Monsieur le Katz | abc.etüden

Es war August und Zeit für Abendbrot. Türen und Fenster waren weit geöffnet, es war warm, und so hörte ich etwas, was zuerst wie ein Weinen klang, sich dann aber als Miauen entpuppte: »Haaalooo, ich wäre jetzt hier, da ist eine offene Tür, ist jemand zu Hause?« Ich spurtete zu besagter Tür und da kam er: SO ein hübscher Tiger! Nennt mich sentimental, aber mein Herz überholte den Verstand, lief ihm entgegen und brüllte: MEINER!
Liebe auf den ersten Blick.
Ich nahm ihn auf den Arm, streichelte ihn (er begann prompt zu schnurren) und murmelte: »Na, Kleiner, wo warst du denn so lange, wie schön, dass du endlich da bist.«
Ich schwöre euch, in dem Moment erklärte mein Verstand mich für bescheuert.

Nachts besah sich mein Liebster den Überraschungsgast, der im Baum herumkletterte, und sagte: »Ich glaube, wenn du willst, hast du eine Katze.«

Nun ist das nicht so leicht, denn die Frage ist ja: Ist der Fellträger wirklich heimatlos, oder wird er anderswo dringend vermisst? Da gibt es gesetzliche Vorschriften, die einzuhalten sind, aber tatsächlich war das Tierheim, bei dem ich ihn meldete, froh, dass sie nicht noch mehr zusammenrücken mussten, weil ich ihn nur ungern hergegeben hätte: Sommerferienzeit ist Aussetzzeit, und er war wohl schon ein paar Tage unterwegs gewesen, wie ich später erfuhr. Die Tierärztin informierte mich, dass er nicht gechippt war, dafür aber kastriert und körperlich in guter Verfassung.

Und so wurde ich die Hüterin eines damals knapp einjährigen Maine-Coon-Mix, der sich durch alle Vorzüge seiner Rasse auszeichnet: Freundlichkeit, Gesprächigkeit, Anhänglichkeit. Er hat nicht diese charakteristischen Puschel auf den Ohrspitzen und auch das Fell ist zwar halblang, aber nicht so dicht wie bei der reinrassigen Verwandtschaft. Dafür besteht er darauf, Freigänger zu sein, meine mäusefangende-und-heimbringende Herzenskatze, und ich werde ihm das ermöglichen, solange es irgendwie geht.


abc.etüden 2024 10+11+12+13+14 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Für die abc.etüden, Textwochen 10, 11, 12, 13 und 14 des Jahres 2024: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Die Wortspende kommt von Puzzleblume und ihrem Blog puzzle ❀. Sie lautet: Abendbrot, heimatlos, auszeichnen.

Natürlich fragt sich der eine oder die andere, warum ich euch das erzähle – noch dazu nicht zum ersten Mal, ein paar von euch werden die Geschichte kennen. Nein, der Anlass ist nicht so betrüblich, wie ihr vielleicht fürchtet. Aber es ist schon so, dass Rasse bei Katzen nicht nur Vorteile hat.
Wie schon mal erwähnt hat der Fellträger Arthrose, inzwischen eher in beiden Hinterbeinen als nur in einem, also unten in den Füßen, und bekommt seine tägliche Tablette dagegen (Onsior, falls das jemandem was sagt, er liebt den Hefeüberzug). Unterbricht die Reizleitung, die Schmerzen sollen in dem Katzenkopf nicht ankommen, scheint meistens zu klappen. Außerdem darf er jetzt Nierenfutter fressen (geht ganz gut) und kämpft vermutlich mit Übelkeit und/oder Appetitlosigkeit. Möglichst viel nicht nierenschädliches Futter in die Katze zu bekommen, heißt hier die Devise.
Über alldem schwebt das Damoklesschwert Blutuntersuchung. Bestimmt werde ich in ein paar Jahren (in der Hoffnung, dass er dann noch bei mir ist) damit abgeklärter umgehen, aber jetzt stand die erste Blutuntersuchung nach der Diagnose an, und ich muss sagen, ich habe mir schon Gedanken gemacht. Die dunklen Tage mit einem Tier, von dem ich weiß, dass es was Schlimmes hat, waren keine uneingeschränkte Freude, da erschreckt mich erst mal jede Futterverweigerung und jede abrutschende Sprung schmerzt. Aber ich habe heute das Ergebnis bekommen: Keine Veränderung, ein Wert ist sogar bisschen besser. Das heißt: Fellträger stabil, die Tabletten schlagen (noch?) nicht auf die Leber und das mit dem Katzenessen funktioniert auch. Dazu möchte (und darf) er mit den höheren Temperaturen wieder mehr und länger raus, allerdings momentan eher nachts als tags. Aber das ist mir sehr recht: Tagsüber ist es draußen naturgemäß sehr unruhig, und wenn meine Seniorenkatze (13) dann in der sicheren Wohnung den größten Teil des Tages verpennt, muss ich mir keine Gedanken um sein Wohlergehen machen.

 

17.12. – Die Frau | Adventüden

Diese Vorweihnachtszeit hatte der Teufel gesehen. Nicht nur die Sache mit ihrem Bald-nicht-mehr-Mann, jetzt war auch noch ihr Kater ausgerückt. Sie hatte ihn extra bei einer Freundin geparkt, damit sie in Ruhe den Hausstand auseinanderdividieren konnten, ohne dass der Kater ständig in alle Kartons sprang und Budenzauber der anderen Art veranstaltete. Und jetzt war er verschwunden. Ausgerechnet er, ihr Herzenskätzchen, der schon so viel mit ihr durchgemacht hatte.

Eigentlich hatte sie die letzten Tage nur geheult.

Als Erstes hatten sie das städtische Tierheim alarmiert. Ergebnislos. Nach der Arbeit war sie jeden Tag stundenlang durch die Gegend geirrt und hatte ihn gesucht. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Sie sah in jedem Stein einen verstümmelten Katzenkörper und drehte langsam durch. Er würde doch heimkommen wollen. Er ganz bestimmt.

 

Telefongeklingel.

»Ja?«

»Frau Ginster? Hier ist das private Tierheim Fellträgerliebe. Laut Mikrochip sitzt Ihr Kater bei uns.«

Ihr Herz!

»Ich komme sofort!«

 

Sie fand den Raum grell und kalt. Es roch nach Reinigungsmitteln und verängstigten Tieren.

»Hier?«, fragte sie die abgekämpft aussehende Tierpflegerin und wartete kaum ihr Nicken ab, weil sie es nicht aushielt. »Wo ist denn mein Katerchen? Wo ist denn meine großartige Lieblingskatze? Katzenkind, wo bist du denn?«

Die Tierpflegerin hob die Hand, um ihr Einhalt zu gebieten, als sie beide es hörten: Eine kräftige Katzenstimme mischte sich unter die Geräusche.

»Miau, hier bin ich, endlich bist du da, ich bin hier hinten, hol mich bloß hier raus, ich habe so auf dich gewartet!«

Sie rannte los und fiel vor seiner Box auf die Knie. Tränenüberströmt natürlich.

»Mein Kleiner! Ich bin ja da, wir gehen sofort heim!«

Zu Hause würde sie alles Adventsgedöns aufhängen, das sie finden konnte, und dem Kater das geliebte Hühnerfleisch in der Silberschale kredenzen. Ihre Katze war da und die Welt wieder in Ordnung. Jetzt konnte Weihnachten kommen.


Autor*in: Christiane                    Blog: Irgendwas ist immer

Ich habs euch ja gesagt 😉

Für die, die unter der Woche nicht mitgelesen haben: Dies ist die Fortsetzung von »Der Kater«.


Adventüden 2023 12-17 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

14.12. – Der Kater | Adventüden

Das hier war ohne Zweifel das sogenannte wahre Leben, und er wusste genau, dass er es nicht mochte und warum. Es war zu kalt und zu hell und er vermisste seinen Kuschelplatz. Außerdem kreischten um ihn herum lauter andere Katzen hässliche Dinge, und auf die konnte er am allermeisten verzichten. Noch mehr als auf die hektische Freundin seiner Menschenfrau, zu der sie ihn gebracht hatte und der er abgehauen war, als sie die Wohnung kurz verlassen hatte, um irgendwelches Adventsgedöns vom Dachboden zu holen. Tja, lass die Tür nicht angelehnt, und merke, Katzen halten keinen Winterschlaf, auch wenn sie vielleicht so aussehen. Er hatte sie noch nie gemocht, also nichts wie raus, nur weg von den komischen Räucherstäbchen und diesem schrägen Gesinge, das sie bestimmt schön fand.
Es war nicht seine klügste Entscheidung gewesen.

Natürlich hatte er bloß nach Hause gewollt, aber er hatte sich verlaufen. So viele laute Straßen, so viele Hunde. Er musste doch auf seine Menschenfrau aufpassen, der Menschenmann hatte sie in der letzten Zeit so oft angeschrien. Nach zwei Tagen war er in ein geöffnetes Fenster gesprungen, wo man ihn zwar gefüttert, dann aber eingefangen und hierhergebracht hatte.
Tierheim. Heim? Nicht deren Ernst.
Sein Wunschzettel stand jedenfalls fest: seine Menschenfrau. Nach Hause. Sofort.

»Was ist mit dem?« Zwei Tierpflegerinnen stoppten vor der Box.

»Fundkatze. Ganz neu. Wir hoffen, dass wir irgendwelche Besitzer ausfindig machen können, sonst kommt er noch vor Weihnachten in die Vermittlung.«

»Hübsch ist er ja.«

»Aber schon älter. Und ein Einzelprinz.«

»Frisst er?«

»Schau dir die Schale an. Wenig. Morgen bestimmt.«

Das glaubt mal. Das schmeckt doch nicht, das Zeug.
Er kauerte sich an die Wand der Box.
Sie liebt mich. Bestimmt macht sie sich Sorgen. Sie kommt.
Mach schnell! Bitte!
Er kniff die Augen zusammen, schlug die Pfoten unter und wartete.


Autor*in: Christiane                    Blog: Irgendwas ist immer

Wie bereits angekündigt, gibt es mehrere Schreiber*innen, die zwei Adventüden beigesteuert haben, eine davon war (unfreiwillig) ich. Bevor ihr fragt: Ja, diese Geschichte bekommt noch eine Fortsetzung innerhalb der Adventüden.


Adventüden 2023 12-14 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:

Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.

Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.

 

Menschenschläfer | abc.etüden

Ich liege im Bett und höre es sanft tappen. Plötzlich stützt sich eine Pfote leicht auf die Matratze. Würde ich jetzt in die Richtung schauen, würde mir ein fragender Blick (»Bist du wach?«) begegnen.

»Na, komm schon«, sage ich zu ihm, und schwupp, steht eine Katze auf meiner Brust. Meist trampelt er erst mal auf mir rum, bis ich mich beschwere (»Sei nicht so grob! Hat dir dein Katzenlehrer nicht beigebracht, dass Menschenfrauen da empfindlich sind?«). Da ich ihn dabei aber unweigerlich zu streicheln begonnen habe, lässt er mich reden und fängt stattdessen an zu schnurren, dann vibriert die ganze Katze und ich erzähle ihm das typische vernarrte Dosenöffnergelaber, wie toll er ist und sowieso der schönste Tiger von allen.

Positiv ist auch, dass das für mich die ideale Möglichkeit ist, unauffällig einen kurzen Check vorzunehmen. Irgendwelche Auffälligkeiten, Kratzer, Schwellungen, ungebetene Gäste wie Zecken? Darf ich die Pfoten anfassen, den Bauch streicheln, sind die Augen klar oder verklebt? »Hauch mich mal an«, sage ich und versuche, ihn zu bewegen, mir seine Reißzähne zu zeigen – meist, wenn ich bemerkt habe, dass er aus dem Maul stinkt. Kommt selten vor. Übung für den Ernstfall, mögen wir es nie brauchen.
Zurzeit wächst übrigens das Winterfell.

Und ganz wichtig: Er kommt freiwillig, er kann jederzeit weg. Er bleibt in dem Bewusstsein, dass er höchst willkommen ist. Es hat schließlich Jahre gedauert, bis er begriffen hatte, dass er auf meinen Schoß springen, sich dort einrollen und schlafen darf und dass ich das toll finde. Dass auch er mich trösten und auf mich aufpassen darf.

»Na, Katzenkind?«, frage ich ihn, wenn ich mit Kraulen durch bin, und blinzele ihn an. Spätestens dann legt er sich hin, drückt die Augen zusammen, versteckt seinen Kopf an meinem Hals, sodass mich seine Schnurrhaare kitzeln, seufzt tief und schläft ein.


abc.etüden 2023 40+41+42+43+44 | 365tageasatzaday

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

Für die abc.etüden, Textwochen 40, 41, 42 43 und 44 des Jahres 2023: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Wortspende stammt dieses Mal von Gerhard und seinem Blog Kopf und Gestalt. Sie lautet: Lehrer, grob, hauchen.

Lasst mich doch auch mal sentimental sein, meine Güte 😉

Ja, das ist ziemlich autobiographisch, sollte jemand daran gezweifelt haben. Schön, die Ecken sind bisschen abgerundet, aber eigentlich kann das jederzeit so passieren. Und dass seine Puscheligkeit denkt, dass er sich um mich kümmern muss, Stichwort Katzen und Weltherrschaft, ist eh klar, oder? 😉

Ach, als »Menschenschläfer« hat die Tierärztin ihn bezeichnet, ich kannte das gar nicht.

 

Übermut | abc.etüden

Okay, okay, hör auf, mich anzumeckern! Ich wars, ich gebs ja zu! Aber bitte, es ist doch nichts passiert! Ja, ich war vielleicht ein bisschen übermütig. Ja, ich hätte die dicke Katze von nebenan vielleicht nicht verfolgen dürfen. Ja, es war vielleicht nicht so günstig, dass wir in dem Wäschekorb von deiner Nachbarin gelandet sind, nachdem ich sie endlich eingeholt hatte.

Ja, das hab ich nicht gewollt, dass sie die Wäsche jetzt noch mal waschen muss, weil wir – was? Hör mal, die lässt einen Korb mit frischer Bettwäsche draußen rumstehen und wundert sich, dass noch andere das toll finden? Ich bin der Katze hinterher, weil sie mir den Augenaufschlag des Jahrhunderts zugeworfen hat! Ja, erinner mich jetzt nicht daran, ja? Ich bin auch sensibel, schönen Dank. MAN WIRD SICH DOCH MAL VERGESSEN DÜRFEN!!!

Ich bin jetzt eingeschnappt, ich sag gar nichts mehr.

Wie, was willst du damit andeuten, wie ich auf den Baum gekommen bin? Raufgeklettert? Nein, ich wollte das Eichhörnchen eigentlich gar nicht fangen. Aber hast du gesehen, wie dicht ich hinter dem war? So einen Spaß hatte ich schon lange nicht mehr. Und plötzlich war ich ganz oben im Baum, genau. Und als ich mich umgeguckt habe, waren beide weg, das Eichhörnchen und die dicke Katze. Wie, dumm gelaufen? Das ist nun aber wirklich nicht nett von dir.

Ja, ich war früher mal fitter, ich bin abgerutscht und gesprungen, auf dem Rand der blöden Regentonne aufgekommen und hatte vielleicht bisschen viel Speed. Was kann ich dafür, dass die so leicht schwankt?! Ja, ich hab sie umgekippt, hab ich doch schon zugegeben! Aber ich hab mir überhaupt nichts getan, ich bin ganz trocken, oder hast du mich Wasserflecken machen sehen, als ich reingekommen bin?

Wie, Kellerfenster offen? Wie, alles nass?

Oh. Das tut mir jetzt aber echt leid. Echt.


abc.etüden 2022 38+39 | 365tageasatzaday

Quelle: Unsplash, Bearbeitung von mir


Für die abc.etüden, Wochen 38/39.2022: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Wortspende stammt dieses Mal von Ellen mit ihrem Blog nellindreams. Sie lautet: Regentonne, sensibel, schwanken.

Und ja, auch wenn die Geschichte nicht meinem Erfahrungsschatz entstammt – ich habe keine Regentonne – Kater (und Katzen), auch ältere, sind in jedem Alter fähig, sich komplett zum Affen zu machen, wenn sie der Hafer sticht. Wieder ein Beweis mehr, wie ähnlich sie uns Menschen sind, denn auch bei ihnen nimmt die Wahrscheinlichkeit mit dem Alter ab … 😉

 

Die Essensfrage | abc.etüden

Hör mal, wir müssen wohl wirklich noch etwas besprechen, du und ich. Das kann doch nicht sein, dass ich DAS DA essen soll, was du mir gerade vor die Nase gestellt hast? Ich überlege krampfhaft, wie viele Jahre wir uns jetzt schon kennen und was das bedeutet, dass du so wenig auf meine Bedürfnisse eingehst. Ich habe nun echt keinen komplizierten Geschmack! Ja, ich weiß das zu schätzen, dass du um Abwechslung bemüht bist, durchaus, aber gut gemeint ist eben nicht gut. Gar nicht gut! Du könntest es wirklich besser wissen, ach, was sage ich: Das da ist so nahe dran an unverzeihlich, dass ich gar nicht weiß, wie ich mich wieder beruhigen soll, und du allein bist schuld!
Oder wie deine komische Schwester neulich gesagt hat: Da kannst du dir einen Knopf an die Backe nähen und solange daran drehen, bis du Radio Luxemburg reinbekommst, bevor ich so einen Fraß anrühre! Da hast du noch gelacht, ich verstehe das jetzt gar nicht?
O ja, ich habe die Blicke gesehen, die du mit der Ärztin gewechselt hast, als sie mit uns über mein Gewicht gesprochen hat, plus Stichwort »Alter« und »nierenschonend«. Aber mal im Ernst, das da soll die Alternative sein? Bilde dir bitte nichts darauf ein, dass ich doch ein Häppchen probiert habe, das war nur zur Sicherheit.
Weißt du, was ein Hoffnungsschimmer ist?
Nein, nicht das, was sich auf meinem Teller befindet.
Ich werde dir jetzt mal was verraten. Ich kenne deine Internet-Passwörter!!! Und wie das mit der Onlinebestellung funktioniert, habe ich auch schon raus.
Mein Kumpel Fritz, den du nicht leiden kannst, hat mir neulich eine Maus zugeschoben, als wir nachts unterwegs waren. Falls ich Hunger hätte. Selbst gefangenes Frischfleisch hat der nämlich nicht mehr nötig, der wird gebarft. Voll krass.
Die erste Lieferung kommt übrigens morgen.

 

abc.etüden 2022 01+02 | 365tageasatzaday
Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

Für die abc.etüden, Wochen 01/02.2022: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Wortspende stammt dieses Mal von Ludwig Zeidler, dem Etüdenerfinder. Sie lautet: Hoffnungsschimmer, unverzeihlich, nähen.

Wer sich jetzt fragt, was um Himmels willen »barfen« ist: Hier spricht eine Katze, ihr habt soeben meine erste Kattitüde des neuen Jahres gelesen. BARF ist eine amerikanische Abkürzung, die deutsche Übersetzung bedeutet: »Biologisches Artgerechtes Rohes Futter«. Barfen ist eigentlich mehr ein Trend bei der Hundefütterung, es ist zudem nicht ganz unumstritten, aber auch Katzen werden zunehmend gebarft. Wer etwas darüber nachlesen will, den verweise ich auf Wikipedia (hier) und den Info-Artikel eines Herstellers (hier).

Nein, mein heißgeliebter Fellträger wird nicht gebarft und würde nie so mit mir sprechen *hüstel* – aber vermutlich kennen alle Dosenöffner diesen Blick, wenn sie ihrem Liebling etwas VÖLLIG UNAKZEPTABLES (wie konnte mensch nur) vorgesetzt haben. Gerade Katzen sind groß darin, sich vorher halb umzubringen und dann einmal über das Futter drüberzuriechen, mensch mit zutiefst enttäuschtem Blick zu mustern, daraufhin beleidigt den Rückzug anzutreten und mit Hungerstreik zu drohen.

Ich habe niemals behauptet, dass Katzen nicht auch hinterlistig sein können. 😉

Meine Passwörter sind übrigens verschlüsselt. 😎😉

 

Karin hat mir gerade dazu ein topaktuelles Foto geschickt. So sieht das nämlich dann aus:

 

Ein Geschenk | abc.etüden

Ich kenne den Blick. Er soll mir suggerieren, dass ich etwas unglaublich Wertvolles übersehe. Ich kenne aber auch den, der so guckt. Hm.
Außerdem ist es früher Morgen. Also, ziemlich früh.

Ein Geschenk? Bestimmt. Ist hier irgendetwas anders als sonst? Nein. Dann muss er es versteckt haben.

»Soll ich suchen?«, frage ich und sehe diesen erwartungsvollen Glanz in seinen Augen. Okaaaaay. Also mustere ich das Regal – nichts – und umrunde das sperrige Sofa. Bingo!

Da liegen sie: DREI Leichen in, äh, unterschiedlichen Zuständen der Vollständigkeit. Ich wusste es doch. Wahrscheinlich haben sie nicht geschmeckt.

Und das vor dem ersten Kaffee.

»Oha, da hast du heute Nacht ganz im Verborgenen aber eine ordentliche Strecke gemacht, mein Geheimkünstler«, lobe ich ihn. Schnurrend kommt er an, stößt seinen Kopf gegen mein Bein und streicht daran entlang. Ich kraule den getigerten Pelz. Ohne jeden Zweifel ist jetzt eine Belohnung fällig.

»Na, dann komm mal mit in die Küche, dann gebe ich dir was«, seufze ich und nehme auch gleich die Utensilien mit, um die Spuren der Großwildjagd zu beseitigen. Ich muss dran denken, fürs Erste die Katerklappe zu verriegeln, das war schon das dritte Mal in zwei Wochen, dass er etwas hereingebracht hat, und man weiß nie, ob nicht doch eine nur halb tote Beute dabei ist und demnächst in einer Ecke vor sich hin rottet.

Den Schrecken der Mäuseschaft (Vögel sind zum Glück meist zu schnell, er wird ja auch älter) interessiert das alles freilich nicht mehr. Er hat sich den Bauch vollgeschlagen und schläft auf dem Sofa den Schlaf des Gerechten.

 

abc.etüden 2021 40+41 | 365tageasatzaday
Quelle: Photo by krakenimages on Unsplash, Bearbeitung von mir

 

Für die abc.etüden, Wochen 40/41.2021: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Wortspende stammt dieses Mal von Yvonne mit ihrem Blog umgeBUCHt. Sie lauten: Geheimkünstler, sperrig, suggerieren.

Jaaaa, eine Kattitüde mal wieder! Die könnte sich sogar hier abgespielt haben, wenn 1. ich eine Katzenklappe hätte (aus den in der Etüde erwähnten Gründen nicht) und 2. der Herr Fellträger tatsächlich in einer derartigen Frequenz Mäuse erbeuten würde, aber momentan ist es nachts draußen eher ruhig und morgens steht nur ein hungriges Pelztier vor der Tür, das kräftig anfängt, Winterfell zu entwickeln.
Schlafen kann er allerdings wie gemalt.

Kleine Zwischendurch-Etüde ohne größeren Anspruch, ich hab einfach zu viel um die Ohren.

 

Sommerquartier | abc.etüden

Fortsetzung von On the Road Again?

 

Sie roch muffig, die bunte, abgewrackte Baracke, die er nach längerem Herumziehen durch die Schrebergartenkolonien entdeckt hatte, und er träumte immer noch vom Abenteuer. Aber sie war okay, hier würde er bleiben. Die Tage verbrachte er oft dösend auf dem Dach und beobachtete die Spaziergänger, die selten herübersahen. Bis der alte Mann plötzlich kam und blieb und am Abend Futter auf dem Boden stand.

Er näherte sich der Untertasse. Es roch gut. War das eine Falle? Er probierte vorsichtig. Essbar, aber nichts, was er liebte. Eigentlich. Er fraß weiter, und dann war der Teller leer.

Jemand lachte. »Na, Katze?«, fragte eine tiefe Stimme. »Hat es geschmeckt? Noch mehr?«

Er erschrak und sprang zurück, bereit, das Fell aufzustellen und zu fauchen.

»Lauf nicht weg. Ich will dir doch nichts Böses.«

Eine Hand wurde hingehalten. Geduldig. Irgendwann berührte ein Katzenkopf sie. Das war der Anfang.

***

Es geschah vier Wochen später, dass eine Kinderwagenschieberin stehen blieb, nach ihm rief und er hinsauste, ohne nachzudenken. SIE. Natürlich hatte er sie nicht vergessen. Er ignorierte die niedrige Karre, aus der es misstönend plärrte. Sie nahm ihn auf den Arm wie früher, er schnurrte und fand es herrlich.

»Ist das Ihrer?«, fragte der alte Mann, der hinterhergekommen war. »Ich hab mich die ganze Zeit schon gefragt, was dem wohl widerfahren sein mag.«

»Das Kind ist passiert«, antwortete sie und seufzte. »Ich war völlig konfus, und irgendwann ist er einfach abgehauen.«

Er musterte sie und dachte sich sein Teil. »Ich werde vermutlich hier sein, bis der Frost kommt und die lauen Nächte endgültig vorbei sind. Ich möchte ihn ungern unversorgt zurücklassen, er ist so ein feiner Kerl. Wollen wir uns vorher noch mal darüber unterhalten, wer sich um ihn kümmert?«

»Bis dahin bin ich definitiv sortierter.« Sie nickte. »Er heißt übrigens Leo. Ich melde mich. Danke.«

 

abc.etüden 2021 20+21 | 365tageasatzaday
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Für die abc.etüden, Wochen 20/21.2021: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Wortspende stammt dieses Mal von Bernd mit seinem Blog »Red Skies over Paradise«. Die Wörter lauten: Baracke, lau, widerfahren.

 

Fastenzeit | abc.etüden

Ihre Stimme klang anklagend. »Ich habe dich beobachtet. Wir waren übereingekommen, nicht vor Mittag etwas zu essen!«

Er ignorierte sie und starrte zur Spüle, wo noch die Reste des Essens standen. Ihres Essens. Fisch und Chips, wie er das hasste, schon den Geruch. Er hätte ihr etwas von der »Fressformel«, der süchtig machenden Kombination von Kohlehydraten und Fetten erzählen können, das Lieblingsthema der Professorin, ach, warum hatte er die eigentlich verlassen.
Aber wo als Krönung der Mahlzeit ein fruchtig-süßlicher Curryketchup auf den Tisch kam, da würde er damit kein Gehör finden.
Er seufzte innerlich. So viel zu gesundem Essen in diesem Haushalt.

Na schön, er war nicht mehr so schlank wie früher. Okay, ja, er verstand sogar, was sie mit »Rettungsringen« meinte. Zugegeben, er mochte vielleicht eher ein Gourmand als ein Gourmet sein, aber ihn so abzukanzeln, nur weil er sich aus dem Kühlschrank bedient hatte? Was bildete die sich denn ein? In diesem Ton? Und überhaupt, das waren Reste gewesen!

ER hatte jedenfalls gar nichts zugestimmt. Bestimmt nicht.

Er runzelte die Stirn und hoffte, es würde sie besänftigen, weil sie seine sogenannten Dackelfalten ja so toll fand. Überhaupt, noch so etwas! Denkerstirn ließ er sich ja gerade noch gefallen, aber Ähnlichkeit mit einem Dackel? Er? Das ging wirklich zu weit. Er musste dringend die Gesamtsituation überdenken. Allein.

Als die Klingel an der Haustür verheißungsvoll schepperte und sie ihrer Nachbarin öffnete, schoss er an ihr vorbei aus dem Haus, überquerte den Rasen mit drei Sprüngen, erklomm den Birnbaum und hockte sich erst mal schwer atmend in eine Astgabel.

Die beiden Frauen betrachteten ihn nachdenklich. »Ich hab es dir vorausgesagt, dass es bei der Ernährungsumstellung Schwierigkeiten geben könnte«, bemerkte die Nachbarin. »Nicht alle Katzen stehen auf Intervallfasten.«

 

abc.etüden 2021 12+13 | 365tageasatzaday
Quelle: Pixabay, bearbeitet von mir

 

Für die abc.etüden, Wochen 12/13.2021: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Puzzleblume und ihrem Blog Puzzle❀. Sie lauten: Dackelfalten, fruchtig, scheppern.

Weiß nicht, wie es bei euch ausschaut, aber in meinem Bekanntenkreis mehren sich die Intervallfaster. Für mich ist es nichts, da ich mit meiner Milchdosis im Morgenkaffee das Fasten breche, auch wenn ich zehnmal vor Mittag nichts esse …

 

Morgenskizze mit Fellträger | abc.etüden

Häufig beginnt mein Tag damit, dass ich auf der Ofenbank hocke und aus dem nach Osten weisenden Fenster nach orangen Wolken Ausschau halte, auf dass sie beim Sonnenaufgang besseres Wetter als das zurzeit alltägliche Dauergrau verheißen mögen. Gleichzeitig lese ich mich durch meinen WP-Reader und schlürfe den ersten Kaffee.

Hin und wieder werde ich dabei unterbrochen. Dem Fellträger meines Herzens ist nämlich jüngst erst aufgefallen, dass er auf meiner Augenhöhe ist, wenn er sich auf der Fensterbank platziert, und seitdem steht gelegentlich ein Kater vor meiner Nase und starrt mich an. Besagte »Ofenbank« ist der Heizkörper meiner Nachtspeicherheizung und in bequemem Abstand zum Fenster montiert. Ein Lieblingsplatz von uns beiden.

»Na, Schnurri«, begrüße ich ihn zärtlich, schiebe weg, was ich in der Hand halte, lehne meinen Kopf an seinen und kraule ihn am Hals und hinter den Ohren. Wenn er gekommen ist, um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen, hält er still, stellt seinen eingebauten Lautsprecher an und kann sogar so laut losschnurren, dass das Geraspel buchstäblich den ganzen Katerkörper erschüttert. So sitzen wir da, die Stirnen aneinandergedrückt, die Augen geschlossen, eine Minute … zwei … fünf, und vergewissern uns ohne weitere Worte, dass bei dem anderen alles in Ordnung ist.
Mütter haben mir versichert, sie müssten nur an ihren Babys riechen, um zu wissen, ob sie okay sind, und ich habe festgestellt, dass das irgendwie übertragbar ist, auch sein Geruch ist nicht immer gleich … Was er auf diese Weise von meinem Innenleben mitbekommt, wüsste ich gern, bin aber überzeugt, es dürfte einiges sein, vermutlich mehr als ich umgekehrt.

Wir verharren in diesem Zustand ziemlich bewegungslos, bis einem von uns etwas einfällt, das mehr Priorität bekommen muss. Meist will er fressen oder schlafen, und ich gehe an meine Arbeit.

 

abc.etüden 2021 03+04 | 365tageasatzaday
Quelle: Pixabay, bearbeitet von mir

 

Für die abc.etüden, Wochen 03/04.2021: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Ulrike und ihrem Blog Blaupause7. Sie lauten: Lautsprecher, orange, erschüttern.

Natürlich ist das autobiographisch, glaubt ja wohl keiner was anderes, oder? 😉
Versuch in der Ich-Form. Bin noch nicht so ganz überzeugt.

 

On the Road Again? | abc.etüden

Ihm klingelten immer noch die Ohren von dem Zetermordio, das sie geschrien hatte, und von dem Tränenausbruch, der unweigerlich gefolgt war. Irgendetwas war gar nicht in Ordnung in der letzten Zeit.
Sie aß komische Dinge! Sie roch fremd! Sie war anders mit ihm! Okay, er hatte ein Bedürfnis nach Unabhängigkeit und war viel unterwegs, aber offenkundige Respektlosigkeit konnte er nicht tolerieren, sie kannte ihn schließlich gut, das musste er sich nicht bieten lassen.
»Tja, Griff ins Klo, was? Dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als dir ein Ei auf den Kerl zu backen«, hatte ihre Freundin gesagt und böse geschaut. Besser war es aber dennoch nicht geworden, auch wenn ihre Hand wie üblich zu ihm gewandert war. Und was hatten die Frauen überhaupt mit »sitzen lassen« gemeint? Er hatte jedenfalls nichts falsch gemacht, da war er sich sicher, und wenn er sie auf der Couch heulen sah, dann hielt das sein weichmütiges Herz kaum aus.
»Ich habe Sorgen«, hatte sie ihm neulich gestanden, »und eigentlich habe ich ziemlich Angst vor dem, was da auf mich zukommt.« Er hatte sie zu trösten versucht, aber es war nicht genug gewesen. Er hasste es, hilflos zu sein.

Sie war hektisch. Sie räumte die Wohnung um. Sie kümmerte sich noch weniger um ihn. Sie machte die Schlafzimmertür zu, was er als Affront empfand. Außerdem wurde ihr Bauch immer dicker und ihre Laune meistens noch schlechter.
Er verstand nicht, was geschah, er fühlte sich unerwünscht und zog seinerseits die Reißleine.

Nun lag er gemütlich auf einer Veranda in der Schrebergartenkolonie, hörte den Regen auf das Dach trommeln und schlug die Pfoten unter. Mäuse gab es genug, für Essen war also gesorgt. Sie fehlte ihm trotzdem. Er wollte, dass alles in Ordnung war. Morgen würde er mal vorbeischauen. Oder übermorgen. Oder nächste Woche. Bestimmt.

 

abc.etüden 2021 01+02 | 365tageasatzaday
Quelle: Pixabay, bearbeitet von mir

 

Für die abc.etüden, Wochen 01/02.2021: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Ludwig Zeidler, dem Etüdenerfinder. Sie lauten: Zetermordio, weichmütig, backen.

 

Auch ich, ich gestehe es, treibe mich gelegentlich im Netz auf Katzenseiten herum, nicht nur der Fellträger hinter meinem Rücken 😉 Es gibt nichts, was einem so schnell bessere Laune bescheren kann, aber auch nichts, wo einem so schnell das Herz zerfließen kann, man muss also durchaus vorsichtig sein. Zum Glück passt meiner auf mich auf, dass ich nicht aus Versehen das »Catlady-Einstiegsset« ordere und er demnächst seinen Schlafplatz mit ein paar Katzenkindern teilen muss …
So landete ich jedenfalls auf einer Seite über »Wie geht die Katze damit um, wenn ein Baby ins Haus kommt?« (hängt sehr von der Katze und ihrer Menschbezogenheit ab, aber man kann was machen), und dachte, dass das ein prima Thema für eine Etüde/Kattitüde sei, wo die Situation wirklich aus dem Ruder gelaufen ist und »der Katz« mal nicht automatisch alles unter Kontrolle hat …

Kennt sich jemand von euch damit aus? Katha, habt ihr euch schon Gedanken dazu gemacht, falls du dies hier liest?

Dass dabei dann zufällig gerade Willie Nelson aus dem Radio tropfte und mir mit »On the Road Again« den Etüdentitel (+ Ohrwurm) bescherte, war Zufall. Hier, falls ihr auch wollt – ja, gut aussehender Mann, zumindest auf dem Pic (ich weiß, wie alt er ist, aber mich würde interessieren, wie alt er da war 😉 ):

 

 

Schönen Sonntag zusammen!

 

Update! Bekommt noch jemand seine Mails/Benachrichtigungen über GMX? Ich kann seit 9:00 Uhr Mails zwar verschicken, aber nicht mehr empfangen, und wüsste gern, ob es noch jemandem von euch so geht …

 

Fortsetzung: Sommerquartier

 

Ein harter Job | abc.etüden

 

Als sie »Schmutzfink« sagt, ignoriere ich sie. Glatt. Ich meine, ich bin ja schon als vieles bezeichnet worden, aber als … äh, Vogel? Das passt nun bestimmt nicht.
Kurz darauf kommt sie mit dem Handtuch angerannt. »Komm mal her, du Schmutzfuß.« Aha? Ich? Sie meint doch mich? Was denn, was denn? Es ist Herbst, da ist es draußen halt bisschen nasser.
Mach schneller, Frau, Füße abputzen nervt!

Blöd nur, dass sie mich nicht in Ruhe lässt, sondern sich vor mir aufbaut und anklagend in Richtung Tisch zeigt. Oh. Jaha, ich muss wohl zugeben, das sind meine Spuren, das war wirklich ich, ich kann es nicht leugnen. Und Überraschung, da steht der Quarkkuchen, der so fabelhaft riecht …
Nein! Ich wollte mich nicht von dem Kuchen bedienen, ich schwör’s, was denkt die denn?! Überhaupt nicht! Da lagen dicke Krümel daneben, die wollte ich mir mopsen. Nur die! Ich bin ein Fellträger, der sich an Deals hält, ich weiß, dass Kuchen anfressen Ärger bringt! So gut ist er nun auch wieder nicht. Und sie ist so anstrengend, wenn sie eingeschnappt ist.
Moment, wo ist der Quarkkuchen denn hin? Der krümelt doch so extrem, sie kann ihn doch nicht so schnell …

Schweigt stille, Genossen! Es ist mein Job, als Wachkatze hier alles im Auge zu haben!

Bestimmt ist er in der Speisekammer, da ist es kühler. Die Tür ist jedenfalls schon mal zu. Mist. Komme ich da überhaupt rein, bevor ihre doofen Freundinnen hier aufschlagen? Hm.
Ich glaube, ich werde mich mal prophylaktisch auf einen Stuhl legen, eine Runde ausruhen und danach einen auf süßes Kätzchen machen. Die Weiber geben mir bestimmt was ab, wenn ich verhungert genug gucke, die haben eh alle keine Ahnung, wie das hier so läuft.

Bis später, Genossen! Wir sprechen uns!

 

abc.etüden 2020 43+44 | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay, bearbeitet von mir

 

Für die abc.etüden, Wochen 43/44.2020: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Judith mit ihrem Blog Mutiger leben. Sie lauten: Schmutzfink, fabelhaft, mopsen.

Ja, endlich mal wieder eine Kattitüde! 🙂 Wobei ich jedoch zur Ehrenrettung meines Fellträgers erwähnen möchte, dass er keinen Kuchen mag, diese Etüde jedoch auf unsere Kindheitsfamilienkatze zurückgeht, bei der man speziell auf Quarkkuchen achten musste.

 

Es wird ernst | abc.etüden

Dies ist die Fortsetzung von „Der Besuch“, ihr hattet danach gefragt.

***

Es wird ernst. Der angekündigte Besuch ist da. Es ist nicht die Kupferfarbene, zum Glück, diese hier sieht ganz normal aus. Nicht normal ist: Sie riecht gut! Ich meine, hallo, ich bin eine Katze, ich habe schon so einige Menschen gerochen, und über ziemlich viele möchte ich nicht sprechen. Aber sie hier ist völlig okay.

Also habe ich überlegt, wie ich ihr zeigen kann, dass ich sie gut finde, und Annäherungsversuche gestartet. Alle Menschen kraulen gern Katzen, oder? Ja, sie auch. Aber viel lieber fummelt sie an ihm herum, und das, obwohl er immer noch so stinkt. Klar bekomme nur ich das mit, sie bestimmt nicht!

Aber er, er hat mir einen langen Blick zugeworfen und »Nun übertreib mal nicht« gemurmelt, und das fand ich unhöflich. Also bin ich raus und habe mich auf dem Dach vom Geräteschuppen in die Sonne gelegt.

Als ich Hunger bekam, bin ich wieder rein. Meine Schüssel: leer. Zu trinken: Fehlanzeige. Er: im Bett. Sie: im Bett. Ich habe mich danebengesetzt, zugeguckt und gewartet, was sollte ich tun. Man ist ja diskret und will nicht stören.
Irgendwann hat sie mitbekommen, dass ich da war. Immerhin, sie hat nicht gekreischt, aber sie hat sich beschwert, sie würde sich beobachtet fühlen. Ob er da nicht was machen könne?

Und er? Nein, er ist nicht auf die Idee gekommen, ihr zu erklären, dass ich normalerweise dort am Fußende schlafe. Er hat gelacht, sie geküsst und »Ich fütter ihn mal eben« gesagt. In der Küche hat er mich dann gefragt, ob ich, wenn sie Liebe feiern würden, nicht woanders bleiben könnte. Wenigstens am Anfang, bis sie sich an mich gewöhnt hätte?
Ich hab ihm nicht geantwortet, dass es ja wohl keine Frage sei, wer sich an wen gewöhnen müsse.
Menschen.

Liebe feiern, weia. Ich glaub, den hat’s echt erwischt.

 

abc.etüden 2020 24+25 | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay, bearbeitet von mir

 

Für die abc.etüden, Wochen 24/25.2020: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Susanne von books2cats und lauten: Geräteschuppen, kupferfarben, feiern.

Danke an Annette, die nachgefragt hat, ob es eine Fortsetzung der Kattitüde geben würde. Mir war gerade so albern, da dachte ich, das wäre vielleicht gar keine schlechte Idee … 😉

In meinem Offline-Leben ist zurzeit eine Menge los, daher bin ich gerade etwas seltener bzw. verspätet online, seht es mir bitte nach. Es ist alles okay, es kann nur ein bisschen dauern, bis von mir was kommt. Habt es fein!

 

 

Der Besuch | abc.etüden

 

Er riecht komisch. Zu viel mit der Grappaflasche gefeiert ist es nicht, und ich glaube auch nicht, dass er krank ist. Aber man kann nicht sagen, dass er sich normal benimmt, denn er putzt unsere Höhle viel gründlicher als sonst. Schön, wenn meine Decke mal von dem Fellbelag befreit wird, dann ist das angemessen, aber noch viel lieber wüsste ich, was los ist.

»Kater, wir bekommen demnächst Besuch«, teilt er mir mit, als ich auf seinem Bauch liege, damit er mich streichelt.

Besuch also! Hier kommt selten wer Fremdes her. Hoffentlich nicht wieder die mit den kupferfarbenen Haaren. Wobei ich das ja nicht glaube. Die Leckerlis, mit denen sie versucht hat, sich bei mir einzuschleimen, waren absolut unangemessen, und das habe ich ihr auch klargemacht, als sie mir plump vertraulich kommen wollte, jawohl! So einfach bin ich nicht zu haben!
Aber Menschen sind da anders. Vor allem, wenn sie schon angefangen haben, so komisch zu riechen.

»Wenn sie kommt, könntest du vielleicht ein bisschen netter sein als beim letzten Mal?«, bittet er prompt und krault mich am Ohr.

Nun, ich fand es etwas übertrieben, dass sie darauf bestand, in die Notaufnahme gefahren zu werden, und herumschrie, sie habe keine Tetanusimpfung und bekäme jetzt bestimmt eine Blutvergiftung.
Ich hatte mich wohl ein bisschen zu doll hinreißen lassen. Passiert mir manchmal. Entschuldigung.
Aber »Berserker« habe ich dann wirklich erst mal nachschlagen müssen, als er mit ihr weg war.

Heute Morgen hat er zwei große Kartons mit Geraffel vollgepackt, das seit Monaten hier schon herumfliegt, und in den Geräteschuppen im Hof geschleppt. »Aufräumen« nannte er das.

»Ich freu mich halt, was willst du?«, hat er sich verteidigt, als er meinen Blick bemerkt hat.

Er riecht jeden Tag komischer. Leute, hier ist echt was im Busch.
Ich geh schon mal die Krallen am Sofa schärfen.

 

abc.etüden 2020 24+25 | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay, bearbeitet von mir

 

Für die abc.etüden, Wochen 24/25.2020: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Susanne von books2cats und lauten: Geräteschuppen, kupferfarben, feiern.

Eigentlich war es schon lange mal wieder Zeit für eine Kattitüde, oder? Tatsache ist, dass mein Fellträger sich tatsächlich während seiner drolligen 10 Minuten in einen Taschenrambo verwandeln kann – dann fließt auch tatsächlich (mein) Blut und er ist völlig weggetreten und im Rausch. Ich habe ein paar sehr beeindruckende Spuren davon an den Unterarmen.
Allerdings habe ich es noch nie erlebt, dass ein*e unschuldige*r Besucher*in darunter zu leiden hatte, und schon gar nicht wegen irgendwelcher Leckerlis … 😉

Update: Es gibt eine Fortsetzung: Es wird ernst 😉

 

Zwei Welten | abc.etüden

Sie nennt mich „Tiger“. Seit Jahren. Eigentlich fast von Anfang an. Gut, es gibt Schlimmeres, ich kann sogar mal mit „Tigerchen“ leben. Im Eifer des Gefechts rutscht einem ja so manches heraus.

Was ich aber eigentlich nicht abkann, ist dieses Gesäusel, das sie manchmal draufhat. Schau mal dieses und mach mal jenes, ist das nicht nett und möchtest du nicht vielleicht doch …? Aber wehe, ich tue ihr Gerede als das ab, was es ist, nämlich belanglos, ignoriere sie und gehe meiner Wege. Dann ist sie beleidigt, seufzt ganz tief und bekommt manchmal sogar nasse Augen, vor allem, wenn ich einen Zug durch die Gemeinde gemacht habe und ein bisschen länger ausgeblieben bin. Wie ich das hasse, dass sie sich Sorgen macht! Ich liebe sie doch!

Gestern, ich muss es gestehen, hat sie mich mit ihrem halbgar dahinplätschernden Gerede so sehr genervt, dass ich erst laut und dann handgreiflich geworden bin. DIE – SCHNALLT – MANCHMAL – SO – WAS – VON – NICHTS! Komm mir jetzt bitte keiner mit „Gewalt ist keine Lösung“. Mir ist einfach der Kragen geplatzt.
Okay, ich muss einräumen, dass sie mir daraufhin prompt die Tür gewiesen hat. Hab sie noch irgendwas von „blöder Papiertiger“ pöbeln hören und bin abgehauen. Die ganze Nacht. So! Mütchen kühlen? Ich? Soll SIE sich doch erst mal beruhigen!

Heute Morgen tat es mir wirklich leid. Ich bin der Mann im Haus, ich hätte nicht so ausflippen dürfen. Verantwortung und so. Zum Glück hat sie nur „Na, du Spinner, alles okay?“ gesagt. Dann durfte ich wieder rein.
Und jetzt liege ich auf dem Sofa und sie streichelt mein Fell und krault mich hinter den Ohren, wenn sie an mir vorbeigeht. Ich muss nur noch herausbekommen, wo hier ein Papiertiger ist, denn in diesem Haus gibt es nur einen Fellträger, und der bin ich.

 

abc.etüden 2020 04+05 | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay (hier und hier), bearbeitet von mir

 

Für die abc.etüden, Wochen 04/05.2020: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Donka mit ihrem Blog OnlyBatsCanHang und lauten: Papiertiger, belanglos, plätschern.

Ich bin sehr entzückt, dass bei der Vielfalt von Papiertigern auf DEN Trichter noch keine*r gekommen ist.

Ein schönes Wochenende wünschen wir euch! 🙂 🐱