Ludwigs Etüden | Etüdensommerpausenintermezzo

Wer lange genug hier mitliest und mitschreibt, der*die erinnert sich bestimmt an die unnachahmlich schrägen, eigensinnig poetischen, dahingeworfenen Texte von Ludwig, unserem Etüdenerfinder (der bis heute keinen neuen Blog hat, was auch so bleiben soll). Wer nicht, der*die hat meiner Meinung nach was verpasst ;-), aber der*die bekommt beim Lesen hoffentlich ein Gefühl dafür, ob/dass ihm*ihr was entgangen ist. (Ludwigs Illustrationen für die Etüden habe ich übrigens hier gesammelt.)

Was seine Texte angeht, so hatte ich bei ihm angefragt, ob alle seine Etüden den Bach runtergegangen seien oder ob er in den Tiefen seiner Festplatte noch welche wiederfinden könnte, die ich beim Etüdensommerpausenintermezzo veröffentlichen dürfte. Konnte er! Darf ich! Ich habe fünf Texte ausgewählt und leicht editiert.

Ladys and Gentlemen, Irgendwas ist immer proudly presents: abc.etüden von Ludwig Zeidler. Enjoy!
Meine Lieblingsetüde (aus dieser Auswahl) steht am Anfang; alle Etüden unterliegen dem Copyright von Ludwig Zeidler.

 

***

 

Sie hatten sich viel vorgenommen in dieser Minikombüse am Sylter Strand. Edgar und Victor wollten diesen verfluchten Stern, sie kochten wie zwei Höllenhunde aus einer anderen Welt, Erbsenspeckflunderschaum und Safranstaubkussspuren waren nur eine kleine Ouvertüre am Meerwassersandtheater. In den „Lukullischen Samstagnachtstunden“ spielten die Stockhauerbrüder live und ungeschminkt  Zwölfton-Irisreinkarnationslieder, während Victor die Speisenabfolge mit Zauberblüten sowie Meeresbitteralgen auf Knospenkollisionskurs eröffnete. Edgar legte nach, formte Kräuterchipsblätter mit Chiligelee und Hagebuttenknallrauchkaramell.

Sie waren auf einem neuen Weg, mitten in den Dünen, und Käthe mit o schrieb die Menükarten als Lesegedicht für Gaumentänzer. Feuerwerke erhellten den Wolkenspagat und zogen am Strand lange Schatten mit Salzwasserduft.

Eintritt nach Anmeldung.

(Schreibeinladung für die Textwoche 17/17, Wörter: Safranstaubkussspuren, Knospenkollisionskurs, Irisreinkarnationslied)

 

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Bahnhof

Elmar Koschinsky war mehr als genervt. Es war so kalt wie im Tiefkühler von Bofrost, dazu schneidender Ostwind, und von der Seite peitschte ihm schnurdünner Regen auf seine Holzbrille, hinter der sich ihm das Hier mehr als trist offenbarte.

Unterkammerhofen, ein Ort, ein Bahnhof, wie aus den schlechtesten Romanen von Kammerwirt & Schuldlos, sogar Warten bekam hier eine Bedeutung, die man sich weder wünschte noch vorstellen wollte.

Abgesperrt, verschlossen, entmenscht, leblos, trostlos, verlassen, er drückte sich hier in eine Mauernische dieser Baukunstverlassenheit und musste warten, während sich 30 Kilometer weiter Karla Unstruht in Wolle packte, die Schlüssel für den alten Lancia suchte und im Begriff war, ihn abzuholen.

Elmar Koschinsky dachte derweil an Prag, an die Mopedfahrt durch Holland und die wilden Zirkusnächte im vergessenen Tempodrom. Einstürzende Neubauten und der Himmel über Berlin, er dachte sich das Warten schön. Beckett erschien ihm nun in einem völlig neuen Licht.

(Schreibeinladung für die Textwoche 6/17, Wörter: Prag, Moped, Zirkus)

 

***

 

Warten auf die Königin

Sie warteten am Busbahnhof.
Zäh, die Zeit tropfte in den Tag wie falsch angerührter Tapetenkleister, eine Atmosphäre jenseits von Korallenriffen und Backerbsenhochzeit.
Wladimir und Estragon schauten über den See, schauten auf die einfahrenden Busse, warteten auf SIE.
Morgennebel tauchte alles in eine Landschaft wie mit dem Blumensprüher benetzt, es war ein Freitag, Freitag sollte SIE kommen.
Womöglich war es ihre existenzielle, alles beherrschende Aufgabe zu warten.

Und wenn SIE nicht kommt? Und wenn es ein anderer Freitag ist?
Womöglich hat die Königin Godot getroffen, und SIE kommt gar nicht.

Wladimir und Estragon warteten.

(Schreibeinladung für die Textwoche 7/17, Wörter: Königin, Backerbsen, Korallenriff)

 

***

 

Ludmilla hatte sich gefreut, schön gemacht und war, wie es ihrer Art entsprach, alles andere als unpünktlich.

Vierzehn Uhr an der Bushaltestelle, und heute, neunzehnter Dritter. Sie schaute in ihrer Tasche nach ihren Habseligkeiten, nach den Unterlagen, dem tieferen Grund ihrer Verabredung. Er wollte ihr helfen, diese Textarbeit über den Zaunkönig fertigzustellen, er hatte es ihr wohlmeinend angeboten und sie sagte erfreut zu, warum sollte sie daran denken, dass er sie versetzen würde. Sie war mehr als sauer, keine Nachricht, kein Zeichen, nichts, sie kickte in ihrer Wut eine herrenlose Coladose mit solcher Wucht an, dass sie wie eine Murmel über den leeren tristen Platz schepperte und fast am anderen Ende dieser Windhosenarchitektur blechern zum Stillstand kam. Es war jetzt fast fünfzehn Uhr und in die langweilige Tristesse begann es nun auch noch zu tropfen, kaltes Himmelwasser in stetiger Zunahme, sie dachte an Estragon und verfluchte ihre Verabredung mit Georg. Er war schließlich nicht Godot.

Den weiteren Verlauf dieses Tages dürfen Sie sich gerne in freier Form ausmalen.

(Schreibeinladung für die Textwoche 12/17, Wörter: Murmel, Habseligkeiten, Zaunkönig)

 

***

 

Er hatte es sich einfach vorgestellt.

Doch bei genauerer Betrachtung war es die totale Verarschung. Er ließ sich ohne groß nachzudenken auf den Deal ein, sagte Ja und Amen zu diesem sehr eigenartigen Urteil. Und jetzt war Rewohlt auf dieser verdammten Insel, er, der Meeresfrüchte hasste und von Inseln so viel verstand wie sein blasser Bruder von Rimbaud-Gedichten.

Aber da musste er jetzt durch, er mimte den coolen Hausmeister, arbeitete sein Pensum in stoischer Unlust herunter und nützte ansonsten jede freie Minute, um auf dem verlodderten Campingplatz in seiner Hängematte Dostojewski zu lesen.

Er gab sich unspektakulär dem Wind hin.

(Schreibeinladung für die Textwoche 11/17, Wörter: Hängematte, Urteil, Meeresfrüchte)

 

 

Alle Illustrationen unterliegen dem Copyright von Ludwig Zeidler und wurden mir für die Etüden von ihm freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

 

Dies ist ein Beitrag für die Lieblingsetüden des diesjährigen Etüdensommerpausenintermezzos.

 

10 aus 15 | Etüdensommerpausenintermezzo II-18

Eine Pause ist eine Pause ist eine Pause. Mir jedenfalls tut sie gut, immer noch, führt sie doch dazu, dass sich bereits ZWEI Ideenpakete bei mir eingestellt haben, von denen ich das Gefühl habe, dass sie mein Leben verändern könnten – und die nichts mit den Blogs zu tun haben, okay, eine könnte sich vielleicht in die Richtung ausdehnen. Alles zu seiner Zeit. Habe ich also Lust, meine Sommerfrische zu beenden? Mitnichten! Ich harre der Dinge, die da kommen, und lebe. (Und arbeite.) Offline. Weitgehend.

Da trifft es sich gut, dass ich (aus anderen Gründen, manche werden sie kennen) dergl (deren momentane Abstinenz ich bedaure, aber verstehe und hoffe, dass sie bald beendet ist und sie wieder mitschreibt) gebeten hatte, dass sie aus der Liste der von euch gespendeten Wörter 15 neue aussucht, auf dass wir mit ihnen spielen/schreiben können. Und wem meine Wörter ein bisschen zu sehr dem bunten Bällebad entsprungen waren, der wird sich sicherlich jetzt über mehr Tiefe freuen, der Tenor ist ganz anders.

Sucht euch aus der Liste (mindestens) 10 Wörter aus und verarbeitet sie in einem Text. LÄNGE: egal. TEXTART: egal. Zusätzliche Gedicht- oder Liedzeile: gestrichen.

 

Hier sind sie (in alphabetischer Reihenfolge):

Flüsterpropaganda
Graugans
Holz
Johannisbeeren
Kaninchenstallscharnier
Knäckebrot
Lampion
Langsamkeitswahn
Muckefuck
Sarkasmus
Schaukelbär
Schritte
Waldeinsamkeit
Wanderbaustelle
Windhauch

 

Anders als ursprünglich geplant, geht es mit den Etüden nicht am ersten Septemberwochenende weiter, sondern erst am zweiten, wir sprechen also über Sonntag, den 9. September. Vorher melde ich mich bei euch, WIE es denn nun weitergeht. Die Abstimmung zeigt bisher jedenfalls, dass ihr mit großer Mehrheit eine maximale Wörteranzahl statt 10 Sätzen befürwortet bzw. zumindest tolerieren würdet. Wir können es ja mal probieren. Wie gesagt, Näheres dazu kommt.

Last but not least sind des Herrn lz. wunderhübsche Illustrationen (danke, Ludwig) dazu gedacht, als Bilder von euch bei euren Beiträgen eingebunden zu werden (die Frage tauchte neulich auf). Kein Muss, aber ein Angebot.

Und bitte hierhin verlinken/kommentieren … ich freue mich und bin wie immer sehr gespannt, was euch so einfällt! Viel Spaß beim Aussuchen und Schreiben!

 

Sommeretüdenintermezzo II-1 | 365tageasatzaday

 

Sommeretüdenintermezzo II-2 | 365tageasatzaday

 

Dylan und Lilo. (Fast) Ein Wassermärchen. | Etüdensommerpausenintermezzo I-18

Sie sagen, unsereins hätte keine Seele, aber ach, was wissen sie schon von der Liebe …

Lilo. Ich kenne sie, seit sie ein Kind war und mit ihren Freundinnen zum Schwimmen an den See kam. Sie durften so weit von zu Hause weg, wie sie die Kirchturmspitze noch sehen konnten, und wenn es abends läutete, mussten sie heim zum Abendessen. Damals war sie ein unbeschwertes Mädchen, das sich gern vor Lachen ausschüttete und dabei ihre weißblonden Haare fliegen ließ. Eine Haarfarbe, die unserer so sehr gleicht, wenn wir an Land gehen, dass ich schon zu jener Zeit dachte, dass sie eine von uns sein müsse. Oder ihre Eltern. Oder einer ihrer Vorfahren. Ein Zeichen. Aber bei uns war sie unbekannt, und wir haben ein gutes Gedächtnis, was die Unseren betrifft.

Sie wuchs heran. Und fast immer, wenn sie allein an den See kam, tauchte ich dort ebenfalls auf: Ein gut aussehender Kerl mit blonden Locken und einer roten Mütze, der im und auf dem Wasser zu Hause zu sein schien oder auf den See hinausstarrte, scheinbar nur wenige Jahre älter als sie. Natürlich sprachen wir bald miteinander, gingen schwimmen, tauchen, bootfahren. Oft sogar. Lilos Vater gehört die Fischkonservenfabrik am Rande der Kleinstadt, sie wuchs mit dem ganzen Firlefanz auf, den reiche Mädchen heutzutage haben, ausgedehnte Urlaube an exotischen Orten, neueste Technik, exklusive Klamotten – all das. Goldener Käfig. Viel Materie, wenig Gefühl. Sie lege keinen Wert darauf, sagte sie, und dass sie ein derartiges Leben überhaupt nicht authentisch fände. Sie liebte die Stille des Sees. Manchmal schwiegen wir den ganzen Abend.
Mir kam das zugute, ich gab das Kontrastprogramm, was sonst hätte ich tun können? Ich machte auf geheimnisvoll und am Geld uninteressiert. Zumindest Letzteres traf zu, ich habe genug. Wirklich. Frauen mögen das Gefühl, dass sie auserwählt sind, und ja, das war sie, jedenfalls, was mich anging. Klar flirtete ich mit ihr, heftig sogar, aber wir küssten uns nicht mal richtig, wir brauchten das nicht. Unser Platz wurde das See-Restaurant. Und solange wir in der Nähe des Wassers blieben, fiel ihr auch nicht auf, dass meine Hose immer ein wenig tropft.

***

Eines Abends setzt sie sich auf der Terrasse zu mir, als die Schlagerkapelle sich durch einen Oldie kämpft: „Deine Heimat ist das Meer, deine Freunde sind die Sterne.“ Ich erschrecke, denn sie ist völlig aufgelöst.

„Ich muss dir was erzählen.“
„Was ist passiert?“
„Mein Vater will mich verheiraten. Ernsthaft.“

Wie bitte? In welchem Jahrhundert leben wir? Es ist mehr als eine fixe Idee ihres alten Herrn, wie ich dann erfahre. Er hatte sie vor einigen Jahren bei einem Deal mit einem Geschäftspartner eingesetzt: Gibst du mir finanzielle Sicherheit, bekommt dein Sohn meine Tochter zur Frau. Was für ein zukunftsweisender Plan, später legt die zweite Generation das Erbe der Väter zusammen und so weiter … genau, diese Nummer. Kein Gedanke daran, dass Lilo studieren wollen und eigene Vorstellungen für die Zukunft entwickeln könnte. Sie hatte doch alles, das würde sich nicht ändern, und wenn sie erst verheiratet war und Kinder da waren, dann wäre Zeit, weiterzusehen. Eigenes Leben, eigene Entscheidung? Fehlanzeige.

Jetzt fordert der besagte Sohn die versprochene Frau, die das heiratsfähige Alter erreicht und ihr Abi in der Tasche hat. Reif für den nächsten Schritt. Oh, man kennt sich, wie Lilo berichtet, er sei nun auch kein Ekel oder so, aber der Funken, der Funken der Leidenschaft, der sei bei ihnen echt nicht in Sicht. Und überhaupt. Sie ist empört.

„Mein eigener Vater VERKAUFT mich!“

Früher war es Sitte, zu anderen Zeiten hätte es ihr zur Ehre gereicht. Es zählte nur, dass man einen Mann bekam, der fähig war, einen zu ernähren. Und die Kinder. Gefühle wurden da nicht so hoch gehängt. Aber das sage ich ihr nicht.
Stattdessen werfe ich Herz in die Waagschale und wage den Schritt, dessen Folgen mein Leben bis heute erschüttern. Ich schlage ihr die einzig vorstellbare Alternative vor. Mich.

„Dann komm mit mir. Heirate mich. Lass alles hinter dir und hau mit mir ab. Die finden uns nie.“
„Ja, aber, Dylan …“

Dylan bin übrigens ich. Jeder Name, der etwas wie „Sohn des Meeres“ bedeutet, ist meiner, da bin ich großzügig.

Lilo ist achtzehn, romantisch, idealistisch und blauäugig. Ich weniger. Wenn der Heiratsdeal platzt, weil sie mit mir geht, was geschieht dann mit der Fabrik, wenn der Geschäftspartner ihres Vaters sein Geld zurückfordert? Wird Lilo mit der Schuld leben können, ihre Eltern in den Ruin gestürzt zu haben, wenn es hart auf hart kommt? Würde ich imstande sein, sie freizukaufen – oder es wollen? Das sind Fragen, die die Luxusprobleme, die sie bisher hatte, weit übersteigen. Ich weiß, dass sie kommen werden, und nicht nur die, aber ich behalte sie für mich. Nicht fair? Nicht fair. Ich lebe schon ein paar Jahrzehnte länger und bin nach ihren Maßstäben vermutlich gerade dabei, ihr Leben zu ruinieren.

„Wo lebst du, Dylan? Und wovon?“

Ich wedele mit der Hand durch die Luft, eine Geste, die den See, der groß ist und durchaus kein popeliger Baggersee, und seine gesamten Zu- und Abflüsse einschließt. Bis zum Meer, das nicht weit weg ist.

„In einem Schloss unter dem Meer.“

Es stimmt. Ich war nie ehrlicher. Sie starrt mich an, als ob sie mich zum ersten Mal sehen würde.

„Aber dann ertrinke ich!“
„Nein. Du atmest normal weiter. Du brauchst nicht mal deine Gestalt zu ändern, wenn du das nicht willst. Dafür sorge ich. Du bist nicht die Erste, die vom Land zu uns kommt, weißt du?“

Sie denkt nach. Schluckt. Hat offensichtlich nicht kapiert, dass die Erscheinungsform, die sie von mir kennt, demnach nicht meine tatsächliche ist. Wahrscheinlich käme sie eh nur auf Fischschwanz. Arielle (der Meerjungfrau) sei Dank, sie haut nicht sofort ab, sondern riskiert eine weitere Frage.

„Wer bist du?“
„Liebste“, sage ich, „ich bin der verdammte Unterwasserkönig. Und du, Lilofee, bist meine Braut – wenn du willst. Entschuldige, dass ich nicht vor dir auf die Knie falle, es kommt auch für mich ein bisschen überraschend.“

Okay, okay. Ich bin EIN Unterwasserkönig. Kein ganz kleiner. Aber das würde jetzt zu weit führen.
Lilo schweigt. Den Schock muss sie erst mal verdauen. Als Ablenkungsmanöver mache ich verstohlen zwei, drei unauffällige Handbewegungen und puste mit gespitzten Lippen. Zum Glück weht bereits eine kleine Brise. So erscheint es fast natürlich, dass plötzlich eine von vier Pferden gezogene Kutsche, geformt aus grünblauem Wasser, Wind und weißem Schaum, quer über den See ihre Bahn zieht und genauso abrupt wieder verschwindet, wie sie aufgetaucht ist.

„Schau, für dich!“, zeige ich auf das Spektakel. Von den Nebentischen hören wir erstaunte Ausrufe. Sie lacht auf und freut sich, aus ihrer Grübelei herausgerissen zu werden.
„Lass mich darüber nachdenken.“

Ich nicke. So einige Gebote bin ich bereit zu verletzen, aber nicht das der Freiwilligkeit. Sie muss unsere Verbindung wollen, sie gibt ja ihr ganzes Leben auf. Sonst bin ich nicht besser als ihr Vater, nur der Käfig ist faszinierender. Und ja, ich liebe sie schon viele Jahre; sie wird mich vielleicht lieben lernen, ich gebe mich da keinen Illusionen hin. Liebe ist die stärkste Fußfessel in dem Spiel. Liebe – und die Kinder, auf die ich setze. Denn Lilo kann als Menschgeborene jederzeit das Wasser verlassen, ich werde sie nicht hindern. Unsere Kinder jedoch nicht, nicht so einfach. Ich würde sterben, wenn ich zu lange vom Wasser getrennt bin. So läuft es nun mal.

Also warte ich. Warte und hoffe, dass sie am nächsten Abend wiederkommt. Oder am übernächsten. Oder nächste Woche. Dass sie zustimmt, dass ich ihr den Perlenring anstecke und die Ohrringe und die Kette aus schimmerndem Perlmutt anlege, mit denen sie unter Wasser atmen kann. Dass ich sie küsse und wir Hand in Hand hinabsteigen in mein Reich, um glücklich zu sein. Lilo. Ich werde hier sein.

Sommeretüdenintermezzo 3 | 365tageasatzadayVisuals: Ludwig Zeidler

Ich habe mich entschieden, bei diesem Etüdensommerpausenintermezzo folgende 10 Wörter in einem Text beliebiger Länge, in dem zusätzlich eine Gedicht- oder Liedzeile vorkommen muss, einzubauen: Ablenkungsmanöver, Baggersee, Firlefanz, Fischkonservenfabrik, Fußfessel, Kirchturmspitze, Liebe, Luxusproblem, Ohrring, Unterwasserkönig.

Erklärungen:
Hier ist der Wikipedia-Artikel zum Thema Wassermann/Nöck, aus dem ich Motive verwendet habe.

Dylan als Name: Wikipedia (dt.), Wikipedia (engl.)

Lilofee: Die Ballade von der schönen Lilofee kenne ich als Gedicht bzw. Volkslied (Projekt Gutenberg) in verschiedenen Variationen, vertont heißt sie oft „Der wilde Wassermann“, hier empfehle ich die Versionen von Faun (YouTube) und Achim Reichel (YouTube).

Ja, ist ein bisschen länger … Aber nicht so lang wie letztes Jahr, und hey, es sind NICHT die Etüden, es ist das Etüdensommerpausenintermezzo. Ihr wollt auch? Dann nichts wie ran, noch ist Zeit. Hier ist der Startschuss.

10 aus 15 | Etüdensommerpausenintermezzo I-18

Ja ja ja ja ja ja ja, es ist so weit! Vielen Dank für eure Wortspenden! Die Etüden gehen in die wohlverdiente Sommerfrische (ist es eigentlich bei wem von euch NICHT heiß?) und wir widmen uns den Etüdensommerpausenintermezzoaufgaben. Plural? Ja, Plural, in zwei Wochen gibt es noch mehr.
Heute aber dreht es sich wie im letzten Sommer darum, dass ihr aufgerufen seid, eine Geschichte bzw. einen Text zu schreiben. LÄNGE: egal. ORT UND ZEIT: egal. ABER: Es gibt zwei Bedingungen.

1. Ihr sucht euch aus der folgenden Liste (mindestens) 10 Wörter aus (mehr geht immer), und baut die ein.
2. Ihr integriert eine Gedichtzeile (und/)oder eine Textzeile aus einem Lied in euren Text. Bitte bedenkt, dass das Urheberrecht verbietet, aktuelle Texte/Gedichte in voller Länge zu zitieren, daher beschränke ich den Aufruf auf maximal eine Zeile. Zum Beispiel könnten eure Protagonisten, während sie ins Wasser rennen, „We all live in the Yellow Submarine“ (Link zu YouTube) singen (oder was man heutzutage so singt). Bleibt im Zweifelsfall lieber kurz, ich bin aus gutem Grund da rigoros. Oder aber nehmt ein Gedicht, dessen Urheber länger als 70 Jahre tot ist, dann darf zum Beispiel die „Glocke“ auch gern komplett zitiert werden (aber NICHT in meiner Kommentarspalte! Bitte! *gggg*). Ich hatte, nur als Beispiel, bereits zwei Gedichtetüden (hier und hier – und nein, mir ist erst im Nachhinein aufgefallen, dass es dasselbe Gedicht war).

Die Wörter, die es auf die Liste geschafft haben, lauten in alphabetischer Reihenfolge:

Ablenkungsmanöver
Baggersee
Biedermeierschränkchen
Federkleid
Firlefanz
Fischkonservenfabrik
Fußfessel
Kirchturmspitze
Liebe
Luxusproblem
Ohrring
Räumungsklage
Sachertorte
Tanztee
Unterwasserkönig

 

Zeit: Ihr habt drei Wochen, nicht nur eine wie sonst. Die Illustrationen unterliegen wie üblich dem Copyright des überaus geschätzten Herrn lz., ich hoffe, ihr kommt mit der Anzahl hin, man weiß ja nie.

Und bitte hierhin verlinken wie immer, ich bin schon sooooooo neugierig, und ich schätze, ihr seid es auch … ich freue mich! Viel Spaß beim Aussuchen und Schreiben!!!!!

 

Sommeretüdenintermezzo 1 | 365tageasatzaday

 

Sommeretüdenintermezzo 2 | 365tageasatzaday

 

Sommeretüdenintermezzo 3 | 365tageasatzaday

 

Junge Liebe | abc.etüden

„Ich weiß echt nicht, wo er bleibt, er wollte doch schon lange hier sein!“
„Auch wenn du es wahrscheinlich nicht hören willst, der lacht doch bloß über dich, dass du ihn so anbetest. Wenn der dir erzählen würde, dass sein pompöser Amischlitten mit Biodiesel fährt, dann würdest du ihm das doch auch noch abnehmen!“
„Gar nicht wahr, außerdem mag ich so alte Autos, das ist so voll oldschool, das ist richtig … ach, vergiss es.“
„Was habt ihr denn vor?“
„Bloß sonnenbaden und später vielleicht mit seinen Kumpels am Strand grillen.“

Wer’s glaubt. Ach, wie schnell die Zeit vergeht und die Kinder groß werden und unbedingt ihre eigenen Erfahrungen machen wollen.
Der Lauf der Zeit … sie gab auf und kehrte das letzte bisschen Autorität heraus.
„Aber um Mitternacht bist du daheim, klar?“

 

2018_30_2_zwei lz | 365tageasatzadayVisuals: Ludwig Zeidler

 

Für die abc.etüden, Woche 30.2018: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Yvonne von umgeBUCHt und lauten: Biodiesel, pompös, sonnenbaden.

 

Schreibeinladung für die Textwoche 30.18 | Wortspende von umgeBUCHt

Eine geht noch, liebe Etüdenfans, -schreiber*innen und -leser*innen, eine Woche haben wir noch vor uns, bis zur Sommerpause und den Etüdensommerpausenintermezzos. Nachdem in der letzten Woche unser aller Phantasie die Kerne schmelzen ließ, dürfen wir uns in dieser Woche in die Sonne legen – Creme nicht vergessen – aber nicht schlappmachen! Ich brauche euch alle!
Die Wörter der kommenden Textwoche 30.18 wurden uns dankenswerterweise von Yvonne von umgeBUCHt (umgebucht.wordpress.com) zur Verfügung gestellt. Sie lauten:

Biodiesel
pompös
sonnenbaden.

Ankündigung: Das Etüdensommerpausenintermezzo tobt ab NÄCHSTER WOCHE los und geht bis Anfang September. Habt ihr mir schon ein (Haupt-) Wort gespendet???? Nein? Dann aber los! Bis Dienstag habt ihr noch Zeit.

Etüden-Disclaimer: Nach wie vor gilt, dass diese 3 Wörter bitte in maximal! 10! Sätzen unterzubringen sind. Wie gewohnt stammen die Illustrationen von dem werten Herrn lz., vielen Dank, Ludwig!
Euren Beitrag verlinkt ihr bitte wie gewohnt hierhin und/oder (am besten „und“) postet den Link unten in einen Kommentar (oder gleich die ganze Etüde, wenn ihr keinen Blog habt oder es bei euch nicht passt), damit eure Etüde auch ganz sicher von Yvonne und mir und von allen, die es interessiert, gefunden werden kann.

2018_30_1_eins lz | 365tageasatzaday

2018_30_2_zwei lz | 365tageasatzaday

Toller Hecht | abc.etüden

Wie jetzt, das – äh – war schon alles? Ihre Stimmung befand sich so weit unter Null, dass sie fast erwartete, Eisrosen an den Fensterscheiben erblühen zu sehen.
Sabbeln konnte der Herr Kollege ja, das musste sie ihm lassen, sie hatte schon lange nicht mehr so viel von „Fallenlassen“, „Kernschmelze“ und „gliederlösendem Eros“  zu hören bekommen und war schließlich mehr als geneigt gewesen, es sich am eigenen Leibe beweisen zu lassen, dass er wirklich so ein toller Hecht war.

Tja, ach, der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Wobei es bei ihm allerdings mit dem Gliederlösen geklappt zu haben schien, das Schnarchen, das vom Bett her dröhnte, sprach von postkoitaler Müdigkeit und vielleicht auch von mehr.

Weggeworfene Zeit, stellte sie nüchtern fest. Und sie war durchaus nicht bereit, seine doch eher nicht vorhandenen Bemühungen um sie dadurch zu honorieren, dass sie noch anwesend war, wenn er aufwachte. Win-win-Situationen sahen anders aus.

Also schlüpfte sie rasch in ihre Kleidung, nahm sich von seinem achtlos auf den Tisch gedonnerten Hosentascheninhalt einen grünen Schein, zog die Tür leise hinter sich zu und ging mit schnellen Schritten in die hochsommerlich warme Nacht hinaus. Hoffentlich begegnete ihr bald ein Taxi.

 

2018_29_2_zwei lz | 365tageasatzadayVisuals: Ludwig Zeidler

 

Für die abc.etüden, Woche 29.2018: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Viola von violaetcetera und lauten: Kernschmelze, grün, wegwerfen.

„Und, ist dir das auch schon mal passiert?“ – „Nein, ich hab eigentlich immer das Auto dabei.“
Scheeeeerz, Leute, Scheeeerz!  😉

 

Schreibeinladung für die Textwoche 29.18 | Wortspende von violaetcetera

Ich bin ja mal sehr gespannt, liebe Etüdenfans, -schreiber*innen und -leser*innen, was ihr/wir (ich nehme mich da nicht aus) aus den Wörtern der nächsten Woche macht/machen. In wie viele Richtungen man ein Wort interpretieren kann, hat mich schon immer fasziniert. Früher nannte man das „Teekesselchen“, mit so vielen Bedeutungen wie möglich, kennt/kanntet ihr das auch (lest mal hier aus halbwegs aktuellem Anlass)? Na, egal.
Die Wörter der nun folgenden Textwoche 29.18 hat uns (erstmalig! Hurra!) Viola (violaetcetera.wordpress.com) zum Spielen überlassen. Sie lauten:

Kernschmelze
grün
wegwerfen.

 

Ankündigung: Das Etüdensommerpausenintermezzo tobt ab Anfang August los und geht bis Anfang September. Soll heißen, ich habe noch für die Wochen 29 (diese) und 30 Wörter, und dann, ja dann … ich melde mich rechtzeitig vorher, denn NATÜRLICH brauche ich eure Hilfe! Wer nachlesen will, was wir letztes Jahr in selbigem getrieben haben, kann das HIER tun.
Etüden-Disclaimer: Nach wie vor gilt, dass diese 3 Wörter bitte in maximal! 10! Sätzen unterzubringen sind. Wie gewohnt stammen die Illustrationen von dem werten Herrn lz., vielen Dank, Ludwig!
Euren Beitrag verlinkt ihr bitte wie gewohnt hierhin und/oder (am besten „und“) postet den Link unten in einen Kommentar (oder gleich die ganze Etüde, wenn ihr keinen Blog habt oder es bei euch nicht passt), damit eure Etüde auch ganz sicher von Viola und mir und von allen, die es interessiert, gefunden werden kann.

 

2018_29_1_eins lz | 365tageasatzaday

 

2018_29_2_zwei lz | 365tageasatzaday

 

 

Ein gelungener Abend | abc.etüden

 

„Also, weißt du, wenn ich es mir recht überlege, würde ich dich gerne mal fragen …“

Verdammt, dachte John, erfahrungsgemäß drohte nach dieser Einleitung eine der von ihm so bezeichneten unverzeihlichen Fragen, und davon wollte er jetzt keine beantworten – oder erst recht keiner ausweichen müssen. Der Nachmittag war bisher so schön verlaufen, aus dem lockeren Geplänkel auf dem großen Balkon der WG war ebendort ein entspanntes Gespräch unter vier Augen an einem etwas schwül-warmen Abend entstanden, und auch die alkoholischen Getränke, an denen er natürlich nur pro forma genippt hatte, hatten die Stimmung höchstens so weit gehoben, dass Sara übermütig geworden war.

„Verrate mir doch mal, was Vampire eigentlich mit Fledermäusen zu tun haben.“

Nun, diese Frage konnte er beantworten, allerdings etwas anders, als sie erwartete. Vor ihren erstaunten Augen schien er zu verblassen, und obwohl sie sich Mühe gab, ihn nicht aus den Augen zu verlieren, wurde er durchsichtiger und durchsichtiger … bis es ihr plötzlich schien, als schieße eine Fledermaus über sie hinweg auf die andere Seite des Balkons, der sie ungläubig nachsah.

„Nichts“, erklang Johns dunkle Stimme neben ihr, und sie fuhr wieder herum, wo er saß und sich scheinbar nicht gerührt hatte, „nichts haben wir mit denen zu tun außer in den Augen der Menschen, die uns und denen Dämonisches anhängen wollen, zum Beispiel eine Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen. Was völliger Blödsinn ist, übrigens, das funktioniert ganz anders.“

Sara starrte ihn fasziniert an. „Oh, bitte“, keuchte sie, kein bisschen eingeschüchtert, „mach das noch mal, ja?“, und John begann zu grinsen.

 

2018_28_2_zwei lz | 365tageasatzadayVisuals: ludwigzeidler.de

 

Für die abc.etüden, Woche 28.2018: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Natalie aus dem Fundevogelnest und lauten: Fledermaus, schwül, verraten.

Erinnert sich noch jemand an meine Vampir-WG aus den Generator-Zeiten von und mit Jutta Reichelt? Ja, die gibt es noch, und Vampire haben ja eh viel Zeit …

Schön, zugegeben, 10 Sätze sind WIRKLICH zu wenig.

 

Schreibeinladung für die Textwoche 28.18 | Wortspende von fundevogelnest

Nachdem die Etüden der vergangenen Textwoche, liebe Etüdenfans, -schreiber*innen und -leser*innen, zum Teil sehr politische, gesellschaftskritische und dystopische Inhalte hatten, kommen wir mit den Wörtern für die nun folgende Textwoche 28.18 wieder in sprachlich ruhigeres Fahrwasser. Die Wortspende stammt dieses Mal erneut von Natalie aus dem Fundevogelnest (fundevogelnest.wordpress.com), ein Blog für Geschichten mit einem gewissen Zauber, dem ich mich nicht entziehen kann und will. Ihre Wörter lauten:

Fledermaus
schwül
verraten.

 

Ankündigung: Das Etüdensommerpausenintermezzo tobt ab Anfang August los und geht bis Anfang September. Soll heißen, ich habe noch für die Wochen 28 (diese), 29 und 30 Wörter, und dann, ja dann … ich melde mich rechtzeitig vorher, denn NATÜRLICH brauche ich eure Hilfe! Wer nachlesen will, was wir letztes Jahr in selbigem getrieben haben, kann das HIER tun.
Etüden-Disclaimer: Nach wie vor gilt, dass diese 3 Wörter bitte in maximal! 10! Sätzen unterzubringen sind. Wie gewohnt stammen die Illustrationen von dem werten Herrn lz., vielen Dank, Ludwig!
Euren Beitrag verlinkt ihr bitte wie gewohnt hierhin und/oder (am besten „und“) postet den Link unten in einen Kommentar (oder gleich die ganze Etüde, wenn ihr keinen Blog habt oder es bei euch nicht passt), damit eure Etüde auch ganz sicher von Natalie und mir und von allen, die es interessiert, gefunden werden kann.

 

2018_28_1_eins lz | 365tageasatzaday

 

2018_28_2_zwei lz | 365tageasatzaday

 

Chill mal, Mama | abc.etüde

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier, und kenne doch keine Note.

Kaum auszudenken, die Reaktion, wenn sie den frischgebackenen Pubertieren so etwas wie KLAVIERUNTERRICHT auch nur antragen würde.

Es steht im Dunkel der Kellertür, seitdem die Welt verrohte.

Seit sie täglich mitanhören durfte, mit welchen Bezeichnungen ihre Töchter einander anschrien – Wörter, für die ihre Großmutter ihr den Mund mit Kernseife ausgewaschen hätte, wenn sie sie überhaupt verstanden hätte –, begriff sie, warum so viele Philosophen mit jeder neuen Generation den Untergang des Abendlandes heraufbeschworen. Dass sie ziemlich oldschool war, okay, geschenkt, Mütter durften das sein, ihre war es auch gewesen. Wie man aber heutzutage scheinbar miteinander sprach, und das dann auch noch als „JugendKULTUR“ bezeichnete, das würde sie nie akzeptieren, da mochte noch so viel Zeit vergehen.

Zerbrochen ist die Klaviatür … ich beweine die blaue Tote.

Woher sollten ihre Kinder die feinen Abstufungen lernen, wie die Kommunikation mit Nicht-Gleichaltrigen, wenn es offensichtlich ihr einziges Bestreben zu sein schien, einander immer abstruser zu beleidigen? Sie fand sich in der Rolle der Sprachpolizei und hasste es aus vollem Herzen, aber sie verzweifelte schier daran, ihnen zu vermitteln, dass der von ihnen ständig und laut eingeforderte RESPEKT sich auch und zuallererst in der Wahl der Ausdrucksweise manifestierte. Und wenn man ihr noch ein einziges Mal abschätzig dieses „Ey, chill mal, Mama“, entgegenschleuderte, dann … ja, dann würde sie sich vielleicht auch mal in der Sprachebene vergreifen, und sie freute sich wirklich nicht darauf.

 

2018_27_2_zwei lz | 365tageasatzadayVisuals: ludwigzeidler.de

 

Für die abc.etüden, Woche 27.2018: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Werner Kastens und lauten: Sprachpolizei, verroht, vergehen.

Sollte sich jemand fragen, was ich da zitiere (kursiv): Else Lasker-Schüler, Mein blaues Klavier, aus dem gleichnamigen Gedichtband (Quelle).

Ich las neulich, dass es ein Buch mit folgendem Titel geben solle: „Am Ende der Geduld ist noch jede Menge Pubertät übrig“ – oder so. Das kommt mir ziemlich wahrscheinlich vor …  😉 Ihr, die ihr an vorderster Front seid, ist es bei euch auch/wirklich so schlimm?

 

Schreibeinladung für die Textwoche 27.18 | Wortspende von Werner Kastens

Der Ausflug in die Fantasy-Ecke (dem ja eh nicht alle gefolgt sind) ist rum, liebe Etüdenfans, -schreiber*innen und -leser*innen, wir wenden uns wieder der sogenannten Wirklichkeit zu – oder doch nicht? Urteilt selbst!

Die Wörter für die nun anbrechende Woche, die Textwoche 27.18, stammen von Werner Kastens (wkastens.wordpress.com), den ich gerne neu in der Reihe der Wortspender begrüße. Er hat mir eine Auswahl überlassen, daraus habe ich mir folgende Wörter herausgepickt:

Sprachpolizei
verroht
vergehen.

Ich bin ja sehr gespannt, ob jetzt eine Krimiwoche anbricht … Natürlich gilt immer noch, dass diese 3 Wörter bitte in maximal! 10! Sätzen unterzubringen sind. Auch diese Woche stammen die Illustrationen von dem werten Herrn lz., vielen Dank, Ludwig!
Euren Beitrag verlinkt ihr bitte wie gewohnt hierhin und/oder (am besten „und“) postet den Link unten in einen Kommentar (oder gleich die ganze Etüde, wenn ihr keinen Blog habt oder es bei euch nicht passt), damit eure Etüde auch ganz sicher von Werner und mir und von allen, die es interessiert, gefunden werden kann.

 

2018_27_1_eins lz | 365tageasatzaday

 

2018_27_2_zwei lz | 365tageasatzaday

 

Mutprobe | abc.etüden

Man hatte die Reihenfolge ausgelost und er war Achter, was nicht allzu gut war, aber immer noch besser als Letzter, denn die meist eher trägen Drachen waren langsam richtig genervt von den ganzen Halbwüchsigen, die, angefeuert von dem gesamten Dorf und unter den kritischen Augen der Leute vom Königshof, in der natürlichen Arena mehr oder weniger geschickt zwischen ihnen herumrannten und versuchten, zu dem Nest im Hintergrund zu gelangen und die Eier zu berühren.

Er blendete alles andere aus, als er nach seinem großen Sack griff und vorsichtig den Sandkessel betrat, alle Sinne bis aufs Äußerste angespannt. Hilfsmittel waren erlaubt, sofern es keine Waffen waren, und alle außer ihm hatten aus gutem Grund Schutzkleidung mitgeschleppt. Selbst die kleineren hiesigen Lindwürmer, die in der Nähe des Dorfes lebten und höchstens ab und an mal ein Schaf rissen, riefen mit ihrem Feueratem böse Verbrennungen hervor, und wenn ihre Flügelschläge auf ungeschützte Körper knallten, brachen Knochen wie Glas.

Er schlug einen weiten Bogen und pirschte sich an, bis er schließlich in respektvollem Abstand zu dem größten Drachen mit den wunderschönen, golden glänzenden Schuppen stand, der sofort gereizt den Kopf hin und her bewegte und tief Luft holte. Das war das Anzeichen, auf das er gewartet hatte, und zugleich der Moment der höchsten Gefahr, denn als Nächstes würde Feuer im Anmarsch sein! Er schüttete ihm mit einer einzigen flüssigen Bewegung den Inhalt des Sackes entgegen – und über 50 altbackene Brötchen purzelten in den Sand. Der Lindwurm stutzte, senkte tatsächlich überrascht den Kopf und prüfte die Gabe auf Fressbarkeit – vorhanden –; der Junge jedoch huschte wieselflink an ihm vorbei und stand am Nest, hob vorsichtig und für alle sichtbar ein Drachenei hoch und legte es ebenso behutsam wieder ab – und sah, wie sich zu seiner Erleichterung neben ihm die kleine, versteckte Tür öffnete, durch die er im aufbrandenden Jubel die Gefahrenzone verlassen durfte.

„Bäckerjunge“, sagte am Abend der Hauptmann der Königsleute bei der Audienz zu ihm, „von allen heute hast du am meisten Einfallsreichtum und Mut bewiesen; dafür gewähren wir dir einen Wunsch.“

„Wenn dem so ist, dann nehmt mich mit an den Hof“, sagte er ohne Zögern, denn er hatte auf die Frage gehofft, „ich respektiere das Handwerk, aber ich hasse die Backstube, ich will Drachenpfleger werden!“

 

2018_26_1_eins lz | 365tageasatzadayVisuals: ludwigzeidler.de

 

Für die abc.etüden, Woche 26.2018: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Wortgeflumselkritzelkram und lauten: Drachenei, altbacken, knallen.

Hach, wieder mal ein Grund, bisschen Fantasy anzudenken, wie mag ich das! Seht mir die Länge der Sätze bitte nach, es musste halt viel „Setting“ rein … Ja, ich habe überlegt, aus dem „Drachenei“ irgendwas anderes zu basteln, klar, haben andere Mitschreiber*innen ja schon vorgemacht, aber neee, es ging nicht: Fantasy, here we come. Also ich. Bisschen Harry Potter ist drin, zugegeben  😉

Ich hätte übrigens gerne mal Büchertipps von euch, was Drachenbücher angeht, ich glaube, ich bin auf keinem Fall auf dem neuesten Stand. Und bitte nicht nur Jugendbücher. Nein, BITTE KEINE Links, nur dann, falls ihr das Buch auf euren Blogs besprochen habt!

UPDATE: Es gibt eine Fortsetzung … Ein Herz für Drachen

 

Schreibeinladung für die Textwoche 26.18 | Wortspende von wortgeflumselkritzelkram

Nachdem ich gefühlt die gesamte letzte Woche, liebe Etüdenfans, -schreiber*innen und -leser*innen, gedanklich um den „Ödipuskomplex“ gekreist bin, den uns Frau Myriade ins Nest gelegt hatte, bin ich mehr als froh, euch heute etwas ganz anderes präsentieren zu können, das uns ebenfalls (hoffentlich) so in Wallung versetzen wird und auch in einem Nest liegen könnte …

Aber lasst mich vorher noch erzählen, dass die Wörter der nun beginnenden Textwoche 26.18 von Frau Flumsel (die nie so heißen wollte) und ihrem Blog Wortgeflumselkritzelkram gespendet wurden. Leider hat sie aus einigen guten Gründen zurzeit das Bloggen unterbrochen, aber ich bin ziemlich zuversichtlich, dass sie in dieser Woche hereinschaut. Ihre Wörter lauten:

Drachenei
altbacken
knallen.

 

Wie immer, ihr wisst: Diese 3 Wörter bitte in maximal! 10! Sätzen unterbringen! Auch diese Woche stammen die Illustrationen von dem werten Herrn lz., der offensichtlich an einer Bäckerei vorbeikam und nicht widerstehen konnte, vielen Dank, Ludwig!
Euren Beitrag verlinkt ihr bitte wie gewohnt hierhin und/oder (am besten „und“) postet den Link unten in einen Kommentar (oder gleich die ganze Etüde, wenn ihr keinen Blog habt oder es bei euch nicht passt), damit eure Etüde auch ganz sicher von Frau Flumsel und mir und von allen, die es interessiert, gefunden werden kann.

 

2018_26_1_eins lz | 365tageasatzaday

 

2018_26_2_zwei lz | 365tageasatzaday

 

Leiche im Keller | abc.etüden

Sie war eine, die immer auffiel, sei es, weil sie in der Schule rebellierte, sei es, weil sie der unangefochtene Star bei so Mädchenkram wie Voltigieren war; sie konnte sich das leisten und kam damit durch. Jahrelang hatte sie geglaubt, hinter dem Kopfschütteln, mit dem sie oft betrachtet wurde, stecke Mitleid. War sie denn nicht das arme Kind, dessen Mutter bei der Geburt gestorben war, aufgezogen von der Oma und ihrem fast abgöttisch geliebten viel älteren Bruder? Dass die reichen Familien ihren Töchtern den Umgang mit ihr verboten, während die Jungs ihr nachstellten, lag es doch an etwas anderem als an ihren zurzeit gerade giftgrünen Haaren?

„Die Schnepfen denken, dass du asozial bist, weil keine von denen weiß, wer dein Vater ist“, bemerkte ihr Bruder eines Abends, als sie sich lautstark über die Ungerechtigkeit beklagt hatte.
„Sag jetzt nicht, du weißt es?“ fragte sie routinemäßig genervt zurück und erstarrte, als sie ihn nicken sah.
„Irgendwann musst du es ja erfahren. Ich bin nämlich dein Vater“, antwortete er schließlich zögernd, „ich kann dir Brief und Siegel darauf geben. Aber bevor du mir jetzt mit Darth Vader, dem Ödipuskomplex oder so einem Scheiß kommst, werde ich dir was sagen, was dich ziemlich sicher umhaut und worüber du bitte zuerst nachdenkst: Ich habe ihr gewünscht, dass sie an dem verreckt, was sie mir – und damit auch dir – angetan hat, unsere sogenannte Mutter. Liebe war das nicht.“

 

2018_25_1_eins lz | 365tageasatzadayVisuals: ludwigzeidler.de

 

Für die abc.etüden, Woche 25.2018: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Myriade und lauten: Ödipuskomplex, giftgrün, voltigieren.

Ähm, ja. Böse Wörter zeitigen böse Etüden. Jedenfalls manchmal.