir die S-Bahn-Station Veddel einerseits und das Auswanderermuseum BallinStadt andererseits hinter uns gelassen hatten. (Ach so, BallinStadt: Meiner Meinung nach lohnt sich das nicht, es sei denn, ihr habt Kids dabei, dann vielleicht.) Wir auf jeden Fall ließen die Bebauung hinter uns und begrüßten freudig einen Kleingarten (»Hoffnung v. 1931« – manchmal fragt man sich, was für Geschichten hinter Namen stehen) (Foto). Auch wenn es plötzlich wieder weiße Weg-Elfer in Hülle und Fülle gab, es war dennoch laut. Man hört entweder die Stadtautobahn A 255 oder die Wilhelmsburger Reichsstraße (B 75) oder beide, trotz Lärmschutzwand. Ich wusste, dass an der Reichsstraße Fahrradwege entlanglaufen, dass ich sie mal zu Fuß überqueren würde, hätte ich vor diesem Wanderprojekt auch nicht gedacht. Tja, Wandern bildet (Foto). Und rechts neben uns dann kurz auch noch die S-Bahn-Trasse (Foto): Großstadtfeeling, da half auch das schönste Plakat am nächsten Kleingartenverein nichts.



Fairerweise muss ich sagen, dass uns besagte Großstadt schon nach wenigen Hundert Metern wieder verzauberte: Wir erreichten die Wilhelmsburger Dove Elbe (Foto), und alles dort war so idyllisch, dass es schon beinahe nach Kitsch-Alarm stank. In Bäumen hingen Schaukeln (Foto), es gab frei zugängliche Anleger, Ruderboote/Kajaks/Kanus waren auf dem Wasser, deren Insassen sich lautstark unterhielten. Und auch die Immobilien auf der anderen Seite, sehr gediegen (Foto).

Damit ich es nicht wieder vergesse: Unsere Geschwindigkeit nahm nicht nur deswegen ab, weil ich gefühlt ständig fotografieren wollte (Foto), ich musste auch ständig Brombeeren naschen, die Sträucher hingen voll. Waren die an der Wilhelmsburger Dove Elbe oft noch relativ sauer, änderte sich das später sehr. Wir wanderten also ziemlich glückselig die Hövelpromenade entlang, bis wir über ein schmales Brücklein die Seiten wechseln durften und so die ganze Pracht von oben bestaunen konnten (Foto).

Und dann erreichten wir als absolute Krönung eine echte Windmühle: die Wilhelmsburger Windmühle, nach ihrer letzten Müllerin »Johanna« genannt (mehr lesen auf der Website des Wilhelmsburger Windmühlenvereins). Der Galerieholländer (Foto) wurde 1875 errichtet und war bis 1960 in Betrieb als Kornmühle, bekannt ist an dieser Stelle eine Mühle seit 1585. Zu »Johanna« gehört seit 2013 auch wieder ein Backhaus (gegenüber), in dem fleißig gewerkelt wurde, als wir ankamen, aber alles befand sich noch in der Produktion und auch das Mühlencafé würde leider erst in zwei Stunden öffnen. In dem Fall: Hätten wir das gewusst, schlechte Planung. So wollten wir nämlich schon weit weg sein, denn der am Morgen strahlend blaue Himmel hatte begonnen, Wolken zu produzieren. Wir packten also unsere Stullen aus und rasteten, bevor wir weiterzogen (Foto). Ich kann mich erinnern, dass ich die Mühle mit dem Auto mal wie blöd gesucht (und nicht gefunden) habe. Haken dran, erledigt.



Der Jenerseitedeich, der uns dann aufnahm (und mich mit jeder Menge unglaublich wohlschmeckender Brombeeren) (Foto) versorgte, führt wohl durch die sogenannte »Kulturlandschaft Wilhelmsburger Osten«. Der Tour-Guide sagt dazu: »Der ländliche Teil der Elbinsel Wilhelmsburg ist geprägt durch Gartenbau, Feuchtgrünländereien und dörfliches Zusammenleben. Entlang der Elbdeiche stehen alte, sehenswerte Bauernhäuser« (Quelle). DAS allerdings kann ich lebhaft bestätigen, auch wenn ich die wieder mal nicht fotografiert habe, sondern euch mit Blick über die Felder (Foto) und in den Gemüsegarten (Foto) tröste. Die Hochhäuser ganz hinten gehören übrigens zu Kirchdorf-Süd, einer »Großwohnsiedlung« im Süden von Wilhelmsburg (Foto). Ja, eine andere Welt.



Schließlich erreichten wir mit dem Moorwerder Hauptdeich die Norderelbe (Foto), diesmal auf der anderen Seite, und liefen den Deich entlang nach Süden (Foto). Wären wir immer geradeaus weitergegangen, wären wir irgendwann bei der Bunthäuser Spitze herausgekommen (Hamburg hat nämlich einen Leuchtturm, und nein, ich meine nicht die Insel Neuwerk –> hier klicken), und hätten dann auch noch mal das Naturschutzgebiet Heuckenlock aufsuchen können. Aber ehrlich gesagt war ich müde, so unspektakulär das ist, es zuzugeben. Als also die angekündigte Querstraße in Sicht kam und der Grüne Ring nach Westen führte und auf die Etappenbushaltestelle (Foto) zusteuerte, war ich nicht allzu traurig, auch wenn ich/wir zuvor überlegt hatten, ob wir, da der Bus nur alle Stunde fährt, noch mal zum Heuckenlock rüberlaufen sollten, falls wir sehr ungünstig angekommen wären. Antwort: nein. Es war warm und schattenlos und der Heuckenlock noch ein ganzes Stück entfernt. Auf den Deich hätte ich mich setzen wollen, die Aussicht ließ nicht zu wünschen übrig (Foto), aber der Bus kam bald und entließ uns an der S-Bahn-Station Wilhelmsburg. Das ist die nächste Station von mir aus gesehen, verglichen mit meiner Mitwanderin war ich also schnell zu Hause und lag längst gemütlich auf der Couch, als sie ihr Ankommen meldete. Und oh, ich bin zum ersten Mal in den 3 Monaten 9-Euro-Ticket (*überleg*) in der S-Bahn in eine Fahrkartenkontrolle geraten.



Die Statistik wie immer zum Schluss. Etappenanfang: U-/S-Bahn-Haltestelle Elbbrücken, Etappenende: Bushaltestelle Stillhorner Weg. Meine Gugl-Maps-Kilometerzahl lag bei 10 Kilometer, meine Schrittzähler zeigten jedoch insgesamt 19.023 Schritte an, was gemittelt 12,7 Kilometer entsprächen. Ja, ich fand es gefühlt eine kurze Etappe, und allein wegen der Brombeeren würde ich sie noch mal gehen ;-), trotzdem bin ich allmählich froh, dass sich das Projekt dem Ende zuneigt.

Eine Etappe noch, dann haben wir Hamburg umrundet. Nächsten Sonntag, so das Wetter mitspielt, sind wir wieder unterwegs. Nachdem ich allerdings letzte Woche Petrus so sehr gelobt habe, scheint er prompt am kommenden Wochenende eine Auszeit zu nehmen: Es soll nicht rechtzeitig abkühlen, und wir halten es uns noch offen, ob wir bei 30 °C mit wenig vorhersehbarem Schatten unterwegs sein wollen.

Natürlich haben wir beide schon mal über ein Fazit unserer Runde nachgedacht. Wenn ihr aber noch Fragen/Überlegungen habt, die ihr gern beantwortet/kommentiert hättet – ich habe ja einen Extra-Beitrag dazu versprochen – dann könnt ihr sie jetzt loswerden.


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Grüner Ring: Achte Etappe

Bisher konnte ich mich über meinen neuen Freund, den HVV (Hamburger Verkehrsverbund), echt nicht beschweren. Das änderte sich letzten Sonntag, als ich gleich zweimal auf der Suche nach der Abfahrt des Busses total alt aussah: einmal an der U-/S-Bahn-Haltestelle Elbbrücken, um die herum noch weitgehend Baustelle ist, einmal an der S-Bahn-Haltestelle Rothenburgsort, wo es zurzeit wohl irgendeinen Schienenersatzverkehr gibt und alles ein bisschen … irgendwo … abfährt. Ich hätte letztere Haltestelle nicht gefunden, hätte ich nicht zufällig den richtigen Busfahrer gefragt! Im Rennen!
Ausschilderung? Null. Angaben im Internet? Ja, vorhanden und vage interpretierbar (Elbbrücken), aber nicht interpretierbar für Rothenburgsort, weil ich keine Ahnung hatte, wo ich war, weil ich von den Elbbrücken bis dahin auch nicht mit dem Bus gekommen war, den ich erwartet hätte und mich komplett ausgesetzt fühlte. Und zu allem Überdruss war der Bus, den ich ab Rothenburgsort unter Zeitdruck erwischen musste, der einzige pro Stunde, der fuhr, und den zu verpassen ist dann echt doof, wenn man zu einer bestimmten Zeit verabredet ist.
Nun. Es hat geklappt.

Wie dem auch immer sei, der Bus spuckte uns am gewünschten Etappenstart aus (Moorfleeter Deich (Ost), das ist eine der Haltestellen am Eichbaumsee, also Hamburger Südosten, ihr erinnert euch an letzte Woche?), es war noch relativ kühl und konnte sich nicht entscheiden, ob die Sonne durch die Wolken brechen würde (ja, später). Wir waren beide der Ansicht, dass das Wetter wunderbar so sei, denn heute würden wir an der Dove Elbe entlang stadteinwärts bis zu den Elbbrücken laufen, und da ist Deich und somit eher weniger Schatten angesagt. Die Dove Elbe (niederdeutsch »dov« bedeutet »taub«) ist ein vor knapp 600 Jahren abgetrennter 18 Kilometer langer Nebenarm der Unterelbe (mehr dazu bei Wikipedia und hamburg.de), der die Hamburger Marschlande durchfließt und hinter der Tatenberger Schleuse seit 1579 wieder mit der Norderelbe zusammentrifft. Sie wird als Bade- und Bootsfahrparadies beschrieben: Was man alles nicht kennt! Mir war das durchaus nicht klar, ich verbinde mit den Vier- und Marschlanden überwiegend Gemüseanbau (Reisebericht NDR).

Der offizielle Tour-Guide des Grünen Ring Hamburg (hamburg.de) beschreibt unsere Strecke so: Wasserpark Dove Elbe – Yachthafen Moorfleet – Moorfleeter Deich – Tatenberger Weg – Moorfleeter Hauptdeich – Naturschutzgebiet Holzhafen – Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe – Kaltehofe-Hauptdeich – Elbpark Entenwerder. Ich würde sagen, dass wir ab dem Eichbaumsee am Wasser entlanggelaufen sind, wo immer es ging, dann dem Verlauf des Moorfleeter Deichs sowie des Moorfleeter Hauptdeichs gefolgt sind, die Kaltehofe überquert, in Entenwerder Pause gemacht und dann die Neuen Elbbrücken überquert haben, um danach ab der U-/S-Bahn-Haltestelle Elbbrücken unseren jeweiligen Heimweg anzutreten.

War es schön? Ja, unglaublich, und auch entspannt. Yachtclubs, Motorboot-Clubs und Segelclubs und -vereine, die sich wie Perlen an einer Kette aneinanderreihen. Speziell am Anfang in der Nähe des Eichbaumsees gab es Badestellen, ansonsten war der Zugang zum Ufer meist verwehrt/gesperrt – wobei ich sagen muss, dass ich nicht gesucht habe.



Später wurde der Weg erst schmal (Foto) und führte uns dann auf den Moorfleeter Deich/Hauptdeich, was zwei ziemlich lange Straßen sind. Weniger Ausblicke zum Wasser, dafür mehr Einblicke ins »Landleben«: Pferde, Gewächshäuser (im Hintergrund verläuft die A 25), immer wieder reich bestückte Brombeerhecken (meist noch ziemlich sauer), liebevoll dekorierte Häuser bzw. Fenster (Foto, Foto, Foto, Foto).



Und Radfahrer, und zwar in rauhen Mengen, nicht nur die Wir-fahren-den-Grünen-Ring-Radfahrer, die wir ja nun kennen, sondern solche, die im Pulk mit Trikots und teilweise Carbonrädern sich laut unterhaltend an uns vorbeisausten. Okay, wir befanden uns auf einer wenig bis gar nicht befahrenen Straße, wir mussten selten an den Rand springen, es war Sonntag. Später war der Verkehr für Autos sowieso gesperrt, wir gingen auf dem Deich (Foto) und warteten darauf, den »Rasenmähern« zu begegnen (die Schafherden grasen jeweils ein Stück Deich ab, dann werden sie »versetzt« und nehmen das nächste in Angriff usw. Erkennbar ist das an den frischer werdenden, äh, Ausscheidungen, die sie hinterlassen). Ich habe nicht mitgezählt, wie oft wir dem Bus begegnet sind, mit dem wir selbst gefahren waren: einige Male (Foto).



Irgendwann unterquerten wir dann die Autobahn (A 1), auf der, welch Wunder (Sonntag, der Elbtunnel war schon wieder gesperrt), mal wieder zähfließender Verkehr herrschte. Schön, wenn einen diese Aussicht so gar nicht juckt (Foto – das Ding mit den zwei Schornsteinen ist übrigens das Heizkraftwerk Tiefstack (Artikel auf hamburg.de)). Für uns unsichtbar vereinigte sich irgendwo linker Hand die Dove Elbe mit der Norderelbe, uns interessierte aber mehr die Aussicht zur Rechten: Willkommen am Naturschutzgebiet Holzhafen (Wikipedia)! (Foto) Es wirkt in diesen Berichten vielleicht so, als ob wir immer nur im Vorbeigehen alles abnicken würden, aber dem ist nicht so, wir haben da lange gestanden und uns umgeschaut und gefreut und gestaunt. Umso mehr, als inzwischen auch auf dem Deich mehrere eng beisammen gedrängte Pulks Schafe auftauchten, denen die Passanten reichlich egal zu sein schienen und die uns überwiegend ihrer Hinteransicht würdigten – ledig einen schiefen Blick, der mir zugeworfen wurde, habe ich festgehalten (Foto).



Wirklich spektakulär fanden wir dagegen ein paar Schritte weiter den Ausblick über die Wasserbecken und Schieberhäuschen (die Türmchen!) des (stillgelegten) Elbwasser-Filtrierwerks Kaltehofe auf das Kraftwerk (Foto). Auch dazu gibt es natürlich einen höchst informativen Wikipedia-Eintrag, noch mehr lohnt sich aber das Hingehen und Anschauen. In der Villa, die früher das Hygienische Institut beherbergte (Foto), befinden sich heute ein Informationszentrum sowie ein Café, auf dessen Terrasse sich gemütlich Zeit verbringen lässt (Foto). Man kann das Gelände besichtigen, es ist zu empfehlen, nur am Sonntag stand uns der Sinn nicht danach.



Runter von der Kaltehofe, rüber nach Entenwerder (Foto). Mit Entenwerder verbinde ich hauptsächlich friedliche Stunden in dem hippen (zugegeben) Café auf dem Ponton (der Container ist ein begehbares Kunstobjekt) auf der Elbe, am Sonntagnachmittag ist es eigentlich voll, dieser war keine Ausnahme: Es wuselte (Foto). Wir fanden trotzdem noch ein Plätzchen, um für eine Stunde unsere Füße auszustrecken – und dann begann der Wind heftig damit, die Wolken zusammenzutreiben. Regen war für den späteren Nachmittag gerufen.



Wir brachen auf und marschierten strammen Schrittes auf die Elbbrücken zu, über die wie üblich die Stadtautobahn (A 255) rauschte, und unterquerten selbige bei dem großen Hotelturm. Drüben ist schon Hafencity-Gebiet, soll heißen, es ist zum Teil Brache, zum Teil Baustelle und überwiegend echt hässlich. Ich knipste noch schnell den alten, ausgebrannten Kran (endlich weiß ich, wie man dahinkommt) (Foto) und von fern die spacigen Röhren des U-/S-Bahnhofs Elbbrücken (Foto). Die Architektur lehnt sich an die Elbbrücken an, heißt es. Das ist vor einem Eingang (Foto), aber drin ist die Aussicht nicht minder spektakulär: Das ist die Linie U 4, die endet hier nämlich (Foto), soll heißen, sie dreht um. Da die S-Bahn nicht in derselben Röhre fährt wie die U-Bahn, kann man das so sagen. Als ich in Harburg im Bus saß, trafen die ersten Regentropfen die Windschutzscheibe, ich bin aber nicht wirklich nass geworden, obwohl es sich danach über Nacht einregnete.



Statistik. Etappenanfang: Bushaltestelle Moorfleeter Deich (Ost), Etappenende: U-/S-Bahn-Haltestelle Elbbrücken. Meine Gugl-Maps-Kilometerzahl lag bei 10,8 Kilometer, meine Schrittzähler zeigten jedoch insgesamt 21.217 Schritte an, was gemittelt 14,15 Kilometer entsprächen. Na schön, ich glaube nicht, dass es so weit war, aber es soll mir egal sein, Schritte sind Schritte.

Übrigens: Zwei Etappen noch, dann sind wir rum. Nächsten Sonntag, so das Wetter mitspielt, geht es auf der anderen Seite der Elbe wieder stadtauswärts (Hamburg hat im Osten weder Brücken noch Fähren, daher mussten wir jetzt bis fast in die Innenstadt zurück). Auch das wird wieder eine eher unschattige Strecke, befürchte ich. Nun ja, wir werden sehen, bisher war Petrus ja bis auf ein Mal voll auf unserer Seite. Ich freue mich jedenfalls drauf. Unverdrossen.


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Grüner Ring: Siebte Etappe

Es gibt diese Tage, die geraten zu einer großen Wonne, obwohl nicht alles wie gedacht läuft. Sonntagmorgen, ich habe verschlafen und meine Mitwanderin sagt ab, weil sie einen Kopfwehtag gezogen hat und besser liegen bleibt. Das Radio hat aufkommende Hitze gerufen und ich überlege für zwei Minuten, ob ich es ihr gleichtun soll, und schelte mich dann: Weißt du, wie es nächstes Wochenende sein wird? Wenn du früher aufgewacht wärst, könntest du jetzt schon unterwegs sein und die Morgenfrische mitnehmen. Also los jetzt, besser früher als später!

Ich traf pünktlich zur ursprünglich verabredeten Zeit am Etappenstart an der U-Bahn-Station Billstedt (Foto) ein. Heute musste der HSV wohl ein Heimspiel (?) haben, nicht nur die drei Typen waren offenkundig Fans, auch auf dem Hauptbahnhof waren singende Massen an mir vorbeigezogen. Grusel, und das so früh am Sonntag. (Ja, Heimspiel gegen Rostock, ausgerechnet, da war natürlich angebracht, Präsenz zu zeigen.) Schnell weg, zurück zum Schwimmbad Billstedt, rauf auf den Grünen Ring.
Hier wurde mir dann umgehend klar, was mich als Thema der heutigen Etappe begleiten würde: Asphaltwege. So wenig natürliche Wege gab es bisher auf dem ganzen Ring selten. Schön für die Radfahrer, denen ich dann auch überreichlich begegnete, aber ich fand es auf die Dauer eher suboptimal. Aber wenn das alles ist … phhh. Ich ging nach Südosten, die weiße 11 auf grünem Grund fest im Blick und die Boberger Niederung im Herzen. Billstedt ist in vielerlei Hinsicht so was wie der wilde Osten Hamburgs, und daher wunderte es mich nicht, dass die Bebauung lockerer und bisschen gemischter wurde, so Richtung altes Bahn- und Gewerbegebiet, offen gelassen und teilweise mit wildromantischen Durchblicken auf die obligatorischen Kleingärten am Weg (Foto). Viele Radfahrer, wenige Jogger, kaum Fußgänger. Ein Stück weit führte die Route an der B 5 entlang und bog ab, bevor diese auf die A 1 abzweigte (Foto). Man will da nicht gehen: Die B 5 ist eine Schnellstraße in Richtung Bergedorf (und Bergedorf ist nun wirklich der südöstlichste Rand Hamburgs), also nicht nur breit, sondern auch laut.

Okay, ich wurde belohnt, als ich zur Steinbek abbog (Foto), einem Asphaltweg mehr (Foto) unter einer Brücke hindurch folgte (und zuvor ein ramponiertes Stencil von Tona (mehr bei der Urbanshit Gallery Hamburg) entdeckte (Foto)) und dann im Grünen stand. Bitte, es war ein sehr helles Grün, da die Sonne immer höher kletterte und der Weg bis zum Waldesrand vor mir kaum Schatten versprach. Ich erklomm einen Damm, der ein alter Bahndamm gewesen sein könnte, ließ die Radfahrer rechts von mir Rad fahren und stolperte vorwärts. Links lärmschluckende Bäume, von Süden grüßte von hinter Wiesen und Feldern ein charakteristischer Kirchturm (kommt später) herüber. Christiane im Wander-Wunderland.



Der Waldrand erwies sich als der Beginn des Naturschutzgebiets Boberger Niederung, und hier stand nicht nur die obligatorische diesbezügliche Tafel (Foto), sondern auch die Warnung vor Eichenprozessionsspinnern (beim NABU mehr lesen) und die damit verbundene Bitte, nicht von den Wegen abzuweichen. Angebracht, denn die Gegend sah extrem verlockend aus, sich abseits der Straße umzusehen. Klug, wie ich bin, ging ich brav weiter und geriet sofort an die nächste Attraktion: das Segelfluggelände, wo gut was los war. Nicht nur, dass binnen kürzester Zeit mehrere Segelflugzeuge starteten und landeten und ich gar nicht wusste, wohin ich zuerst schauen (und knipsen) sollte, unweit von mir philosophierten eine ältere Dame und ein älterer Herr über das Leben, und dass sein Vater ihm immer schon gesagt habe, dass die wirkliche Freiheit über den Wolken läge, worauf sie ihm erklärte, dass sie schon immer gern gelebt habe, aber jetzt, die Gesundheit, wissen Sie, nach der Krankheit lebe sie noch bewusster … und sie bedankten sich sehr höflich beieinander für das nette Gespräch, als sie beide mit ihren Rädern in entgegengesetzte Richtungen aufbrachen.

Ach, dieses Sirren in der Luft, wenn die Segelflugzeuge angeschleppt werden, denn das werden sie hier (Foto), nicht wie auf der Fischbeker Heide mit einer Winde hochgezogen. Es war toll. Ich hatte die ganze Zeit erwartet, dass der Segler auch noch in Wallung kommen würde, nachdem die Propellermaschine herangerollt war (Foto), aber ich wollte nicht gefühlt stundenlang stehen bleiben.

Das stellte sich auch prompt als gute Entscheidung heraus, denn die andere Richtung war fast ebenso schön anzuschauen. Ich hatte gerade die bereits erwähnte Kirche fotografiert (Foto, das ist übrigens St. Nikolai zu Billwerder), als ich angesprochen wurde: Ob ich die Störche geknipst hätte? Nein, äh, wo denn? Na, da und da (Handgeste), und da drüben wären auch noch zwei gewesen. »Die sieht man hier nicht so häufig«, meinte der Mann. Aha, danke schön, ich bemerkte zwar immer noch keine, aber dass die Wiesen hier nicht feucht genug sind, obwohl doch der Boberger See in der Nähe sein musste, das hätte ich nicht erwartet. Wenig später ging ich dann auch an dem »langen Finger« entlang (mehr zum See auf hamburg.de): wunderbare Durch- und Ausblicke auf besagten See und seine Schwimmer (Foto, in diesem Bild sind ungefähr drei Schwimmer versteckt), und dann »Boberger Beach«, das Stückchen Sandstrand am nordöstlichen Ufer (Foto). Hatte ich schon erwähnt, dass die Gegend ringsum mit und ohne Schatten einer Liegewiese glich und mit Sicherheit mit fortschreitender Uhrzeit sehr belebt sein würde? Sommerfeeling.



Ich feierte mit, indem ich mich in den Sand setzte und meine erste Flasche Wasser leerte. Der See war bevölkert, und zwar nicht nur von Menschen in Badeklamotten. Eine Schlange, ich tippe auf eine Ringelnatter, ringelte sich in Ufernähe fröhlich durchs Wasser. Sie war auf jeden Fall lang und ich ziemlich weit weg – nichts für meine kleine Taschenknipse. Aber hey, ein Schlänglein!

Nachdem ich bedauernd den See verlassen hatte, führte mich der Weg an gemähten Wiesen vorbei. Und da stakste er majestätisch in gebührendem Abstand – ein Storch (Foto)! Wäre ich nicht informiert worden, dass Störche eher selten sind, hätte ich vermutlich nur die Achseln gezuckt, aber so freute ich mich gleich noch mal. Wieder rein in den Wald, der inzwischen schon sehr sonnendurchflutet war (Foto), bisschen mehr in Richtung Boberger Dünen (Foto), wo mich die Gegend schon an meine Fischbeker Heide erinnerte. Mir war klar, dass der Grüne Ring dort nicht direkt vorbeiführt, stattdessen durfte ich für sehr kurze Zeit durch einen relativ engen Baumtunnel gehen (Foto), der mich allerdings am Ende schon wieder auf eine Asphaltstraße mit wenig Schatten entließ. Nachdem ich die Bille (Foto, Info bei Wikipedia) überquert hatte, war es dann mit der Herrlichkeit jedoch endgültig erst mal vorbei.



Bitte nicht falsch verstehen. Der Mittlere Landweg (Foto) ist nicht sonderlich hässlich, er ist einfach nur eine lange Straße, die, soweit ich das gesehen habe, überwiegend mit Ein- und Mehrfamilienhäusern bebaut ist. Sie verläuft meist gerade (etwa 2,5 Kilometer), ist relativ schmal und war letzten Sonntag mit jeder Menge Busverkehr gesegnet. Ich weiß nicht, was davon normal ist, ich weiß aber, dass letzten Sonntag noch sogenannter Schienenersatzverkehr angesagt war, da die S-Bahn-Linie nach Bergedorf (S 21), zu der auch die S-Bahn-Station Mittlerer Landweg gehört, seit geraumer Zeit gesperrt ist, weil sie ausgebaut wird. Mein Plan für heute sah vor, an der Station vorbei bis zum Etappenendpunkt zu laufen und je nach Uhrzeit von dort aus einen Bus in Richtung Stadt zu nehmen oder mit dem Bus zurück zur Station zu fahren und den Schienenersatzverkehr zu bemühen. Jaha, guter Plan. Dazu später mehr.

Ich ließ den S-Bahnhof rechts liegen und wanderte weiter, inzwischen deutlich verdrossener und müder. Es war ziemlich warm und ziemlich unschattig. Als ich endlich auf der Brücke über die A 25 stand (Foto) und wusste, dass es jetzt wirklich nicht mehr weit war, beschloss ich, den Tag mit einer längeren Pause am Eichbaumsee zu krönen, denn da wird uns die nächste Etappe eh entlangführen und auf DIE hundert Meter kam es nun auch nicht mehr an. Gesagt, getan, die Haltestelle fotografiert (Foto) und weitergegangen zum See (Infos auf hamburg.de). Es gibt dort einen Kiosk, der aber nur Freitag bis Sonntag um 13 Uhr öffnet und der gerade aufmachte, denn es war zu meiner Überraschung erst kurz vor eins. Ich setzte mich auf die Terrasse, genoss Eiskaffee und Kirschstreuselkuchen (ausgezeichnet!) und legte mit Blick auf den See die Füße hoch.



Irgendwann checkte ich die Busverbindungen und stellte fest: Houston, wir haben ein Problem. Die Busse – alle Busse – standen in irgendeinem Stau, die Abfahrtszeiten waren nur noch »Prognosen«. Nun ist es nicht unbedingt selten an einem Wochenende, dass der ganze Verkehr in und rund um Hamburg hängt, wenn der Elbtunnel gesperrt ist *seufz*. Deshalb fahre ich ja lieber Bahn als Bus, um davon unabhängig zu sein, aber, Überraschung, auch der Schienenersatzverkehr stand im Stau … Ich brach auf, schoss noch zwei schöne Fotos von See und Kiosk (Foto, Foto) und bereitete mich darauf vor, mich in Geduld fassen zu müssen. Dass es so nervig werden würde, hätte ich allerdings nicht gedacht.
Um es kurz zu machen: Die Aussicht, von dort (inzwischen S-Bahn Mittlerer Landweg) endlich wegzukommen, verschlug mich schließlich per Bus nach Bergedorf, wo ebenfalls emsig gebaut wird, und dann per Express-Bus nach Harburg – der allerdings erwies sich als feine Sache und ab da ging auch alles wieder flott. Ich denke mal, ich habe über eine zusätzliche Stunde nur mit Warten verbracht und war entsprechend mürrisch, als ich zu Hause angelangt war. Aber: Nächsten Sonntag sind angeblich die Bauarbeiten auf der S 21 rum und ich hoffe sehr, dass dann auch die Busse wieder so fahren, wie sie sollen.



Zur Statistik. Etappenanfang: U-Bahn Billstedt, Etappenende: Bushaltestelle Moorfleeter Deich (Ost). Da meine ursprüngliche Strecke ja nicht von Billstedt aus geplant war, sondern früher, habe ich keine Gugl-Maps-Kilometerzahl , denn ich hatte mich nicht drum gekümmert, das upzudaten. Meine Schrittzähler zeigten jedoch insgesamt 19.127 Schritte an, was gemittelt 12,75 Kilometer entsprächen, und ich denke, das kann hinkommen, mir war klar, dass es eine kürzere Etappe sein würde. Dafür wird die nächste bisschen länger.

Ihr kennt meine Einschränkung: Wenn am Sonntag das Wetter mitspielt, brechen wir (hoffentlich wieder zu zweit) nächstes Wochenende zu Etappe acht auf, die uns fast ausschließlich am Wasser Richtung Hamburger Innenstadt entlangführen wird, was ein Problem wegen der Sonneneinstrahlung darstellen könnte. Dennoch: Ich freue mich schon sehr drauf.


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Grüner Ring: Sechste Etappe

Es hat wirklich große Vorteile, U-Bahn- bzw. S-Bahn-Haltestellen zu Etappenanfangs- oder -endpunkten zu erklären: Man kommt wenigstens anständig hin. So geschehen am Sonntag, als wir bei Temperaturen von noch unter 20 °C zu meiner individuell geplanten Etappe Nummer 6 auf dem Grünen Ring Hamburg aufbrachen, und zwar von der U-Bahn-Haltestelle Trabrennbahn (auch von innen schick (Foto) und mit sehr nettem Kaffeeverkauf). Nein, dort ist keine Trabrennbahn, die einzige, die Hamburg noch hat, ist in Bahrenfeld. Aber dort war bis 1976 eine und sie war hochklassig, vermeldet der Artikel in der Wikipedia, der mir ansonsten auch einige Straßennamen erklärt hat.

Ich glaube, das, was ich fast am liebsten mag, ist, hinterher darüber nachzulesen, was ich auf der Etappe entdeckt habe. Umgekehrt wäre vielleicht klüger, aber weiß ich, was mir so alles auffallen wird? Und glaubt mir bitte, meine Zusammenfassungen sind rudimentär und ich bin für Nachfragen und Anmerkungen dankbar. Außerdem entdecke ich meine Abneigung dagegen, gefühlt immer gleiche Straßenzüge und langweilige Wege zu fotografieren, selbst zu Dokumentationszwecken, daher gibt es vorwiegend Grünes zu sehen, auch wenn es der x-te Teich ist … 😉

Unser Weg führte uns als Erstes durch den Park Trabrennbahn, der auch zwei Teiche umfasst (Foto) und wo wir irritiert nach dem Urheber flehentlicher Vogelrufe Ausschau hielten: ein hungriges Blässhuhnküken auf der Suche nach Mama (Foto)! Sehr schnell war ebenfalls klar, dass wir heute nicht überwiegend durch mehr oder weniger einförmige Kleingärtenanlagen wandern würden (sondern durch sehr abwechslungsreiche – Foto, Foto, Foto – ich habe wieder nicht tief in die einzelnen »Anwesen« hineinfotografiert), sondern häufig auf kleineren Straßen und Verbindungswegen, oft asphaltiert, die mehr oder weniger zufällig grün bestanden sind. Verspricht im Herbst interessante Durchblicke, wenn die Blätter gefallen sind. Wir ließen jedenfalls das Charlie Mills Quartier und die Deutsche Rentenversicherung hinter uns, nahmen den Halligenstieg, passierten dabei den Friedhof Hinschenfelde und erreichten den Wandsegrünzug. Die Wandse ist mit 20 Kilometern der längste Nebenfluss der Alster und eher ein breites Bächlein, das jedoch sehr angenehm gestaltete Parkanlagen durchfließt. Dort trafen wir auf ein überaus freundliches, hilfsbereites Ehepaar mit Hund, als wir uns kurz des einzuschlagenden Weges uneinig waren, die zwar auch keinen Plan hatten, uns aber bewunderten, als wir ihnen sagten, wohin wir wollten: Öjendorfer Park!
»Das ist aber noch ein ganzes Stück!«
Äh, ja. Ich bin sogar der Meinung, dass sie in die falsche Richtung deuteten, aber egal. Unsere weiße »11« auf grünem Grund tauchte kurz danach wieder auf, und Gugl Maps meinte, wir hätten ein Stückchen abgekürzt. Nun denn.



Wir folgten der Route (Foto), bis uns ein Schild mit der Aufschrift »KZ-Gedenkstätte« vom Weg weglockte und uns an den Rand eines Wohngebiets führte. Hier befand sich im Juni 1944 das Frauenaußenlager Drägerwerk des KZ Neuengamme. Die eher kleine Gedenkstätte besteht aus einer Skulptur, die zwei ineinander verschränkte und in Ketten gelegte Dreiecke zeigt (Foto, Foto), sechs Dreiecken mit Namen und erklärenden Tafeln (Foto). Der Text der Tafeln kann weitgehend auch unter folgenden Links nachgelesen werden: hier und hier. Danach war mir erst mal weniger fröhlich zumute, das war in aller Schlichtheit harter Tobak.



Meine Laune besserte sich langsam wieder, nachdem wir die Ahrensburger Straße überquert hatten und dem Lauf der Rahlau folgten: schmale, heimliche Pfade führten durch gemischte Bebauung, die Säume jedoch dicht bewachsen mit Brombeeren, die zwar teilweise schon dunkel, aber immer noch reichlich sauer waren – mjam! Es ist schade, dass ich mir nicht länger Zeit für den Versuch genommen habe, die Stimmung einzufangen, sie war besonders, so bisschen Lost Place (Foto) … Angeblich sind wir auch am Jenfelder Moor vorbeigekommen – der offizielle »Tourguide« (»Wandern auf dem Grünen Ring – Tourenvorschläge«) listet es – aber SEHEN, Freunde, tut man davon nichts, denn der Grüne Ring führt NICHT daran entlang.
Am Anfang der Charlottenburger Straße (Jenfeld) grüßte uns jedenfalls ein glänzendes, metallisches Kunstwerk (Foto) nicht weit von einem Wohnbunker mit bunten Balkonen (Foto), und ich habe mich durch diverse Listen suchen müssen, bis ich dazu Angaben gefunden habe *stolzguck*: »Raumskulptur« von Jörn Pfab, 1969/70 (mehr Infos).
Den »Affenkäfig« (ein vergitterter Spiel-/Ballsportplatz, Name laut Gugl) und zwei Hochspannungsmasten weiter stießen wir auf eine Tennisanlage, durcheilten den Grünzug »Schleemer Bach« (der Bach speist den Öjendorfer See) sowie wieder mal eine Kleingartenanlage (Foto) und trafen mit der Barsbütteler Str. erneut auf eine größere Durchgangsstraße.



Wir übersahen beide den Abzweig zum Tierfriedhof, der sich da angeblich befindet, da wir eine ältere Dame beobachteten, die vor uns ging und plötzlich stehen blieb und sichtbar verschnaufen musste. Eine freundliche Nachfrage seitens meiner Mitwanderin ergab, dass keinerlei Hilfe benötigt würde, sondern dass sie Schmerzen beim Gehen habe und ab und an innehalten müsse. Schaufensterkrankheit? Wir haben nicht weiter insistiert.
Links vor uns hätte jetzt der Weg abzweigen müssen, der war aber gesperrt (Foto, die rot-weiße Bake). Der zu nehmende Umweg hatte den unschlagbaren Vorteil, dass wir dabei an einer Toilette vorbeimussten: Die goldenen Bögen sind auf dem Foto deutlich erkennbar. Schräg gegenüber ging es nach links ab, nach wenigen Metern hatte uns der Grüne Ring wieder und dann standen wir auch bald auf der Brücke über die Autobahn. Das ist die A 24, die Berliner Autobahn, in Richtung Hamburg fotografiert (Foto). Nicht viel los, wenn richtig Betrieb ist, stockt der Verkehr bereits ab hier.



Und dann das große Wow: das ersehnte Highlight der heutigen Etappe, der Öjendorfer Park mit seinem See (Wikipedia) (mit zwei offiziellen Badestellen). Man kann ihn umrunden, was ich vorher auch nicht wusste, auf der anderen Seite befindet sich der Friedhof Öjendorf. Der nördliche Teil, woher wir kamen, ist Vogelschutzgebiet (Foto, Foto), aber »… am nord- und südöstlichen Ufer befinden sich die beiden Badestellen, an deren kleine Sandstrände sich jeweils eine ausgedehnte Liegewiese anschließt. Im Umfeld der Badeplätze befinden sich zahlreiche Freizeiteinrichtungen wie Spielmöglichkeiten, Minigolfplatz, Grillplätze, Kioske und Imbisse.« (Quelle: hamburg.de) Es ist wunderbar weitläufig und sehr grün (Foto) und war, als wir da waren, noch nicht so überfüllt, obwohl die ersten Großfamilien ihre Grills schon aufgebaut hatten und in Mannschaftsstärke dort lagerten. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob wir Vorbereitungen für einen Ballonstart gesehen haben, der Korb fehlte auf jeden Fall noch.
Der See hat in den letzten Jahren immer wieder von sich reden gemacht, weil speziell im Spätsommer die Blaualgenentwicklung zu stark war und man das Baden verboten hat. Erwähnen möchte ich, dass wir die Route am See entlang gewählt und dazu den Grünen Ring etwas freier interpretiert haben, der sich eigentlich ein bisschen mehr durch den Park schlängelt: Ich vermute, dass man versucht, die Radfahrer, und der Grüne Ring ist ja ursprünglich eine Radroute, und die Spaziergänger/Wanderer zu separieren.
Ich war wirklich noch nie dort, unglaublich! Allerdings frage ich mich, ob nicht vielleicht doch im Winter … und ich mich einfach nicht mehr erinnere, weil es dann mit Sicherheit sehr anders aussieht. Am südlichen Ende des Sees, bei Imbiss, Toiletten und Minigolfplatz, trafen wir dann auch den Grünen Ring wieder und verließen leise weinend (nein, Blödsinn) den Park.



Zurück zu meiner Überlegung vom Anfang, die Sache mit der Erreichbarkeit, denn eigentlich hatte ich die nächstgelegene Bushaltestelle als Endpunkt nach knapp 10 Kilometern geplant. Nur: Heim kommt man zwar immer, aber diese Bushaltestelle ist am Sonntagmorgen echt schlecht zu erreichen. Also, was lag näher, als den Etappenendpunkt zu verschieben? Wir wanderten weiter, erst die Glinder Straße (Foto, unerfreulich, heiß, laut), dann wieder den Schleemer-Bach-Grünzug (Foto) entlang, bis wir auf das Schwimmbad Billstedt stießen. Dort bogen wir dann in die Zivilisation ab und erreichten nach einem knappen weiteren Kilometer die U-Bahn-Station Billstedt (Foto).
Service-Anmerkung: Die U 4 fährt sonntags erst ab Horner Rennbahn, also zwei Stationen entfernt, und das steht scheinbar auf KEINEM Plan, auch nicht im Bahnhof, wir haben mit einem überaus erbosten Ehepaar ein paar Sätze dazu gewechselt. Ich wollte die U 4 aber gern ausprobieren, weil sie bei den Elbbrücken endet, Hamburgs neuester (?) und optisch auffälligster U- und S-Bahn-Station, und ich dort in die S-Bahn Richtung Harburg umsteigen kann, ohne die trubeligen Knotenpunkte (Hauptbahnhof, Jungfernstieg) durchqueren zu müssen. Gute Idee, werde ich wieder machen, die Station Elbbrücken ist zudem echt ein Hingucker. Der Bus setzte mich wie gewohnt nicht weit von mir ab.



Statistik? Etappenanfang: U-Bahn Trabrennbahn, neues Etappenende: U-Bahn Billstedt. Mithilfe von Herrn Gugl hatte ich eine Streckenlänge von ca. 9,8 Kilometern ab Etappenbeginn bis zu jener Bushaltestelle ermittelt, es kamen noch etwa zwei Kilometer dazu. Meine Schrittzähler zeigten jedoch insgesamt 21.924 Schritte an, was gemittelt 14,62 Kilometer entsprächen. Ehrlich gesagt ist es mir relativ egal, aber ich habe doch gemerkt, dass wir seit der letzten Etappe einen Sonntag ausgelassen hatten und ich eher weniger zu Fuß gegangen war: Mir taten die Füße mehr (und länger) weh als sonst, und nein, das war nicht der Temperaturanstieg. Bis auf die Strecke durch den Öjendorfer Park sind wir übrigens wieder überwiegend im Schatten unterwegs gewesen.

Auch Hamburg hat die Hitzewelle erreicht. Wenn sie bis Sonntag vorüber ist wie angekündigt, brechen wir nächstes Wochenende zu Etappe sieben auf, die uns unter anderem in die Boberger Niederung führen wird. Nach wie vor gilt: Ich freue mich schon drauf.


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Grüner Ring: Fünfte Etappe

Ein fröhlicher Sonntagmorgen, der versprach, nicht exorbitant heiß zu werden, nur sonnig. Keine schlechte Voraussetzung für unsere Wanderetappe fünf auf dem Grünen Ring Hamburg. Trotzdem hatte nicht nur die Morgenstund ein bisschen Blei im Knie, sondern es hakte auch sonst: Der Fellträger tauchte erst auf, als ich eigentlich schon dringend zum Bus musste, und die Öffis fuhren gefühlt … irgendwann. Das ist dann ärgerlich, wenn man kurze Umsteigzeiten hat und sich da, wo man hinwill, nicht wirklich auskennt. Da half es leider wenig, dass in der durchaus belebten S-Bahn jemand hinter mir vernehmlich schnarchte und vor mir beim Ausstieg eine junge Frau zu Musik aus ihren Kopfhörern tanzte – sie war offensichtlich bester Laune, unsere Augen (hinter den Masken, Hamburg hat in seinen Öffis FFP2-Maskenpflicht) trafen einander, wir lächelten uns zu – nein, beim dritten Umsteigen verpasste ich aufgrund einer Baustelle den Anschlussbus und musste meine Mitwanderin warten lassen. Ärgerlich. Statt wie verabredet um 9:30 Uhr war ich erst um kurz nach 10 am verabredeten Etappenstart, der Bushaltestelle Alsterdorfer Damm.

Aber dann ging es auch gleich richtig hinein ins Vergnügen: Wir überquerten die Alsterkrugchaussee und enterten den Alsterwanderweg. Die Alster ist nämlich nicht nur der große See im Herzen Hamburgs (hier klicken für meine Alsterumrundung), sondern wird (u. a.) von einem kleinen Fluss gleichen Namens gespeist. Entlang dieses Flüsschens verläuft von dessen Quelle in Henstedt-­Ulzburg bis zur Mündung in die Elbe der teilweise sehr idyllische Alsterwanderweg. Er ist nicht nur bei Spaziergängern/Wanderern mit und ohne Hunde und Kinder (und Radfahrern!) sehr beliebt (Foto), nein, auf der Alster und den angrenzenden Kanälen und Fleeten und Wasserläufen sind immer auch ungezählte Boote jeglicher Couleur unterwegs sowie SUPs (Foto), die ich letztes Jahr schon auf der Außenalster gesehen hatte, was ich bei Wind mutig finde. Je weiter wir kamen, desto belebter wurde es, klar, beste Sonntagvormittagspaziergehzeit.



Nach dem Durchqueren des Bahnhofs an der U-/S-Bahn Ohlsdorf führt der Grüne Ring in den Friedhof Ohlsdorf. Ohlsdorf ist wunderschön, wenn man nicht gerade eine Friedhofsphobie hat, denn es ist ein großer, weitläufiger Park, der eine sehr angenehme Ruhe ausstrahlt. Wikipedia sagt: »Der Friedhof Ohlsdorf […] wurde am 1. Juli 1877 eingeweiht und ist mit 389 Hektar der größte Parkfriedhof der Welt. Über das gesamte Areal verteilen sich 202.000 Grabstätten.« (Quelle) Petra hatte mich gebeten, ein paar Fotos zu machen, also habe ich extra die Augen offen gehalten, ob auf unserem Weg einer der beliebten Marmorengel durch die Bäume lugen würde: Leider nein, stattdessen hätte ich aber die Christusstatue aus weißem Marmor anzubieten (ein Werk des Schweizer Bildhauers Xaver Arnold (Wikipedia)), die direkt hinter dem Haupteingang auf einer Sandsteintreppe über dem Althamburgischen Gedächtnisfriedhof die Blicke auf sich zieht (Foto, Foto).
Unser Weg führte uns die Cordesallee entlang Richtung Wasserturm, und kurz bevor wir nach rechts abbiegen mussten, um den Friedhof schon wieder zu verlassen, machten wir einen kleinen Schwenk nach links und suchten das nahe gelegene Grab von Jan Fedder (Wikipedia). Jan Fedder war Schauspieler (bekannt u. a. auch, aber nicht nur, durch »Großstadtrevier«, »Neues aus Büttenwarder«) und ist Ende 2019 gestorben, seine Popularität in und um Hamburg war/ist extrem hoch; wir waren auch nicht die einzigen Besucher. Und ja, die Blumen am Torbogen sind künstlich, die Torflügel sind geöffnet, es steht wirklich ein Postkasten davor (»Post für Jan Fedder«) und die Leute lassen Kleinigkeiten dort. Interessant zu erfahren fand ich, dass dies ein Patenschaftsgrabmal ist, geschaffen zufällig ebenfalls von Xaver Arnold (hier mehr lesen).
Wir haben beide überlegt, als Einstieg mal einen Tag nur über den Friedhof zu laufen, denn Ohlsdorf ist ein Kosmos für sich. Dass sich dort auch Tiere ohne Ende beobachten lassen (hier mehr Infos), dürfte keinen verwundern, oder?



Wir traten aus dem Friedhof heraus und standen – na, erraten? – vor Kleingärten. Die Wolken, die im Park schon ein paar Tropfen verloren hatten, verzogen sich, wir passierten die Gärten und kamen sehr schnell an die ersten Ausläufer des Bramfelder Sees, auf dessen anderer Seite sich der Friedhof noch komplett entlangzieht. Auch hier: idyllisch, grün, belebt, von Zeit zu Zeit wunderbare Ausblicke auf den See (Foto). Wir rasteten mit Blick auf eine Graugans-/Kanadagansgruppe, die die Ruhe weg hatte. Am anderen Ende tauchten wir dann ziemlich überganglos in den Seebekgrünzug ein. Die Seebek ist ein Bächlein (Foto) (renaturiert, wie man lesen kann, schön geworden), der Weg führt rechts und links daran entlang, streift auch immer wieder mal Kleingärten (Foto) und spuckte uns dann auf die Bramfelder Chaussee.



Die Bramfelder Chaussee ist eine der Hauptdurchgangsstraßen von Nord nach Süd, entsprechend breit und hässlich und normalerweise noch viel belebter als am Sonntagmittag. Wir huschten darüber hinweg und kamen dann aus dem Schatten in die Sonne und vom Regen in die Traufe: Zwar mit ein bisschen Abstand, aber doch nah führte uns der Weg für den nächsten Kilometer (?) an der Steilshooper Allee (Ost-West-Verbindung, noch eine Durchgangsstraße) entlang. Ich mag diese Straße nicht (Foto), und war froh, als die auch diesmal wieder sehr zuverlässige grün-weiße »11« uns den Weg weg wies (an Beton entlang (Foto) in eine Kleingartenanlage) und das Rauschen des Verkehrs leiser wurde. Die Osterbek, deren Verlauf wir jetzt durch den Osterbekgrünzug folgen durften, erwies sich weitgehend als kaum sichtbar, aber der Weg war grün und kühl (Foto). Wir rasteten ausgiebig auf einem umgestürzten, vermodernden Baumstamm (Bänke Mangelware ab dem Bramfelder See) und gestanden einander ein, dass wir das Wetter drückend und die Route zwar schön, aber ermüdend fanden, uns beide schon mal besser gefühlt hatten und uns darauf freuten, bald am Endpunkt zu sein und den Weg nach Hause einschlagen zu können. Zum Glück war das heutige Etappenende schon fast in greifbarer Nähe: die U-Bahn-Haltestelle Trabrennbahn, an der der Grüne Ring vorbeiführt. Dort stiegen wir in die U-Bahn (Foto), aber in unterschiedliche Richtungen, ich wechselte am Hauptbahnhof in die S-Bahn und dann in den Bus. So früh waren wir noch nie wieder daheim (auch mal ganz schön), und der Fellträger war happy, statt meiner nach draußen wechseln zu dürfen.



Statistik. Etappenanfang: Bushaltestelle Alsterdorfer Damm, Etappenende: U-Bahn Trabrennbahn. Mithilfe von Herrn Gugl hatte ich eine Streckenlänge von ca. 9,8 Kilometern ab Etappenanfang ermittelt, die Kürze passte also echt gut. Meine Schrittzähler zeigten jedoch insgesamt 20.039 Schritte an, was 13,36 Kilometer entsprächen, also ziemlich genau gleich weit wie am Sonntag zuvor. Das kann ich mir eigentlich nicht erklären, denn ich hatte nicht das Gefühl, dass ich so viele Extrameter gelaufen bin, zusätzlich zu dem Weg zum Etappenanfang bzw. vom Etappenende heim, aber ehrlich gesagt ist es mir auch egal. Vielleicht habe ich mich bei der Planung auch vertan.

Ich erwarte übers Wochenende Besuch, meine Freundin, um die ich mir früher im Jahr so Sorgen gemacht habe, ist ante portas (hurra, ich freue mich sehr), daher werden wir am kommenden Sonntag nicht weiterlaufen und es wird auch nächste Woche Mittwoch keinen Bericht vom Grünen Ring geben. Ich warne euch nur schon mal vor.

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Grüner Ring: Vierte Etappe

Es ist nicht unbedingt ideal, für ein Vorhaben wie die Stadtumrundung auf dem Hamburger Grünen Ring nur einen bestimmten Wochentag zur Verfügung zu haben – man ist echt abhängig vom Wetter. Was sich hingegen als ganz großartig erwies, war die Idee meiner Mitwander-Freundin, die Startzeit einfach nach vorne zu verschieben, nachdem für den Nachmittag sowohl Hitze als auch Gewitter mit hoher Wahrscheinlichkeit angesagt waren.
Wir verabredeten uns also um 9:30 Uhr an der S-Bahn Stellingen (Foto, den Bahnhof muss man wirklich nicht von innen gesehen haben) mit ihrem Service-Point (links neben den Fahrkartenautomaten, umlagert; Kaffee, Croissants sowie Alkoholika in jeder Form und Größe, andere Kleinigkeiten zum Essen und Trinken und das Übliche – nein, ich treffe keine Aussagen über Fußballfans). Worauf mich Natalie aber in einem Kommentar aufmerksam gemacht hat (Update), war, dass ich die Gedenktafel für das Zwangsarbeiterlager Lederstraße (war quasi gleich nebenan) übersehen habe: Hier klicken, ich hätte doch nicht möglichst schnell rausrennen sollen.
Blauer Himmel, aushaltbare Temperaturen, gute Laune: Zwei Frauen zogen los, um frohgemut die nördlichen Bereiche des Grünen Rings zu erkunden, unterquerten die Autobahn A 7 und zogen die Düngelau entlang (nie gehört vorher, den Namen, zauberhafte Ecke, Foto) und entdeckten z. B. das »Missionswerk Arche«, wo laut gesungen wurde, und vor allem eine schier unendliche Anzahl Kleingärten (darin zum Beispiel das »Komitee für Igelschutz e. V.«, leider kein Foto).



Hamburg und die Kleingärten. Dazu heißt es auf einer Website über Stellingen: »In Hamburg gibt es 310 Kleingartenvereine mit über 33.000 Parzellen. Die Vereine haben zwischen 8 und fast 1000 Parzellen. […] Nach dem 2. Weltkrieg waren es in Stellingen noch 58, von denen heute keine 20 übriggeblieben sind.« (Quelle) Ich habe bewusst nicht in die Kleingartenidyllen hineinfotografiert: Ich wollte nicht stören, Sonntagvormittag, beste Kleingartenzeit, es war auch gut was los. Nehmt also bitte mit ein paar Schildern (zwei in Stellingen, eins in Niendorf) vorlieb und lasst euch versichern, dass Kleingärten eine sehr individuelle Sache sein können 😉 Und fragt mich nicht, was das für Zylinder bei dem einen Schild im Hintergrund sind: eine Firma, klar, aber für was braucht man die Dinger? Ich weiß zwar, wo ich für das Foto stand (Bollweg), aber wir haben auch gerätselt.



Nach dem Durchwandern des Düngelaugrünzugs (Foto) kreuzten wir die Kieler Straße und fielen von einem Entzücken ins Nächste: Der Sola-Bona-Park (Info) mit seiner »tausendjährigen« Stieleiche (vermutlich um 1650 gepflanzt, Info, Foto) ist nicht wirklich groß, wirkt dafür aber ausnehmend freundlich und hat einen verlockenden Spielplatz (Foto). Wir durchquerten ihn und kamen am Poseidon-Bad vorbei auf den Kollauwanderweg. Der jedoch brachte uns erst mal nicht zur Kollau, sondern zurück zur A 7. Die A 7 ist die Autobahn mit dem bekannten Elbtunnel und hat in den letzten Jahren auch deswegen von sich reden gemacht, weil sie sich eine neue Großbaustelle zugelegt hat(-te): Sie wurde teilweise überdacht, der »Hamburger Deckel« (Wikipedia), vor uns befand sich der sogenannte »Stellinger Deckel«, ein Teilstück. Ich kenne die Deckel aus der Perspektive als Autofahrer, aber bisher hatte ich von der Existenz eines Weges an der Deckelkante nichts gewusst. Voilà, darf ich präsentieren: der begrünte Deckel (Blick in Richtung Süden, Foto), die Ausfahrt Richtung Norden von der anderen Seite außen (Foto) und der Blick durchs Fenster (davor verläuft eine Bahntrasse, weiß nicht, ob S- oder U-Bahn) auf die A 7 Richtung Norden (Foto).



Wir folgten weiter dem Kollauwanderweg und stießen endlich auch auf die Kollau, die sich als ein unscheinbarer brauner Bach herausstellte, nicht tief, kaum Bewegung im Wasser. Es wird der Schönheit des Wegs nicht gerecht, dass ich nur ein Foto davon habe (Foto), es ist ein ausgesprochen gut zu begehender Weg am südlichen Rand der Eidelstedter Feldmark, mal breiter, mal schmäler. Klar, dass wir nicht die einzigen waren, die das wussten, noch dazu am Sonntagvormittag, wir begegneten vielen meist sehr freundlichen Leuten, zu Fahrrad oder zu Fuß, mit oder ohne Kinder bzw. Hunde. Noch dazu gibt es dort regelmäßig aufgestellte Bänke MIT Mülleimern, was tatsächlich bisher eher nicht der Fall war, und beweist, dass der Weg wirklich so viel begangen wird, wie es den Anschein hat, und auch, dass der Bezirk sich hier um die Entsorgung kümmert. Wir waren ca. 5 Kilometer unterwegs und stoppten für unsere erste Trinkpause. Die Temperatur stieg, die Sonne strahlte, wir auch. Ja, man kann das so platt sagen.
Andererseits war das aber auch kein Wunder, denn wir näherten uns jetzt mit jedem Schritt dem Niendorfer Gehege (Info). Es umfasst knapp 150 Hektar bewaldetes Gebiet (Foto) und ist das größte Waldgebiet im Bezirk Eimsbüttel: Wer im nördlichen Hamburg aufgewachsen ist, kennt vermutlich Ausflüge am Wochenende ins Niendorfer Gehege, denn da gibt es alles: Wald, alte Bäume, Ponys, Spielplatz, Wildgehege, Essen und Trinken, und ich habe Geschichten vom Schlittenfahren im Winter gehört. Am Wildgehege (Damwild, eine große baumumstandene Lichtung) führte unser Weg entlang – ich zeige euch ein Foto von vielen. Ein Ort, um sich hinzusetzen, innezuhalten, die Essensvorräte zu plündern und durchzuatmen, was wir dann auch taten. Es führen Straßen durch das Gehege, aber ich hatte keine Ahnung, wie schön es hier ist. Ein echtes Versäumnis.



Mit leisem Bedauern stiefelten wir weiter in Richtung Zivilisation, äh, Stadt. Die holte uns dann ziemlich schnell auch wieder ein: An der Fassade eines Kindergartens (»Waldforscher«), las ich verdutzt das schlichte Motto »Wald statt Ritalin« (Foto) und fragte mich, ob das wirklich so einfach sein kann. Jenseits der Kollaustraße vernahm ich zum ersten Mal von einem Sportplatz die Geräusche einer Sportart, die ich noch nie zuvor live gesehen hatte: Baseball. Nachdem ich inzwischen aus dem Netz weiß, dass dieser Sportplatz vom Niendorfer TSV genutzt wird (Vogt-Cordes-Damm), der Baseball und Softball anbietet, Softball eine Baseball-Variante ist, die scheinbar hauptsächlich von Frauen gespielt wird, und ich zumindest eine Frau auf dem Feld gesehen habe, bin ich nicht mehr so sicher, was wir beobachtet haben. Nein, kein Foto, die Spieler waren alle auf der anderen Seite und meine Wanderkamera ist ein Winzling.

Dafür waren wir jetzt aber am Hamburg Airport angelangt, genauer gesagt, am äußersten Zipfel. Wie man sieht (Foto), sieht man nicht rasend viel, und das sollte sich auch nicht wesentlich verbessern – falsche Seite, auf der anderen gibt es einen »Beobachtungszaun«, sagt Gugl Maps. Irgendwas ist eben immer. Der Grüne Ring verläuft jedenfalls rechts vom Flugfeld, auf unserer anderen Seite waren wieder mal Kleingärten. Bevor der Weg irgendwann komplett nach rechts wegknickt, gibt es eine Möglichkeit, durch das Gitter zu fotografieren, und da beobachtete ich fasziniert wie ein Kind eine Maschine der Turkish Airlines beim Landen und Rollen Richtung Terminals (Foto).



Der Rest ist schnell berichtet: Wir durchquerten in wildem Zickzack ein paar Kleingartenanlagen, wo ich zum ersten Mal eine Warnung »Diebe in der Kleingartenanlage« las, hatten dann das wirklich riesige, mit Natodraht eingezäunte Gelände von »Lufthansa Technik« linker Hand und immer noch Kleingärten rechter Hand, wechselten die Kleingartenanlage und machten noch mal Trinkpause im Schatten eines Vereinsheims. Inzwischen brannte die Sonne heftig, und obwohl es »nur« 27 °C waren (gefühlt wärmer), war der UV-Index hoch, und wir waren beide froh, dass wir wussten, dass es nicht mehr sehr weit sein würde. Nun denn: Hinein in den »Borsteler Jäger« (Info), gefolgt von der nächsten Kleingartenanlage (Foto) und dann kündigten Motorengeräusch und eine Glocke einen EISWAGEN an, der die Kleingärten abklapperte! Hurra! Ein süßes Ende der Wanderung lockte! Wir deckten uns mit Eis ein und nahmen die letzten paar Hundert Meter in Angriff. Ich hatte mein Eis noch nicht auf, als wir das heutige Etappenende erreichten: Bushaltestelle Alsterdorfer Damm (Foto). Ortskundigen sei gesagt, dass diese etwa Höhe Maienweg fast an der Alsterkrugchaussee liegt. Mein Bus kam 10 Minuten später und brachte mich zur nächsten U-Bahn-Station (Lattenkamp), die wiederum zum Jungfernstieg zur S-Bahn, die nach Harburg und der Bus bis fast ums Eck. Ich war kurz vor 16 Uhr zu Hause.



Last but not least die Statistik. Etappenanfang: S-Bahn Stellingen (Arenen), Etappenende: Bushaltestelle Alsterdorfer Damm. Mithilfe von Herrn Gugl hatte ich eine Streckenlänge von ca. 11 Kilometern ab Etappenanfang ermittelt, meine Schrittzähler zeigten insgesamt 20.023 Schritte an, was, wenn es stimmt, 13,35 Kilometer entsprächen. Das kann in etwa hinkommen, denn auf meinem Schrittzähler befand sich ja auch noch der Weg zum Etappenanfang bzw. vom Etappenende heim. Die Beschilderung war an zwei, drei Stellen löcherig, aber sonst sehr üppig, und die Regencapes blieben in den Rucksäcken, dafür hatte ich bisschen Sonnenbrand im Nacken. Angesagte Gewitter, war da was? Hier gab es am Montagmorgen ein kräftiges, und es hatte zuvor schon in der Nacht geregnet. So viel zu Wettervorhersagen.

Wenn alles so bleibt, wie es soll, brechen wir nächstes Wochenende erneut früh zu Etappe fünf auf, unter anderem an der Alster entlang (die nämlich auch ein Flüsschen ist), zum sagenhaften Friedhof Ohlsdorf und noch weiter. Auch dieses Mal gilt: Ich freue mich schon drauf.

Ich habe eine Frage an euch: Wie unterscheidet ihr zwischen »Wanderung« und »Spaziergang«? Ist es die Länge? Die Vorbereitung? Die Ausrüstung? Der Anspruch? Die Anstrengung? Ich bin wirklich gespannt auf eure Antworten.

Update! Meine Mitwander-Freundin hat mich prompt mit einem sehr nützlichen Link zu einem Artikel versorgt, der auf die verschiedenen Aspekte des Themas eingeht: hier klicken!
Eure Ideen/Definitionen interessieren mich nach wie vor.


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Grüner Ring: Dritte Etappe

Was hatte ich mich auf diese Etappe gefreut! Kurz, das heißt knapp 10 Kilometer (höhö), und gefühlt nur Parks. Nun … es ging ja auch richtig gut los. Gestartet bin ich mit der Überfahrt über die Elbe ab Finkenwerder Fähre mit der Linie 64 nach Teufelsbrück, wo ich um 12 Uhr mit meiner Mitwanderin, die auf der anderen Seite wohnt, am Anleger verabredet war. Was auch bedeutet, dass ich um 10:30 Uhr bei mir an der Bushaltestelle stand. Leerer Bus, kein Umsteigen, ziemlich leere Fähre.

Schon auf der Elbe deutete es sich an: Der Wetterbericht könnte stimmen, das Wetter würde vielleicht nicht halten. Zwei Fotos dazu: Das eine ist von Sonntag und zeigt die Elbe stromabwärts, dort sieht man links das Airbus-Gelände und rechts das Ober- und Unterfeuer Blankenese (die Leuchttürme, von rechts nach links) sowie das Unterfeuer Rissen, und ich bin nicht ganz sicher, ob der leuchtende Punkt darüber das Rissener Oberfeuer ist … und man sieht auch, dass es sich bereits „zuheiterte“, wie mein Vater das früher genannt hätte, also eintrübte (Foto, links daneben die Schornsteine gehören zum Kraftwerk Wedel).

Das andere Bild ist vom Sonntag zuvor (bei strahlendem Sonnenschein) und stromaufwärts Richtung Hafen fotografiert – als Ansicht einer der Hamburger Klassiker. Einige von euch werden das Hafenpanorama kennen, also schicke ich euch mal suchen: Na? Welche Kirchtürme erkennt ihr, und vor allem, wie viele? 😉 Großklicken hilft!



In Finkenwerder auf dem Gelände der HPA-Stackmeisterei (eine Art Straßenmeisterei für den Fluss) traute ich übrigens meinen Augen nicht (Foto): Seht ihr die weiße Männerfigur, die die Hände in die Hüften stützt? Das ist einer der »Vier Männer auf Bojen« des Künstlers Stephan Balkenhol, die seit 1993 Hamburg auf diversen Gewässern bereichern (Link). Da die aber von Frühling bis Spätherbst ununterbrochen ihre Posten beziehen, was macht dieser hier an Land? Ich muss bekennen, dass ich die Antwort nicht weiß, aber die Figuren sind letztes Jahr alle ausgetauscht worden (Neuguss aus Aluminium; der Zahn der Zeit, das Wetter, die Vögel etc. hatten den ursprünglichen Eichenfiguren im Laufe der Jahre böse zugesetzt – die Kosten hat die Stadt Hamburg übernommen). Ich überlege schon länger, die Männer mal abzulichten. Ich vermute, dass dies hier der »Eichenmann« ist, der in der Alster stand (erkennbar an der Armhaltung).

Den Teufelsbrücker Anleger (Foto) ziert nach wie vor das Café/Restaurant Engel. Über Hamburg hinaus wurde es bekannt, als vor 20 Jahren ein Containerfrachter nach einem Maschinenausfall den Anleger rammte und schwerstens beschädigte.



Wir jedenfalls liefen locker los und befanden uns fast sofort im Grünen. Karte und Beschreibung hatten nicht gelogen, als sie mir fast durchgängig Parks und »Grünräume« versprachen, wir fielen von einem Entzücken über die idyllischen Ausblicke ins andere (Foto). Es ging durch den Wesselhöfftpark und Westerpark am Derbyplatz Flottbek vorbei (Reiten! Springderby! Fernsehen! Kindheitserinnerungen!), wir unterquerten den S-Bahnhof Klein Flottbek und wanderten entlang am Loki-Schmidt-Garten, also am Botanischen Garten, der ein echtes Highlight für jeden Gartenfan sein soll.
Später trafen wir am Ziegeleiteich nicht nur ein über unsere Ankunft begeistertes Blässhuhn (Foto) und einen Reiherenterich (Foto), sondern es begann auch leicht zu regnen. Zumindest meine Fotografierlust mit der Winzlingskamera schränkt das ein, sodass ich zwar noch diese beeindruckende Baukastenfront hinter dem Elbe Einkaufszentrum festhielt (Foto), aber danach eher weniger die ungezählten, immer noch bezaubernden Einblicke in Grünes und Blühendes.



Nachdem ich murrend (aber immer noch hoffend) einsehen musste, dass sich das mit dem Nass von oben eher nicht ändern würde, rasteten wir im Feuchten (in einer Regenpause, aber inzwischen in die Regencapes gehüllt) auf einem Hügel im Lise-Meitner-Park und genossen die unerwartet grüne Aussicht. Fragt man mich übrigens, woran ich mich von dieser Etappe auch erinnern werde: Fluglärm. Wir waren die meiste Zeit in der Einflugschneise unterwegs, die Intervalle waren kurz und viele Flieger niedrig. So gut die Wege waren (mit unkommunikativen Radfahrern und freundlichen Spaziergängern) und außerhalb des Parks mit gepflegten Gärten sowie naturbelassenen Grünflächen (Foto) – ich hätte hier erwartet, sehr viel mehr DESY-Gebäude (Homepage) zu sehen zu bekommen, aber wirklich identifizieren konnte ich nur eins am Ende des Geländes (Foto). Der stetig fallende, sanfte Regen verlockte uns dann auch nicht, durch den Dahliengarten zu schlendern (statt ihn nur rechts liegen zu lassen), und scheuchte uns schnell in den Wald im (Altonaer) Volkspark, den wir zügig durchquerten, um dann am anderen Ende auf das HSV-Stadion zu treffen.
Sorry, Fußballfans, das ist sicher ein sehr beeindruckendes Bauwerk mit Tradition (Foto), auch bei Nässe, aber den Weg ab dort bis zur S-Bahn Stellingen fand ich einfach nur hässlich, steril, vollgeschmiert und mit einer völlig trostlosen Ausstrahlung (Foto, das ist schon am Bahnhof, der Eingang zur S-Bahn ist auf der anderen Seite). Selbst die Radfahrer waren jetzt unhöflich, allerdings hörte passend zum Etappenende der Regen auf. Aber ausgerechnet letzten Sonntag wurde auf der Strecke Eidelstedt – Altona gebaut, sodass wir beide auf Schienenersatzverkehr umsteigen mussten – nie die beste Idee für Platzängstliche.
Nach einem letzten schnellen gemeinsamen Kaffee erwischte ich einen Bus nach Altona, plumpste dort erleichtert in die S-Bahn nach Harburg und dann wieder in den Bus, der mich zu Hause ausspuckte.



Die Statistik zum Schluss. Etappenanfang: Finkenwerder Fähre bzw. Anleger Teufelsbrück, Etappenende: S-Bahn Stellingen (Arenen). Gugl und ich hatten eine Streckenlänge von ca. 9,5 Kilometern ab Etappenanfang geplant, meine Schrittzähler zeigten insgesamt 17.571 Schritte an, was, wenn es stimmt, 11,7 Kilometer entsprächen. Das kann absolut hinkommen, denn auf meinem Schrittzähler war ja auch noch der Weg zum/vom Bus und der Fußweg zur Fähre. Die Beschilderung war jedenfalls auf inzwischen gewohnt hohem Niveau und die Regencapes haben gehalten, und während ein großer Teil Deutschlands unter Brüllaffenhitze litt, hatte Hamburg maximal 20 Grad. Wir hatten übrigens beide so ein »Ach, das war es diesmal schon? Schade!«-Gefühl, was ich irgendwie doch belustigend fand. Ich wünsche mir diese Etappe noch mal, an einem anderen Wochentag und bei besserem Wetter, und vielleicht würde es mehr Spaß machen, sie in die andere Richtung zu gehen.

Wenn uns in der Woche nicht der Himmel auf den Kopf fällt, trifft man uns nächstes Wochenende auf Etappe vier, unter anderem in Richtung Niendorfer Gehege und Flughafen. Auch dieses Mal gilt: Ich freue mich jetzt schon.


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Grüner Ring: Zweite Etappe

Wenn’s dem Esel zu wohl wird … Es gibt eine wirkliche Zäsur auf dem Grünen Ring, und das ist die Elbe, die Hamburg in eine Nord- und eine Südhälfte teilt. Im Osten gibt es Brücken, dazu kommen wir noch, im Westen gibt es eine Fähre, deren Anleger beidseitig also ganz natürlich Etappenanfänge bzw. -enden darstellen. Ich habe bei der ersten Etappe beschrieben (hier klicken), dass ich per Datendownload für Gugl Maps unsere Strecken plane, und ich muss sagen, vor dieser hier hatte ich einen Heidenrespekt. Länge des Wegs laut Daten: ca. 13,9 Kilometer. Uff.

Nachdem ich beim letzten Mal festgestellt habe, dass Gugl Maps und mein bereinigter Schrittzähler möglicherweise eine erhebliche Abweichung aufweisen, habe ich mir so meine Gedanken gemacht, wie gut jede von uns mit der Streckenlänge klarkommen würde – 14 km auf dem Schrittzähler sind nicht 14 km auf Gugl, es ist nun mal, wie es ist – und habe darauf geachtet, in der Woche davor nicht zu wenige Runden um den Teich zu drehen und prophylaktisch Magnesium zu nehmen. Kann ja nicht schaden, nur für alle Fälle.

Da wir den Bus erwischen mussten, der sonntags nur alle zwei Stunden fährt, saßen wir auch um 11:13 Uhr im Bus und wurden ca. 11:40 Uhr an der Haltestelle Moorburg Alter Deich abgesetzt. Leerer Bus, just for the record. Rucksäcke geschultert, rauf auf den (alten) Deich und los (Foto). Wind, Wolken (zunehmend), Sonne, zwischen 20 und 23 Grad. Und dann nur wir und die Fahrräder, die uns immer wieder begegneten, und rechts und links Obstanbau, Äpfel und Kirschen (unter Netzen) (Foto, Foto). Diverse Teiche voller Froschgesang, davon einer mit den lautesten Fröschen ever: Ich hatte den Eindruck, dass das wirklich nicht viele waren, sehen konnte man keinen einzigen, aber sie gaben sich alle Mühe, einander zu überbrüllen und quak-tot zu machen. So unglaublich großartig, dass wir beide völlig hin und weg waren.



Die Wegstrecke (für die, die sich auskennen): Moorburger Elbdeich, Hohenwischer Straße, Vierzigstücken, vorbei am Arp-Schnitger-Haus (hier klicken) (Foto Detail) in die Hasselwerder Straße. Neuenfelde (das ist der dazugehörige Stadtteil) hatte Schützenfest, manche Häuser und Straßen waren mit Wimpeln geschmückt (Foto). Größere Pause, immer noch auf dem Deich, wo es sich dann schon langsam zuzog, dann weiter. Am Rosengarten bis zur Kreuzung An der Alten Süderelbe/Neßdeich, durch das Naturschutzgebiet an der Alten Süderelbe (Wikipedia) entlang – mit Kuckuck, bezaubernde Ausblicke auf den großen See (Foto), während neben uns der Verkehr floss und sich auf der anderen Seite der Straße die Landebahn von Airbus erstreckt. Rüber zum Airbus-Besucherhügel, aber auf dem Airbus-Gelände keine Bewegung feststellbar, nur viele bunte Heckflossen (Foto).



Am Tower vorbei und rechts rein auf den Finkenwerder Westerdeich, entlang am Naturschutzgebiet Westerweiden, dann Finkenwerder Süderdeich. Ältere Häuser, Land in der Stadt, Bänke vor den Haustüren. Rechts die Alte Süderelbe, links Ausblicke Richtung Hafen/Burchardkai (Foto). Ohne Worte, schon fast idyllisch, aber im Winter bestimmt weit weniger erfreulich. Rast am Ende des Süderkirchenwegs (Foto), wo uns klar wurde, dass uns das Gewitter früher oder später streifen wird: hinter uns dunkle Wolken, heftiger Wind, Donner, erste Tropfen. Also schnell weiter den Osterfelddeich entlang (Foto), links ab durch die Obstmarschen am Köterdamm, rauf auf den Uhlenhoffweg. Regenschauer, kurz und kräftig. Erster Einsatz für die neu erstandenen Regencapes (hielten stand), und gut gegen Wind waren sie auch.



Norderschulweg, Mewesweg, Wriedestraße, Finkenwerder Fähre (Foto). Eigentlich endet die Etappe auf der Rüschhalbinsel, wo sich der zweite Anleger nach Teufelsbrück befindet, aber wir haben uns das Stück geschenkt, da wir müde waren und da sonntags ab dort mein angepeilter Bus nicht fährt. Wir werden ab Finkenwerder Fähre nach Teufelsbrück übersetzen. Am »Dampfer Imbiss« (Toilette!) Fischbrötchen geschenkt bekommen (hätten sonst weggeworfen werden müssen), Elbe bewundert, später in der Sonne gesessen und Eis gegessen, Bus ab 19:18 Uhr genommen (Linie 146 ab Bushaltestelle Norderschulweg (Foto), fährt sonntags stündlich, gut gefüllt) und ca. eine Stunde später bei mir.



Die Statistik zum Schluss. Etappenanfang: Bushaltestelle Moorburg Alter Deich, Etappenende: Bushaltestelle Norderschulweg. Ich hatte via Gugl eine Streckenlänge von ca. 13,9 Kilometern ab Etappenanfang geplant, meine Schrittzähler zeigten insgesamt 26.690 Schritte an, was, wenn es stimmt, 17,8 Kilometer wären. Das kann ungefähr hinkommen, auf meinem Schrittzähler war auch noch der Weg zum/vom Bus und der Weg zur Fähre. Ich habe keinen Muskelkater bekommen, ich vermute wirklich, dass das das Magnesium ist, aber meine Füße sind definitiv überstrapaziert.

Unter die Rubrik »Verarscht« fällt jedoch die Tatsache, dass die von hamburg.de gelieferten Daten (als Datei) NICHT mit der ebenfalls von hamburg.de zur Verfügung gestellten Route (als Beschreibung/Karte) übereinstimmen. Und zwar ist die geänderte Route (als Karte) ER-HEB-LICH kürzer, es könnten durchaus 8 Kilometer sein, die wir da zu viel gelaufen sind. Ja, es ist uns unterwegs aufgefallen, dass die freundliche »11«-Beschilderung fehlte (und irgendwann wieder da war), aber wer rechnet denn wirklich mit so was?
Und auch ja, es hätte mir bereits beim Planen auffallen können, wenn ich nämlich vorher bei der offiziellen Wegbeschreibung die Straßennamen etwas genauer gelesen hätte. Nur: Wer denkt denn schon an so was, verdammt, und ich hatte mich seelisch auf den langen Weg eingeschossen, den kenne ich nämlich größtenteils mit dem Auto und mag ihn sehr.
Wir sind (dankenswerterweise beide) der Meinung, dass diese längere Strecke eine Challenge war (ich wollte das Wort schon immer mal benutzen), die wir höchst erfolgreich bestanden haben, denn wir wären sonst nie zu Fuß dort herumgelaufen, nicht in dieser Form, und es war, ich wiederhole es gern, total schön – das bedaure ich auf gar keinen Fall. Aber meine Eitelkeit hat unter dieser Entdeckung doch schwer gelitten, das muss ich zugeben.

Wenn das Wetter hält, trifft man uns also nächstes Wochenende unverdrossen auf der nördlichen Seite der Elbe auf Etappe drei. Es soll angeblich warm werden, aber ich freue mich jetzt schon.


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Grüner Ring: Erste Etappe

Aller Anfang ist leicht. Sollte er zumindest sein, denn irgendwann will man nur noch los, vor allem, wenn man gefühlt alles zwanzigmal durchgekaut hat. Was immer vergessen wurde, wird sich unterwegs zeigen – oder auch nicht. Vorbemerkung für alle professionellen Gassigeher und Weitwanderer: Bitte weitergehen, es gibt hier nichts zu sehen, ich bilde mir da nichts ein. Aber es gibt eben auch Menschen wie mich, für die die Runde um die Stadt und jede einzelne Etappe eine Leistung ist, vor allem, weil ich so was zum ersten Mal mache.

Ich möchte euch auf meine Begehung des 2. Hamburger Grünen Rings (es gibt auch einen ersten), mitnehmen, ihr habt es vielleicht gelesen. Der Grüne Ring verläuft in einem Abstand von 8 bis 10 Kilometern rund um das Hamburger Rathaus. Da ich im Süden der Stadt wohne und besagter Grüner Ring nicht sehr weit von mir entfernt verläuft, lag es nahe, dort einzusteigen, nicht bei irgendwelchen offiziell vorgeschlagenen Etappenstart- und -endpunkten (siehe »Wandern auf dem Grünen Ring – Tourenvorschläge«). Da ich/wir (eine Freundin wandert mit) beide dieses Jahr noch nicht wirklich viele zusammenhängende Wanderkilometer in den Beinen haben, habe ich beschlossen, die gut 100 Kilometer, die der Grüne Ring haben soll, in Etappen von etwa 10 Kilometern Länge zu unterteilen, Gugl Maps hilf(t), bisschen mehr werden es eh sein.

Also traten wir zum Warmwerden vergangenen Sonntag die erste Etappe an: Start bei schönstem Sonnenschein an der Bushaltestelle Reeseberg, die auf dem Grünen Ring liegt (Foto), weiter geht es an der Außenmühle vorbei durch den Harburger Stadtpark, dann Marmstorfer Weg , Gottschalkring, rechts ab und durch die Kleingärten runter zum Göhlbachtal, das Göhlbachtal entlang (Foto Richtung Kleingärten und Gottschalkring), über Bachtwiete und Friedhofstraße in den Schattengang (Foto), ein Stückchen Ehestorfer Weg, dann Triftstraße, Triftweg, an der Hans-Dewitz-Siedlung vorbei über die Heimfelder Straße durch den Meyers Park (Foto mit den Schildern, tolle Ecke, mehr Wald als Park). Dort verläuft die Route kurzzeitig anders als die Ausschilderung, wir sind der Route gefolgt, zwei umgestürzte und liegen gelassene Bäume, aber gut begehbar, sehr schön im Wald. Am Ausgang des Meyers Park liegt nicht nur die Stader Straße, eine der großen mehrspurigen Durchgangsstraßen Harburgs, sondern auch das Krankenhaus Mariahilf und gegenüber ein amerikanisches »Hähnchenrestaurant«. Etwa Halbzeit der geplanten Strecke, hervorragend geeignet für die Auffrischung der Lebensgeister mithilfe der Einverleibung einer Portion Zucker, Fett und Salz. Nicht, dass wir nichts mitgeschleppt hätten; ich bin im Nachhinein jedoch echt überrascht, als wie gut sich das Fast Food erwiesen hat.



Bis hierher war der Weg hügelig und SEHR grün, ab jetzt würde es flach werden, wärmer (weniger Schatten) und, wie ich annahm, landschaftlich hässlicher. Also weiter in Richtung Moorburg (Wikipedia, hamburg.de): Moorburger Bogen, Bostelbekgraben parallel zum Fürstenmoordamm, Moorburger Landscheide unter der A 7 hindurch, Moorburger Hinterdeich, Moorburger Alter Deich und endlich auf den Moorburger Elbdeich bis zur Bushaltestelle Moorburger Alter Deich (Linie 157). Uff.

Ja, flach, ja, viel Asphalt (bis auf das wirklich entzückende Stück am Bostelbekgraben, wo man teilweise hintereinander gehen musste, weil der Pfad so schmal und man völlig von Grün umgeben war), ja, wärmer – aber nicht weniger grün, durchaus nicht, jedoch mehr Aussicht auf Industrieanlagen – in der Ferne die Raffinerie, Hafenkräne (Altenwerder), Strommasten (Foto, Foto). Oft Verkehrslärm als Hintergrundrauschen, aber weniger störend als erwartet, vielleicht, weil Sonntag war.

Nett war, dass wir nach der Pause ein älteres Ehepaar wiedertrafen, die offenkundig wie wir auf dem Grünen Ring unterwegs waren und die wir ständig überholten – und sie uns, wenn ich zum Beispiel fotografierte und/oder wir eine Trinkpause einlegten. Später haben wir miteinander ein paar Sätze gewechselt, sie kommen aus dem Hamburger Norden und verfügen, im Gegensatz zu uns, über Erfahrung, Wanderfleisch und wohl auch deutlich mehr Kondition (Foto).
Der zweite Abschnitt erwies sich deutlich belebter als der erste Teil der Strecke (logisch, es war ja auch flach), was klingelnde Radfahrer anging, von denen viele offenbar der Meinung waren, dies sei eine Fahrradroute und sie hätten daher Vorrang. Aber alles noch im Rahmen, Mountainbiker im Wald sind schlimmer.



Moorburg liegt in der Elbmarsch knapp über dem Meeresspiegel, Wasser, Wasserwirtschaft, Entwässerung waren und sind daher ein großes Thema (Foto). Auf einem Absetzteich brütete eine Blässralle (Foto). Langsam bewahrheitete sich die Wettervorhersage und es wurde zunehmend bewölkter, die Temperaturen irgendwas zwischen 20 und 25 °C, also immer noch sehr angenehm. Irgendwo überquert der Moorburger Hinterdeich die Waltershofer Straße, und ab da ist die Radroute offiziell gesperrt und eine Umleitung ausgeschildert. Allerdings verläuft die entlang der viel befahrenen Waltershofer Straße, ein Traum für jeden Fußgänger. Allein das und die Tatsache, dass ich im Netz Hinweise darauf gefunden hatte, dass die Strecke zu Fuß sehr wohl passierbar sei, ließen mich vorschlagen, die Strecke dennoch zu probieren – Grund der Sperrung sind Vorarbeiten zum Bau der geplanten A 26 (Foto).



Und was soll ich sagen: ein herrliches Stück Weg bis dahin (Foto), wo ich in diesem Jahr zum allerersten Mal gehört habe, wie ein Kuckuck sich ausgetobt hat. Der konnte gar nicht genug rufen, und ich hatte die frühjährlichen Kuckucksrufe so vermisst …
Belohnt wurden wir endgültig dadurch, dass wir etwa drei Minuten vor Eintreffen des Busses an dem von mir angepeilten Etappenendpunkt (Foto) eintrafen, allerdings leider etwas genervt aufgrund meiner Ansage, dass Eile geboten sei, da in 10 Minuten und dann wieder in ZWEI Stunden der nächste Bus käme, und ich nicht sagen konnte, wie weit es noch war (außer »nicht sehr weit«). Ja, meine Freundin wandert weiter mit 😉, aber unsere Beine waren schon reichlich wandermüde.



Man sollte vielleicht erwähnen, dass der Bus fast leer war und es eigentlich auch blieb, daher wundert es mich nicht, dass die Frequenz dort  am Sonntag nicht höher ist. Die Busse ab Bahnhof Harburg in meine Richtung waren dagegen gut gefüllt. Ich kann nicht sagen, ob darin viele 9-Euro-Tickets saßen; obwohl in Hamburg sehr viele verkauft worden sind, scheint sich das bisher nicht in Form von Verkehrsüberlastungen niederzuschlagen, nicht innerorts. Wir jedenfalls waren eine knappe Stunde, nachdem wir die Busstufen erklommen hatten, bei mir zu Hause und umklammerten freudig-erschöpft unsere Kaffeepötte.

Ich hatte ja befürchtet, dass die Beschilderung (weiße 11 auf grünem Grund, rotes Fahrradsymbol auf weißem Grund) mies sein würde, und bin angenehm enttäuscht worden: Am schlechtesten war sie auf dieser Etappe ausgerechnet in der Ecke, die ich gut kenne 😉. Was natürlich nicht heißen soll, dass ich nicht zur Sicherheit öfter auf die Karte geschaut habe, aber es war viel seltener notwendig als erwartet.

Die Statistik zum Schluss. Etappenanfang: Bushaltestelle Reeseberg, Etappenende: Bushaltestelle Moorburg Alter Deich. Ich hatte via Gugl eine Streckenlänge von ca. 11,7 Kilometern geplant, meine Schrittzähler zeigten insgesamt 20.627 Schritte an, was, wenn es stimmt, 13,75 Kilometer wären. Nun traue ich der Umrechnung der Schrittzähler nicht; aber egal, ich habe über 20.000 Schritte in knapp 4 Stunden Gehzeit gemacht, und das hatte ich bisher mit dieser App selten. Wenn das Wetter hält, trifft man uns nächstes Wochenende auf Etappe zwei. Ich habe zwar am nächsten Tag erstaunlich viele Muskeln freundlich begrüßen dürfen und beobachte das Vergehen einer Blase, aber ich kann es kaum erwarten.


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Von Schnee und Reh ;-)

Erster Schnee

Aus silbergrauen Gründen tritt
ein schlankes Reh
im winterlichen Wald
und prüft vorsichtig, Schritt für Schritt,
den reinen, kühlen, frischgefallnen Schnee.

Und Deiner denk’ ich, zierlichste Gestalt.

(Christian Morgenstern, Erster Schnee, aus: Und aber ründet sich ein Kranz, 1902, Online-Quelle)

Winter

Geduldig ist der Wald,
Behutsamer der Schnee,
Am einsamsten das Reh.
Ich rufe. Was erschallt?
Der Widerhall macht Schritte.
Er kehrt zurück zu seinem Weh:
Das kommt heran wie leise Tritte.
Er findet mich in meiner Mitte.
Warum hab ich den Wald gestört?
Vom Schnee ward nichts gehört.
Hat sich das Reh gescheut?
Wie mich das Rufen reut.

(Theodor Däubler, Winter, in: Menschheitsdämmerung, 1920, S. 119, Online-Quelle)

STILLE WINTERSTRASSE

Es heben sich vernebelt braun
Die Berge aus dem klaren Weiß,
Und aus dem Weiß ragt braun ein Zaun,
Steht eine Stange wie ein Steiß.

Ein Rabe fliegt, so schwarz und scharf,
Wie ihn kein Maler malen darf,
Wenn er’s nicht etwa kann.
Ich stapse einsam durch den Schnee.
Vielleicht steht links im Busch ein Reh
Und denkt: Dort geht ein Mann.

(Joachim Ringelnatz, Stille Winterstraße, aus: Flugzeuggedanken, Berlin 1929, Online-Quelle)

 

Quelle: Pixabay

 

Kommt gut und heiter durch die neue Woche!

Und weil ich nicht weiß, wie lange die weiße Pracht hierzulande anhält – die einen sagen so, die anderen so – ein paar Fotos von Samstag, entstanden auf dem Weg um meinen Lieblingsteich … 😉

Schneepersonen

Quelle: ichmeinerselbst | Klick macht groß!

 

Schneestimmungen

Quelle: ichmeinerselbst | Klick macht groß!