Von Pfingsten (unkirchlich)

Berliner Pfingsten

Heute sah ich ein Gesicht,
Wonnevoll zu deuten:
In dem frühen Pfingstenlicht
Und beim Glockenläuten
Schritten Weiber drei einher,
Feierlich im Gange,
Wäscherinnen, fest und schwer!
Jede trug ’ne Stange.

Mädchensommerkleider drei
Flaggten von den Stangen;
Schönre Fahnen, stolz und frei,
Als je Krieger schwangen,
Blau und weiß und rot gestreift,
Wunderbar beflügelt,
Frisch gewaschen und gesteift,
Tadellos gebügelt.

Lustig blies der Wind, der Schuft,
Lenden auf und Büste,
Und von frischer Morgenluft
Blähten sich die Brüste!
Und ich sang, als ich gesehn
Ferne sie entschweben:
Auf und laßt die Fahnen wehn,
Schön ist doch das Leben!

(Gottfried Keller, Berliner Pfingsten, aus: Neuere Gedichte, 1851/54, Online-Quelle)

Pfingstbestellung

Ein Pfingstgedichtchen will heraus
Ins Freie, ins Kühne.
So treibt es mich aus meinem Haus
Ins Neue, ins Grüne.

Wenn sich der Himmel grau bezieht,
Mich stört’s nicht im geringsten.
Wer meine weiße Hose sieht,
Der merkt doch: Es ist Pfingsten.

Nun hab ich ein Gedicht gedrückt,
Wie Hühner Eier legen,
Und gehe festlich und geschmückt
Pfingstochse meinetwegen
Dem Honorar entgegen.

(Joachim Ringelnatz, Pfingstbestellung, aus: Gedichte dreier Jahre, 1932, Online-Quelle)

Kleinstadtpfingsten

Um eine schöne Pfingststimmung zu bewirken,
Stellt man in den kleinen Städten Birken
Vor die Tür. Und am Vorabend singen
Die Mädchen süßsonderbare Lieder, die den Sommer herbeizwingen
Sollen. Die Buben zwitschern auf ihren Kalmusstauden wie Nachtigallen.
Aber vor allen
Dingen vergeßt
Nicht: wir feiern Pfingsten das Schützenfest.
In grasgrüner Uniform wie die Förster, mit Fahnen, Flöten, Pauken, und unter Applaus
Des Publikums, marschiert die Schützengilde (63 Mann) zum Schützenhaus.
Mein Vater ist Schützenmajor – er trägt einen Ehrendegen
Und muß an solchem Fest- und Ehrentage auch seinen Kronenorden vierter Klasse anlegen,
Sowie die hohenzollern-sigmaringsche Verdienstmedaille. –
Die Mädchen gehen alle schon in weißer Taille,
Und am Abend tanzt man im Schützenhaussaal bis zum Verrücktwerden …
Dann draußen unter den Bäumen … im Grase … von deinem Munde beglückt werden.
… Küsse … Musik von ferne … am Abendhimmel die Venus gleißt …
Und wir reden jauchzend irr mit fremden Zungen,
Unsere Herzen sind wie Blüten aufgesprungen,
Nieder fuhr durchs Dunkel wie ein Blitz singend der heilige Geist …

(Klabund, Kleinstadtpfingsten, aus: Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern!, 1913, Online-Quelle)



Quelle: Pixabay

Ja, das ist eigentlich ein Maibaum. Aber ich zum Beispiel kenne diesen Brauch eher von Pfingsten, wo in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, zugleich auch immer Kirmes war. Wen es interessiert, den verweise ich auf den sehr informativen Wikipedia-Artikel.

Euch allen einen schönen Feiertag und eine gute neue Woche!

 

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Vom Regen

Regen

Geht ein grauer Mann
Durch den stillen Wald,
Singt ein graues Lied.
Die Vöglein schweigen alsbald.
Die Fichten ragen so stumm und schwül
Mit ihrem schweren Astgewühl.
In fernen Tiefen
Vergrollt ein Ton. —

(Johannes Schlaf, Regen, aus: Helldunkel, 1899, Online-Quelle)

Im Regen

Es stimmt zu mir, es ist ein sinnreich Wetter;
mein Nacken trieft, denn Baum und Borke triefen.
Die Tropfen klatschen durch die schlaffen Blätter;
die nassen Vögel tun, als ob sie schliefen.

Der Himmel brütet im verwaschnen Laube,
als würde nie mehr Licht nach diesem Regen;
nun kann er endlich, ungestört vom Staube,
das Los der Erde gründlich überlegen.

Die Welt fühlt grämlich ihres Alters Schwere:
kein Fünkchen Freude, keine Spur von Trauer.
Und immer steter schwemmt sie mich ins Leere:
kein Staub, kein Licht mehr – grau – und immer grauer.

(Richard Dehmel, Im Regen, aus: Erlösungen. Gedichte und Sprüche, 2., veränderte Auflage 1898, Online-Quelle)

Regen

Der Regen rinnt schon tausend Jahr,
Die Häuser sind voll Wasserspinnen,
Seekrebse nisten mir im Haar
Und Austern auf des Domes Zinnen.

Der Pfaff hier wurde eine Qualle,
Seepferdchen meine Nachbarin.
Der blonde Seestern streckt mir alle
Fünfhundert Fühler zärtlich hin.

Es ist so dunkel, kalt und feucht.
Das Wasser hat uns schon begraben.
Gib deinen warmen Mund – mich deucht,
Nichts bleibt uns als uns lieb zu haben.

(Klabund, Regen, aus: Die Harfenjule, Berlin 1927, Online-Quelle)

Regenlied

Des Regens starker Gesang wird zum Rauschen,
Das voller und voller erklingt.
Es schweigt selbst der Wald, um dem Liede zu lauschen,
Das der strömende Himmel ihm singt.

Es schäumen mit wuchtendem Anprall die Wasser
Vom Himmel zur Erde herab.
Es rasen die Ströme des Regens in nasser,
Wild stürzender Wut, die der Blitz ihnen gab.

Es duckt sich und beugt ihren Rücken die Erde
Unter dem peitschenden Sausen.
Wie vom Hufschlag einer hinrasenden Herde
Ist die Luft erfüllt von dem Brausen.

Dann wird das Rauschen zum raunenden Schallen,
Zum Murmeln von müder Süße.
Auf die Dächer vereinzelte Tropfen fallen
Wie ferne, glückstrunkene Küsse.

1.8.1941

(Selma Merbaum, Regenlied, aus: Blütenlese/Ich bin in Sehnsucht eingehüllt, Wikipedia zu Dichterin (auch bekannt als Selma Meerbaum-Eisinger) und Werk, Online-Quelle)



Quelle: Pixabay

Ich dachte, ich brauche mal wieder ein paar Regengedichte. Nichtsdestotrotz: Eine fröhliche Woche wünsche ich euch, mögt ihr heil, gesund und heiter sein!

 

OP-Termin | abc.etüden

Hellgrüner Kittel, grelles Licht, grüne OP-Maske. Ich liege auf dem OP-Tisch und der Doc sieht auf mich herab wie auf eine Amöbe.

»Tja, gute Frau, das mit der Lokalanästhesie, um die Stellschraube zu entfernen, war ja prinzipiell eine gute Idee, aber …«

Oh-oh. Das klingt nach Komplikationen. Ich erstarre bei dem Tonfall und der gerunzelten Stirn. Der Fluchtreflex übernimmt. Ich geh ja schon. Mit der Schraube. Gibt ja noch andere Krankenhäuser.

»… das sieht so aus, als ob die bei Ihnen über die Wochen so verwachsen ist, dass ich da wirklich so nicht rankomme. Vielleicht ist die Schraube sogar gebrochen, das konnte ich nicht erkennen. Dafür muss ich den Knöchel aufschneiden und würde Sie gern in eine Vollnarkose legen, damit Sie auch ganz sicher nichts mitbekommen. Keine Angst, Sie brauchen keinen neuen Termin, das können wir alles gleich integrieren, unser Anästhesist steht schon bereit.«

O nein! An was für einen Vollprofi bin ich denn da geraten? Kennt der Typ überhaupt meinen Namen? Hat der die richtigen Röntgenbilder? Zum Glück ist das Edding-Zeichen auf dem richtigen Bein!

Wenn ich schon mal hier bin, beruhige ich mich. »Ach bitte«, bettele ich, »können Sie es nicht doch versuchen?«

»Na gut«, seine Stimme klingt deutlich weniger leutselig als zuvor, »aber auf Ihre Verantwortung.«

Am liebsten will ich eigentlich nur weg, aber ich nicke. Das kann nicht gut gehen! Wie in Zeitlupe beobachte ich, dass Doktor Schrecklich nach einem großen Schraubendreher greift, ihn ansetzt und … es quiiiiiiiiiiiiiiiiiietscht. Wie altes, sprödes Metall. Wie Kreide auf einer Schultafel. Wie …

Ich fahre hoch. Es quiiiiiiiiiiiiiiiiiietscht. Wie scharrende Katzenpfoten an einer Fensterscheibe. Fahles Morgenlicht dringt herein. Draußen plumpst der Fellträger vom Fensterbrett und bewegt sich zur Tür. Ich schwinge die Beine aus dem Bett. Morgenroutine. Katze füttern, Katze kuscheln, hoffentlich gemeinsam ein bisschen eindösen.

Nur ein Albtraum.


abc.etüden 2023 19+20+21+22 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Für die abc.etüden, Wochen 19*20*21*22**2023: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Wortspende stammt von mir und meinem Blog Irgendwas ist immer. Sie lautet: Stellschraube, leutselig, integrieren.

Natürlich wollte ich zu meiner eigenen Wortspende etwas aus meinem aktuellen Leben beisteuern 😉. Meine Stellschraube ist draußen, und ich kann euch versichern, dass die Szenerie in NICHTS der oben beschriebenen ähnelte. Den Doc kannte ich bereits (und er mein Sprunggelenk), die OP-Schwestern waren jung, souverän und einfach nur großartig und das Prozedere zu keiner Zeit angsteinflößend. Ich war zum ersten Mal bei einer OP nicht in Narkose – und habe den Sichtschutz ein bisschen bedauert. Die Stellschraube durfte mich begleiten, sie glänzt und ist knapp 5 Zentimeter lang und wohnt in ihrem Döschen jetzt bei mir.

Katzenpfoten (die Fußballen) quietschen auf Fensterscheiben allerdings wirklich. Jedenfalls die von einem gewissen Fellträger.

 

Von Liebesliedern und der Nacht

[Das Glück ist dieses]

Das Glück ist dieses: Beieinander ruhen,
schweigsam als wie gebettet in den Abend,
und Horchen ist es auf den Ton,
den meine Seele nächtlich deiner singt.

(Walter Calé, Das Glück ist dieses, aus: Mauthner (Hg.), Nachgelassene Schriften von Walter Calé, 1910, Online-Quelle)

Ein Liebeslied

Komm zu mir in der Nacht – wir schlafen engverschlungen.
Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen,
Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.

Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
Und färben sich mit deiner Augen Immortellen …..

Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen
Und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.

Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen
Im hohen Rohre hinter dieser Welt.

(Else Lasker-Schüler, Ein Liebeslied, aus: Mein blaues Klavier, 1943, Online-Quelle)

Liebes-Lied

Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen

an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.

Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.

(Rainer Maria Rilke, Liebes-Lied, aus: Neue Gedichte, 1907, Online-Quelle)



Quelle: Pixabay

Wer Zeit hat, dem empfehle ich zwei Videos:

Die Vertonung des obigen Rilke-Gedichtes, gesungen von Frida Gold und Cassandra Steen für das Rilke-Projekt. Die beiden geben dem Gedicht eine ganz einzigartige Klangfarbe und bezaubern mich jedes Mal, wenn ich sie höre –> hier klicken (YouTube).

„Bilder von dir“, Laith al-Deen, eines meiner Lieblingsliebeslieder. Ich kenne es seit inzwischen vielen Jahren, es macht mich immer noch lächeln, wenn ich es höre, und ich mag den Sänger nach wie vor. Dies ist eine ungewöhnliche Live-Aufnahme mit der Bigband des Hessischen Rundfunks, eindeutig eine Version für die Fans 😉 –> hier klicken (YouTube).

Wer sich jetzt fragt, ob es einen aktuellen Anlass für meine gute Laune gibt: Nein. Es ist einfach nur Mai und die Sonne scheint.

Kommt gut und heiter in und durch die neue Woche. Ach, und den Feiertag am Donnerstag haben wir ja auch noch.

 

Von Schwalben

Schwalben

Schwalben, durch den Abend treibend,
leise rufend, hin und wieder,
kurze rasche Bogen schreibend,
goldne Schimmer im Gefieder –.

Oh, wie möcht’ ich dir sie zeigen,
diese sonnenroten Rücken!
Und der götterleichte Reigen
müsste dich wie mich entzücken.

(Christian Morgenstern, Schwalben, aus: Ein Sommer. Verse. S. Fischer, Berlin, 1900, Online-Quelle)

Die Schwalben schossen vorüber tief dir zu Füßen

Die Schwalben schossen vorüber tief dir zu Füßen,
Als sei ihr Flug ihr Zeichen tief dich zu grüßen.
Oft dünkten die Vögel am Himmel mich mehr klug
Wie mancher, den ich nach Wegen der Erde frug.
Schwalben, die früh bis spät in Freiheit schwammen,
Die halten sich in Liebe eng zusammen.
Sie bauen ihr Nest warm wie der Mensch sein Dach.
Sie fliegen von früh bis spät begeistert wach
Und eilen stets hurtig dem Weg ihres Herzens nach.

(Max Dauthendey, Die Schwalben schossen vorüber tief dir zu Füßen, aus: Lusamgärtlein, in: Gesammelte Gedichte und kleinere Versdichtungen, Albert Langen, München 1930, S. 279)

Sonnenkraft

Und immer wieder sinkt der Winter
und immer wieder wird es Frühling
und immer immer wieder stehst du
und freust dich an dem ersten Grün,
und wenn die kleinen Veilchen blühn,
und immer wieder ist es schön
und macht es jung und macht es froh,
und ob du’s tausendmal gesehn:
wenn hoch in lauen blauen Lüften
die ersten Schwalben lustig zwitschern …
immer wieder … jedes Jahr …
sag, ist das nicht wunderbar?!

Diese stille Kraft der Seele:
immer neu sich aufzuringen
aus dem Banne trüber Winter,
aus dem Schatten grauer Nächte,
aus der Tiefe in die Höhe …
sag, ist das nicht wunderbar?!
diese stille Kraft der Seele,
immer wieder
sich zur Sonne zu befrein,
immer wieder stolz zu werden,
immer wieder froh zu sein?!

(Cäsar Flaischlen, Sonnenkraft, in: Ziel-entgegen, aus: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens, Erstdruck 1900, Online-Quelle)

Schwalbensiciliane.

Zwei Mutterarme, die das Kindchen wiegen,
Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.
Maitage, trautes Aneinanderschmiegen,
Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.
Des Mannes Kampf: Sieg oder Unterliegen,
Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.
Ein Sarg, auf den drei Handvoll Erde fliegen,
Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.

(Detlev von Liliencron, Schwalbensiciliane, aus: Adjutantenritte und andere Gedichte, Leipzig, 1883, Online-Quelle)


Quelle: Pixabay

Ich konnte nicht widerstehen, auch wenn ich eigentlich Schwalben im Flug hätte haben wollen …

Kommt gut und heiter durch diese Woche!

 

Schreibeinladung für die Textwochen 19*20*21*22**23 | Wortspende von Irgendwas ist immer

Es wird euch vermutlich nicht besonders wundern, liebe Etüdenfans, -schreiber*innen und -leser*innen, dass meine Aufmerksamkeit sich im abgelaufenen Monat auf meinen (gebrochenen und zusammenheilenden) Knöchel und die Bewältigung meines Alltags konzentriert hat. Was aber wiederum sehr positiv war, denke ich an meine Etüdenkrise zurück: Ich habe mich über jede hereinkommende Etüde gefreut. Ich hatte sogar Lust, selbst mehr zu schreiben, das hat zwar nicht geklappt, aber ich arbeite dran. Mal sehen.

Da es momentan einen zentralen Begriff gibt, um den mein Denken kreist, habe ich beschlossen, für die Wortspende selbst zu sorgen (und diesen zu verwenden), mit freundlicher Genehmigung eines gewissen Herrn Olpo, mich bei seinen Wortschätzen zu bedienen, wenn gewünscht (hier klicken für die Übersicht und Erklärung des Projektes; ich habe was für Etymologie übrig). Ich habe dann aber doch nur eins genommen und somit mich als Wortspenderin aufgeführt.

Das »Etüdengeschäft« startet wie immer mit der Statistik. 23 Blogs haben 34 Etüden beigesteuert, die Spitze hält Werner mit 6 Etüden (sehr einsam); und neu am Etüdenfeuer ist Manfred mit seinem Blog Bearbone’s Diary. Hurra, herzlich willkommen noch einmal!

Vielen Dank wie immer euch anderen, die ihr Lust hattet, mitzuschreiben und/oder mitzulesen, die ihr gelikt und kommentiert habt! Danke an die Wortspenderin Anna-Lena, die mit mir durch die Blogs gewandert ist. Und wie immer mein Extradank an jede*n von euch, den*die ich in den teilnehmenden Blogs getroffen habe und der*die dort kommentiert/mitdiskutiert hat.

Wie ebenfalls immer bitte ich euch, die Liste zu kontrollieren, ob jede eurer Etüden dort verzeichnet ist oder ob euch sonst was komisch vorkommt. Ich trage gerne nach, wenn irgendwas nicht stimmt oder eine Etüde fehlt. Und ihr denkt bitte daran, dass ich einen Ping oder einen Kommentar brauche, ja?

Disclaimer: Nach intensiver Diskussion bleibt das Setzen von Inhaltshinweisen (CN/Triggerwarnungen, z. B. in den Schlagwörtern) jedem teilnehmenden Blog freigestellt.

Bereit für die aktuelle Etüdenliste? Hier kommt sie!


Olpo auf olpo run: hier und hier
Heidi auf Erinnerungswerkstatt: hier
Werner auf Werner Kastens: hier, hier, hier, hier, hier und hier
Melina/Pollys auf Innen-Reise-Wege: hier
Ulrike auf Blaupause7: hier und hier
Gerhard auf Kopf und Gestalt: hier und hier
Myriade auf la parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée: hier
Nina vom Bodenlosz-Archiv: hier
Kain Schreiber auf Gedankenflut: hier
Katharina auf Katha kritzelt: hier
Jane auf Blood, Tears, Gold & Minds: hier und hier
Gerda von GERDA KAZAKOU: hier
Charis auf Charis {ma}: hier und hier
Anja auf Annuschkas Northern Star: hier
Donka auf onlybatscanhang: hier
Lene auf HerzPoeten: hier
Manfred auf oldbearbone: hier
Monika auf Allerlei Gedanken: hier
Tanja auf Stachelbeermond: hier und hier
Meine (Christiane) auf Irgendwas ist immer: hier
Anna-Lena auf Meine literarische Visitenkarte: hier
Natalie im Fundevogelnest: hier
Alice auf Make a Choice Alice: hier


Die Wortspende für Mai bzw. für die Textwochen 19, 20, 21 und 22 des Jahres 2023 kommt von mir, Christiane, und meinem Blog Irgendwas ist immer. Sie lautet:

Stellschraube
leutselig (mehr dazu)
integrieren.

 

Wie immer weise ich darauf hin, dass der obligatorische Etüden-Disclaimer weiterhin gilt: 3 Begriffe in maximal 300 Wörtern.
Eventuelle Inhaltshinweise (Triggerwarnungen) und die Überschrift zählen NICHT zum Text. Eure Beiträge verlinkt ihr bitte wie gewohnt hierhin und/oder postet den Link unten in einen Kommentar, damit eure Etüden auch ganz sicher von mir und von allen, die es interessiert, gelesen werden können. Wen ich nicht in den Kommentaren/Pings der zugehörigen Schreibeinladung finden kann (das ist diese hier), der kommt (höchstwahrscheinlich) nicht auf die nächste Liste bzw. muss meckern, ich merke mir nicht, was ich wann eventuell bei wem gelesen habe.
Die Illustrationen unterliegen nach wie vor meinem Copyright. Wie immer behalte ich mir vor, Kommentare zu moderieren, wenn nötig. Wer sich die Illustrationen herunterladen möchte, sollte sie vorher großklicken, danach kann man sie in der Regel downloaden und bei sich wieder hochladen.

Noch Fragen zu den Etüden? Hier habe ich das Kleingedruckte zusammengetragen. Wenn euch was auffällt – ihr wisst ja.

Die nächsten regulären Wörter gibt es am 4. Juni 2023.
Habt weiterhin ein schönes Wochenende und gute Einfälle! Danke, dass ihr hier seid.

 

abc.etüden 2023 19+20+21+22 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

abc.etüden 2023 19+20+21+22 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

abc.etüden 2023 19+20+21+22 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

Von Kuckuck und Mai

Der Kuckuck und der Esel

Der Kuckuck und der Esel,
Die hatten einen Streit,
Wer wohl am besten sänge
Zur schönen Maienzeit

Der Kuckuck sprach: „Das kann ich!“
Und fing gleich an zu schrei’n.
„Ich aber kann es besser!“
Fiel gleich der Esel ein.

Das klang so schön und lieblich,
So schön von fern und nah;
Sie sangen alle beide
Kuckuck, Kuckuck, i-a, i-a!
Kuckuck, Kuckuck, i-a!

(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Der Kuckuck und der Esel, 1835, Information, Online-Quelle)

Mai

Der Flieder am Tor
dringt rötlich hervor,
das himmlische Blau
erduftet im Tau.
Noch blendets vom Blühn,
schon rieselt es grün
und flimmert und bebt,
von Licht überschwebt.
O seliger Mai
und morgen vorbei:
ein trunkener Zug,
ein blitzender Flug!

(Richard von Schaukal, Mai (?), o. A., Online-Quelle – bessere Quelle mit bibliografischen Angaben dringend erwünscht!)

Von allen Zweigen perlt der goldne Schaum

Von allen Zweigen perlt der goldne Schaum,
Auf allen Bäumen flammen Blütenbrände,
Unzählbar lacht der Kuckuck durch den Raum.
Frag ich ihn bang nach meines Lebens Ende.
Es blüht und lebt bis an der Erde Saum,
Wird blühn und leben, singt er, ohne Wende,
Als wäre Frühling nicht ein kurzer Traum.
Auch du bist ewig! Spare nicht, verschwende!

(Ricarda Huch, Von allen Zweigen perlt der goldne Schaum, aus: Herbstfeuer. Gedichte, Insel Verlag zu Leipzig 1944, Online-Quelle)



Quelle: Pixabay

Und, schon den ersten Kuckuck gehört? Ich habe es noch nicht so weit von den Häusern weg geschafft, aber eigentlich müsste es doch langsam so weit sein, oder?

Kommt gut und heiter durch den Feiertag und die neue Woche!

 

Nicht mehr unversehrt | abc.etüden

Nachts, wenn sie sich schlaflos auf ihrer Couch herumwälzt, betreiben die schwarzen Vögel Nestbau, kommen die Gedanken, die sie tagsüber wegdrückt, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Was ist, wenn doch was nachbleibt? Werde ich jemals wieder richtig gesund, das heißt schmerzlos und ausdauernd gehen, laufen, wandern, tanzen können? Wird alles wieder richtig gut? Und wie lange, falls ja, wird es dauern, und woher weiß ich, was ich machen sollte und was nicht?

Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht. Ist nicht so, dass sie sich im Leben schon mal was gebrochen hätte, nie, und dann gleich das. Das Jahr geht jetzt schon in die Annalen ein.
Sie kann es nicht mehr hören, dass sie »nur Geduld« haben muss.

Und wann werde ich endlich wieder imstande sein, die Stiege hinaufzuklettern, um endlich wieder richtig im Bett schlafen zu können – und, viel wichtiger, auch wieder hinunter, auch im Halbschlaf? Wann ist wieder »normal«?

Das alles ist Jammern auf hohem Niveau, und sie weiß es, meistens jedenfalls. Aber manchmal ist ihr egal, dass alles ja noch viel schlimmer sein könnte, da fühlt sie sich allein und von allen guten Geistern verlassen, da brechen Albträume durch, da hört sie frostige Stimmen, denen ihre Angst nichts bedeutet, da flieht sie nachts weinend, allein und panisch durch gesichtslose Häuserschluchten … und schreckt irgendwann auf.

Dann hält sie die Stille nicht aus. Und wenn sich dann am Fenster ein gewisser Fellträger bemerkbar macht, dann ist sie dankbar, greift freudig nach ihren Krücken, humpelt zur Tür, lässt ihn rein, redet auf ihn ein und erneuert sein Futter, hofft, dass er bleibt, sich nach dem Fressen bei ihr Streicheleinheiten abholen kommt und sich schließlich zu ihren Füßen schnurrend zusammenrollt und sie für ein paar weitere Stunden in einen traumlosen Schlaf gleiten kann.


abc.etüden 2023 14+15+16+17+18 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Für die abc.etüden, Wochen 14*15*16*17*18**2023: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Wortspende stammt von Anna-Lena mit ihrem Blog Meine literarische Visitenkarte. Sie lautet: Nestbau, frostig, tanzen.

Krankheiten und Unfälle machen was mit einem. Wie immer, wenn man es nie selbst zuvor erlebt hat, fehlt ein Stück – die Erfahrung, mir etwas gebrochen zu haben, erweitert gerade meinen Horizont. Bitte lest diese Etüde nicht komplett autobiografisch, ich habe schon das eine oder andere überspitzt, und ich entschuldige mich jetzt schon prophylaktisch bei denen, die wirklich durch Krankheit dauerhaft eingeschränkt sind – mir ist bewusst, dass ich davon keine Ahnung habe.

Andererseits ist sind die Etüden meine Möglichkeit, nicht ständig aus meinem Herzen eine Mördergrube zu machen. Ich muss da durch und ich habe es ziemlich satt, das ist die Wahrheit …

 

Von Blumen im Frühling

Ein Aufathmen (I.)

Grüne Tannen, bunte Blumen,
Blauer Himmel, Luft und Duft,
Silberhelle Wasser rieseln
Aus der grauen Felsenkluft.

Helle Sonnenlichter zittern
Spielend auf dem feuchten Grund,
Und der Vögel heimlich Zwitschern
Gleicht dem Wort aus liebem Mund.

Grüne Tannen – kleine Vögel,
Ach, – ihr kennt ein Zauberwort – –
Euer Rauschen, euer Zwitschern
Scheucht die alten Schmerzen fort!

(Ada Christen, Ein Aufathmen, aus: Aus der Asche (Neue Gedichte), 1870, Online-Quelle)

Kleine Blume

Kleine Blume an meinem Pfad
Die mein achtloser Fuß zertrat,
Was ich fehlte, ich mach’ es gut:
Sollst mir schmücken den Wanderhut.

Sollst mich mahnen, wie flücht’ge Hast
Oft schon sinnige Lust verpasst,
Achtlos sonniges Glück zertrat, −
Kleine Blume an meinem Pfad.

(Anna Dix, Kleine Blume, aus: Aus jungem Herzen, 1898, Online-Quelle)

Es kommt der Regen des Frühlings

Es kommt der Regen des Frühlings,
Und bringt den Segen des Frühlings.
Die Blumen stehen und warten
An allen Stegen des Frühlings,
Und Düfte streuen die Lüfte
Auf allen Wegen des Frühlings.
Doch mein Gemüth ist beklommen
In Kummer wegen des Frühlings;
Wie ich soll feiern die Feier,
Ich bin verlegen, des Frühlings?
Mir ist im Froste des Winters
Die Lust erlegen des Frühlings.
Bis euch, ihr Blumen, die blühtet
In Lustgehegen des Frühlings,
Mir neu anreget zu blühen
Ein Hauch allregendes Frühlings;
Hab’ ich, ein trauriger Gärtner,
Das Grab zu pflegen des Frühlings.

(Friedrich Rückert, Es kommt der Regen des Frühlings, aus: Kindertodtenlieder aus seinem Nachlasse, Frankfurt a. M. 1872, S. 213–214, Online-Quelle)



Quelle: Pixabay


Vom April (2)

April

Das ist die Drossel, die da schlägt,
Der Frühling, der mein Herz bewegt;
Ich fühle, die sich hold bezeigen,
Die Geister aus der Erde steigen.
Das Leben fließet wie ein Traum –
Mir ist wie Blume, Blatt und Baum.

(Theodor Storm, April, aus: Gedichte (Ausgabe 1885), Erstes Buch, Online-Quelle)

[Alle tausend Jahre]

Alle tausend Jahre
wachsen mir Flügel.

Alle tausend Jahre
saust mein purpurner Drachenleib
durch die Finsterniss.

In entseelte Himmel
spei ich
Myriaden Sterne!

Am Bach,
unter Weiden,
sitz ich dann, flechte mein langes Goldhaar, singe
und freue mich, wie sie Oben glitzern.

(Arno Holz, Alle tausend Jahre, aus: Phantasus, 2. Heft 1899, Online-Quelle)

Ein Frühlingswind

Mit diesem Wind kommt Schicksal; laß, o laß
es kommen, all das Drängende und Blinde,
vor dem wir glühen werden –: alles das.
(Sei still und rühr dich nicht, daß es uns finde.)
O unser Schicksal kommt mit diesem Winde.

Von irgendwo bringt dieser neue Wind,
schwankend vom Tragen namenloser Dinge,
über das Meer her was wir sind.

…. Wären wirs doch. So wären wir zuhaus.
(Die Himmel stiegen in uns auf und nieder.)
Aber mit diesem Wind geht immer wieder
das Schicksal riesig über uns hinaus

(Rainer Maria Rilke, Ein Frühlingswind, aus: Rilke, Die Gedichte. Insel Verlag, Frankfurt a.M. 1986. 1906 bis 1926. Vollendetes. Online-Quelle)



Quelle: Pixabay

Wie jede Woche: Kommt fröhlich und heil an Körper, Geist und Seele durch die neue Woche!

 

Von Ostern und Frühling

Die Amseln haben Sonne getrunken

Die Amseln haben Sonne getrunken,
aus allen Gärten strahlen die Lieder,
in allen Herzen nisten die Amseln,
und alle Herzen werden zu Gärten
und blühen wieder.

Nun wachsen der Erde die großen Flügel
und allen Träumen neues Gefieder;
alle Menschen werden wie Vögel
und bauen Nester im Blauen.

Nun sprechen die Bäume in grünem Gedränge
und rauschen Gesänge zur hohen Sonne,
in allen Seelen badet die Sonne,
alle Wasser stehen in Flammen,
Frühling bringt Wasser und Feuer
liebend zusammen.

(Max Dauthendey, Die Amseln haben Sonne getrunken, aus: Reliquien, in: Gesammelte Gedichte und kleinere Versdichtungen, Albert Langen, München 1930, S. 122)

[Andre haben andre Schwingen]

Andre haben andre Schwingen,
Aber wir, mein fröhlich Herz,
Wollen grad hinauf uns singen,
Aus dem Frühling himmelwärts!

(Joseph von Eichendorff, Andre haben andre Schwingen, in: VI. Geistliche Gedichte, aus: Gedichte, 1841, Online-Quelle)

Ewige Ostern

Als sie warfen Gott in Banden,
Als sie ihn ans Kreuz geschlagen,
Ist der Herr nach dreien Tagen
Auferstanden.

Felder dorren. Nebel feuchten.
Wie auch hart der Winter wüte:
Einst wird wieder Blüt’ bei Blüte
Leuchten.

Ganz Europa brach in Trümmer,
Und an Deutschland frißt der Geier, –
Doch der Frigga heiliger Schleier
Weht noch immer.

Leben, Liebe, Lenz und Lieder:
Mit der Erde mag’s vergehen.
Auf dem nächsten Sterne sehen
Wir uns wieder.

(Klabund, Ewige Ostern, aus: Die Harfenjule, Berlin 1927, Online-Quelle)



Quelle: Pixabay

Feiertag hin oder her, mein Wunsch an euch ändert sich nicht: Kommt gut (heil und gesund) durch diesen Tag, diese Woche!

 

Von Trost

Am Luganer See

Durchs Fenster strömt der See zu mir herein,
Der Himmel auch mit seinem Mondenschein.
Die Wogen ziehen über mir dahin,
Ich träume, daß ich längst gestorben bin.
Ich liege auf dem Grunde alles Seins
Und bin mit Kiesel, Hecht und Muschel eins.

(Klabund (Alfred Henschke), Am Luganer See, aus: Gedichte, 1926, Artikel über Klabunds Situation, Online-Quelle)

Dämmerung

Am Himmel steht der erste Stern,
Die Wesen wähnen Gott den Herrn,
Und Boote laufen sprachlos aus,
Ein Licht erscheint bei mir zu Haus.

Die Wogen steigen weiß empor,
Es kommt mir alles heilig vor.
Was zieht in mich bedeutsam ein?
Du sollst nicht immer traurig sein.

(Theodor Däubler, Dämmerung, aus: Das Sternenkind, 1916, Online-Quelle)

[Tröste dich, die Stunden eilen]

Tröste dich, die Stunden eilen,
Und was all’ dich drücken mag,
Auch das Schlimmste kann nicht weilen,
Und es kommt ein andrer Tag.

In dem ew’gen Kommen, Schwinden,
Wie der Schmerz liegt auch das Glück,
Und auch heitre Bilder finden
Ihren Weg zu dir zurück.

Harre, hoffe, nicht vergebens
Zählest du der Stunden Schlag;
Wechsel ist das Los des Lebens,
Und – es kommt ein andrer Tag!

(Theodor Fontane, Tröste dich, die Stunden eilen, aus: Vor dem Sturm, Dritter Band, 6. Kapitel „Im Kolleg“, 1878, Online-Quelle)



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Das ist übrigens wirklich der Luganer See.

Kommt alle gut und fröhlich und heil (also anders als ich) in und durch die neue Woche und genießt die Feiertage, so ihr feiert!