Der Aufbruch | abc.etüden

Zum besseren Verständnis: Hier (»Der Ausbruch«) zuerst lesen!

 

Ihr Name war Zora. Sie arbeitete daran, so gut und so bekannt wie Banksy zu werden. Wichtige Leute hatten ihr gesagt, dass sie es echt draufhätte, und das fand sie voll okay.

Im Waschraum der Bahnhofstoilette schrubbte sie sich gewissenhaft die Asche von den Händen und fluchte dabei vor sich hin. Der Schädel an der Wand war ein großartiges Statement gewesen, Trauerränder unter den Nägeln waren es nicht. Hoffentlich rastete er nicht aus, wenn ihre Mutter von der Arbeit kam und ihn eingesperrt fand. Vielleicht hatte er sich ja so aufgeregt, dass ihn der Schlag getroffen hatte. Sie schämte sich bei dem Gedanken, aber sie war fertig mit ihm.

Tatsache war, dass er seit Jahren »Werte« predigte. SEINE Werte, wie sie irgendwann begriffen hatte. Widerworte gingen überhaupt nicht, und wenn man sich nicht an das hielt, was er vorschrieb, tickte er aus und schlug zu. Ihr Verhalten war schuld, sie zwang ihn dazu. Ja, klar.

Schön, ihm im Streit »süßliches Werte-Gefasel« vorzuwerfen, war nicht nötig gewesen, und sie hätte wissen müssen, dass er das nicht gut aufnehmen würde. Es war ihr rausgerutscht, aber sie bedauerte es nicht. Nachdem sie das Vertrauen in ihn verloren hatte, hatte sie angefangen vorzusorgen, hielt seit einiger Zeit eine große Tasche mit dem Notwendigsten unter ihrem Bett versteckt, in der neben Klamotten, Papieren und Geld auch ihre Farbdosen lagen. Nun hatte sie alles hinter sich gelassen und war auf dem Weg zu Freunden, die ihr den nötigen Fingerhut Mut einflößen würden, um aufrecht weiterzugehen. Hoffte sie.

Ihr Name war Lena, nicht Zora, aber Lena hießen heutzutage irgendwie alle. Sie hatte Talent zum Sprayen. Sie wurde in zwei Monaten achtzehn. Sie hatte einen wichtigen Schritt gewagt. Morgen würde sie sich die Haare kurz schneiden und rot färben. Neon.
Aber jetzt hatte sie erst mal bisschen Angst.


abc.etüden 2024 15+16+17+18 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Für die abc.etüden, Textwochen 15, 16, 17 und 18 des Jahres 2024: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Wortspende kommt von mir und meinem Blog Irgendwas ist immer. Sie lautet: Fingerhut, süßlich, fluchen.

Dies ist die direkte Fortsetzung des Drabbles von gestern (»Der Ausbruch«). Natürlich hat mich interessiert, wer sie sein könnte, die da ausbricht, und warum. Ist das etwas Grundlegendes oder war es nur ein Streich, um die Eltern zu schockieren, der aus dem Ruder gelaufen ist? Beim Hineinfühlen formte sich ihre Figur, und sie war klar und ziemlich wütend.

Hier ist also die Antwort – und nein, ich beabsichtige nicht, daran weiterzuschreiben, das ist eine Momentaufnahme. Bis jetzt. 😉

 

Schreibeinladung für die Textwochen 15*16*17*18**24 | Wortspende von Irgendwas ist immer

Der ultralange März, Ostern und die Zeitumstellung sind für dieses Jahr Geschichte, liebe Etüdenfans, -schreiber*innen und -leser*innen, und die neue Etüdenrunde beginnt mit einem Wochenende, für das die ersten SOMMER-Temperaturen angekündigt worden sind, Sommer ist gleich über 25 °C. Ich kann sagen, dass das zumindest bisher bei mir nicht funktioniert hat, mein Außenthermometer ist nicht über 20 °C gekrochen, aber das mag direkt in der Stadt anders gewesen sein, wenn sich dort die Wärme gestaut hat. Aber: Ich habe hier gestern den ersten Schmetterling des Jahres gesehen, ein Tagpfauenauge, und wünsche mir so sehr, dass er nicht der einzige bleibt – die letzten Jahre waren echt mau, was die kleinen Gaukler betrifft.

Die Anzahl der Etüden hat zugenommen, was ich mir erhofft hatte, da eine Woche mehr Zeit war und euch scheinbar nicht langweilig geworden ist. Die Statistik weist unglaubliche 71 Etüden von 25 Blogs aus. Und Lyrifant mit ihrem Blog Lyrifant hat uns mit einer ersten Testetüde gefunden. Noch mal ein herzliches Willkommen bei den Etüdenverrückten!
Die Spitze der Liste teilen sich Cynthia alias Rübenigel und Puzzleblume, die Wortspenderin für März (vielen herzlichen Dank, ihr seid ja schon bisschen bekloppt, ihr wisst das 😉? Nein, bitte NICHT aufhören!), die beide mit jeweils 11 Etüden die Liste anführen. Gerhard hat 7 Etüden beigesteuert, m.mama 6 Etüden und Werner 5 Etüden. Wow! Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Finger- Sonnenhut und freue mich sehr.

Vielen Dank also wie immer euch allen anderen, die Lust hatten, mitzuschreiben und/oder mitzulesen, die gelikt und kommentiert haben! Vielen Dank an Puzzleblume für ihre Wortspende und die unermüdliche Unterstützung! Und wie immer geht mein Extradank auch an jede*n von euch, den*die ich in den teilnehmenden Blogs getroffen habe und der*die dort kommentiert/mitdiskutiert hat. Möge der Etüdenhaufen groß und bunt werden!

Wie ebenfalls immer bitte ich euch, die Liste zu kontrollieren, ob jede eurer Etüden dort verzeichnet ist oder ob euch sonst was komisch vorkommt. Die Wege von WP sind viel zu oft unergründlich, aber wenn ihr euren oder meinen Reader (https.//wordpress.com …) verlinkt, dann pingt es höchstwahrscheinlich nicht! Um sicherzugehen, brauche ich unbedingt einen verfolgbaren Link in den Kommentaren von euch, damit ihr auf die aktuelle Liste kommt. Ich ergänze oder korrigiere gerne, wenn irgendwas nicht stimmt oder eine Etüde fehlt.
Ich trage auch Nachzügler nach, aber es wäre schon nett, wenn ihr eure Etüden bis Samstagabend 20 Uhr einreichen könntet, damit ihr alle sicher auf der Liste seid, wenn es Sonntagmorgen in die neue Runde geht.

Bereit für die dritte Etüdenliste des Schreibjahres 2024? Hier ist sie!


Cynthia auf Querfühlerin: hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier
Puzzleblume auf puzzle : hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier
Heidi auf Erinnerungswerkstatt: hier und hier
Gerhard auf Kopf und Gestalt: hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier
m.mama auf L wie …: hier, hier, hier, hier, hier und hier
Jane auf Blood, Tears, Gold & Minds: hier und hier
Reiner Grinsekatz auf wupperpostille: hier
Kain Schreiber auf Gedankenflut: hier, hier und hier
Gerda von GERDA KAZAKOU: hier und hier
Myriade auf la parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée: hier
Maren auf Ich lache mich gesund: hier und hier
Werner auf Mit Worten Gedanken horten: hier, hier, hier, hier und hier
Monika auf Allerlei Gedanken: hier, hier und hier
Sabine auf Verbalkanone: hier
Don Esperanza auf Don Esperanza’s ramblings: hier
Natalie im Fundevogelnest: hier
Sofie auf Sofies viele Welten: hier
Joram auf der grüne bleistift: hier
Meine (Christiane) auf Irgendwas ist immer: hier und hier
Tanja auf Stachelbeermond: hier
Katharina auf Katha kritzelt: hier
Judith auf Mutiger Leben: hier
Lyrifant auf Lyrifant: hier
Christian auf Wortverdreher: hier, hier und hier
Anja auf Annuschkas Northern Star: hier


Die Wortspende für April 2024 bzw. für die Textwochen 15, 16, 17 und 18 des Jahres 2024 stammt von mir, Christiane, und meinem Blog Irgendwas ist immer. Sie lautet:

Fingerhut
süßlich
fluchen.


Wie immer an dieser Stelle weise ich darauf hin, dass der obligatorische Etüden-Disclaimer nach wie vor lautet: 3 Begriffe in maximal 300 Wörtern.
Eventuelle Inhaltshinweise (Triggerwarnungen) und die Überschrift zählen NICHT zum Text. Nach intensiver Diskussion bleibt das Setzen von Inhaltshinweisen (CN/Triggerwarnungen, z. B. in den Schlagwörtern) jedem teilnehmenden Blog freigestellt. Die Illustrationen unterliegen nach wie vor meinem Copyright und dürfen von jedem*jeder verwendet werden, der*die sich mit einem eigenen Beitrag an den Etüden beteiligt. Ich behalte mir vor, Kommentare zu moderieren, wenn nötig – ich darf das, weil es mein Blog ist, aber ich weise sicherheitshalber darauf hin. Wer sich die Illustrationen herunterladen möchte, sollte sie vorher großklicken, danach kann man sie in der Regel downloaden und bei sich wieder hochladen.

Noch Fragen zu den Etüden? Hier habe ich das Kleingedruckte zusammengetragen. Wenn euch was auffällt – ihr wisst ja.

Die nächsten Wörter gibt es am ersten Sonntag im Mai, das ist der 5. Mai 2024. Euch wie immer weiterhin ein schönes Wochenende und gute Einfälle! Danke, dass ihr hier seid und die Etüdenverrückten mit euren Einfällen bereichert. Ich freue mich sehr auf die nächste Runde.

 

abc.etüden 2024 15+16+17+18 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

abc.etüden 2024 15+16+17+18 | 365tageasatzaday

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abc.etüden 2024 15+16+17+18 | 365tageasatzaday

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17.12. – Die Frau | Adventüden

Diese Vorweihnachtszeit hatte der Teufel gesehen. Nicht nur die Sache mit ihrem Bald-nicht-mehr-Mann, jetzt war auch noch ihr Kater ausgerückt. Sie hatte ihn extra bei einer Freundin geparkt, damit sie in Ruhe den Hausstand auseinanderdividieren konnten, ohne dass der Kater ständig in alle Kartons sprang und Budenzauber der anderen Art veranstaltete. Und jetzt war er verschwunden. Ausgerechnet er, ihr Herzenskätzchen, der schon so viel mit ihr durchgemacht hatte.

Eigentlich hatte sie die letzten Tage nur geheult.

Als Erstes hatten sie das städtische Tierheim alarmiert. Ergebnislos. Nach der Arbeit war sie jeden Tag stundenlang durch die Gegend geirrt und hatte ihn gesucht. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Sie sah in jedem Stein einen verstümmelten Katzenkörper und drehte langsam durch. Er würde doch heimkommen wollen. Er ganz bestimmt.

 

Telefongeklingel.

»Ja?«

»Frau Ginster? Hier ist das private Tierheim Fellträgerliebe. Laut Mikrochip sitzt Ihr Kater bei uns.«

Ihr Herz!

»Ich komme sofort!«

 

Sie fand den Raum grell und kalt. Es roch nach Reinigungsmitteln und verängstigten Tieren.

»Hier?«, fragte sie die abgekämpft aussehende Tierpflegerin und wartete kaum ihr Nicken ab, weil sie es nicht aushielt. »Wo ist denn mein Katerchen? Wo ist denn meine großartige Lieblingskatze? Katzenkind, wo bist du denn?«

Die Tierpflegerin hob die Hand, um ihr Einhalt zu gebieten, als sie beide es hörten: Eine kräftige Katzenstimme mischte sich unter die Geräusche.

»Miau, hier bin ich, endlich bist du da, ich bin hier hinten, hol mich bloß hier raus, ich habe so auf dich gewartet!«

Sie rannte los und fiel vor seiner Box auf die Knie. Tränenüberströmt natürlich.

»Mein Kleiner! Ich bin ja da, wir gehen sofort heim!«

Zu Hause würde sie alles Adventsgedöns aufhängen, das sie finden konnte, und dem Kater das geliebte Hühnerfleisch in der Silberschale kredenzen. Ihre Katze war da und die Welt wieder in Ordnung. Jetzt konnte Weihnachten kommen.


Autor*in: Christiane                    Blog: Irgendwas ist immer

Ich habs euch ja gesagt 😉

Für die, die unter der Woche nicht mitgelesen haben: Dies ist die Fortsetzung von »Der Kater«.


Adventüden 2023 12-17 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

14.12. – Der Kater | Adventüden

Das hier war ohne Zweifel das sogenannte wahre Leben, und er wusste genau, dass er es nicht mochte und warum. Es war zu kalt und zu hell und er vermisste seinen Kuschelplatz. Außerdem kreischten um ihn herum lauter andere Katzen hässliche Dinge, und auf die konnte er am allermeisten verzichten. Noch mehr als auf die hektische Freundin seiner Menschenfrau, zu der sie ihn gebracht hatte und der er abgehauen war, als sie die Wohnung kurz verlassen hatte, um irgendwelches Adventsgedöns vom Dachboden zu holen. Tja, lass die Tür nicht angelehnt, und merke, Katzen halten keinen Winterschlaf, auch wenn sie vielleicht so aussehen. Er hatte sie noch nie gemocht, also nichts wie raus, nur weg von den komischen Räucherstäbchen und diesem schrägen Gesinge, das sie bestimmt schön fand.
Es war nicht seine klügste Entscheidung gewesen.

Natürlich hatte er bloß nach Hause gewollt, aber er hatte sich verlaufen. So viele laute Straßen, so viele Hunde. Er musste doch auf seine Menschenfrau aufpassen, der Menschenmann hatte sie in der letzten Zeit so oft angeschrien. Nach zwei Tagen war er in ein geöffnetes Fenster gesprungen, wo man ihn zwar gefüttert, dann aber eingefangen und hierhergebracht hatte.
Tierheim. Heim? Nicht deren Ernst.
Sein Wunschzettel stand jedenfalls fest: seine Menschenfrau. Nach Hause. Sofort.

»Was ist mit dem?« Zwei Tierpflegerinnen stoppten vor der Box.

»Fundkatze. Ganz neu. Wir hoffen, dass wir irgendwelche Besitzer ausfindig machen können, sonst kommt er noch vor Weihnachten in die Vermittlung.«

»Hübsch ist er ja.«

»Aber schon älter. Und ein Einzelprinz.«

»Frisst er?«

»Schau dir die Schale an. Wenig. Morgen bestimmt.«

Das glaubt mal. Das schmeckt doch nicht, das Zeug.
Er kauerte sich an die Wand der Box.
Sie liebt mich. Bestimmt macht sie sich Sorgen. Sie kommt.
Mach schnell! Bitte!
Er kniff die Augen zusammen, schlug die Pfoten unter und wartete.


Autor*in: Christiane                    Blog: Irgendwas ist immer

Wie bereits angekündigt, gibt es mehrere Schreiber*innen, die zwei Adventüden beigesteuert haben, eine davon war (unfreiwillig) ich. Bevor ihr fragt: Ja, diese Geschichte bekommt noch eine Fortsetzung innerhalb der Adventüden.


Adventüden 2023 12-14 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

OP-Termin | abc.etüden

Hellgrüner Kittel, grelles Licht, grüne OP-Maske. Ich liege auf dem OP-Tisch und der Doc sieht auf mich herab wie auf eine Amöbe.

»Tja, gute Frau, das mit der Lokalanästhesie, um die Stellschraube zu entfernen, war ja prinzipiell eine gute Idee, aber …«

Oh-oh. Das klingt nach Komplikationen. Ich erstarre bei dem Tonfall und der gerunzelten Stirn. Der Fluchtreflex übernimmt. Ich geh ja schon. Mit der Schraube. Gibt ja noch andere Krankenhäuser.

»… das sieht so aus, als ob die bei Ihnen über die Wochen so verwachsen ist, dass ich da wirklich so nicht rankomme. Vielleicht ist die Schraube sogar gebrochen, das konnte ich nicht erkennen. Dafür muss ich den Knöchel aufschneiden und würde Sie gern in eine Vollnarkose legen, damit Sie auch ganz sicher nichts mitbekommen. Keine Angst, Sie brauchen keinen neuen Termin, das können wir alles gleich integrieren, unser Anästhesist steht schon bereit.«

O nein! An was für einen Vollprofi bin ich denn da geraten? Kennt der Typ überhaupt meinen Namen? Hat der die richtigen Röntgenbilder? Zum Glück ist das Edding-Zeichen auf dem richtigen Bein!

Wenn ich schon mal hier bin, beruhige ich mich. »Ach bitte«, bettele ich, »können Sie es nicht doch versuchen?«

»Na gut«, seine Stimme klingt deutlich weniger leutselig als zuvor, »aber auf Ihre Verantwortung.«

Am liebsten will ich eigentlich nur weg, aber ich nicke. Das kann nicht gut gehen! Wie in Zeitlupe beobachte ich, dass Doktor Schrecklich nach einem großen Schraubendreher greift, ihn ansetzt und … es quiiiiiiiiiiiiiiiiiietscht. Wie altes, sprödes Metall. Wie Kreide auf einer Schultafel. Wie …

Ich fahre hoch. Es quiiiiiiiiiiiiiiiiiietscht. Wie scharrende Katzenpfoten an einer Fensterscheibe. Fahles Morgenlicht dringt herein. Draußen plumpst der Fellträger vom Fensterbrett und bewegt sich zur Tür. Ich schwinge die Beine aus dem Bett. Morgenroutine. Katze füttern, Katze kuscheln, hoffentlich gemeinsam ein bisschen eindösen.

Nur ein Albtraum.


abc.etüden 2023 19+20+21+22 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Für die abc.etüden, Wochen 19*20*21*22**2023: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Wortspende stammt von mir und meinem Blog Irgendwas ist immer. Sie lautet: Stellschraube, leutselig, integrieren.

Natürlich wollte ich zu meiner eigenen Wortspende etwas aus meinem aktuellen Leben beisteuern 😉. Meine Stellschraube ist draußen, und ich kann euch versichern, dass die Szenerie in NICHTS der oben beschriebenen ähnelte. Den Doc kannte ich bereits (und er mein Sprunggelenk), die OP-Schwestern waren jung, souverän und einfach nur großartig und das Prozedere zu keiner Zeit angsteinflößend. Ich war zum ersten Mal bei einer OP nicht in Narkose – und habe den Sichtschutz ein bisschen bedauert. Die Stellschraube durfte mich begleiten, sie glänzt und ist knapp 5 Zentimeter lang und wohnt in ihrem Döschen jetzt bei mir.

Katzenpfoten (die Fußballen) quietschen auf Fensterscheiben allerdings wirklich. Jedenfalls die von einem gewissen Fellträger.

 

Die Patentante | abc.etüden

Was soll das heißen, du willst dir die Krallen permanent lackieren lassen? Du bist doch kein Mädchen!? Was werden die anderen denn dazu sagen?«

Ja, total unfair, ich weiß, aber es ist erstaunlich, wie leicht er noch zu beeinflussen ist. Hat vermutlich zu viele Serien geschaut, wo es um edel, Zwieback und gut ging. Das Übliche. Er ist noch zu jung für Überlegungen zur Sexualität, jedenfalls hoffe ich das sehr – bitte keine »Divers«-Diskussionen!

Ich auf jeden Fall bin so eine Art Patentante. Das bin ich für fast alle, die hier durchgeschleust werden, die Ärmsten kommen meist aus schlechten Verhältnissen unterschiedlichster Art. Manche bleiben Jahre. Viele sind echte Rüpel und spucken Feuer, wenn sie sich angegriffen fühlen, aber wenn man sie einfach akzeptiert, hat man viel Spaß. Ich habe sogar häkeln gelernt, um jedem seine eigene Kuscheldecke schenken zu können, es ist oft das erste Mal, dass sie was Eigenes besitzen.

Er schaut mich todtraurig an. Das wird mal ein Herzensbrecher, so viel ist sicher, fehlen nur noch die Krokodilstränen.

»Lass mich raten«, sage ich. »Sie sollen blutrot werden, richtig, damit du wirklich gefährlich aussiehst?«

Er nickt zögernd.

»Und hinterher willst du bestimmt deinen Namen ändern lassen? Gorrrch der Schreckliche oder so?«

Er nickt. Deutlich verschämter.

Ach, Kind. Die Sache mit den Rollenbildern ist bei Menschen schon nicht leicht, aber als Drache muss es völlig katastrophal sein.

»Angst machen macht einsam, Süßer«, sage ich, »ich würde mir das noch mal überlegen. Glaub einer alten Frau.«

Er kommt zu mir, legt seinen Kopf auf meinen Schoß (mehr passt da auch nicht rauf), schließt die Augen und fängt prompt an, leise zu schnarchen, wobei ihm kleine Feuerzungen entweichen. Ich schüttele sachte den Kopf, während ich ihn kraule.

Morgen sollte ich mal wieder einen Satz feuerfeste Klamotten bestellen, mein Rock ist schon fast durchgeschmurgelt.

 

abc.etüden 2023 04+05 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Für die abc.etüden, Wochen 04/05.2023: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Wortspende stammt dieses Mal von mir (Christiane) und meinem Blog Irgendwas ist immer. Sie lautet: Drache, edel, häkeln.
Außerdem greift sie die Etüde von der Fledermaus auf (unbedingt hier klicken), ich konnte speziell dem Bild (unten) nicht widerstehen. Ich glaube, ich brauch gerade was Niedliches. (Ja, der Fellträger kann auch so gucken.)



Quelle: Pexels

 

Schreibeinladung für die Textwochen 04*05*23 | Wortspende von Irgendwas ist immer

Ihr kennt das vermutlich auch, liebe Etüdenfans, -schreiber*innen und -leser*innen: Keine Lust zu gar nichts, und eigentlich könnte einem alles gestohlen bleiben (außer dem*den Fellträger*n natürlich). Daher werdet ihr es mir hoffentlich nicht weiter übelnehmen, dass ich auf die Wortspende von Etüdenerfinder Ludwig dieses Mal eine von mir folgen lasse – ich hatte schlicht keinen Nerv, eine Ziehung abzuhalten und euch anzuschreiben. Schließlich hatte ich noch anderes zu tun (zum Beispiel zu husten), und der Fellträger will auch essen.

Wem jetzt meine Wortspende zu einseitig daherkommt: Es liegt an euch, ob der Drache ein Fabelwesen, ein Spielzeug (oder, sorry, Hobbygerät) oder ein Mensch (oder etwas ganz anderes) ist, der*die sich zum Beispiel die Realität zurechthäkelt … ich verlasse mich da völlig auf euch. Frage an die Fachmenschen: Ist die Blume an dem Geländer in der Illustration wirklich gehäkelt? Die Stichworte behaupten es zumindest.

Aus gegebenem Anlass: Einige von euch werden die Diskussionen um Texte (und die Texte selbst), die mittels ChatGPT3 geschrieben wurden, gelesen und kommentiert haben. Ich halte eine Auseinandersetzung mit KIs und ihren Möglichkeiten für wichtig, dennoch möchte ich euch bitten, ab heute (Stand: 22.01.2023) keine KI-Texte mehr zu den Etüden beiszusteuern und zu verlinken: Ich werde sie nicht in der Liste aufführen und entsprechende Links dazu löschen. Etüden sollen „handmade/kopfmade“ sein und bleiben 😉 (Siehe auch das berühmte Kleingedruckte.)
Link zu KIs im Alltag beim ZDF: hier klicken – meinen Dank an Jürgen Küster, der den Link bei Gerda in den Kommentaren beigesteuert hat.

Los geht es wie immer mit der Statistik. 26 Blogmenschen haben 39 Etüden beigesteuert, das liegt vor allem daran, dass die Zahl der Wiederholungstäter viel geringer als sonst war, der „Etüdenstamm“ hat zuverlässig mitgeschrieben. Sehr herzlichen Dank!

Vielen Dank wie immer an alle, die Lust hatten, mitzuschreiben und/oder mitzulesen, die gelikt und kommentiert haben! Und auch immer wieder meinen Extradank an jede*n von euch, den*die ich in den teilnehmenden Blogs getroffen habe und der*die dort kommentiert/mitdiskutiert hat. 😀👍

Wie immer bitte ich euch, die Liste zu kontrollieren, ob jede eurer Etüden dort verzeichnet ist oder ob euch sonst was komisch vorkommt. Ich trage gerne nach, wenn irgendwas nicht stimmt, und versichere wie jedes Mal, dass es keine böse Absicht ist. 😀

Disclaimer: Nach intensiver Diskussion bleibt das Setzen von Inhaltshinweisen (CN/Triggerwarnungen, z. B. in den Schlagwörtern) jedem teilnehmenden Blog freigestellt.

Bereit für die neue Etüdenliste? Hier kommt sie!


Rina auf Geschichtszauberei: hier
Ulrike auf Blaupause7: hier, hier und hier
Puzzleblume auf Puzzleblume: hier
Myriade auf la parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée: hier
Heidi auf Erinnerungswerkstatt: hier
Olpo auf olpo run: hier, hier, hier und hier
Tanja auf Stachelbeermond: hier
Anna-Lena auf Meine literarische Visitenkarte: hier
Kain Schreiber auf Gedankenflut: hier, hier und hier
Werner auf Werner Kastens: hier
Petra auf Petra schreibt: hier
Gerhard auf Kopf und Gestalt: hier, hier und hier
Corly in Corlys Lesewelt: hier
Gerda von GERDA KAZAKOU: hier, hier und hier
Alice auf Make a Choice Alice: hier
Monika auf Allerlei Gedanken: hier und hier
Natalie im Fundevogelnest: hier
Anja auf Annuschkas Northern Star: hier
Kristijan auf Schreibenblog: hier
Nina vom Bodenlosz-Archiv: hier
Katharina auf Katha kritzelt: hier
Meine (Christiane) auf Irgendwas ist immer: hier
Bettina auf Wortgerinnsel: hier
Ellen auf nellindreams: hier und hier
Doro auf DORO|ART: hier
Donka auf onlybatscanhang: hier


Die Wortspende für die Textwochen 04/05 des Jahres 2023 stammt wie bereits erwähnt von mir (Christiane) und meinem Blog Irgendwas ist immer. Sie lautet:

Drache
edel
häkeln.


Wie immer weise ich darauf hin, dass der obligatorische Etüden-Disclaimer weiterhin gilt: 3 Begriffe in maximal 300 Wörtern.
Eventuelle Inhaltshinweise (Triggerwarnungen) und die Überschrift zählen NICHT zum Text. Eure Beiträge verlinkt ihr bitte wie gewohnt hierhin und/oder postet den Link unten in einen Kommentar, damit eure Etüden auch ganz sicher von mir und von allen, die es interessiert, gelesen werden können. Wen ich nicht in den Kommentaren/Pings der zugehörigen Schreibeinladung finden kann (das ist diese hier), der kommt (höchstwahrscheinlich) nicht auf die nächste Liste bzw. muss meckern, ich merke mir nicht, was ich wann eventuell bei wem gelesen habe.
Die Illustrationen unterliegen nach wie vor meinem Copyright. Wie immer behalte ich mir vor, Kommentare zu moderieren, wenn nötig. Wer sich die Illustrationen herunterladen möchte, sollte sie vorher großklicken, danach kann man sie in der Regel downloaden und bei sich wieder hochladen.

Noch Fragen zu den Etüden? Hier habe ich das Kleingedruckte zusammengetragen. Wenn euch was auffällt – ihr wisst ja.

Die nächsten regulären Wörter gibt es am 5. Februar 2023. Habt weiterhin ein schönes Wochenende und gute Einfälle!

 

abc.etüden 2023 04+05 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

abc.etüden 2023 04+05 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

abc.etüden 2023 04+05 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

11.12. – Eine Liebeserklärung | Adventüden

Ihre Erinnerungen an den letzten Heiligabend waren schlecht. Herrschsüchtig sei sie, hatte sie sich anhören müssen. Rechthaberisch. Nun, ihre Wohnung, ihre Regeln, oder nicht? Aber es war nicht spurlos an ihr vorbeigegangen, und da jetzt das Dezemberdilemma erneut drohte, hatte sie beschlossen, dass sie sich das nicht wieder antun würde.
Hauptsächlich seinetwegen. Ihr Sohn hatte mit Mitte vierzig noch einmal eine Partnerin gefunden, und sie hatte beobachtet, wie liebevoll sein Blick war, wenn das zahnspangige Mädchen, das es als Zugabe gegeben hatte, ihn anstrahlte.

Liebe ging vor.

Also sagte sie deutlich »Ich möchte lieber nicht«, als er pflichtgemäß anrief, um zu fragen, ob sie Heiligabend wieder bei ihr feiern würden. »Deine neue Familie ist wichtiger. Du weißt schließlich, dass ich ein herrschsüchtiges altes Biest bin«, sie kicherte, »und dann ist das mein Geschenk an euch: ein friedlicher Weihnachtsabend.«

Sein empörtes »Mama!« tat ihr gut, aber sie blieb dabei. Sie hatte für die Kleine den Adventskalender üppig bestückt, und die obligatorische Gebäckdose würde dieses Jahr doppelt so umfangreich ausfallen, denn letztes Jahr war ihr selbst gebackener Lebkuchenvorrat in atemberaubendem Tempo geschmolzen.

»Wir können ja überlegen, ob ihr über die Feiertage zum Essen kommt«, erwiderte sie. »Oder ich zu euch.«

»Die klassische Variante also? Mama, nach all den Jahren, ist das dein Ernst?«

Hätte sie »Ich kann ja Eintopf kochen« antworten sollen? Sie hatte erst einmal nach einem Taschentuch greifen müssen, als sie aufgelegt hatten, und dann war sie rausgegangen, um den Kopf auszulüften und nachzudenken.

Das befreiende Gefühl, sich richtig entschieden zu haben, beflügelte sie auch noch am Abend, als sie mit einem Glas Glühwein dem Foto ihres Sohnes (nebst Anhang) auf der Anrichte zuprostete. »Weißt du«, überlegte sie, »früher war mehr Lametta und es war schön. Aber jetzt ist die Zeit gekommen, ein paar alte Zöpfe abzuschneiden. Für uns beide.«


Autor*in: Christiane                    Blog: Irgendwas ist immer


Adventüden 2022 11-12 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventskalender, Dezemberdilemma, Eintopf, Gebäckdose, Hefe, Lametta, Laubsäge, Liebeserklärung, Kreuzkümmel, Kulturschock, Sternenglanz, Sturz, Taschentuch, Tunichtgut, Weihnachtsputz.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2022, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

Adventüden 2021 06-12 | 365tageasatzaday

06.12. – Das erste Mal | Adventüden

Ich habe gedacht, ich hätte alles durch. Man erlebt so allerlei, und ich arbeite nicht das erste Jahr auf dem Wintermarkt. Aber zwischen Weihnachtsschmuck, Bratapfel, Glühwein und Schneeregen habe ich mich schockverliebt. Inklusive Herzklopfen und Sehnsucht. Allerdings hat sie ziemlich junge Kinder, und das verunsichert mich, denn ich selbst habe keine, und ich bin nicht mehr jung.

Manchmal weiß man schnell, dass man etwas miteinander probieren möchte. Als sie mich also gefragt hat, ob ich nicht zu Nikolaus Geschenke bringen könnte, habe ich zugesagt, einfach so. Und jetzt stehe ich in ihrem Treppenhaus und bin aufgeregt.

Mir öffnet der kleine Junge, als ich klingele, juchzt: »Papa, Papa!«, umarmt mich, klettert wie ein Äffchen an mir hoch, zerrt mir am Bart (der nicht abgeht), erstarrt, rutscht runter, rennt in die Wohnung und brüllt: »Das ist überhaupt nicht Papa!«

O nein, verdammt! Schlechter Anfang. Und jetzt?

»Von drauß’ vom Walde komm ich her«, erkläre ich bedrückt der Liebsten, die inzwischen im Türrahmen erschienen ist, ein älteres Mädchen neben sich, und überreiche ihr den Sack. »Oder so ähnlich.« Ich bin aufgewühlt, aber sie lächelt ermutigend. Es riecht nach Keksen, ich störe wohl beim Plätzchenbacken.

»Lara, schau mal nach Timmy«, bittet sie ihre Tochter, die mir einen neugierigen Blick zuwirft, aber nickt und verschwindet. Dann gibt sie mir einen schnellen Kuss, greift nach meiner Hand und zieht mich Richtung Küche.

»Du bist echt zu blöd«, hören wir wenig später die erhobene Mädchenstimme aus dem Kinderzimmer. »Natürlich ist das nicht Papa, wir haben doch morgen mit Papa wieder so einen Viii-deee-ooo-coll oder wie das heißt. Das ist bestimmt der neue Freund von Mama. Hat sie doch erzählt!«

Die Liebste scheint erleichtert und seufzt tief. Ich lege den Arm um ihre Schultern und ziehe sie an mich.

»Willkommen«, murmelt sie. »Geht doch. Wirst schon sehen.«


Autor*in: Christiane                      Blog: Irgendwas ist immer

 

Adventüden 2021 06-12 | 365tageasatzaday
Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Aktentasche, Bratapfel, Doppelgänger, Eistee, Geborgenheit, Glitzer, Kartoffelsalat, Kekse, Kopfzerbrechen, Marzipan, Partitur, Schneeregen, Sehnsucht, Sturmwolkenblau, Weihnachtsschmuck

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2021, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

Adventüden 2020 20-12 | 365tageasatzaday

20.12. – Unverhofft kommt oft | Adventüden

 

»Was soll das heißen, du hast einen Wegwerf-Kater?«, fragt sie ihre Freundin ungläubig, als sie im Wohnzimmer bei Kaffee und adventlichen Lebkuchen beisammensitzen.
»Oh, seine Besitzerin wollte ihn einschläfern lassen, weil er sich eine Pfote gebrochen hat. Stell dir das vor! EINSCHLÄFERN! Sie meinte, sie holt sich dann lieber einen neuen. Klein, stark, schwarz und noch kein Jahr alt. Wir haben ihn ihr weggenommen und verarztet.«
»Und was macht die mit ihren Kindern, wenn die krank sind? Ins Heim geben?«
»Ich hoffe, sie hat keine.« Miri, Herz und Kopf einer Tierarztpraxis, seufzt. »Viele Leute drehen dieses Jahr am Rad, aber derart krasse Fälle sind zum Glück selten. Ich suche jetzt eine Pflegestelle, sonst muss er ins Tierheim. Hättest du nicht Lust?«

Sie überlegt. Platz genug wäre. Nüchtern betrachtet wird sie zu Weihnachten allein sein. Zur Tochterfamilie gehören nämlich nicht nur zwei wilde Enkeljungs im Kindergartenalter, sondern auch ein ungeplantes Corona-Kind, vor wenigen Tagen auf die Welt gekommen. Zum Glück alles okay.
»Viele Frauen nehmen vom Käsekuchen zu, ich hatte andere Gründe. Na ja, was soll man auch sonst machen, wenn man den ganzen Tag zusammen ist. Außer essen«, hatte ihre Tochter gesagt und gezwinkert, als sie das Enkelmädchen angekündigt hatte. Sie hat darauf lieber nichts geantwortet.
Vorsorglich haben sie Weihnachten mit Oma auf einen kurzen Weihnachtskaffee mit Geschenkeaustausch reduziert, sie ist nicht mehr die Jüngste und sowieso Risikogruppe und so.

Nun. Sie betrachtet nachdenklich ihre bunte Kuscheldecke. Logisch, die Tochterfamilie ist nicht aus der Welt, aber ihr ist bewusst, dass jemand fehlt, der ihre Einsamkeit teilt und ihre Streicheleinheiten zu würdigen weiß. Ob sie sich die Verantwortung aufladen soll?

»Ach, bring ihn her«, hört sie sich sagen. »Erst mal über Weihnachten, und im neuen Jahr sehen wir weiter.«
Aus dem Augenwinkel sieht sie Miri lächeln, als habe sie es gewusst.

Autor*in: Christiane     Blog: Irgendwas ist immer

 

Adventüden 2020 20-12 | 365tageasatzaday
Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

Eins noch: Die Geschichte mit dem Kater ist wahr. Seine Besitzerin brachte ihn in eine Tierarztpraxis zum Einschläfern, weil er sich die Pfote gebrochen hatte. Man nahm ihn ihr weg, das ist auch wahr, und entweder die Tierärztin selbst oder eine Helferin regte sich (bei Twitter) tierisch (zu Recht) darüber auf. Das war irgendwann 2019.
Dass er bei mir gelandet ist, stimmt natürlich nicht, da hätte ein gewisser Herr Fellträger einen gewissen Unmut geäußert – genauso, wie der Rest der Geschichte frei erfunden ist.

 

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Etikett, Gin, Käsekuchen, Kuscheldecke, Lebkuchen, Lichtermeer, Märchenbuch, Minnesang, Nebelschwaden, Schlittenfahrt, Semmelknödel, Streicheleinheiten, Wichtel, Wunschpunsch, Zugvogel

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2020, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

Schreibeinladung für die Textwochen 02.03.20 | Wortspende von Irgendwas ist immer

Frohes Neues, liebe Etüdenfans, -schreiber*innen und -leser*innen, ich hoffe, ihr seid alle gut reingerutscht, seid aus den Ferien wieder da und seid vom neuen Jahr bisher sanft in den Armen gewiegt worden.

Wer es noch nicht gelesen hat, findet mein Adventüden-Fazit hier.

Eine Entschuldigung vorweg: Ich bin nicht dazu gekommen, euch wegen Wortspenden anzuschreiben, also spielen wir in den ersten beiden Wochen meine eigene – was auch nicht weiter ungewöhnlich ist, diese Ehre teilen sich der Etüdenerfinder und ich ja oft. Wozu ich aber auch nicht gekommen bin, ist, die Neueinsteiger bei den Etüden zu fragen, ob sie denn überhaupt auf die Wortspenderliste WOLLEN. Da wären also: Puzzleblume (Puzzle❀„-Blog), die Findevogelfrau (Findevogelblog), die Fledermaus (OnlyBatsCanHang), Tanja (Stachelbeermond), Martina (Und sonst so?) und Sofie (Sofies viele Welten). Wenn ihr auf die Liste potenzieller Wortspender wollt (die Wortspender werden ausgelost, siehe Kleingedrucktes), dann äußert bitte ein fröhliches „Ja, ich will“ in den Kommentaren, und zwar bitte innerhalb der nächsten 4 Tage, damit ich dann ziehen (und euch anschreiben) kann.
(Du denkst, du bist längst qualizifiziert und ich habe dich noch nie gefragt? Bitte melden, dann schau ich gern noch mal – ich bin gerade bisschen raus.)

Okay, kann es losgehen? Das letzte Fazit vom alten Jahr findet sich hier, falls jemand noch mal reinschauen will.

Die Wörter für die Textwochen 02/03 des Schreibjahres 2020 kommen von mir, Christiane, Blog Irgendwas ist immer. Die neuen Begriffe lauten:

Skiurlaub
mickrig
kommandieren.

 

Auch im neuen Jahr darf der öde, blöde Etüden-Disclaimer nicht fehlen: Die Headline für die Etüden heißt: 3 Begriffe in maximal 300 Wörtern.
Inhaltshinweise und die Überschrift zählen NICHT zum Text. Eure Beiträge verlinkt ihr bitte wie gewohnt hierhin und/oder postet den Link unten in einen Kommentar, damit eure Etüden auch ganz sicher von mir und von allen, die es interessiert, gelesen werden können. Wen ich nicht in den Kommentaren/Pings der Schreibeinladung finden kann (das ist hier), der kommt nicht auf die nächste Liste, ich merke mir nicht, was ich wann eventuell bei wem gelesen habe.
Die Illustrationen unterliegen nach wie vor meinem Copyright. Wie immer behalte ich mir vor, Kommentare zu moderieren, wenn nötig.

Noch Fragen zu den Etüden? Hier habe ich das Kleingedruckte zusammengetragen. Wenn was fehlt – ihr wisst schon.

Die nächsten regulären Wörter gibt es am 19. Januar 2020. Habt weiterhin ein schönes Wochenende!

 

abc.etüden 2020 02+03 | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay (hier und hier), bearbeitet von mir

 

abc.etüden 2020 02+03 | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay, bearbeitet von mir

 

24 – Die Cookie-Oma | Adventüden

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

 

Die Cookie-Oma (Christiane, Irgendwas ist immer)

 

»Und vergiss nicht, Oma Anne zu sagen, wie toll du ihre selbst gebackenen Plätzchen findest!«

Melanie verabscheute die obligatorischen Verwandtenbesuche über Weihnachten. Von wegen Weihnachtszauber: Am ersten Feiertag kamen ihre Eltern von weit, das war ehernes Gesetz. Mit einem Berg Geschenke (nun ja, danke) und Plätzchen, die selbstverständlich bei ihnen blieben. Als ob sie, Melanie, nicht backen könnte! Als ob über Weihnachten in dieser Familie jemals jemand Hunger gelitten hätte!

Ihr Sohn maß sie im Vorbeilaufen mit dem eisigen Blick des Spätpubertierenden. »Wenn ich entscheiden müsste, was ich den Vögeln im Garten hinstreue, dann wäre das ganz sicher nicht Oma Annes Gebäck«, tönte er.

Ach, wo war die Zeit geblieben, als dieses Kind mit einem Kuscheltier zufriedenzustellen gewesen war? Da werkelte sie Stunde um Stunde in der Küche, um ihre Lieben mit Naschereien verwöhnen zu können, und was tat dieser Banause? Erzählte ihr was von vegan und Nussallergie.
»Wenn überhaupt, dann hast du eine Nussunverträglichkeit«, hatte sie gekontert, »wäre ja auch kein Wunder, wenn man sich die Menge Nutella anschaut, die du so in dich hineinschaufelst!«

Okay.

So unflexibel wollte sie nicht sein, obwohl Großmutters Lebkuchen immer die besten bleiben würden. Online hatte sie bei einer COOKIE-OMA angesagte Plätzchenrezepte gefunden. Aber Bananen-Tonka-Plätzchen, Früchtetaler und Schokoladen-Orangen-Riegel? Himbeer-Kokos-Herzen? War das wirklich die Alternative?
Sie hatte diesem gehypten Zeug dann doch nicht getraut, frustriert ihren ewig gleichen Zimtsternen, Vanillekipferl und Spitzbuben den Vorzug gegeben und sich ein wenig für ihre Feigheit geschämt.

Draußen hupte es. Bestimmt die Eltern.

Zwanzig Minuten später starrte sie fassungslos auf die mitgebrachten Weihnachtsplätzchen.

»Ich habe ein neues Projekt«, verkündete ihre Mutter fröhlich. »Seit Carl im Ruhestand ist, beschäftigen wir uns nämlich mit gesunder Ernährung! Vor Weihnachten fand ich Backen passend. Auf Instagram heiße ich übrigens ›Cookie-Oma‹, toll, nicht? Kind? Du sagst ja gar nichts? Ist dir nicht gut?«

 

Adventüden 2019 24 | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

Ich möchte mich bei euch bedanken. Bei den Schreibenden der Adventüden natürlich zuerst, aber ebenso bei allen, die jeden (oder fast jeden) Tag vorbeigekommen sind, die gelesen, gelikt und vor allem kommentiert und sich eingebracht haben, und die mir damit gezeigt haben, dass ihnen die Etüden etwas bedeuten – und die Arbeit, die ich hineinstecke. Das bedeutet mir etwas.
Mir ist schon klar, dass einige von euch bereits in der Weihnachtspause sind, aber vielleicht lest ihr es ja trotzdem. Danke.

 

FROHE TAGE EUCH ALLEN, ob ihr feiert oder nicht!

 

Dieser Blog geht heute irgendwann ebenfalls in den Feiertagsmodus: Er schließt nicht, aber ich lasse ihn liegen, bis ich Lust habe, mich darum zu kümmern … Habt eine gute Zeit und passt auf euch auf!

Oh, und wenn ihr morgen Zeit habt: Elke hat mir eine Nachzügler-Etüde versprochen, und ich freue mich schon darauf. Also schaut rein!

Coming up next: Auf jeden Fall ein Adventüden-Resümee, aber wann ist noch nicht sicher.

 

UPDATE: Elke hat eine Nachzügler-Etüde eingereicht und auf mein Bitten erst heute (25.12.) veröffentlicht. Wer also noch nicht genug „Adventüden“ gelesen hat, der findet sie hier:

https://transsilabia.wordpress.com/2019/12/25/nachhaltigkeitsmarkt/

Es lohnt sich!

 

Falls wen die Lust packen sollte … die Rezepte. Achtung, ich habe keins davon selbst ausprobiert! Und nein, das ist keine (unbezahlte) Werbung für die Zeitschrift, die hatten nur die schönsten Fotos.

 

Bananen-Tonka-Plätzchen (vegan)

Früchtetaler (vegan)

Himbeer-Kokos-Herzen (vegan)

Schokoladen-Orangen-Riegel (vegan)

 

Spitzbuben

Vanillekipferl

Zimtsterne

 

Schreibeinladung für die Textwoche 36.17 | Wortspende von 365tageasatzaday

Es geht wieder looo-hoooos! Liebe Etüdenfans, -mitschreiber/innen, -leser/innen und -verrückte, pünktlich zum gefühlten Herbstbeginn ist die Sommerpause vorbei und wir gehen wieder in die Vollen!
Natürlich habe ich nicht mal die Hälfte von dem machen können, was ich eigentlich vorhatte, aber irgendwie wundert mich das schon gar nicht mehr. In diesem Jahr ist bei mir der Wurm drin, zumindest was Zeitplanungen angeht *seufz*.
Aber das muss euch alles überhaupt nicht stören, HIER KOMMEN DIE ERSTEN WÖRTER für die neue Saison, gestiftet von Irgendwas ist immer, also von mir höchstpersönlich  🙂

Heiligenschein
Frequenz
erleichtert.

Und nun lasst euch schön von den Musen küssen! Ich bin ja schon so, so, so, so, so gespannt!

Zur Erinnerung: Bitte diese 3 Wörter in maximal! 10! Sätzen unterbringen! Euren Beitrag verlinkt ihr dann bitte hierhin und/oder postet den Link unten in einen Kommentar (oder gleich die ganze Etüde, wenn ihr keinen Blog habt oder es bei euch nicht passt), damit euere Etüde auch ganz sicher von mir und von allen anderen Mitlesern/-schreibern gefunden werden kann.

Ich bin sehr glücklich, dass auch in dieser Saison die Illustrationen wieder von dem wertgeschätzten lz. stammen, dem Herrn Etüdenerfinder, der nach wie vor mit seiner Artpage unter ludwigzeidler.de zu finden ist. Danke, Ludwig!

 

2017_36.17_eins_lz | 365tageasatzaday

2017_36.17_zwei_lz | 365tageasatzaday

 

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